Sagt Ihr es dem Umfeld ???
Hallo,
mein Sohn (6J.) hat ADS. Wir haben bald einen Termin bei einer speziellen psychologischen Beratungsstelle der Stadt. Sind also noch nicht lange in diesem Wissen.
Die Psychologin, die die Tests gemacht hat, hat uns empfohlen, den anderen (Eltern, Kindern usw.) nichts über die Sache zu erzählen, damit dieser "Stempel" nicht das Leben belastet. (Ausnahme Lehrerin)
Jetzt hatten wir auf der Strasse vorhin wieder die Situation mit den Nachbarskindern von gegenüber. Deren Mutter kam zu mir und beschwerte sich über meinen Sohn, der ihren Kindern mit Wucht mit dem Tretauto ins Schiebein fuhr, während sie Roller fuhren. Einerseits verstehe ich, warum mein Sohn dies tut, da er in der Schule gemobbt wurde und diese Kinder auch ihn ärgerten. Andererseits ist das natürlich unkorrekt von ihm, dies zu tun.
Die Nachbarin meinte, dass er lernen müsse, das nicht zu tun und ständig kommt sie mit schlauen Sprüchen, dass es doch Gründe geben müsste, warum er das tut usw.
Ich bin hin un hergerissen, sie weiß ja nichts von seiner ADS. Ich bin am Überlegen, ihr das zu sagen. Andererseits wird die Gefahr größer, bei jedem Streit meinen Sohn verantwortlich zu machen mit diesem "Stempel" und ich hab Angst, dass deren Jungs dies mitbekommen und es weitererzählen.
Wie handhabt Ihr das?
Danke
Barbamama
Hallo!
Blöde Situation, die du beschreibst:
solchen Zeitgenossen habe ich von der ADHS nichts erzählt: solche Situationen gab es bei uns auch: auch wenn ich Sohni verstehen kann, hätte ich ihn ermahnt, der Nachbarin gegenüber zugegeben, dass er das nicht tun soll. Ab ADHS oder nicht: gegenseitiges verletzen geht nicht: auch wenn unsere Kinder noch gräßere Probleme haben, sich zu beherrschen durch die Impulskontrollstörung.
Aber wenn Deiner wirklich in der Schule von den anderen Kindern geärgert wird, und Nachbarin mit schlauen Sprüchen kommt: vorsichtiges Erwähnen, was laut deinem in der Schule läuft .... wahrscheinlich werden die andere Mutter und die Kinder das abstreiten ... wenn es ganz schlimm ist in der Schule ... eher mit der betreuenden Lehrerin reden: unabhängig von ADHS scheint das eine Streitsituation zu sein, mit der Deiner Probleme hat.
Ich habe von der ADHS nur Leuten erzählt, denen ich vertraue, Freundinnen .... bei denen ich Verständnis erwartete und erfahren habe und keine schlauen Ermahnungen. Lehrern gegenüber war ich immer offen ... hat sich bei mir bewährt ... gibt es aber auch anderere Beispiele. Mußte die Lehrerin auch Formulare ausfüllen und Beobachtungsbögen?`Lehrer als "Mitstreiter" zu haben kann nützlich sein, wenn es um kleine Hilfen wie Sitzordnung usw. geht: aber wenn man an einen gerät, der findet, ADHS seie eh eine Modediagnose, dann gute Nacht.
Grüße FaVe
Zitat
Sagt Ihr es dem Umfeld ???
Von mir ein klares Nein.
ADHS ist eine Erklärung aber keine Entschuldigung.
Die Erklärung ist aber für die meisten Leute eh nicht zu verstehen - so habe ich mir dieselbige auch gespart.
- Du läufst tatsächlich Gefahr, dass Dein Kinder erst Recht fokussiert wird und dann für alles herhalten muss.
- Du läufst Gefahr, dass Dein Kind sich evtl. auf seiner ADHS-Diagnose "ausruht". Ganz nach dem Motto: "Ich kann nix für - ich habe halt ADHS"
- Falls Dein Kind medikamentös eingestellt wird, legen sich eventuell die von Dir geschilderten Probleme von ganz allein. Evtl. ärgerst Du Dich dann es im Vorfeld kommuniziert zu haben.
- Ich möchte, dass mein Kind später selber entscheiden kann, wer vom ADHS erfahren soll und wer nicht.
Bei uns wissen nur ganz wenige Personen von der Diagnose. Nur sehr gute Freunde. Aber ganz sicher keine Nachbarn, Mitschüler, Lehrer....
So sind wir bisher am besten gefahren.
Liebe Grüße
Zottel
#4
Hallo Barbamama,
ein herzliches Willkommen im Forum des ADHS Deutschland.
Ja, nicht einfach die Situatuation.
Ich stehe auf dem Standpunkt, ADHS ist eine reine Privatsache und gerade die Nachbarschaft geht das gar nichts an.
Würde Dir eine Nachbarin erzählen dass sie nachts eine Aufbissschiene trägt?
Wohl kaum
Zottel hat es sehr treffend formuliert und es ist möglich, dass sich die von Dir genannten Probleme eh mit der Zeit erledigen.
Zitat von Zottel im Beitrag #3
Die Erklärung ist aber für die meisten Leute eh nicht zu verstehen - so habe ich mir dieselbige auch gespart.
Die Informationen der Medien zum Thema ADHS, oder das, was als Information verkauft wird, sind zum überwiegenden
Teil unzureichend oder gar falsch und es werden Vorurteile in den Vordergrund gerückt.
Und genau diese falschen Informationen haben die Menschen vor Augen.
(Und das betrifft nicht nur ADHS)
Darum halte ich es für sinnvoller, gar nichts zu sagen.
Getreu dem alten Sprichwort - Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.
Liebe Grüße
pippilotta
Lieben Dank erstmal für Eure Beiträge.
Ich muss nochmals zur Erklärung sagen, dass diese Nachbarin (wo der eine Sohn in die selbe Klasse geht wie meiner) immer wieder Anspielungen macht, das etwas nicht stimmt bzw. wo die Gründe sind für Mobbing, keine Freunde, Verhalten usw. Es gab einmal ein Vorsingen im Klassenzimmer, wo alle Mütter eingeladen waren. Mein Sohn zog ständig seinen Pulli am Bauch hoch, weil er der Meinung war, da wäre Pipi drangekommen auf dem WC (sagte er erst zu Hause). Jedenfalls war mir das peinlich und als "Klassenclown" ist er halt immer in Frage gestellt bzw. man sieht es an seiner Motorik.
Also ist es zum einen ersichtlich und zum anderen (wenn er mal austickt aus Wut oder wie vorhin auf der Strasse) stehe ich immer als Mutter da, die ihr Kind nicht erziehen kann. Aus diesem Grund hatte ich daran gedacht, ihr das zu sagen. Ich halte das gar nicht aus, das man ständig auf mir rumhackt, ich kann mich sowieso schlecht wehren, hab das als Kind nie gelernt....
Echt schwierig, ne ?
LG
Na, gerade, wenn sie so auf dir bzw. euch rumhackt und immer alles besser weiß: wenn sie dir dann ncoh mit irgendwelchen mediengepuschten ADHS-Falschinfos kommt:
drüber weg hören, Kontakt einschränken, ... ich weiß, klingt einfacher als es ist.
Wie schon die andrern schreiben:
- ADHS ist Privatsache und höchstens eine Erklärung aber kein Entschuldigung.
Alles Gute
FaVe
Halloo erstmaal,
eigentlich bin ich dafür, dass das Umfeld bei Gelegenheit darüber informiert wird. Je mehr Transparenz zum Thema ADHS geschaffen wird, um so mehr Bewusstsein eröffnet sich in der Gesellschaft für ADHS. Und die Toleranz nimmt zu. In den Kitas und an den Schulen gibt es viele ADHS-Kinder, deren Eltern es noch nicht wissen. Auch das Erziehungspersonal ist dahingehend mangelhaft ausgebildet, dabei ist ADHS vererblich! Und ADHS ist so alt wie die Erde. Das Wissen um ADHS hat sich aber erst jetzt entfaltet.
Ich bin auch dafür, dass wir Eltern uns für Fehltschritte unserer Sprösslinge erstmal entschuldigen, da sie ja noch Kinder sind und halt nicht immer alles richtig machen. Aber es ist für uns doch auch eine Belastung, wenn wir ein Geheimnis daraus machen. Warum noch mehr Stress aushalten? Nennen wir das Kind doch beim Namen. Bei Kindern im Rollstuhl ist es offensichtlich. Da muss man nichts erklären. Ich glaube, wenn der Nachbar weiß, dass das Kind nicht bewussst sich so benimmt und es sein Verhalten auch nicht böse meint, dann kann das Eis viel schneller brechen und die Toleranz beim Nachbarn wächst. Weißt Du denn, ob Dein Nachbar nicht auch ADHS hat? Weiß er selbst das überhaupt?
Liebe ADHS-Grüße!
Supagrobi2.0
#9
Hallo Supagrobi2.0,
auch ich finde es sehr schade dass man über ADS und andere psychische Erkrankungen nicht genauso offen reden kann wie z.B. über Rheuma oder Diabetes. Allerdings würde ich mir sehr genau überlegen wem du davon erzählen willst. Leider gibt es immer wieder Leute die solche Informationen wenn es drauf ankommt gegen einen benutzen. Z.B. wenn bei einem Streit unter Kindern nach einem Schuldigen gesucht wird. Gerade Kinder können ja auch sehr gemein sein wenn sie so etwas mitbekommen. Da fallen dann schnell mal Bemerkungen wie „Bei dem stimmt ja sowieso im Kopf etwas nicht“. Aber auch Erwachsene nutzen so etwas gern um z.B. vom eigenen Sprössling abzulenken.
Ein sehr sensibles Thema ist auch die Medikamentengabe. Als ich damals vor der Entscheidung stand, habe ich darüber mit der Mutter seines Freundes geredet, der auch teilweise schulische Probleme hat. Ich hatte eigentlich auf Verständnis gehofft wenn ich sie aufkläre. Stattdessen meinte sie, „Ich kann meinem Kind doch auch keine Medikamente geben damit er bessere Noten schreibt!“ Ich hatte den Eindruck sie will gar nicht das uns geholfen wird, weil ihr eigenes Kind dann ja im Klassendurchschnitt noch schlechter abschneidet. Das eine Medikamentengabe sich nicht nur auf die Leistungen in der Schule auswirkt, sondern den Kindern auch in ganz anderen Bereichen im täglichen Leben hilft wird dabei gern übersehen.
Inzwischen rede ich nur noch mit sehr engen Vertrauenspersonen darüber, anderen Betroffenen oder wenn es sich nicht vermeiden lässt z.B. mit Lehrern.
Aufklärung ja, aber das sollten wir den Ärzten mit wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen überlassen. Die eigene Krankheitsgeschichte, oder die unserer Kinder müssen wir ja nicht jedem auf die Nase binden.
LG
Zaubermaus
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