Neuroleptika

02.12.2007 18:31
#1
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Hallo zusammen,

nachdem ich hier jetzt doch immer öfter vom Einsatz der Neuroleptika las, dachte ich, ich stelle euch mal einige Dinge zu diesen Medikamenten ein.
Am häufigsten eingesetzt werden Tiapridex und Risperdal.

Neuroleptika sind Medikamente deren Wirkweise bis heute noch nicht wirklich klar ist.
Man geht davon aus, das die Botenstoffverarbeitung vom Dopamin beeinflusst wird.

Neurolpetika sind Medikamente die "eigentlich" bei psychotischen Patienten eingesetzt werden.
Menschen mit Halluzinationen,Manien (massiven diffusen Ängsten) mit Wahnvorstellungen oder bei Schizophrenie ect.
Aber auch bei sehr starken Erregungszuständen und/oder bei Wahnvorstellungen.

Neuroleptika haben eine schlafanstoßende und beruhigende sowie angstlösende Wirkung, ABER Neuroleptika dämpft die Wahrnehmung.

Neuroleptika sollen/müssen AUCH wegen der heftigen Nebenwirkungen IMMER sehr langsam und in der geringen Mengen eingeschlichen und ebenso wieder ausgeschlichen werden ( AUCH .. sie wirken sehr stark auf den Hirnstoffwechsel ein).
Niemals sollte man schnell hochdosieren ( das braucht Abstände von mindestens 3-5 Tagen wenn nicht gar Wochen, und ebenso wieder herunter dosiert werden. Keinesfalls darf/soll ein Neuroleptika von jetzt auch gleich abgesetzt werden.
In regelmäßigen Abständen (mindestens halbjährlich) sollten Blutbild und EKG kontrolliert werden.

Nebenwirkungen...
Brustdrüsensschwellung, kein Sättigungsgefühl mehr ( MASSIVE Gewichtszunahme, teils bis zu 5kg pro Woche), Antriebslosigkeit,Interesselosigkeit, Müdigkeit, Depressionen, Suizidgedanken, einengung des Gefühlserlebens und des Denkens, verschlechterung der Reaktionsfähigkeit.

Oft kommt es im Verlauf der Behandlung aber teilweise auch kurz nach Beginn der Behandlung mit Neuroleptika zu sogenannten Dyskinesien. Treten diese erst spät auf (also nach mehreren Monaten/Jahren)nennt man sie Spätdyskinesien (z.B. in unwillkürlichen Bewegungen von Mund, Zunge oder Extremitäten äußern ), die selten reversibel sind... also gern bleiben.
Gegen diese Nebenwirkung/Erscheinung gibt es dann wieder zusätzlich Medikamente, die eingesetzt werden um diese "Krämpfe" wieder zu lösen.

Zu beobachten sind diese Dyskinesien / Spätdyskinesien überwiegend im Gesichtsbereich.
Blickkrämpfe (blinzeln nicht mehr möglich ect.)Zungenkrämpfe...
Ebenfalls im Verlauf kann sich die Beweglichkeit einschränken, was bei der Beobachtung an Parkinson erinnert.

Insgesamt sind Neuroleptika wirksame Medikamente, für die es in vielen Bereichen keine Alternative gibt (wie z.B. bei einer Schizophrenie). Durch diese Medikamente ist den Erkrankten eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben wieder möglich, und ihr Leben gewinnt wieder an Qualität.
Sie müssen jedoch verantwortungsbewußt angewendet werden. Die Betroffenen müssen über ihre Nebenwirkungen aufgeklärt werden und der behandelnde Arzt muß auf das Auftreten von Nebenwirkungen reagieren und mit dem Patienten zusammen einen Weg der geringsten Nachteile mit größtmöglicher Wirkung suchen.

Aus unserer eigenen Erfahrung kann ich berichten, das Neuroleptika in geringen Dosen die Tics etwas verminden KÖNNEN ( kann jedoch auch gar nicht oder sogar verstärkend wirken) in Bezug auf die ADHS-Problematik wirken die Neuroleptika jedoch kontraproduktiv.
Da bei einem ADHS ja die Wahrnehmung angekurbelt werden soll/muß und nicht noch zusätzlich gedämpft werden.
Oft hat der Einsatz eines Neuroleptikas zur Folge, das Methylphenidat das bisher ausreichend gewirkt hat in der Dosis erhöht werden muß.
Durch die sedierende und dämpfende Wirkung ist der Betroffene zwar deutlich ruhiger und nicht mehr so impulsiv, im Gegensatz dazu fällt jedoch auf, das auch vieles Wichtige (z.B. in der Schule) ebenso nicht mehr wahrgenommen wird.
Bei meinem Sohn war es letztendlich so, das er sich nicht mehr erinnern konnte was gemacht wurde, welche Lehrer er hatte, geschweige denn konnte er sich noch an unterrichtsnhalte oder sonstiges erinnern.
Der Kopf war im "Nebel" und er bekam von seiner Umwelt nichts mehr mit.

Als dann auch noch EKG und Blutbildauffälligkeiten hinzu kamen, haben wir über den Zeitraum von weit über einem halben ahr das Neuroleptika abgesetzt (ausgeschlichen).
Das Ergebniss der ADHS-Bereich ist wieder deutlich besser/stabiler.
Die Tics sind zwar stärker und wieder deutlicher, aber unser Sohn fühlt sich insgesamt wieder am Leben teilhabend nicht mehr ausgebremst und hat wieder deutlich mehr Freude am Leben.
Er selbst sagt. "Ich bin wieder DA" und "ich bin wieder ich!"

Dafür nimmt er die Tics gerne in Kauf. Verhaltenstherapeutisch und innerhalb der Familie arbeiten wir an seinem Selbstwertgefühl und an seiner Selbstsicherheit, das er lernt sich so anzunehmen wie er ist, sich selbst lieben lernt auch mit Tics und wir geben ihm natürlich Hilfsmittel an die Hand, wie er reagieren kann, soll und darf, wenn er auf Tics angesprochen wird, wenn er belächelt wird oder Sonstiges.
Zusätzlich weiß er, wenn er allein nicht weiterkommt, kann und darf er jederzeit Hilfe von uns, der Therapeutin, der Lehrerin ect. erwarten.
Und diese erfolgt auch prompt und zuverlässig. GANZ WICHTIG!

Liebe Grüße Mel


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03.12.2007 14:22
#2
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ich hab noch einen wichtigen Hinweis vergessen...

Neurolpetika (insbesondere Tiapridex) sollten nicht "vorgerichtet" werden, sondern immer frisch aus der Blisterpackung entnommen werden (angebrochene halbe oder 1/4 Tabletten entsorgen) da der Wirkstoff verfliegt.

Gruß Mel


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