Faktencheck von Dr. Martin Winkler - Autismus? Haben die wirklich keine Emphatie?

16.01.2025 19:58
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"Autismus? Haben die wirklich keine Empathie?"

Faktencheck Neurodivergenz (ADHS / Autismus)

Eine Behauptung, die immer wieder fällt: „Menschen mit Autismus haben keine Empathie.“ Doch was steckt dahinter? Sind autistische Menschen wirklich gefühllos – oder missverstehen wir schlicht, wie sie Emotionen erleben und ausdrücken? Tauchen wir tiefer ein!

Behauptung:
„Menschen im Autismus-Spektrum haben keine Empathie.“

Faktencheck & Richtigstellung:
❌ Falsch! Menschen mit Autismus sind durchaus empathisch – sie erleben und zeigen Empathie jedoch oft auf eine Weise, die sich von neurotypischen Erwartungen unterscheidet.

🔍 Die Fakten im Detail:
1. Zwei Arten von Empathie:
Kognitive Empathie (Verstehen der Gefühle anderer):
Viele autistische Menschen haben Schwierigkeiten, soziale Signale wie Gesichtsausdrücke, Tonfall oder Körpersprache zu interpretieren. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie kein Interesse daran haben – es erfordert oft mehr bewusste Anstrengung.

Emotionale Empathie (Mitfühlen):
Studien zeigen, dass autistische Menschen oft eine starke emotionale Empathie haben und sehr intensiv auf die Gefühle anderer reagieren können. Manchmal kann diese Überwältigung sogar dazu führen, dass sie sich zurückziehen – was dann fälschlicherweise als „Gefühlskälte“ wahrgenommen wird.

2. Die Rolle der zentralen Kohärenz:
Autistische Menschen haben oft eine schwache zentrale Kohärenz – sie nehmen Details intensiver wahr, was die ganzheitliche Wahrnehmung erschweren kann.

Beispiel: Während neurotypische Menschen sofort die allgemeine Stimmung einer Gruppe erfassen, konzentrieren sich autistische Menschen möglicherweise auf einzelne Signale und verpassen den „Gesamtzusammenhang“.
Diese Detailorientierung wird oft missverstanden und als fehlende Empathie interpretiert – dabei ist es eher ein anderer Wahrnehmungsstil.
3. Missverständnisse durch sozialen Ausdruck:
Empathie wird in vielen Kulturen stark mit äußerem Verhalten verknüpft, wie tröstenden Gesten oder Mimik.

Autistische Menschen zeigen Mitgefühl oft anders, z. B. durch praktische Hilfe oder direkte Problemlösungen, statt durch Worte oder Umarmungen.
Ihr Mitgefühl wird daher oft übersehen, obwohl es da ist.

4. Intensität und Überforderung:
Ein weiterer Aspekt ist die hohe Sensibilität vieler Autist*innen. Sie nehmen Emotionen anderer oft so stark wahr, dass sie sich abgrenzen müssen, um sich selbst zu schützen. Diese Schutzstrategien werden jedoch oft als Distanz oder Desinteresse fehlgedeutet.

✨ Real Talk:
Empathie bei autistischen Menschen ist keine Frage des „Ob“, sondern des „Wie“. Ihre Wahrnehmung und ihr Ausdruck sind unterschiedlich – nicht defizitär. Es liegt an uns, genauer hinzuschauen und neue Wege zu finden, diese Empathie zu erkennen und zu wertschätzen.

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