Vorstellung
Hallo,
mein Sohn wird demnächst 18 Jahre und seit Anfang des Jahres hat er wieder massive Probleme...
Mein Sohn wurde, nachdem er stationär auf eine Schulphobie behandelt wurde (2003) und er ca. nach einem Jahr darauf einen Suizidversuch unternahm, u.a. auf ADHS getestet (einfache Aufmerksamkeitsstörung im Sinne ICD-10:F 90.00; IQ-Wert 107). Er bekam Medikinet 10mg, 2x tägl. zur Einnahme. Daraufhin besserten sich die "Probleme", so dass keine weiteren Therapien oder Beratungen mehr stattfanden.
Letztes Jahr machte er seinen Hauptschulabschluss und begann mit der Werkrealschule, die dieses Jahr endet. Seit Ende letzten Jahres war er häufiger krank (Erkältungen, Bänderriss), so dass er einige Fehlzeiten in der Schule hatte. Vor kurzem teilte er mir mit, dass er die Schule nicht zu Ende macht und auch keinerlei Zukunftsperspektiven mehr hat (verzweifelt an der Welt und den Menschen). Ferner erfuhr ich, dass er die Dosierung von Medikinet, Mitte letzten Jahres auf 4xtägl. erhöht hatte und es dann Ende des Jahres ganz abgesetzt hat (da es anscheinend keine Wirkung mehr hatte).
Da er nun gar nicht mehr zur Schule geht und auch keine Zukunftsperspektiven mehr hat, suchten wir (auf meine Veranlassung) den früheren Kinder und Jugendpsychiater auf. Er meinte wir hätten zwei Möglichkeiten: Entweder er kommt freiwillig stationär oder ich werfe ihn hinaus. Mein Sohn verweigert jedoch jegliche Hilfe (bringt ja sowieso nichts) und stimmt somit auch freiwillig einer stationären Behandlung nicht zu. Die Alternative die der Arzt mir/uns bot, kommt für mich in dieser Situation absolut nicht in Frage!
Nun waren wir nochmals bei einem anderen Psychiater, der ihm Strattera verschrieben hat. Mit den Tabletten hat er letzte Woche angefangen. Ich bin etwas verunsichert, da in den Nebenwirkungen "Suizidgedanken" angegeben sind. Der Arzt wusste aber über den Suizidversuch damals Bescheid.
Ich mache mir große Sorgen um ihn. Die letzten Jahre schienen gut zu laufen. Er hat einen netten, großen Freundeskreis, in der Schule lief es gut und er hatte Zukunftspläne. Was mich am meisten verunsichert ist, dass ich gar nicht bemerkt habe wie unglücklich er ist !
Habt ihr mir einen Rat? Jedenfalls hat es mir schon mal sehr gutgetan dies zu schreiben! Vielen Dank für euer "Ohr"!
#2
Hallo Bidi,
herzlich willkommen hier im Forum.
Hat dein Sohn während der letzten Jahre eine ambulante Verhaltenstherapie gemacht, oder wurde er ausschließlich 2003 für einige Zeit (ein paar Wochen vermutlich ?) wegen der Schulphobie behandelt ? Es liest sich für mich wie letzteres. Und da frage ich mich, ob er überhaupt den Umgang mit seinem ADHS gelernt hat, bzw. einigermaßen lernen konnte ?
Dass er momentan die Schule verweigert, kann ich nachvollziehen. Meine Große hatte im letzten Jahr aufgrund einiger Infekte hohe Fehlzeiten, und es ist ihr nur sehr schwer gelungen, wieder einigermaßen Fuß zu fassen, sie stand kurz vor der Schulverweigerung. Klar, denn die Lücken werden ja immer größer, und es fehlt der "Lebensrhythmus".
Du schreibst:
"Was mich am meisten verunsichert ist, dass ich gar nicht bemerkt habe wie unglücklich er ist !"
Das kenne ich leider sehr gut , aber wir Eltern sind auch nur Menschen. In diesem Alter verbringen die Jugendlichen ja einige Zeit täglich außer Haus, da können sie leider solche Probleme mit sich selbst oft ganz gut verheimlichen. Mach dir da nicht so viele Vorwürfe !
Bei Strattera kann ich dir nur empfehlen, im Forum zu suchen, da gibt es einiges dazu, wir haben keine Erfahrung damit, aber gerade bei Menschen, die in einer traurigen Phase sind, scheint das nicht immer so ganz das richtige Medikament zu sein.
Wie steht eigentlich dein Sohn zu seinem ADHS ? Könntest du ihn vielleicht dazu bewegen, in einen Gesprächskreis für junge Erwachsene zu gehen (siehe Startseite, ich glaube, da stehen auch Jugendlichenkreise ?) ? Meine Große hat sich damals vollkommen gesperrt, aber wir konnten sie mehr oder weniger dazu nötigen - und schon nach der ersten Stunde unter "Gleichgestrickten" war sie total erleichtert, nicht alleine so "komisch" zu sein.
Gibt es die Möglichkeit, dass dein Sohn eine Verhaltenstherapie bei einem Psychologen, der/die sich mit ADHS auskennt, macht ? Auch hier bitte nicht irgend jemanden aus dem Telefonbuch heraussuchen, sondern lieber kurz beim nächsten GK nachfragen, ein Anruf hilft oft schon sehr.
Du schreibst, dass dein Sohn Zukunftspläne hat. Das ist ja schon gut, daran kann man anknüpfen. Hat er Hobbies, Interessen, Wünsche ? Könntet ihr ihn irgendwie motivieren, mit einer Belohnung winken, wenn er die Schule beendet ? Denn, wenn man es genau nimmt, sind es nur noch ein paar Wochen, die Ferien zählen nicht . Das schafft er sicher, immer von Montag bis Freitag, dann bis zu den Pfingstferien, und dann Endspurt ?
Das sind so meine Einfälle dazu, andere haben sich auch gute Ideen.
Alles Gute und viele Grüße
Mandelkern
Hallo Mandelkern,
vielen Dank für Deine Zeilen! Ja es stimmt, so wie Du vermutest wurde er nur kurz psychologisch betreut! Nach der Einnahme von Medikinet ging es schlagartig bergauf und der Arzt sah keinen Handlungsbedarf mehr. Ich muss dazu sagen, dass ich auch sehr erleichtert war und etwas blauäugig (Verdrängung)! Aber ich hoffe jetzt, dass es noch nicht zu spät ist!!!! Werde mich mal wegen den GK kundig machen!
Vielen Dank!
Hallo Bidi,
erst einmal auch von mir herzlich willkommen in unserem Forum.
Leider ist es oft so, dass es bei ADSlern zur Verweigerung der Medis kommt und ihnen alles zu viel ist. Falls er aber nicht bereit ist, für sich selbst zu kämpfen, wird es auch wenig Zweck haben, ihn dazu zu überreden. Er ist volljährig und hat das Recht seine eigenen Entscheidungen zu treffen.
Ich kann mir aber vorstellen, dass es einem als Mutter das Herz zerreißt.
Die Idee eines Gesprächskeises finde ich auch sehr gut. Dort sieht er, dass nicht nur Kinder unter ADS leiden sondern auch viele Erwachsene.
Alles Gute und viel Kraft.
Sabrina
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