Sohn 18 schafft Ausbildung nicht

07.04.2016 08:35
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female ( gelöscht )

Hallo, ich möchte mich erst mal vorstellen.
Ich bin Mutter eines mittlerweile 18jährigen Sohnes.
Bei Ihm wurde im Alter von 6 Jahren ADS festgestellt.
Diverse psychologische Untersuchungen/Tests erfolgten. U.a. 2x ein IQ-Test, mit dem Ergebnis im unteren Durchschnitt.
Er ging dann auf eine Förderschule, die er verließ, um in die 4.Klasse Hauptschule zu wechseln.
Er erhielt viele Förderungen und besuchte einen Heilpädagogischen Hort und hatte Ergotherapie.
Den Hauptschulabschluß hat er nicht bestanden, bekam aber trotz sehr schlechter Noten einen Ausbildungsplatz zum Fensterbauer.
In der Schule wurde er gemobbt, unter anderem auch weil er Dunkelhäutig ist. Es wurde ihm immer gesagt er sei zu Dumm.
Das gleiche ist jetzt im Betrieb der Fall. Geh zurück in Dein Land, oder wieder mal, "Du bist zu Dumm". Es gibt aber auch nette Kollegen sagte er.
Er will weitermachen und will nicht dass ich mich einmische.Er ist jetzt im dritten Lehrjahr. Gestern eröffnete er mir, dass er die Ausbildung nicht schaffen wird, da er trotz Nachhilfe und Erklärung seiner Klassenkameraden, das Technische zeichnen nicht in seinen Kopf bekommt. Außerdem sei er der schlechteste in seiner Klasse. Was kann man noch tun, oder ist schon alles verloren. Natürlich ist er auch in Mathe schwach. Medikamente nimmt er keine, aber homöopathische Mittel. Die anfangs angeblich Wirkung zeigten. Sagt er. Kann das nur an ADS liegen? Ich weiß nicht mehr weiter. Er sagt das er keine Ausbildung schaffen wird, die räumliches Denken oder Mathe voraussetzt.


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07.04.2016 12:51
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#2
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Hallo female,

herzlich Willkommen hier im Forum!

Ich möchte zunächst einmal ganz bewußt die positiven Stellen Deines Beitrags herauspicken:

Zitat
Bei Ihm wurde im Alter von 6 Jahren ADS festgestellt.
Er ging dann auf eine Förderschule, die er verließ, um in die 4.Klasse Hauptschule zu wechseln.
Er erhielt viele Förderungen
Den Hauptschulabschluß hat er nicht bestanden, bekam aber trotz sehr schlechter Noten einen Ausbildungsplatz zum Fensterbauer.
Es gibt aber auch nette Kollegen sagte er.
Er will weitermachen und will nicht dass ich mich einmische.
Er ist jetzt im dritten Lehrjahr.
... und Erklärung seiner Klassenkameraden


- Ihr hattet die Diagnose schon, als er 6 war ... ihr wißt also schon lange Bescheid. ADHS als Diagnose und Störungsbild ist nicht neu.
- Nach 4 Jahren Förderschule gelingt der Wechsel auf die Hauptschule ... das ist nicht selbstverständlich.
- Ihr habt verschiedene Maßnahmen ergriffen, um ihn zu fördern und zu unterstützen.
- Trotz fehlenden Hauptschulabschlusses hat er einen Ausbildungsplatz bekommen ... sei stolz darauf, das spricht doch absolut für ihn!
- Obwohl er gemobbt und beleidigt wird, findet er nicht alles Sch..., sondern kann nette Kollegen noch wahrnehmen.
- Er gibt nicht auf, und will es sogar alleine schaffen.
- Er hat es, trotz seiner Probleme, schon bis ins dritte Lehrjahr geschafft ... auch das ist nicht selbstverständlich: viele geben (sich) vorher auf, halten einfach den Anforderungen nicht stand oder "werden gegangen".
- Er bekommt Unterstützung von seinen Klassenkameraden, ist ihnen also nicht egal.

Trotz aller Probleme und der momentan schwierigen Situation: ich finde, das ist schon eine ganz Menge, worauf Du und Dein Sohn stolz sein kannst.
Es gibt positives Potential!

Zitat
Gestern eröffnete er mir, dass er die Ausbildung nicht schaffen wird, da er trotz Nachhilfe und Erklärung seiner Klassenkameraden, das Technische zeichnen nicht in seinen Kopf bekommt. Außerdem sei er der schlechteste in seiner Klasse. [...]
Er sagt das er keine Ausbildung schaffen wird, die räumliches Denken oder Mathe voraussetzt.
Was kann man noch tun, oder ist schon alles verloren.


Wenn die Probleme v.a. im Bereich Mathe, techn. Zeichnen und überhaupt im schulisch - theoretischen Bereich liegen:
Für Jugendlich mit schwächerer Begabung und sonderpädagogischem Förderbedarf gibt es grundsätzlich die Möglichkeit einer Ausbildung zum "Fachwerker" in den verschiedenen Berufsgruppen. D.h. der Schwerpunkt der Ausbildung liegt hier mehr auf der praktischen Tätigkeit des jeweiligen Berufsbildes, die Kids lernen, was sie TUN müssen. Die Theorie ist dagegen abgespeckt, sie lernen nicht bei allem warum etwas genau SO und nicht anders gemacht wird (mal sehr vereinfacht ausgedrückt).
Ist Dir die Möglichkeit einer Fachwerkerausbildung bekannt? Ich bin nun nicht gerade ein Fachmann in diesem Bereich, weiß nur, dass es soetwas gibt. Ob diese Art der Ausbildung für Deinen Sohn mit seinem Förderbedarf, jetzt noch - zu diesem Zeitpunkt der Ausbildung, in seinem jetzigen Betrieb und in seinem Berufsfeld und an seiner Berufsschule in Frage kommt, das kann ich Dir nicht sagen. Eure zuständige Arbeitsagentur kann Euch da aber sicher Auskunft geben. Vielleicht könnte man Deinem Sohn ja damit weiterhelfen.

Für einen ersten Einblick habe ich im Netz diese, wie ich finde ganz informative Broschüre gefunden. Schau doch mal rein:
https://www.arbeitsagentur.de/web/wcm/id...stbai733099.pdf


Die Frage, die mir aber beim Lesen Deines Postings natürlich noch unter den Fingern brennt, ist die Frage nach der Medikation:

Zitat
Medikamente nimmt er keine, aber homöopathische Mittel. Die anfangs angeblich Wirkung zeigten. Sagt er. Kann das nur an ADS liegen? Ich weiß nicht mehr weiter.


Ihr habt die Diagnose schon so lange, ihr habt viel unternommen, um Deinem Sohn zu helfen, Dein Sohn hat sich oft durchgebissen und starke Willenskraft gezeigt. Jetzt ist er quasi auf der Zielgeraden ... warum wagt ihr nicht einen Versuch mit Medikamenten, bevor ihr alles auf´s Spiel setzt, was er sich bisher hart erarbeitet hat und Du darüber verzweifelst!?
Hattet ihr in all den Jahren mal MPH - Medikamente ausprobiert? Wie steht Euer behandelnder Arzt zu dem Thema? WARUM nimmt Dein Sohn keine Medikamente?
Ich bin überzeugt, dass sich zumindest ein Versuch lohnen würde ...

Gebt jetzt nicht auf! Ihr habt es so weit geschafft ... für das letzte Stück Weg gibt es auch eine Lösung, bestimmt!!!

Informiert Euch über die Fachwerkerausbildung und sprecht miteinander und mit Eurem Arzt über das Thema Medikamente.

Liebe Grüße und alles Gute
lupa

Earth is flat, pigs can fly and ADHD doesn't exist..

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07.04.2016 15:34
avatar  lupa
#3
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Was mir noch in den Sinn kam:

Wenn Dein Sohn jetzt im dritten Lehrjahr ist, wann wäre denn dann seine Abschlußprüfung? Drängt euch die Zeit?

Ich habe im Netz mal ein bisschen zum Schlagwort "Ausbildungszeitverlängerung" gestöbert und dabei das hier gefunden:

Zitat von aus einer Broschüre der IHK
Besteht der / die Auszubildende die Abschlussprüfung nicht, verlängert sich das Berufsausbildungs-
verhältnis auf sein / ihr Verlangen bis zur nächstmöglichen Wiederholungsprüfung, höchstens jedoch
um ein Jahr. Dazu bedarf es keiner besonderen Begründung.



und

Zitat
Berufsbildungsgesetz (BBiG)
§ 8 Abkürzung und Verlängerung der Ausbildungszeit

(1) Auf gemeinsamen Antrag der Auszubildenden und Ausbildenden hat die zuständige Stelle die Ausbildungszeit zu kürzen, wenn zu erwarten ist, dass das Ausbildungsziel in der gekürzten Zeit erreicht wird. Bei berechtigtem Interesse kann sich der Antrag auch auf die Verkürzung der täglichen oder wöchentlichen Ausbildungszeit richten (Teilzeitberufsausbildung).
(2) In Ausnahmefällen kann die zuständige Stelle auf Antrag Auszubildender die Ausbildungszeit verlängern, wenn die Verlängerung erforderlich ist, um das Ausbildungsziel zu erreichen. Vor der Entscheidung nach Satz 1 sind die Ausbildenden zu hören.



Vielleicht lohnt es sich ja, auch mal in diese Richtung weiter zu denken bzw. sich zu informieren. Ein Jahr mehr Zeit = ein Jahr mehr, um theoretische Grundlagen zu verstehen und zu verinnerlichen ....

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