Weggelaufen

14.02.2006 16:39
avatar  maijana ( gelöscht )
#1
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maijana ( gelöscht )

Hallo Ihr,

da hab ich aber große Töne gespuckt, von wegen, dass hier alles besser geworden ist...
Meine Tochter war aber anscheinend der Meinung, dass sie nun lange genug "Mustertochter"
(und davon war sie trotz allem noch weit entfernt) gespielt hat, und dreht seit ein
paar Tagen nun wieder richtig auf. Wenn sie denn überhaupt mal Hausaufgaben macht, dann
mehr als schlampig und falsch. Ihr Zimmer aufgeräumt hat sie quasi seit einer Woche
nicht und ihr Ton und ihre Aussagen gehen über ein weites Maß an Provokation hinaus.

Ich bin auch bisher ganz ruhig gewesen und hab sie gelobt wenn ich nur irgendwas gefunden habe, und da musste ich lange suchen!

Heute habe ich ihr dann gesagt, dass sie erst ihre Hausaufgaben erledigen und
danach ihr Zimmer aufräumen soll, und sie sich dann gerne verabreden darf. Das erzähle
ich ihr schon seit letztem Freitag, bisher schien ihr Spieldrang nicht so groß, dass
es gereicht hätte um wenigstens mal die schmutzige Wäsche aufzuheben.
Weil das Wetter so gut war, und sie mir so müde schien, hab ich ihr erlaubt, für ne halbe Stunde auf den Spielplatz zu gehen. Dort traf sie ein Kind, das sie kennt, und wollte sich verabreden, und konsequent hab ich dann gesagt, sie möchte erst ihre
Hausaufgaben erledigen und jetzt sofort reinkommen.

Zwei Stunden später kam sie dann auch. Ich hatte in der Zeit den Weg zum Spielplatz abgesucht, mehrere Mütter angerufen, die sich eh immer über meinen Anruf freuen, weil
ich ja permanent nach den Hausaufgaben fragen muss, und hatte gerade überlegt, was ich
denn nun wohl als nächstes anstelle, da kam sie seelenruhig zur Tür hineinspaziert.
Ich bin bestimmt nicht überängstlich, aber ich war doch schon sehr besorgt, sowas
bin ich von ihr nicht gewohnt. Sie erklärte mir dann, dass sie mit diesem Mädchen, das
ich übrigens nicht mal kenne, spielen wollte, und dass ich ihr eh nichts zu sagen hätte
und sie machen könnte was sie wollte.
Ich hab sie in ihr Zimmer geschickt, damit ich sie nicht erschlage, und daraufhin hat
sie dann auch noch einen schönen Wutanfall bekommen, Schreien und Um-sich-Treten inklusive.

Ich weiss bis jetzt nicht, wo sie die ganze Zeit gewesen ist und versuche nun seit einer Stunde mich zu beruhigen und rauche schon wieder Kette, aber wahrscheinlich erschlag ich sie heute doch noch und mache mir dann ein ruhiges Leben im Gefängnis,
das kann doch wohl kaum schlimmer sein?!

maijana


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14.02.2006 22:05
avatar  Lara ( gelöscht )
#2
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Lara ( gelöscht )

Hi maijana

Dann hast du zum ersten mal die bittere Medizin geschluck, die "ich weis nicht wo mein Kind ist" heißt. Ich habe das eine Zeitlang fast täglich ertragen, an manchen Tagen bin ich fast verzweifelt, weil es schon Dunkel war, und nach 7 Uhr, aber er ist immer wieder nach Hause gekommen, mit den unmöglichsten Ausreden, Freund vom Rad gefallen, kranker Hund, einsame Katze, kleiner Junge der seine Mama sucht und ähnliches.
Von der Schule nach Hause hatte er 10 Min. Gehweg, mein Trödelhannes brauchte aber meist mindestens eine halbe Stunde, und ging immer einen anderen Weg. Es war zum verzweifeln, hat sich jetzt aber gottseidank gelegt, es kommt jetzt nur noch gelegentlich vor.
Also nicht verzweifeln, am Ball bleiben und immer wieder erklären warum und weshalb es wichtig ist daß Eltern wissen wo ihre Kinder sind usw.
Im übrigen weigere ich mich im Zimmer meines Sohnes zu saugen und zu Putzen, solange er nicht aufgeräumt hat, das kann dann ab und an bis zu vier Wochen dauern, ich schaffe es aber inzwischen cool zu bleiben. Früher oder später kommt immer etwas das er unbedingt will und dann habe ich ihn. Wenn du nicht aufgeräumt hast ---- tja.
Auch habe ich mir abgewöhnt zu Waschen was nicht im Waschkorb ist. Inzwischen muß er ihn sogar selbst zur Waschmaschine bringen. Es ist ihm dann schon mal passiert daß er morgens keine frischen Socken oder saubere Hosen mehr im Schrank fand. (nicht daß keine mehr da waren, ich hab ein wenig nachgeholfen. Ein paar Sachen dann in meinem Kleiderschrank versteckt) Mag sein daß das nicht die feine Englische Art ist aber es hat geholfen. Wenn auch unter Murren, bringt er den vollen Waschkorb jetzt immer in den Keller.
Es geht, auch wenn es Nerven kostet.

liebe Grüße Andrea



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14.02.2006 23:04
#3
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Liebe Maijana,
es wird Dir sicher ein schwacher Trost sein, aber wir hatten heute auch so einen Tag, an dem man kurzzeitig wirklich überlegt: "erschlage ich jetzt das Kind? oder geb ich mir selber die Kugel? oder beides?"
Und was hab ich getan? Das gleiche wie Du: mich furchtbar aufgeregt, mir irgendwie durch Erschöpfung zwangsweise wieder abgeregt und Kette geraucht! ich muss mich ZWINGEN, diesen Tag einfach irgendwie zu vergessen und morgen einfach von vorne anzufangen! Bringt eh nichts,wenn wir es ihnen nachtragen, weil sie es ja morgen eh schon wieder vergessen haben....
Ich wünsch Dir alles Liebe und über Nacht "ganz-schnell-nachwachsende-Nerven"
käferle


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15.02.2006 15:43
avatar  maijana ( gelöscht )
#4
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maijana ( gelöscht )

Hallo Andrea,

das passiert dir öfter? Das ist ja gruselig!
Normalerweise kann ich mich ja auch drauf verlassen, das sie heimkommt (irgendwann),
aber da weiss ich dann auch in etwa wo sie ist. Eigentlich find ich sie auch ausgesprochen selbständig, sie trödelt zwar auch unheimlich, aber sie achtet auf den Verkehr und geht nicht über bestimmte Straßen, die eben zu gefährlich sind.
Nur gestern war das wirklich totale Missachtung unserer Regeln, ich war ärgerlich
und besorgt im gleichen Maß. Das mit den Ausreden wegen zu spät heimkommen kenne ich
auch, da frag ich mich allerdings manchmal ob das wirklich welche sind. Sie ist ja
immer so besorgt um das Wohlergehen anderer, und wenn ein Kind traurig ist, wenn es
alleine heimgehen muss, dann geht sie eben mit, egal ob sie dann ne halbe Stunde zu
spät kommt. Oder eben wenn eine Katze einsam ist...

Beim Aufräumen des Zimmers hat sie bisher die längere Puste. Sie will selten etwas
unbedingt und so bleibt das Zimmer im Ausnahmezustand, bis ich das dann irgendwann
nicht mehr aushalten kann. Eigentlich wollte ich sie ja zwingen sich nicht mehr
zu verabreden, bis das erledigt ist, aber wie das gestern ausgegangen ist,
weisst du ja.

Kicher, du versteckst die Klamotten von deinem Sohn? Das find ich zwar ausgesprochen
garstig, aber die Idee ist echt Klasse. Meine Tochter ist natürlich total eitel,
das werd ich mal ausprobieren. Manchmal hilft es mir ja schon das Kind subtil zu
ärgern, dann fühl ich mich gleich wieder besser.

Ganz liebe Grüße maijana


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15.02.2006 15:53
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#5
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maijana ( gelöscht )

Hallo Käferle,

Nerven wieder nachgewachsen, vielen Dank! Der gestrige Tag ist abgehakt, dank eurer
Hilfe. Früher hab ich garantiert ne Woche gebraucht, bis ich wieder einigermaßen
runtergekommen bin, aber mir hilft das so, das ich weiss, das es auch bei anderen
Sch.. ich meine bescheiden läuft.

Ich setz mich jetzt aufs Sofa und lese ein Buch am hellichten Nachmittag, das
hab ich ewig nicht gemacht, und das ist auch viel spannender als Mathe-Hausaufgaben!

Ganz liebe Grüße maijana


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15.02.2006 18:29
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#6
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Lara ( gelöscht )

Hi Maijana

Not macht halt einfach erfinderisch, ich versuche halt ab und zu auch andere Wege zu gehen auch wenn die in den Augen anderer sehr seltsam erscheinen. Oft genug überwiegen auch bei mir immer noch die Wutausbrüche, aber ich glaube ich bin auf dem besten Weg. Das mit dem Zimmer klappt immerhin schon recht gut. Wenn du es schaffst dass auch in deinem Kinderzimmer der Staub Fingerdick (grins) liegt hast du es geschafft. Ein weiter Weg bei dem man vor Scham in den Boden versinken möcht wenn Besuch kommt, aber Abhilfe hat bei mir ein Schild an der Tür gebracht das mich immer wieder daran erinnerte dass ich mir geschworen habe nur noch sauber zu machen wenn die Bedingungen eingehalten werden. Na ja ich war anfangs ja schon zufrieden wenn ich ohne Machete mir einen Weg durch diesen Urwald, das sich Kinderzimmer nennt, hindurch kam. Immer in kleinen Schritten bis wir den jetzigen Stand erreicht haben.
Meine kurze Verschnaufpause ist vorbei, meine kleinen Lieblinge kommen gerade unter Geschrei und Getrampel die Treppe herauf, vielleicht treffen wir uns ja heute Abend im Chat.

Gruß Andrea


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09.03.2007 18:41
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#7
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( Gast )

Hallo ich weiss es ist kein trost aber...mein Sohn ist 9 auch mehrmal verschwunden ...über Stunden und im letzten Jahr zur krönung mit seiner Schwester Nachts um 1 abgehauen sie ist 7 und kam am anderen Nachmittag um 17 nach Hause ohne ein schlechtes gewissen....klasse was ???spätestens seit dem habe ich graue haare:-)


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10.03.2007 09:26
#8
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oh ja.....solche tage kenne ich auch noch.gott sei dank macht mein herr sohn heute keine abwege mehr.
als das zum ersten mal passierte und er nicht nach der schule heim kam.hab ich den kerl den ganzen nachmittag gesucht sogar die nachbarn sind losgelaufen.der bengel war wie vom erdboden verschluckt und ich mit den nerven fertig.abends um 17.00 uhr kam dann mein sohnemann seelenruhig und strahlend um die kurve und berichtete fröhlich:ich war bei tobias da haben wir nintendo gespielt,aber mama erst nach den hausaufgaben.
wir haben dann abgemacht das er bitte IMMER erst den ranzen heim bringen soll.hat dann auch ganz gut geklappt.
in klasse 3 fing er dann an vorzeitig den untericht zu beenden,nach der schule zu klönen etc.er bekam dann eine "galgenfrist"...20 min nach schulschluss musste er da sein sonst hol ich ihn.

naja und diese tage wo sie einen versuchen zu reizen bis aufs blut kenne ich auch.
erst vor 4 tagen hatten wir so einen tag wo mein sohn alle regeln und grenzen missachtete und gegen abend als er immernoch keinen erfolg hatte (rege mich eben selten auf)ging er dazu über mich anzumotzen....irgendwann hab ich dann nur zu ihm gesagt:klar maus,ich hab dich auch ganz dolle lieb!
da ist er dann freiwillig ins bett mit dem kommentar:das is mir doch zu blöd,da kann ich ja gleich ins bett gehen!...bums türe zu und weg war er im bett.
am nächsten morgen war er recht kleinlaut und entschuldigte sich dann.


der sinn des lebens? atmen das man nicht erstickt..*g*

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10.03.2007 11:49
#9
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Hallo Maijana,

irgendwie habe ich den Threat damals überlesen, deshalb verspätet:

Meine Elfjährige mutiert seit ca. einem Jahr von einem braven, etwas schusseligen ADS-Träumcherchen zur absoluten Katastrophentochter. Launenhaft, frech, zickig, unzuverlässig (war sie früher nie), renitent, ungepflegt..... Ihr Zimmer ist ein Graus, ab und an putze ich durch, weil ich kein Ungeziefer im Haus haben möchte, Hausaufgaben - was ist das denn, das machen nur Streber, Dreckklamotten sammeln sich in ihrem Zimmer (den Teppichboden hätten wir uns eigentlich sparen können), aber selbst wenn ich nichts mehr von ihr wasche, ist ihr das egal, sie geht auch mit stinkenden Dreckklamotten in die Schule, Hauptsache, sie sehen cool (= nicht ganz nach Mutterns Geschmack *örgs*) aus.

Ausbrecherkönige sind aber Mitteltochter und Junior .

Mitteltochter ist schon im Kindergartenalter bei Ausrastern gerne mal abgehauen. Meistens war sie da verheult, gerne im Schlafanzug (abends waren die Ausraster schlimmer), sie ist klein, zierlich und blaß -> was sind das nur für Eltern ? Da sitzt ein mitleidserregendes Bündel Kind am Wegrand und wurde offensichtlich ausgesetzt..... Früher ging sie wenigstens nicht allzu weit weg vom Haus, aber mit zunehmendem Alter, vor allem nach unserem Umzug, versteckte sie sich. Wir wohnen hier an einem Fluss..... frag nicht, was ich schon an Nerven gebraucht habe, und was es dann noch kostete, ruhig zu bleiben, wenn sie Tage später erzählte, WO sie überall war (kleines Mädchen alleine auf einsamen Wiesen, am Flußufer.....).

Junior ist Ausbrecherkönig, an dem Tag, an dem er feststellte, dass man mit Hilfe eines Stuhles die Wohnungstürklinke erreichen kann, fehlte er zum ersten Mal - eine Nachbarin hat ihn aufgegriffen und heimgebracht, bevor wir sein Fehlen bemerkt hatten (er kam nämlich zum Glück nicht weit, nur über die Straße - mit eineinhalb Jahren). Seitdem haut er immer wieder ab, teilweise wegen Ausrastern, teilweise aus Überzeugung - warum nur stellen sich die Eltern so an ? Er geht auch gerne mit anderen Kindern mit, deren Namen er nicht kennt, und die nicht wirklich guter Umgang sind - viel älter und "auffällig".

Inzwischen ist es - dank Therapie - besser. Die beiden Kleinen haben (jeweils einzeln natürlich) in der Therapie gelernt, dass sie bei dem Abhau-Impuls nur innerhalb bestimmter Bereiche abhauen dürfen. Anfangs hieß es, das Grundstück darf nicht verlassen werden, aber Keller oder Garten ist okay. Jetzt darf Mitteltochter immerhin noch gewisse Orte aufsuchen - so wissen wir, wo sie sein könnte.

Streng verboten sind gefährliche Orte wie einsame Wiesen und das Flußufer.

Vielleicht sind solche Abmachungen auch bei Deiner Tochter möglich ?

Es ist noch nicht perfekt, aber deutlich besser. Noch immer hasse ich es, wenn ich weiß, sie fehlen. Ganz schlimm ist es zur Zeit bei meiner Großen (sie macht keine Therapie), die kommt gerade gerne mit der Nummer, ganz abzuhauen. Ich sage ihr zwar immer, auch im ruhigen Gespräch, dass ich sie NICHT suchen werde, sondern die Polizei alarmieren werde, und dass sie in dem Zustand, in dem sie ist, erst einmal dem Jgendamt (unserem Freund *g*) vorgeführt werden wird, aber das interessiert sie nicht. Überall ist sei besser als in dieser schrecklichen Familie.... Leider fürchte ich wirklich, dass sie irgendwann aufgegriffen wird, und da wir aktenkundig sind, können wir uns dann warm anziehen....

Maijana, das hilft Dir sicher nur wenig. Ruhe bewahren ist schwer, aber Du bist nicht alleine mit dem Problem. Denk an die Schutzengel !

Liebe Grüße,
Mandelkern


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11.03.2007 16:14
avatar  maijana ( gelöscht )
#10
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maijana ( gelöscht )

Hallo ihr,

lieben Dank für die Tips: meine Tochter ist inzwischen volljährig und nach Berlin gezogen...

Nein, dank modernster Technik weiss ich nun immer wo sie ist. Ich hab ihr einfach zum Geburtstag ein Handy geschenkt (missbilligende Blicke aller Mütter, und das liebt sie aus irgendwelchen Gründen heiss und innig und hats auch immer dabei.
So kann ich sie jederzeit heimpfeifen. Naja, theoretisch jedenfalls...

Lieben Gruß maijana




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