Umgang mit Trauer

13.08.2006 12:08
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#1
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Hallo Ihr Lieben,
in der Nacht von Freitag auf Samstag ist das Kaninchen von D.(11J. ADHS) gestorben. Seitdem ist er krank.
Obwohl er sich nicht viel um seinen Lines gekümmert hat. Er liegt auf dem Sofa und bricht alles aus was er
isst und trinkt. Heute morgen hat er mal einen Toast beibehalten. Da er eigentlich regelmäßig wenigstens eine
Kleinigkeit essen muß um nicht zu unterzuckern war es gestern eine kleine Katastrophe. Den ganzen Tag das
gejammere. Er tut mir zwar leid, aber wenn ich ihn bemitleide wird es noch schlimmer, außerdem kommen immer
Erinnerungen an die letzten Krankheitsanfälle auf, so das meine Nerven dann leider auch nicht so mitspielen.

Aber was mir am meisten Angst macht ist wie stark er auf den Tot von seinem Hasen reagiert. Meine Eltern rücken
auf die 80 Jahre zu, an denen hängt er wirklich sehr stark. Was macht er wenn denen was passiert oder jemand
anderes aus unserer Bekanntschaft. Habt ihr so etwas auch schon durch? Mache mir echt Gedanken wie ich ihn
auf den Tot von Menschen vorbereiten kann oder meint ihr das muß nicht sein. Bin zu Zeit stark verunsichert.

Liebe Grüße
cn


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13.08.2006 16:19
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#2
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Hallo cn,

der Tod eines lieben Haustieres ist für Kinder immer schrecklich, auch wenn man sich nicht so sehr drum gekümmert hat, oder gerade weil man verpasstes ja jetzt nicht mehr nachholen kann.
Unsere ADSler kommen jetzt schnell in den Hyperfocus, sie denken an nix anders mehr und steigern sich in die Trauer hinein. Trösten hilft da nicht so viel, eher ablenken, andere Aufgaben, Ortswechsel, Ausflug...
irgendwann vielleicht ein neues Tier (was dann wahrscheinlich aber auch mama versorgen muss).
Wenn die große Trauer vorbei ist, würde ich mal vorsichtig das Thema Tod ansprechen, es gibt da auch Bücher.
Ich glaube die Intensität der ersten Trauer (Weinen, Leiden etc) wird bei Oma/Opa nicht zwangsläufig heftiger sein als beim Hasen, da würde ich mir an deiner Stelle erst mal nicht so viele Sorgen machen.
Ich würde aber auch dafür sorgen, dass erstmal nicht jeder aus Familien-oder Freundeskreis noch sein Beileid ausspricht, wenn sich die Schleusen denn geschlossen haben.
Wünsch dir viel Kraft und gute Nerven

Bettina


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13.08.2006 19:23
#3
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Hallo liebe cn,
ja, dieses Thema kennen wir auch!!!

Vor 4 (!!!) Jahren ist das Meerschweinchen von unserem N. (jetzt fast 10) gestorben! Von heute auf morgen und ohne Vorwarnung! Und - was soll ich sagen - man darf ihn HEUTE noch nicht auf seinen Pebbels ansprechen, denn sonst kullern manchmal immer noch die Tränen... Die ersten Tage waren die absolute HÖLLE für ihn und die ganze Familie! Er hat er nur geweint, nichts gegessen, kaum geschlafen, saß den halben Tag im Garten vor Pebbels Grab und hat mit ihm geredet.... Zum Glück sind wir ca 2 Wochen danach in Urlaub gefahren und er hatte etwas Ablenkung. Es hat wirklich Wochen gedauert, bis er einigermassen damit umgehen konnte.

Ein Jahr später ist meine Oma mit nur 72 Jahren gestorben. N. hatte ein super Verhältnis zu seiner "Ullu" (=Uroma). Sie hatte Krebs und es war absehbar, dass es nicht mehr lange dauert. Wir haben ihm behutsam erklärt, dass der Körper von der Ullu nun erschöpft ist und nicht mehr lange hier bleiben kann. Als es dann soweit war, hat mein Mann ihn von der Schule abgeholt und zu ihm gesagt, dass "heute Nacht die Engel da waren". Dann hat N. sofort gefragt: "Haben sie meine Ullu mitgenommen?" mein Mann antwortete nur :"Ja" komischerweise hat N. nicht geweint, nur nachdenklich geschaut und war sehr leise... etwa 2 Stunden später ist er in seinem Zimmer komplett ausgerastet. hat geschrien, randaliert und sich die Augen ausgeweint. Aber (wie er sagte) nicht wegen Ullu, sondern aus irgendeinem völlig nichtigen Vorwand! (das war natürlich nur eine Schutzfunktion für ihn...)

Wir haben dann lange hin und her überlegt, wie wir es mit der Beerdigung handhaben sollen. N. wollte UNBEDINGT dabei sein und hat es sich auch nicht nehmen lassen, mit damals 7 Jahren mit an den offenen Sarg zu gehen. Für IHN war es das allerbeste, was wir tun konnten!!! Trotz aller Bedenken hat er das absolut gut verkraftet und konnte so irgendwie "abschliessen". Er hat ihr noch eine lila Blume in die Hand gelegt, denn "lila war doch ihre Liebligsfarbe!!" Und -so verrückt es sich anhört- er behauptet, sie habe mit ihm geredet !! Er meinte, es ginge ihr jetzt gut, das hätte sie ihm geflüstert! Und dann hat er mich gefragt: "weisst Du Mama, warum nur ich sie hören konnte?" ich sagte nein. "..na, weil sie MICH am liebsten hatte!!!" er ging lächelnd, fast strahlend aus dem Raum mit dem offenen Sarg und wir standen daneben und haben uns die Tränen verdrückt.

Ich kann Dir nur raten, ganz viel Geduld mit Deinem Sohn zu haben! Menschen und vor allem Kinder mit ADHS leben ihre Gefühle VIEL intensiver. Und vor allem, wenn etwas unvorhergesehenes passiert. Wir sassen dann manchmal zusammen an Pebbels Grab und haben zusammen geweint! N. wegen Pebbels und ich wegen N, weil mir das so sehr weh getan hat, mein Kind so sehr leiden zu sehen. Aber so hat er sich ernst genommen gefühlt und es hat ihm sichtlich gut getan....

Die Zeit heilt auch Wunden bei ADHS Kindern! Nur sehr, sehr, sehr viel langsamer! Und ganz vergessen werden sie ihre "Lines" und "Pebbels" NIE, denn solche Erlebnisse brennen sich in ihr Elefantengedächtnis ein! Wir durften bis heute kein neues Meerschweinchen kaufen... und mir wird schon langsam mulmig, weil wir auch noch 2 Hasen haben, die auch nicht mehr die Jüngsten sind....

Ich wünsch Dir ganz viel Geduld und das nötige Fingerspitzengefühl für die Gefühle Deines Jungen! Und ganz starke Nerven, falls das so lange dauern sollte, wie bei uns...

Ganz viele liebe Grüße, käferle


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23.08.2006 14:52
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#4
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( Gast )

Hallo Bettina und Käferle,
kann mich leider jetzt erst melden, der Computer war abgestürzt und wir mussten uns erst Hilfe holen. Hat etwas
gedauert. Vielen Dank für die lieben Antworten. Das beruhigt mich doch etwas. D. hat sich auch wieder einge-
kriegt und wir haben ein neues Meerschweinchen gekauft, damit Luna nicht so alleine ist.

Viele Grüße
cn


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24.08.2006 21:32
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#5
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Lara ( gelöscht )

Hi cn,

Ich bin auch etwas später dran mit meiner Antwort und ich hab auch lange überlegt ob ich es überhaupt machen soll.

Jeder verarbeitet seine Trauer anders. Mein Sohn ist inzwischen 10 Jahre alt und hat vor zwei Jahren seinen leiblichen Vater verloren. Bis heute hat dieses sonst so sensible Kind nicht eine Träne um seinen Vater geweint.

Sicher hab ich auch mit unserem behandelnden Psychologen gesprochen, der dazu nur meinte daß er eine Weile brauchen würde. Es könnte sein daß er irgentwann mit einem Schreikrampf zusammenbricht weil er dann erst richtig realiesiert hat daß sein Vater nicht mehr lebt.

Die Anfangszeit war schwer für mich denn er ging damit so unbefangen um. Seine Anworten wirkten teilweise ernüchternd kalt. Gell Mama Papa kommt jetzt nicht mehr wieder, oder als wir Topfblumen kaufen waren sagte er vor einem Kaktus stehend, Mama kann ich den haben den will ich Papa aufs Grab stellen.

Daraus siehst du daß jeder seinen eigenen Weg in der Trauerbewältigung geht, dein D. hat es direkt realiesiert und verarbeitet und bei meinem S. weiß nur er allein wann er das ganze richtig verarbeitet haben wird.

Wie ich gelesen habe hat sich dein Junge auch schon wieder erholt. Und von Tag zu Tag wird es auch noch besser werden.

Viele liebe Grüße
Lara


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