Autismus wird gerne, vor allem von Nicht-Autisten, in “leicht” und “schwer” eingeteilt. Ich wehre mich stets gegen diese Einteilung von außen. Warum? Ich teile Autismus höchstens ein in “nach außen auffälliger” oder “nach außen unauffälliger”. Schon allein, wenn ein Mensch nach außen sehr unauffällig ist, macht es das mitunter nicht leichter sondern schwerer.
Eine Situation: Stell dir vor, du triffst zwei Autisten. Der eine ist sehr auffällig, der andere sehr unauffällig. Beide können etwas nicht, zum Beispiel eine Diskothek besuchen, weil sie dort einen Overload auf Grund der Lichtreize bekämen. Dem ohnehin auffälligeren würdest du vielleicht sagen: “Ok, ja, ich verstehe, dann bleib doch daheim.” Und dem unauffälligeren? Wenn du nichts von seinem Autismus weißt oder nicht viel über Autismus weißt? Vielleicht dies: “Stell dich nicht so an, komm schon, geh doch mit, enttäusch mich nicht!”
Der auffälligere wird verstanden oder es wird zumindest akzeptiert, dass er auf Grund seiner Behinderung einige Dinge nicht kann oder anders macht. Der unauffälligere muss jetzt nicht nur damit leben, dass seine Behinderung ihn an der Teilhabe hindert, sondern auch noch damit, Menschen enttäuscht zu haben, und damit, Vorwürfe zu bekommen. Wessen Autismus ist jetzt leichter oder schwerer?