Wie beschreiben Eure Kinder was in Ihnen vorgeht?
Hallo liebe Forumsler/innen,
meinem Sohn muss ich eigentlich alles regelrecht aus der Nase ziehen. Nur beim "gute-Nacht-knuddeln" im Bett hab ich recht gute Chancen, daß er was vom Stapel lässt. Was da manchmal so kommt haut mich dann aber echt immer wieder fast um... Kennt Ihr das auch? Mein Sohn ist übrigens 7 Jahre alt:
"Wenn der Trotzteufel da ist (also wenn er wütend/bockig ist) geht in meinen Bildern im Kopf die Farbe ab (sie tropft ab). Ich sehe dann alles schwarz/weiß. Ich kann dann nicht mehr richtig sehen. In meiner Brust mach es dann "Bumm, Bumm, Bumm" - genauso wie wenn ich lüge." Ich habe ihn dann gefragt ob er denn oft lügen "muss". Anwort: "Ja, halt immer wenn ich was nicht mehr weiß. Dann erfinde ich eine Ausrede. Man glaubt mir ja nicht, wenn ich "ich weiß nicht" sage..."
Wenn sich mein Sohn während eines Besuchs bei Freunden „daneben benommen hat“ (z.B. völliges überdrehen) sprechen wir ihn später zu Hause nochmals darauf an. In letzter Zeit kommt oft die Antwort/ Frage: „Mama, weshalb lerne ich nicht aus meinen Fehlern?“
Ich sage jeden Abend zu meinem Sohn, dass er für uns das allerwichtigste auf der Welt ist. Seine Antwort: „Nein, das wichtigste ist das Leben. Geld ist auch wichtiger als ich!“
Er sagt während der Hausaufgaben/Übungen immer häufiger: „Mich lenkt hier alles ab!“ Er hat erzählt, dass er das sogar schon mal zur Lehrerin gesagt hat.
Seine „extrem-Situationen“ muß ich im Bett oft als „kleine-Raben-Geschichte“ nacherzählen. Er gibt dann sogar oft das Thema vor. z.B.: „erzähl mir eine kleine-Raben-Geschichte wie der Rabe sich im Dunkeln fürchtet“ (er hat Angst im dunklen) oder „wie der kleine Rabe bockig ist“ (nach einer Hausaufgaben-Situation bei der er bockig war) etc. Die Geschichten haben dann immer ein positives Ende.
Zum Thema Trödeln beim An- oder Ausziehen im Schwimmunterricht:
„Gedanken gehen durch meine Nase in den Kopf – oft sehr viele, manchmal bis zu 30 Stück. Ich schäme und ärgere mich dann wenn die anderen mich auslachen weil ich deshalb so lange brauche!“
„Mama, wenn Frau... (Lehrerin) sagt, dass was nicht richtig ist werde ich voll aggressiv. Wenn sie nicht schaut gucke ich sie dann ganz böse an.“
„Mama, ich komme ganz durcheinander und bin verwirrt, wenn wir in der Schule mehrere Arbeitsblätter auf einmal bekommen. Ich weiß dann nicht mit welchem ich anfangen soll. Ich schau dann mit welchem Blatt die anderen anfangen und das Blatt nehme ich dann auch!“
Als er nicht einschlafen konnte hat er mir einmal erzählt, er habe „Schiebegedanken“ – das sei für ihn sehr verwirrend. Er könne das „Förderband“ nicht abschalten. Das Band liefe immer schneller und schneller. Die schlechten Gedanken („Schiebegedanken“) würden dann die guten Gedanken überholen. Dann wird’s ihm ganz heiß. Manchmal fängt in seinem Kopf dann auch noch der Drucker an zu drucken. Er könne dann nicht einschlafen. Manchmal gehe dann in seinem Kopf ein Tor auf und die Schiebegedanken können raus. Es seien dann nur noch die „guten Gedanken“ da und er könne dann einschlafen. Wenn ich bei ihm bleibe klappe es besser mit einschlafen. Er hat an diesem Abend im Bett ein komplettes Erstlesebuch gelesen (alleine). Er war bis 21.45 Uhr wach.
Am 06.01.08 konnte mein Kleiner ebenfalls nicht einschlafen. Am nächsten Tag war der 1. Schultag nach den Ferien. Ich habe mich zu ihm hingelegt und seinen Rücken gekrault. Er hat ständig mit den Füßen gezappelt. Ich habe ihn dann gefragt, was denn los sei. Antwort: „Mama ich kann nicht schlafen. Jetzt ist es wie in der Schule, ich muss da den ganzen Tag sitzen und darf nur zum spitzen der Stifte oder wenn wir in Deutsch Lernstrasse machen aufstehen. Ich fang dann an zu schwitzen. Weil ich nicht aufstehen darf muss ich zappeln. Ich bin dann deshalb total überanstrengt. Ich gebe mein Bestes die Aufgaben alle fertig zu machen und es klappt trotzdem nicht. Das ist das Problem – ich finde keinen Trick, dass das klappt. Im Klassenzimmer ist es dann immer so laut und ich habe immer einen so großen Hunger!“ Er hat mir das wortwörtlich so gesagt.
Am nächsten morgen war er extrem schlecht gelaunt und hatte Angst vor der Schule. Kommentar im Bad: „Schule ist saublöd!“ Beim Zähneputzen sagte er dann: „Ich wünschte ich wäre nicht auf der Erde - wenn ich noch in Deinem Bauch wäre müsste ich wenigstens nicht die Zähne putzen!“
Kürzlich sagte er zu mir er habe ein Thermometer im Kopf. „Mama bis 5 geht’s noch, aber bei 10 ist es im absolut roten Bereich."
Lassen Eure Kinder auch hin und wieder solche Dinge vom Stapel?
Ich bin jetzt echt gespannt...
Liebe Grüße
Zottel
Hallo Uli,
reflektieren ist gut!
Ich bin soweit, daß ich mir die Kommentare echt aufschreibe...
Letzte Woche durfte mein Sohn bei der Omi übernachten. Er hat sie im Bett vollgequatscht und mit Fragen bombardiert. Irgendwann meinte sie dann zu ihm, daß er jetzt doch bitte still sein soll - sie könne sonst nicht einschlafen. Seine Antwort: "Weißt Du Oma, ich bin krank, deshalb rede ich soviel!" Mein Sohn hatte erst vor kurzem Diagnosegespräch. Er ist noch nicht in Behandlung und bekommt auch noch kein Medikament. Kein Mensch hat ihm gesagt, daß sein gelegentlicher "Sprechdurchfall" nicht "normal" ist!
Ich habe ihm dann tags darauf gesagt, daß er nicht krank ist, sondern einfach viel mehr gleichzeitig wahrnimmt als viele andere Menschen und deshalb eben manchmal viel mehr erzählen und fragen muss. Er meinte dann, er finde es aber selber total nervig, daß er immer so viel reden muß. Das wolle er gar nicht!!!
Kürzlich waren wir bei einer Freundin zum Kaffee eingeladen. Wir hatten vereinbart danach noch mit den Kindern spazieren zu gehen. Ich hatte für meinen Sohn den Schneeanzug dabei. Ich habe ihn 3x gefragt, ob er ihn anziehen wolle. Er konnte sich nicht entscheiden. An diesem Tag war es ziemlich warm und deshalb habe ich ihm vorgeschlagen in "normaler" Kleidung ins Freie zu gehen. Er war einverstanden. Kaum waren wir vor der Tür fiel ihm ein, daß er nun doch den Schneeanzug anziehen wolle! Ich sagte, daß es jetzt zu spät dazu sei. Alle warteten schon auf uns. Er bekam daraufhin einen totalen Tobsuchtsanfall. Ich blieb eisern. Er schrie mich daraufhin an: "Du bist so schei...." . Ich habe mich sofort bei meinen Freunden verabschiedet, habe meinen Sohn geschnappt und bin nach Hause gefahren.
Im Auto hat er sofort angefangen zu weinen und hat sich bei mir entschuldigt. Er sagte dann total verzweifelt: "Mama, das wollte ich wirklich nicht sagen. Warum sage ich sowas zu Dir? Bitte verzeih mir!" Er hat sich sehr geschämt. Abends im Bett beim Knuddeln sagte er zu mir: "Mama, auch wenn ich manchmal Schimpfwörter zu Dir sage - das will ich gar nicht -, ich habe Dich unendlich lieb!!!"
Zum Glück kommt das mit den Schimpfwörtern nicht allzu oft vor!
Liebe Grüße
Zottel
Hallo,
mein Sohn erzählt leider nicht so ausführlich wie er sich fühlt. Ich kann mich nur noch dran erinnern als er mir erklärt hat was sein Problem in der Schule wäre. (Noch ohne Medis). Er sagte wenn die Lehrerin etwas zu ihm sage hätte er das Gefühl es ginge in seinen Kopf rein und sofort wieder auf der anderen Seite raus. Den Eindruck hatten wir allerdings auch.
lG
domijan
Hallo Zottel,
wow, erst einmal den größten Respekt vor Deinem siebejährigen Sohn. Hut ab. Meine Tochter erzählt gar nichts, warum sie so ist oder versucht auch nicht ihr Verhalten in bestimmten Situationen zu erklären. Es ist schon toll, wenn jemand seine Gefühle so erklären kann. Dass kann manch Erwachsener noch nicht einmal.
LG
Nici
Hallo Nici,
wie alt ist Deine Tochter denn?
Mein Sohn hat bevor er in die Schule kam auch nie was vom Stapel gelassen. Wenn ich ihn gefragt habe kam eben meistens "ich weiß nicht" oder "hab ich vergessen". Im September kam er dann in die Schule. Als er dann die Sache mit den "Schiebegedanken" vom Stapel gelassen hat war ich echt total geplättet. Ist ja teilweise fast schon unheimlich solche Dinge von einem Kind zu hören.
Ich habe ihn da auch sehr ernst genommen und ihm erzählt, daß es vielen Kindern genauso geht wie ihm. Ich habe ihm versprochen, daß ich alles dafür tun werde, daß ihm geholfen wird. Ich habe ihm gesagt, daß es da sogar extra Therapeuten dafür gibt die sich mit solchen Dingen ganz toll auskennen - richtige Profis! Daß man den "Profis" alles erzählen kann. Er hat mich dann gefragt, ob es da eine Medizin gibt die einem hilft.
Seither erzählt er mir öfter was - aber eben immer erst abends im Bett, beim Kuscheln und Rücken kraulen .
Liebe Grüße
Zottel
Hallo Domijan,
nimmt Dein Sohn denn jetzt Medis? Die Geschichte "zum linken Ohr rein und ungebremst zum rechten Ohr wieder raus" kenne ich sehr gut. Leider. An manchen Tagen - wenn ich alles 1000x sagen/wiederholen muss- fühle ich mich abends total ausgepowert. Ich habe dann echt oft keine Lust mehr ans Telefon zu gehen wenn es klingelt... Seit mein Sohn zur Schule geht und Hausaufgaben machen muss fühle ich mich stellenweise wie eine LP die "hängen geblieben" ist ...
Hat sich das mit Medikament bei Deinem Sohn gelegt?
Liebe Grüße
Zottel
Hallo Nici,
manchmal denke ich, daß mein Sohn erst jetzt "mit der Sprache rausrückt" hat damit zu tun, daß ich mich erst seit September mit dem Thema ADS/ADHS beschäftige. Weißt Du, er war zwar schon immer recht exzentrisch und ich habe auch oft gedacht, daß da irgendwas nicht stimmt aber "auf den Trichter" bin ich erst wirklich gekommen als ich div. Bücher zum Thema gelesen habe.
Er ist schon immer ein ziemliche pfiffiger Lausbub und wenn wir ihn nach dem Kindi gefragt haben was er denn gemacht hat, hat er immer gesagt das wüsste er nimmer oder das hätte er vergessen. Er war dann oft ziemlich genervt und meinte wir sollen doch nicht immer dasselbe fragen! Wir haben ihm das leider NIE geglaubt und dachten immer der Lauser hätte einfach keine Lust uns zu erzählen was er tagsüber so gemacht hat .
Weil er ja net blöd ist hatte er dann irgendwann eine Standardantwort parat: "Ich habe Nopper gespielt!" Ich hätte echt nie im Traum daran gedacht, daß er mittags tatsächlich nicht mehr wusste was morgens im Kindi los war. Sowas ist ja auch echt kaum zu glauben... Ich habe ihm da sicher oft Unrecht getan und das tut mir heute auch unendlich leid .
In den ersten Schulwochen dachte ich noch er hätte einfach keine Lust wenn er wieder nicht mehr wusste welche Hausaufgaben er auf hat. Ich merkte aber sehr schnell, daß das nicht sein kann. Dafür ist er nämlich einfach zu intelligent als daß er sich den "Hausaufgaben-Ärger" täglich freiwillig "antut." Seit er sich besser verstanden fühlt gibt er auch eher mal was Preis...
Liebe Grüße
Zottel
Hallo Zottel,
das Thema ist zwar schon längere Zeit beendet, doch ich muss nun doch noch was loswerden dazu.
Mein Töchting wurde Anfang der 2. Klasse diagnostiziert. Sie hat niee erzählt. Also da ging es mir genau wie dir und manchmal vergesse ich heute noch, dass sie vom Vormittag nichts erzählen kann. Doch, sie kann die Frage: Was gab es heute zum Mittag? schon beantworten und so einschneidende Erlebnisse wie: wer hat sich mit wem in der Schule geprügelt, erzählt sie auch und immer erst Abends beim kuscheln, doch die Frage: Hausaufgaben? wird ständig mit: Keine auf! beantwortet.
Was mir noch mehr auffällt ist, dass sie nicht mehr in zusammenhängenden Sätzen redet, so als ob sie sich den ganzen Tag in der Schule schon voll anstrengen musste und nun zu faul zum reden ist. Und wenn ich nicht gleich kapiere, was sie wieder will kommt prompt ein: Hoch, Mensch Mama! Auf Deutsch: Wie blöd bistn Du! Neulich sagte ich dann auch mal zu ihr: Ja, ich weiß, ich bin ja blöd! Da kam aber lautstarker Protest: Das habe ich gar nicht gesagt, keiner hat das gesagt. Kannst doch mal mitdenken, wenn ich was will! usw. Also vielleicht wirklich Erschöpfung vom anstrengenden Schultag! Solche Reaktionen erschrecken mich dann auch (im positiven Sinne), weil sie doch zeigt, dass sie weiß was sie sagt!
Ich glaube Du hast da mit Deinem Sohnemann richtig großes Glück, dass er so gut sich ausdrücken kann. Unsere Therapeutin fragte heute erst: Na, wie geht es Dir? Du bist ja nun 1,5 Jahre bei mir, was war für Dich denn die größte Veränderung? Antwort unserer Tochter: Wieso, ich war doch schón immer gut!
Hmm, Verdrängungsmechanismus, meinet die Therapeutin! Hmm, ich denke, vielleicht bestärke ich sie doch zuviel? Ach Quatsch, unsere Kiddis sind nicht schlechter als Andere und da sie den ganzen Tag viel aushalten müssen, müssen wir sie einfach motivieren, oder?
Ich möchte manchmal Mäuschen in ihrem Kopf sein!
LG Silka!
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