ADHS/ASPERGER
Hallo an alle,
habe heute die Empfehlung bekommen, meinen Sohn in Bezug auf Asperger Syndrom hin testen zu lassen. Ich war erstmal ziemlich entzetzt. Hört denn dieser Mist nie auf. Er ist jetzt 7 und schon als er zwei war, gab es eine Kinderärztin, die den Verdacht geäußert hatte, dass es bei ihm auch eine Form von Autismus geben könnte. Ja, er hat keine Freunde, wenn er auf einen Geburtstag eingeladen ist, spielt er allein im Zimmer des Geburtstagskindes, während alle anderen zusammenspielen. Auf dem Schulhof sitzt oder steht er alleine rum, und beschäftigt sich mit sich selbst....Ich weiß mir keinen Rat mehr. Hat irgendjemand damit Erfahrung???
Gruß
redflowers
"Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen."
Hi redflowers,
ich muss dein posting von unten nach oben aufdröseln, anders krieg ich es nicht hin, sorry. Du zitierst mit "Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen" einen Buchtitel. Ich meine, dieses Buch wäre von Frau Dr. Prekop - ich kann mich da aber auch täuschen und es passt bloß in die entsprechende Schublade. Jedenfalls ist dieses Buch schon weitaus mehr als zehn Jahre alt, neue Erkenntnisse wirst du darin nicht finden.
Du fragst, ob jemand Erfahrung damit hat. Womit? Mit Asperger-Kindern oder mit Tests im Hinblick auf Asperger Syndrom? Ich hab mich auch mal in diese Richtung informiert. Dabei hat mir ein Eltern-Ratgeber von Tony Attwood sehr geholfen. Den genauen Titel weiß ich grad nicht, aber mit Autor und Urania-Ravensburger Verlag müsste die Buchhandlung dir weiterhelfen können. Bei der Lektüre dieses Buches fiel mir auf, dass sich in einem ganz bestimmten Bereich die Symptome von ADS und Asperger decken.
Du hast die Empfehlung bekommen, deinen Sohn in Bezug auf Asperger hin testen zu lassen. Das ist der Punkt, der mich verwirrt. Denn eigentlich müsste so ziemlich jeder, der in der Lage ist, ADS zu diagnostizieren, auch in der Lage sein, (sofern vorhanden) Asperger zu diagnostizieren. Schließlich geht man ja nicht zum Arzt und sagt, diagnostizieren Sie mal die und die Krankheit. Man schildert Symptome, der Arzt interessiert sich für die Anamnese und für die Berichte aus anderen Bereichen außerhalb der Familie und dann stellt er eine Diagnose. Klar, er kann sich irren. Und so offensichtlich sind die Unterschiede zwischen ADS und Asperger auf den ersten Blick auch wieder nicht. Und deshalb interessiert mich jetzt, WER dir diese Empfehlung gegeben hat. Denn ganz gleich, ob da bei einer Diagnose nun ADS oder Asperger herauskommt - die Anlaufstelle (ärztliche Fachrichtung) ist für die Eltern die gleiche. Und deinen bisherigen Beiträgen meinte ich entnehmen zu können, dass du in Richtung ADS schon einiges unternommen hast. Wenn also die Empfehlung aus einer nicht-ärztlichen Richtung kam, sprich den Arzt darauf an, bei dem dein Sohn wegen ADS in Behandlung ist. Kam die Empfehlung von einem Arzt, dann frag ihn danach, wer das denn seiner Meinung nach abklären könnte.
Sowohl für ADS als auch für Asperger gilt: Wenn man weiß, dass es das ist, kann man besser damit umgehen. Lass es also in jedem Fall sorgfältig abklären.
Viele Grüße
Susanne
Hallo redflowers,
das Buch, das Susanne meinte, heißt "Das Asperger Syndrom", Autor Tony Attwood, erschienen im Trias Verlag, ISBN 3-89373-592-5.
Ich habe sehr viele Parallelen zwischen "stillen" ADSlern und Aspergern entdeckt. Es werden Hilfen zur Einschätzung, Diagnosekriterien, aber auch ganz praktische Hilfestellungen für den Alltag geschildert. Ich habe meinen Sohn in diesem Buch genauso "wiedergefunden" wie in einem ADS-Buch. Wir haben ihn aber trotzdem nicht auf Asperger testen lassen, weil er erstens schon ohne dies vieeel zu viele Tests und Untersuchungen machen mußte, und zweitens die medikamentöse und therapeutische Behandlung sich nicht gravierend unterscheidet.
Wir haben festgestellt, dass sich die Asperger-Symtome genau wie die ADS-Symtome bei einer guten medikamentösen Einstellung und Verhaltenstherapie sehr viel weniger zeigen.
Überleg Dir gut, ob Du Deinem Kind noch mehr Untersuchungen zumuten willst.
Liebe Grüße
mama4kids
Freu Dich wenn es regnet - Es regnet auch, wenn Du Dich nicht freust!
#4
Zitat von SusanneG
Hi redflowers,
Du hast die Empfehlung bekommen, deinen Sohn in Bezug auf Asperger hin testen zu lassen. Das ist der Punkt, der mich verwirrt. Denn eigentlich müsste so ziemlich jeder, der in der Lage ist, ADS zu diagnostizieren, auch in der Lage sein, (sofern vorhanden) Asperger zu diagnostizieren.
Hallo Susanne, hallo Reflowers,
sorry, Susanne, aber hier muss ich einhaken. Bei meiner mittleren Tochter (9) und meinem Sohn (6)wurde von der behandelnden Therapeutin schon vor langem der Verdacht auf Asperger geäußert. Wir sollten dies als "Arbeitshypothese" im Hinterkopf haben und wurden mit Literatur versorgt - Tony Atwood ist wohl einer der bekanntesten Experten. Eine Diagnostik wurde uns erst einmal nicht angeraten, weil eine Therapie nur begrenzt möglich und vor allem sowieso der VT bei ADHS sehr ähnlich ist. Daher sollten die Kinder nicht unnötig mit weiteren Tests belastet werden.
Zudem ist Asperger Autismus wohl sehr schwer zu diagnostizieren und manchmal sehr schwer von ADHS abzugrenzen - in "unserer" Praxis wird KEINE Aspergerdiagnostik durchgeführt. Und wir sind nun wirklich bei einer der besten ADHS-Praxen *frohbin*.
Als es mit unserem Sohn extrem schlecht ging, schickte unsere Psycho uns doch zum angeblichen Autismusspezialisten vor Ort. Kurz gesagt - es war ein Desaster, das Kind hat nix, ist nur falsch erzogen - ich habe unsere Psycho daraufhin gebeten, nach all den Jahren doch bitte endlich direkt zu sagen, dass wir unfähige Eltern sind , aber sie konnte die Aussagen des Kollegen absolut nicht nachvollziehen. Er behauptet nämlich, aufgrund der Elternaussagen (!!!!) sei Junior zwar ein Aspie, aber im (sehr kurzen) persönlichen Gespräch mit Junior könne er keinerlei Tendenzen dazu sehen . Komisch nur, dass unsere Therapeutin eben innerhalb der Therapie die Aspergerzüge entdeckt hat, es also nicht nur elterliche Hirngespinste sind....
Asperger ist (zum Glück) die "Luxusvariante" des Autismus, die Kinder können ja in der Regel "normal" sprechen und fallen oft nur durch ihre eigenwilligen Rituale auf. Die Feinheiten aber sind durchaus keine Kleinigkeit. Von Aspergerexperten wurde mir empfohlen, zur Diagnostik tatsächlich nur in eines der Autismuszentren zu gehen - im Prinzip ähnlich der traurigen Tatsache, dass immer noch nicht jeder Psychologe ADHS diagnostizieren kann (oder will?) und viele Familien erst nach vielen Irrwegen die Diagnose erhalten *grmpf*.
Hier noch ein paar Links:
http://www.asperger-online.de/
http://www.quarks.de/dyn/28376.phtml
Ein Forum:
http://www.rehakids.de/phpBB2/index.html
(Es ist ein Forum für Familien mit behinderten Kindern, dort schreiben einige Eltern von Aspies)
Ergänzend zu den Fachbüchern fand ich auch die beiden folgenden Bücher seeeeeehr aufschlussreich:
Buntschatten und Fledermäuse von Axel Bruhns (leg mich nicht auf den Nachnamen fest, habs grad nicht zur Hand) -> die selbst geschriebene Biografie eines Autisten
Supergute Tage von Mark Haddon -> eigentlich ein Roman, aber wer einen Aspie um sich herum hat, erkennt vieles wieder.
Wir sind inzwischen schon lange genug in dem Thema, dass wir es gelassener sehen. Ob das Kind nun austickt, weil es ADHS-bedingt auf etwas nicht eingestellt ist oder weil ein Aspergersyndrom es verwirrt, ist letzten Endes egal. Allerdings war es bei den Einschulungsgesprächen tatsächlich besser zu sagen, das Kind ist eventuell ein Aspie (denn da weiß kein Lehrer, was das ist und reagiert viel offener *ggg*) mit ADHS als nur von ADHS zu reden, denn bekanntlich wehren da viele Lehrkräfte gleich ab *kotz*.
Sicherlich kommt es auch sehr darauf an, wie schwer das Kind betroffen ist. Es gibt eine ganze Bandbreite - viele Aspies werden nie oder erst als Erwachsene diagnostiziert, andere sind so schwer beeinträchitgt, dass es viel früher auffällt.
Viele Grüße,
Mandelkern
Hallo an alle,
vielen Dank für eure prompten Rückmeldungen. Die Kinderärztin bei der mein Sohn ist, ist total auf AdHS spezialisiert, hat das Thema aber nie angesprochen. Den Rat bekam ich von einer Sonderschulpädagogin. Ich habe mich jetzt aber dazu entschlossen, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Es ist ja niemandem damit geholfen. Vielleicht ist es ja wirklich der Tests genug und Zeit zum "genießen", dass es ja im Moment im Vergleich zu früher ziemlich gut läuft.
lieben Gruß
redflowers
"Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen."
@ mandelkern:
Tja, mandelkern, darüber haben wir uns ja schon mal unterhalten. Weiß der Geier, was in deinen ortsansässigen Asperger-Spezialisten gefahren ist. Vermutlich hat er grad ein gesundheitspolitisch verordnetes Ambulant-Problem. Ich bin da halt verwöhnt, meinen Aspie-Aspiranten hab ich wege ADS-Verdacht in die Landeshauptstadt geschickt und - bingo - der KiJuPsych dort hat meine Befürchtungen volle Kanne bestätigt.
@ mama4kids:
Danke, dass du meinen Verlags-Irrtum aufgeklärt hast. Ich wusste doch, ich kann mich auf eine Zusatz-Info deinerseits verlassen - schließlich hab ich gestern den Tony Attwood neben deinem Laptop liegen sehen *duckundwech*.
@ redflowers:
Wenn du mit deinem Sohn bei einer ADHS-Spezialistin bist, dann lass es dabei. Mit der richtigen ADS-Therapie ist schon vieles abgedeckt, was auch bei Asperger weiterhilft. Sonderschulpädagogin - aus dieser Ecke habe ich den Hinweis befürchtet. Lass dich nicht wuschig machen. Wenn es dich interessiert, lies das Buch. Aber erspare deinem Sohn vorläufig weitere Tests.
Sag mal, hast du das Buch gelesen, das du ständig zitierst? Das rollt mir jedesmal die Zehennägel auf, wenn ich den Titel lese.
Viele Grüße
Susanne
Hi redflowers,
das Buch "Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen" ist von Dr. Jirina Prekop/Dr. Christel Schweizer. Es kommt aus der Ecke, die bis letztes Jahr vehement bestritten hat, dass es sowas wie ADS überhaupt gibt - und dafür die Festhalte-Therapie und andere kontraproduktiven Maßnahmen propagiert hat. Der Satz an sich ist gut; er macht deutlich, dass man Kinder behutsam an die Hand nehmen und ihnen den richtigen Weg ins Leben zeigen soll. Aber muss man sie gleich "festhalten" und/oder in die Psychiatrie stopfen? Der AdS e.V. und mit ihm alle weiteren Elterninitiativen kämpfen heute noch mit den Folgen dieses Buches. Nicht mehr so oft wie noch vor ein paar Jahren, aber in manchen Köpfen spuckt es immer noch rum. Mir hat es damals die Grundschullehrerin meiner Tochter empfohlen. Zum Glück habe ich meine Tochter in kaum einem der Beispiele wiedererkannt, denn die darin enthaltenen Empfehlungen hätte ich ihr auf gar keinen Fall zugemutet.
Ich sag jetzt meinen Zehennägeln Bescheid, dass sie sich wieder normalisieren können.
Grinsende Grüße
Susanne
Hallo Susanne,
da bin ich aber froh, dass sich Deine Zehennägel wieder entspannen können*grins*. Danke auch für Deine Antworten. Ich lasse meinen Sohn jetzt auch seinen Weg gehen, ich glaube, wenn man mit einem Kind auftaucht, dass nicht der Norm entspricht, meint immer irgendwer seinen Senf dazu geben zu müssen. So wie es jetzt läuft, ist es ganz okay. Und ich glaube, wir müssen einfach mal zur Ruhe kommen. Im Moment sitze ich hier mit ihm fest. Er hat eine bakterielle Lungenentzündung, deshalb habe ich mich auch nicht mehr gemeldet. Bei uns läuft kaum der Fernseher, aber im Moment ist er ein Segen. Habe mir auch überlegt, ob ich die Medis weglasse, weil er ja so geschwächt ist, durch das Fieber, aber es ist nicht zu glauben, er tobt immer weiter, bis er trotz Antibiotika und fiebersenkendem Saft wieder fast 40°C Fieber hat. Ist es nicht irre, was diese Kinder für eine Energie haben? Er bekommt jetzt wieder seine Medis, sonst bin ich nämlich Krankenhaus reif, wenn er wieder einigermaßen fit ist.
Gruß
redflowers
"Kinder sind Gäste, die nach dem Weg fragen."
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