Diagnose ADHS: brauche mal ein bisschen Unterstützung!
Hallo,
ich bin neu hier, deswegen kurz eine Vorstellung meinerseits. Ich bin [Name], 39 Jahre alt, geschieden und Mutter von 3 Kindern. Zwei Jungs 7 und 9 Jahre alt und eine Tochter 5 Jahre.
Mein Sohn hat jetzt (endlich) die Diagnose ADHS. Bis es dazu kam hatten wir schon einiges durch. Vor allem ich als Mutter wurde schon seit Kindergartenzeiten immer wieder kritisiert. ich sei nicht in der Lage mein Kind zu erziehen..., ich sei zu streng..., ich sei zu lasch... usw. Im Kindergarten war mir das doch noch relativ egal. Mein Sohn brauchte eben mehr Bewegung als andere, er war nun mal wilder und hat vielleicht hier und da mal was kaputt gemacht (das geschah nie in böswilliger Absicht!). Er ist aber auch ein fittes Kerlchen. Er konnte vor der Schule schon lesen und Schreiben und ein bisschen Rechnen. Er freute sich unglaublich auf die Schule. Nach 3 Wochen(!!!) gab es das erste Krisengespräch. Er verweigerte Arbeitsaufträge, störe den Unterricht durch seine Bewegung. Außerdem sei er unglaublich frech. Ich wusste ja schon, dass er einen sehr hohen Bewegungsdrang hat. Ich habe ihn dann zusätzlich zum Fußball noch zum Schwimmen geschickt, außerdem hat er begonnen Schlagzeug zu spielen. Aber auch das hat nicht geholfen. Es folgten weitere Gespräche. Immer wieder hieß es von der Lehrerin, dass Sohn mit dem Schulstoff nicht zu Recht käme, er solle die Schule wechseln. Auf einer Schule mit Förderschwerpunkt Lernen wäre er bestimmt besser aufgehoben. Das war der Hammer! Ich habe darauf hin mit der Schulleitung ein Gespräch gehabt. Sohn sollte erstmal die Klasse wechseln weil er nicht mit der Lehrerin harmonierte. Das ging dann ganz schnell. Er kam in der neuen Klasse nicht sonderlich gut an. Es hat sich auch in der Parallelklasse rumgesprochen, dass Sohn "anders" ist. Der Klassenlehrer jedoch war super! Er hat versucht ihm weiter zu helfen, aber auch dieser bat mich nach kurzer Zeit zum Gespräch. "Ich weiß, dass Sohn ein sehr intelligenter Junge ist, aber er braucht Hilfe. Es wäre fatal, wenn sie ihm diese Hilfe nicht ermöglichen, noch kann er den Stoff aufholen und sein Potenzial mit der entsprechenden Unterstützung nutzen." sagte er. Er riet zum ADHS-Test. Den haben wir jetzt hinter uns. Und haben eine handfeste Diagnose! Ich weiß grade nur leider gar nicht weiter. Sohn soll jetzt Methylphendidat bekommen und daneben Therapien. Ich komme mit der gesamten Situation nicht zu recht. Mein Ex-Mann meint: "bloss keine Tabletten, damit DU deine Ruhe hast!" Meine Mutter vertritt die Meinung, dass es ADHS gar nicht gibt, ich müsse einfach strenger sein...
Ich hätte gerne jemanden, der mich versteht. Mit dem ich mich austauschen kann ohne auf irgendwelche Vorurteile zu stoßen oder irgendwelche Tipps zu bekommen, die sich die Leute aus unseriösen Zeitungsartikel bilden...
LG einelenabitt
Hallo einelenabitt!
Willkommen hier bei uns im Forum!
Um es vorweg zu sagen: Ich denke Du bist hier genau richtig! Fast jeder hier ist mit den gleichen Problemen in diesem Forum gelandet und mir selber hat es über die ganzen Jahre sehr geholfen, der Austausch, das Auskotzen oder whatever...
Zunächst rate ich Dir aber keine Namen, weder von Dir noch von Deinen Kindern, keine Ortsangaben oder ähnliches anzugeben. Du bist in einem öffentlichen Bereich, will heissen, hier kann jeder mitlesen...und es sind vielleicht nicht alles Leute die es gut meinen!!
Zunächst einmal: sei froh darüber das Ihr eine Diagnose habt und diesen ganzen Berg schon bewältigt habt! Jetzt heisst es damit umgehen zu lernen...Das ist besonders für uns Eltern und Familien oft schwer und die Gesellschafft schafft es oft leider nicht wirklich.
Auch nach langen, langen Jahren gibt es noch seeeeeeeehr viele (Schwiegermutter?!) die die These vetreten dass es dieses moderne ADHS-Gedönse eigentlich ja nicht gibt und diese Mütter einfach nur zu dämlich sind, ihre Kinder zu erziehen!!! Traurig aber wahr!!
Ich selber, das gebe ich offen zu, habe das früher auch nicht geglaubt. Da war mein Sohn ein pflegeleichtes Baby und ich dachte beim Discounter:
Sowas, dass der Bengel die Regale ausräumt, ts,ts,ts... Bis ich merkte, auch mein Sohn ist irgendwie "anders"!!
Also: Schwiegermuttergerede (und Nachbarin, Bäckereifachfrau und und und) ausblenden aber versuchen dass Du Deinen Mann mit ins Boot holst!
Männer haben es ein wenig einfacher, sie haben mehr Abstand. Aber es ist gut, wenn sie Bescheid wissen, denn auch Du brauchst eine Schulter!!
Medikamente: NIEMAND, dem ich hier im Forum, in meinem Umfeld, in Elterntrainings oder sonstwo begegnet bin gibt seinen Kindern Tabletten, damit er seine Ruhe hat!! Und niemand entscheidet das leichtfertig!! Das solltest Du Deinem Mann sehr schnell klar machen!
Natürlich gibt es immer und immer wieder diese Diskussionen über das böse Ritalin, allein hier im Forum wirst Du megaviel über das Thema und auch den Frust der Eltern lesen, die sich immer wieder diesen Vorwürfen ausgesetzt fühlen, ihr Kind ruhigzustellen.
Hier gibt es einige Cracks, die sich sicher noch melden werden und besser als ich erklären können wie das mit dem Medikament eigentlich ist. Nur eines ist es nicht: ein Betäubungsmittel!
Ich rate Dir: Hör auf Dein Bauch, manchmal ist es diese Möglichkeit, die besteht, mit den Medis die Spitze vom Eisberg zu kappen. Druck aus der Situation herauszunehmen, Euch Luft zu geben zum Überlegen wie Ihr weiterverfahren könnt!
Ich selber hatte große Bedenken aber es war die richtige Entscheidung, vor allem für meinen Sohn, denn der wäre sonst vor die Hunde gegangen.
Und das geht ganz vielen Kindern so!
Habt Ihr mal über ein Elterntraining nachgedacht? Unbedingt machen!! Idealerweise mit Deinem Mann, denn für die ist es oft leichter sich von Außenstehenden coachen zu lassen als von der eigenen Frau!!
Vielleicht gibt es in Eurer Nähe eine Erziehungsberatungsstelle? Frag mal nach, viele bieten ADHS Seminare an. Oder einzelne Gespräche wo auch Du Deine Sorgen und Ängste lassen kannst! Idealerweise gibt es in Deiner Nähe eine Selbsthilfegruppe?! Unbedingt hingehen, mir hätte es sehr geholfen nur gibt es hier keine! Aber dafür habe ich inzwischen dieses Forum!!
Ergotherapie ist gut aber gib` Obacht: Diese greifen nicht nach dem ersten Mal. Das muss man selber und auch Lehrer/ Umfeld wissen, da braucht man Ausdauer...Aber schau`was man Dir anbieten kann und nehme es!!
Und zum Schluss mein pathetisches: Glaubt bitte an Euren Sohn!! Immer wieder! Wenn er haut, Scheisse baut und total ausflippt und alles durcheinander bringt! Hört damit nicht auf!
Es werden sich bestimmt einige auf Deinen Eintrag noch melden und mit wertvollen Tipps aufwarten! Ich hoffe ich konnte Dir trotzdem schon ein wenig weiterhelfen?!
die smilla
Hallo einelenabitt!
Herzlich willkommen im Forum des ADHS Deutschland e.V.!
Hast Du die Forumregeln schon entdeckt (oben in der Menüleiste ganz rechts)?
Zitat von smilla
Zunächst rate ich Dir aber keine Namen, weder von Dir noch von Deinen Kindern, keine Ortsangaben oder ähnliches anzugeben. Du bist in einem öffentlichen Bereich, will heissen, hier kann jeder mitlesen...und es sind vielleicht nicht alles Leute die es gut meinen!!
Aus diesem Grund habe ich mir erlaubt, deinen Beitrag zu anonymisieren. Bitte achte darauf, keine Angaben zu machen, die Rückschlüsse auf Dich (bzw. deine Kinder) als Person zulassen würden.
Wenn Du Fragen / Zweifel zum Thema Medikamente hast, lies bitte erst mal diesen Beitrag, das dürfte schon viele Fragen klären:
Grundsätzliches zu MPH-Medikamenten
Und auch die "Geschichte einer Mami" könnte vielleicht hilfreich sein, zu verstehen, warum Medikamente für unsere Kinder (und die ganze Familie) so wichtig sind.
DIe Geschichte einer Mami
Ansonsten steht ihr doch garnicht so schlecht da: ihr habt eine Diagnose, einen Lehrer, der scheinbar kooperativ ist und sich um Sohn bemüht und einen Arzt, der bereit wäre, euch Medikamente zu verschreiben. Außerdem liegen die Sommerferien vor euch. Der ideale Zeitpunkt, um mit Medis zu beginnen. Ihr könnt Sohn tagsüber beobachten und seht, wie die Medis wirken. Und habt Zeit, langsam, quasi unter "Sichtkontrolle", hochzudosieren. Das neue Schuljahr könnt ihr dann unter neuen Vorzeichen beginnen.
In welcher Klasse ist Sohni denn jetzt? Wird er nächstes Schuljahr noch den gleichen Lehrer haben?
Wenn Du ansonsten noch Fragen hast, nur her damit. Hier sind viele, die sicher schon ganz ähnliches erlebt haben wie ihr und denen gegenüber Du Dich nicht erklären oder rechtfertigen musst. Je konkreter Du Deine Fragen formulierst, um so konkretere Antworten wirst Du bekommen.
Viele Grüße
lupa
Liebe einelenabitt,
von mir nur eine ganz kurze Antwort:
Ja, es gibt ADHS und man kann es NICHT weg erziehen.
Nein, du gibst die Medikamente nicht, um DEINE Ruhe zu haben, sondern damit dein Sohn in die Lage versetzt wird, die Regelschule zu besuchen ohne dass sich psychische Spätfolgen einstellen. Misserfolgserlebnisse und Ablehnung prägen viele ADHSler seit ihrer frühen Kindheit und sorgen für entsprechende Erkrankungen im Erwachsenenalter. Das kann man durch eine Behandlung vermeiden.
Aber mit ADHS ist das leider wie mit Fußball:
Jeder, der mal gegen einen Ball getreten hat, weiß es besser als er Trainer.
Und jeder, der mal mit einem Kind gesprochen hat, weiß es besser als die Eltern.
Hallo einelenabitt,
vor allem Susanne hat es auf den Punkt gebracht!
Als ich mit 45 erfuhr, warum mein Leben so "Anders" lief, war das meiner Kinder leider auch schon voller Probleme und all dem, was oben beschrieben steht!
Als ich dann noch von meiner Mutter erfuhr, dass man mir schon in der 3. Klasse Ritalin verschrieben hatte - aber nicht gab, weil der Apotheker damals vor Zwergenwuchs warnte...
Meine Ex ist total gegen Ritalin, alle drei Jungs sind stark betroffen - und der Jüngste wäre mit 8 schon so viel entspannter als er es gerade ist. Er lebt bei der Mutter, die sein "Fehlverhalten" bestraft und an ihm keinerlei ADHS-Symptome erkennen kann...
Viel Kraft und Mut wünsche ich Dir, bei Deiner Einschätzung zu bleiben. Und meine Erfahrung: sprich nicht von ADHS - sprich von den einzelnen Symptomen. Schon das kann viel Stress aus Gesprächen mit dem Ex oder Verwandten nehmen...
Hallo einelenabitt,
da ADHS größten Teils vererbt wird, gibt es wohl sehr viele Betroffene. Leider gibt es aber auch eine große Dunkelziffer. Viele erwachsene ADHS-ler wissen es noch nicht, oder sie haben es erst nach 47 Jahren erfahren.
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Hallo supagrobi2.0,
herzlich willkommen im Forum des ADHS Deutschland e.V.!
Dieses ist der Thread von einelenabitt, auf den Du geantwortet hast. Hier geht es um ihre Situation und ihre Fragestellungen.
Im gesamten folgenden Teil Deines Beitrags stellst Du aber dich und deine Situation vor. Natürlich freut es uns, dass Du hierher gefunden hast und uns von eurer Situation berichtest. Nur sollte dies in einem eigenen Thread geschehen. Deshalb habe ich Deinen Beitrag unter dem Titel "Neuvorstellung supagrobi2.0" in einen neuen Thread kopiert. Der gesamte Inhalt ist unverändert. In unserem Forum ist Platz für jeden Einzelnen.
Gruß
lupa
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Ja, ich kann Dich voll und ganz verstehen, einelenabitt.
Liebe ADHS-Grüße!
Supagrobi2.0
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