Therapieresistent ?

12.07.2010 23:48
#1
avatar

Hallo miteinander,

diese Woche habe ich das Abschlussgespräch mit unserer Therapeutin. Rund fünf Jahre lang hat Junior eine Verhaltenstherapie gemacht, wir haben unendlich viele Punktepläne durchgezogen, soooo viel Geld ausgegeben, Zeit aufgewendet, aber leider kann ich bei diesem Kind nicht sagen, dass das alles erfolgreich war.

Nein, eigentlich sind die wichtigstens Punkte noch immer nicht besser - Junior schläft nicht, ist bei gemeinsamen Mahlzeiten eine Katastrophe, macht morgens beim Ausftehen Terror, und so weiter.

Versteht mich bitte nicht falsch, ich halte eine Verhaltenstherapie für absolut sinnvoll, aber bei Junior haben wir fast nichts erreicht. Vielleicht war es Schadensbegrenzung, vielleicht wäre alles noch viel schlimmer, wenn wir das nicht durchgezogen hätten, aber trotzdem.... Es bleibt das Gefühl, dass bei Junior einfach NIX hilft .

Gibt es das, therapieresistente Kinder ? Solche Dickköpfe halt, die einfach grundsätzlich nicht mal ansatzweise einsehen, dass sich etwas ändern muss ? Kennt ihr das ?

Fragt eine soooo müde
Mandelkern


 Antworten

 Beitrag melden
13.07.2010 09:14 (zuletzt bearbeitet: 13.07.2010 09:15)
avatar  Zottel
#2
avatar

Hallo Mandel,

ich habe bei meinem Sohn die Erfahrung gemacht, dass - minimale - Verhaltensänderungen erst dann eintreten, wenn das gesamte Umfeld (beide Elternteile) zu 99,999% am selben Strang ziehen. Leider.

Vorher geht buchstäblich nix. Punktepläne hin oder her. Sohni braucht zum Einschlafen, beim Essen und beim Aufstehen jeden Tag identisch gleichbleibende Rituale. Keine Ausnahmen, nicht mal die klitzekleinste.

Wenn einer von uns Eltern nicht bombenfest hinter "der Ansage" des Ehepartners steht wirds haarig.

Seeehr anstrengend, weil man selbst ja eigentlich gar nicht so sein will. Ich komme mir oft vor wie der Drill-Seargant, echt. Sohni meinte kürzlich zu mir: "ja Mama, ich weiß - Du meinst tatsächlich genau das was Du sagst..."

Kann es sein, dass Dein Umfeld nicht mit Dir "mitzieht"? Bei uns war es so, dass Schul-Dinge wie Hausaufgaben erledigen oder lernen auf die nächste KA viel besser geklappt haben weil da ausschl. ich dafür zuständig war (mein Mann ist ja tagsüber nicht zu Hause). Die alltäglichen Dinge wie eben waschen, aufstehen, essen usw. ist nach wie vor eine "Dauerbaustelle", weil da eben beide Elternteile und evtl. noch Geschwister "mitmischen".

Weißt Du was ich meine? Mein Mann kommt z.B. nur sehr schlecht mit Sohnis starrem Tagesablauf zurecht. Er hat sehr lange dazu gebraucht zu verstehen, dass er Sohni mit gut gemeinten Ausnahmen eben keinen Gefallen tut. Im Gegenteil, dann gehts meistens erst recht "schief"...

Viele Dinge haben bei Sohni dann tatsächlich erst geklappt, als mein Mann tatsächlich auch selbst von meiner "Ansage" überzeugt war.

Wir sind zwar noch keine 5 Jahre in Therapie aber ich frage mich auch oft, wann es denn endlich besser wird...

Liebe Grüße

Zottel


 Antworten

 Beitrag melden
13.07.2010 10:40
#3
avatar

und ob ich das kenne...

...seit 8 jahren machen wir therapie....KEINER hat es bisher geschafft.
im gegenteil,derzeit geht er rückwärts...aber scheinbar gibt man zu beginn der pubertät wirklich sein hirn ab.
sohni wird im dez. 14 jahre und man kann echt meinen er ist erst 7.
aber irgendwann ist es soweit,dann macht es "klick".
aus uns querdenkern ist ja auch was geworden..also wieso nicht auch bei unseren kindern.



ich hab nichts schlimmes,ich hab.....ey,guck mal ein eichhörnchen!


 Antworten

 Beitrag melden
13.07.2010 23:27
avatar  ferrano
#4
avatar

Liebe Mandelkern,

leider gibt es ja keinen Vergleich, wie es wäre, wenn ihr das alles nicht gemacht hättet ....
Ich befürchte ihr werdet damit leben müssen oder nach anderen Möglichkeiten suchen, die eure Familie entlasten könnten - ja , toll die kosten dann viel Geld ...
ich mache oft die Erfahrung, dass sich die kinder bei "anderen" mehr zusammenreißen, als daheim.
Klar brauchen sie auch den "Schonraum", aber oftmals ist das Programm "ich mach es wie es mir passt" so stark verinnerlicht, dass es zu Hause kaum ein entrinnen aus den typischen Mustern gibt ...

Es ist so kräftezehrend, vielleicht könnt ihr über eine Erziehungsbeistandsschaft vom JA jenanden bekommen, der mit Sohn mal was macht ... - oder habt ihr das alles schon durch bzw. schlechte Erfahrungen?

In manchen Landkreisen klappt sowas ganz gut in unserem nicht.

Bei Menschen die von Behinderungen betroffen sind, gibt es auch das "persönliche Budget", weiß allerdings nicht, ob es sich auf nachschulische Lebenssituation bezieht.

Es muss doch eine Möglichkeit geben, wo ihr euch mal voneinander erholen könnt?
Die Kinder finden das auch oft hilfreich ...

Trotz allem einen schönen Sommer für dich!

Uli


 Antworten

 Beitrag melden
09.08.2010 02:18
#5
avatar

Hallo,

danke für eure Antworten.

Ich wollte euch noch eine Rückmeldung geben.

Bei dem Abschlussgespräch habe ich offen gesagt, dass wir Eltern nicht so ganz glücklich sind von den wirklich winzigen Schritten, die wir bei Junior erreicht haben. Unsere Psycho meinte, sie sehe das auch. Junior gehört wohl zu den ziemlich hartnäckigen Fällen und wird bis zum (syndromtypisch verspäteten ) Erwachsenwerden eine engmaschige Betreuung und Coaching brauchen.

Es gibt wohl tatsächlich solche Menschen.

Und niemand weiß, wie schlimm es ohne Therapie geworden wäre. So gesehen war's halt vor allem Schadensbegrenzung.

LG an alle,
Mandelkern


 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!