Eltern und ihre Kinder (ADHS oder ADS)
Hallo
Wie kommt ihr damit klar das eure Kinder ADHS oder ADS haben.
Wie geht ihr damit um.
Verschiedenen Themen möchte ich ansprechen:
1. Werdet ihr von den anderen Eltern des Kindergartens akzeptiert oder werdet ihr ausgegrenzt und ausgestoßen und wie "Dreck" von den anderen "Supermamas" (negativ gemeint) behandelt ?
Wie geht ihr damit um, wenn niemand mit euch etwas zu tun haben will ? Ich komme damit garnicht klar, das die anderen uns behandeln als ob wir die allergrößten Assis wären.
Das tut sooooooooooo verdammt weh das mein Sohn ausgegrenzt wird. Ich bin so sauer auf die anderen Mütter.
2. Wenn Dich dein Kind beleidigt und Schimpfwörter an den Kopf wirft. Oft sagt: Du Arschmama oder andere Ausdrücke.
Wie geht ihr damit um ? Wie reagiert ihr ? Ich sage es ihm gefühlte 100 mal am Tag das er dass nicht sagen soll.
3. Er ist gerade in seiner "Ich bin Chef - Phase". Er komandiert mich herum. Bringe mir was zu trinken, Mama. Sofort. (Solche Sätze muss ich mir anhören).
Dann sage ich. Du weist wo das "trinken" steht. Dann tobt und schreit er. Ich muss es 5 - 6 - 7 mal sagen. "Du weist wo das trinken steht". Dann wieder diese Beschimpfungen. Du Blödmama ruft er mir hinterher.
Ganz toll. Oft lass ich ihn dann stehen, verlasse den Raum und lasse ihn herumschreien wenn beim 7 mal sagen er sich immer noch nicht beruhigt hat.
Wie geht ihr mit solch ähnlichen Situationen um ?
4. Wenn er keine Händewaschen will oder keine Hausschuhe anziehen möchte, muss ich mein Verhalten ändern. Gutes Zureden "Es wäre schön wenn Du deine Hausschuhe anziehen würdest". Bewirken leider Garnichts. traurig.
Ich muss ihn 4 - 5 mal ermahnen die Hausschuhe anzuziehen. Mich kostet das alles zu viel Kraft. Am besten ich sage es höchstens 2 mal und danach kann er in sein Zimmer gehen, bis er die Hausschuhe an gezogen hat.
Wenn ihr mit "reden" nicht mehr weiterkommt. Was macht ihr dann bei euren Kindern ?
zu 2-4) mein persönlicher Erste-Hilfe-Koffer (zu dem was als Erste-Hilfe-Koffer schon im Forum steht)
-mich im Arbeitszimmer einschließen und 10 Minuten sinnlos im Netz surfen. Während Kinder dann an die Tür hämmern
-aus dem Haus gehen, schnell genug, dass die Kinder keine Chance haben hinterherzulaufen, eine Runde um den Block laufen oder mit der Nachbarin quatschen
-als sie kleiner waren auch im Zimmer bleiben, vor die Tür innen gesetzt und einfach gewartet, dass der Spuk vorüber war
-jetzt mit 12 Jahren klappt es zu sagen, dass ich für 10 Minuten nicht ansprechbar bin und setze mich aufs Sofa und mache nichts.
-Prioritäten setzen. Was ist so schlimm mit dreckigen Händen zu essen oder barfuß zu laufen? Die Kindern dürfen mit dreckigen Händen den Käse/Wurst halt nicht anfassen. Wenn die Schwester dann sagt, dass sie die dreckigen Hände vom Bruder eklig findet wirkt das sowieso viel mehr.
Dann reicht die Kraft abends noch für die Gute-Nacht-Geschichte und die vielleicht sogar mit sauberen Händen :)
Bei all den Wutausbrüchen ist bei uns noch nie etwas wirklich zu Bruch gegangen, obwohl verbal angekündigt, der Fernseher schon mehrmals und auch unser Haus schon abgerissen werden sollte.
Schicke dir eine Portion Kraft rüber, bei mir lief es heute gut und ich habe noch etwas über.
Claudia
Zitat
Das tut sooooooooooo verdammt weh das mein Sohn ausgegrenzt wird. Ich bin so sauer auf die anderen Mütter.
Ja, kenne ich und bestimmt noch ein paar Leute mehr hier.
Es gab Zeiten, da hatten ADHS-Kind und ich nur Freunde, die wir schon lange haben, mit denen wir schon vorher durch dick und dünn gegangen sind. Neue Freunde finden, bis heute in der weiterführenden Schule schwer.
Viel Kraft weiterhin
Elli
Hallo Brigitte,
ich habe es am ANfang auch als schlimm empfunden wenn man mich immer wieder auf die Unzulänglichkeiten meines SOhnes angesprochen hat und ich dann von anderen Müttern mitleidige Blicke geerntet habe. Diese verbalen Entgleisungen hatte meiner nicht, aber dafür im Gegensatz zu meinem älteren SOhn überall Defizite und ich hab ständig in der Kita gehört was er alles NICHT kann. Da fühlt man sich ausgegrenzt und ich kann mir vorstellen, dass das schwierig ist.
Aber es wird besser wenn die Kinder älter werden.
Ich habe nach einer Weile den Weg gewählt offensiv mit dem Thema umzugehen und bin damit gut gefahren. Ich habe mit anderen Müttern über die Probleme meines Sohnes gesprochen und bin in den meisten Fällen auf Verständnis gestoßen. Auch heute wo mein Sohn 13 ist gehe ich sehr offen mit den Problemen um und bekomme teilweise auch gute Tipps von anderen Menschen. Als Lehrerin tausche ich mich sogar mit den Müttern einiger meiner Schüler aus, die auch ADHS haben und habe auch schon wertvolle Tipps bekommen oder weitergegeben. Aber da muss jeder seinen Weg finden.
Das mit der Auszeit für dich ist ein guter Rat, den ich dir auch geben kann. Man muss auch versuchen die Last zu verteilen, indem es vielleicht 1x pro Woche einen "Omatag" gibt oder durch einen Sportverein o.ä. mal ein bisschen Freiraum entsteht um Kraft zu tanken. Ich reibe mich auch nicht mehr an jeder Kleinigkeit auf und bin dann lieber in den größeren Dingen konsequent. Klar sollte das Kind die Hausschuhe allein anziehen, aber bevor ich mich nervlich daran komplett aufreibe, würde ich ihn einfach lassen bei diesen kleineren Dingen.
Schone deine Kräfte, du braucht sie noch und es gibt nichts Schlimmeres als eine gereizte Mutter, die mit ihren Kräften am Ende ist. Ich hatte auch diese Phasen und es waren immer die Phasen, in denen die Kinder mir das spiegelten und besonders anstrengend waren.
LG und gute Nerven,
Dreifachmum.
Hallo Brigitte,
zu 1)
Ja, dieses ausgegrenzt werden von "Supermamas" kenne ich auch und - ich denke - die allermeisten hier im Forum. Was man dagegen tun kann? Nichts ... außer ... darüber hinweg gehen und Dich davon nicht klein kriegen lassen. Ich weiß, das hört sich an, als sei es einfach so dahin gesagt. Aber ich meine es genau so! Und ich weiß, wie schwer das ist! Lass Dich mit deinem Kind blicken, überall dort, wo die Supermamas auch sind. In der Kindergruppe, beim Sport, auf dem Spielplatz, im Elternbeirat usw. Zieht euch nicht zurück. So kommen sie nicht um Euch herum und wo Ihr seid, wird schon nicht hinter eurem Rücken getuschelt.
Auch wir gehören in unserem Ort nicht wirklich "dazu". Aber über die Jahre habe ich doch 3 - 4 Freundinnen gefunden, die mich und die Kinder so nehmen, wie wir sind. Und sich nicht daran erfreuen, über uns, sondern mit uns zu reden.
Außerdem sage ich immer: die Abrechnung wird zum Schluß gemacht ... bei unseren Kids geht es halt schon früh los, mit Sorgen und Ärger. Aber auch die "Superkinder" schreiben irgendwann mal schlechte Noten, wiederholen mal eine Klasse (davon kenne ich mittlerweile schon 4!), kommen in die Pubertät, haben keinen Bock auf Eltern und Schule usw. Was meinst Du, mit welcher Genugtuung Du das dann beobachten kannst!
zu 2)
Nicht reden, handeln. Sag ihm einmal ganz in Ruhe (nicht in einer Steßsituation, sondern wenn er gerade gut drauf ist), dass Du diesen Ausdruck in Zukunft nicht mehr akzeptieren wirst und er dann jedes Mal das Zimmer verlassen wird (bei mir waren es 5 Min sitzen im Treppenhaus). Du musst das Wort ganz genau benennen, damit er weiß, woran er ist. Und beschränk Dich erst mal nur auf das eine "böse Wort". Wenn er es dann sagt, schick ihn sofort raus. Lass Dich auf keine Diskussion ein. Stell Dir den Küchenwecker ... er darf wissen, dass er nicht auf unbestimmte Zeit raus muss, sondern nur für wenige festgelegte Minuten. Diese aber ohne wenn und aber. Er darf auch ruhig hören, wenn der Wecker klingelt. Aber er kommt nicht von selber wieder rein. Du holst ihn, wenn der Wecker klingelt. Am Anfang wird es ein Machtkampf sein. Er wird sich aufführen wie wild ... solange er tobt, zählt die Zeit nicht. Erst wenn er es akzeptiert, "draußen" zu sein und sitzen bleibt, beginnt die Zeit zu laufen. Hat er die 5 Min geschafft, holst Du ihn rein, reichst ihm ein Taschentuch (wenn nötig), nimmst ihn in den Arm und gehst zur Tagesordnung über. Kein Nachbesprechen!
Am Anfang ist das sehr, sehr anstrengend ... für euch beide! Aber irgendwann wird er dran denken, wenn Du konsequent bleibst.
zu 3)
Genau so! Wenn er versucht, Dich zu kommandieren, verlasse den Raum schon nach dem ersten "Du weißt, wo das Trinken steht". Er wird es sich holen, wenn er Durst hat.
zu 4)
Stimme Claudia zu: Prioritäten setzen.
Ohne Hausschuhe? Er bekommt die kalten Füße ...
Oder nimm sie ihm vor seinen Augen ab und sag ihm, wenn er sie sowieso nie anziehen mag, dann braucht er ja keine. Dann schenkst Du sie einem anderen Kind. Paradoxe Interventionen wirken manchmal Wunder.
Wünsche Dir viel Kraft und Durchhaltevermögen!
Liebe Grüße
lupa
Liebe Brigitte,
die erste Lektion, die ich mit meinen ADHS-Kindern gelernt hatte, war: "Nicht nach anderen Familien schielen!"
Das macht unglücklich, weil bei denen alles locker und leicht geht, und unsere Kinder nur schwer und mit vielen Wiederholungen dazulernen.
Die zweite Lektion, die ich von meiner Tochter (ältestes Kind) gelernt habe, hieß: "Du kannst mich zu nichts zwingen!".
Damit hatte sie leider völlig recht. Aber ich hatte schnell die Antwort herausgefunden: "Du mich aber auch nicht!"
Bei Punkt 2 hat uns folgendes geholfen:
Unsere beiden Jüngsten hatten auch mal so eine Phase. Zunächst war ich sehr verunsichert, wie ich damit umgehen sollte, aber dann habe ich stets etwas falsches verstanden. Bei Arschmama frage ich zurück: "Was soll ich in der Waschkammer?" Dann kam ein kindliches: "Nein, Du ARSCHMAMA" und von mir: "ja, das habe ich schon gehört, was ist denn mit der Waschkammer?" Es folgte ein: "Mama, hör mal genau zu. Du bist eine Arschmama." und von mir: "Ja, irgendwas ist mit der Waschkammer." Danach kam dann ein mittlerer kindlicher Wutanfall und ich musste mir Mühe geben, ernst zu bleiben.
Bei Punkt 3 würde ich genau einmal antworten, danach gar nicht mehr reagieren. Das ist sehr schwer, weil der Blutdruck hochgeht und man am liebsten rumbrüllen würde. Aber ein paar Minuten Zusammenreißen ist gut investierte Nervenkraft. Irgendwann merken die Kinder, dass sie so keinen Erfolg (mehr) haben.
Bei Punkt 4 würde ich auch genau eine Ansage machen. Und Hausregeln einführen, die für alle gelten. Beispiel: nur mit gewaschenen Händen darf man sich an den Tisch setzen. Nur mit Hausschuhen an den Füßen darf man das Wohnzimmer betreten.
Ich möchte dir ein Buch empfehlen: R. Dreikurs / V. Soltz - Kinder fordern uns heraus.
Da steht zwar nichts von ADHS drin, aber es funktioniert trotzdem.
Von Marge_S:
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Bei Punkt 2 hat uns folgendes geholfen:
Unsere beiden Jüngsten hatten auch mal so eine Phase. Zunächst war ich sehr verunsichert, wie ich damit umgehen sollte, aber dann habe ich stets etwas falsches verstanden. Bei Arschmama frage ich zurück: "Was soll ich in der Waschkammer?" Dann kam ein kindliches: "Nein, Du ARSCHMAMA" und von mir: "ja, das habe ich schon gehört, was ist denn mit der Waschkammer?" Es folgte ein: "Mama, hör mal genau zu. Du bist eine Arschmama." und von mir: "Ja, irgendwas ist mit der Waschkammer." Danach kam dann ein mittlerer kindlicher Wutanfall und ich musste mir Mühe geben, ernst zu bleiben.
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Liebe Marge_S, das ist ja soooooooooo köstlich!!!!!
LG, die smilla
Zitat
Bei Punkt 2 hat uns folgendes geholfen:
Unsere beiden Jüngsten hatten auch mal so eine Phase. Zunächst war ich sehr verunsichert, wie ich damit umgehen sollte, aber dann habe ich stets etwas falsches verstanden. Bei Arschmama frage ich zurück: "Was soll ich in der Waschkammer?" Dann kam ein kindliches: "Nein, Du ARSCHMAMA" und von mir: "ja, das habe ich schon gehört, was ist denn mit der Waschkammer?" Es folgte ein: "Mama, hör mal genau zu. Du bist eine Arschmama." und von mir: "Ja, irgendwas ist mit der Waschkammer." Danach kam dann ein mittlerer kindlicher Wutanfall und ich musste mir Mühe geben, ernst zu bleiben.
Einfach genial, Marge
Ich habe damals einfach eine Schimpfwortkasse aufgestellt. Ich glaube da war Sohni in der Vorschule. Alle Familienmitglieder mussten bei einem Verstoß blechen. Da Sohni damals noch ziemlich knausrig war, hatte sich das Problem recht schnell erledigt.
Grüße Zottel
Zitat
3. Er ist gerade in seiner "Ich bin Chef - Phase". Er komandiert mich herum. Bringe mir was zu trinken, Mama. Sofort. (Solche Sätze muss ich mir anhören).
Dann sage ich. Du weist wo das "trinken" steht. Dann tobt und schreit er. Ich muss es 5 - 6 - 7 mal sagen. "Du weist wo das trinken steht". Dann wieder diese Beschimpfungen. Du Blödmama ruft er mir hinterher.
Ganz toll. Oft lass ich ihn dann stehen, verlasse den Raum und lasse ihn herumschreien wenn beim 7 mal sagen er sich immer noch nicht beruhigt hat.
Wie geht ihr mit solch ähnlichen Situationen um ?
Wenn ich von Sohni zu Grundschultagen beschimpft wurde habe ich zuerst eine deutliche Ansage gemacht. Dabei habe ich unmissverständlich erwähnt, dass er aus meiner Küche (oder dem Zimmer xyz) "fliegt", wenn er damit nicht aufhört.
Hat das nicht gefruchtet, folgte die 1-2-3-Regel. Bei 3 habe ich Sohni vor die Zimmertüre gestellt (mit dem Hinweis, dass er erst wieder kommen soll, wenn er sich "normal" benimmt)... und selber auf Durchzug geschaltet - komplett -.
Hin und wieder kam es vor, dass ich gerade am Kochen war, wenn Sohni einen "blöde-Arschmama-Anfall" hatte. Da blöde Arschmamas ja bekanntlich zu blöde sind zum kochen, habe ich diese Tätigkeit dann auch spontan eingestellt (und genauso kommentiert). Keine Angst unser Kühlschrank ist immer gut gefüllt. Für Sohni war das dann tatsächlich ein Schuss vor den Bug - ein warmes Mittagessen ist ihm schon immer heilig....
Grüße
Zottel
Hallo
Danke für schreiben und für die vielen Ratschläge.
Werde versuchen das beste daraus zu machen und das ich vor allem ruhig bleibe.
Vielleicht weniger Worte machen. 1 - 2 mal sagen und fertig. Wenn´s nicht klappt einfach Junior an der Garderrobe stehen lassen und in die Küche gehen.
Dann muss ich das Gebrülle halt aushalten und mir sehr sehr gute Nerven aneignen
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