Hallo und große Probleme mit Sohnemann 7 (ADHS)
Hallo zusammen,
erst einmal möchte ich HALLO sagen und mich kurz vorstellen. Ich bin Mama (33)verheiratet von drei Kindern ( 11 1/2,7 und 1 1/2 Jahre). Bei unserem mittleren wurde vor 13 Monaten ADHS mit einer sehr ausgeprägten Störung des Sozialverhalten festgestellt. Seitdem versuchen wir alle damit umzugehen, sind ständig im Kontakt mit Ärzten und Psychologen. Leider haben wir bis heute nicht das richtige Medikament gefunden. Anfangs unter Ritalin und Medikinet,wurde es viel schlimmer egal ob Retard oder nicht,dann wurde er 3 Monate in einer Tagesklinik beobachtet und versucht mit Methyl. einzustellen,leider blieb auch da der erwünschte Effekt aus,es gab viele höhen und tiefen am Tag.
Nach unserem Urlaub im August wurde ein Versuch mit Elvanse gestartet und siehe da es wurde besser....doch das hielt nicht lange an,nach ca. 2 Monaten hatten wir schon erwähnt das er schlecht essen tut,sehr wenig Appetit hat und auch so sehr im Wesen verändert ist. Also versuchten wir ein WE ohne....puh das waren die schlimmsten Tage überhaupt, er war ununterbrochen am durchdrehen, schlug ständig seine Schwester,brüllte rum ect. wir erkannten ihn nicht mehr wieder ,waren mit den Nerven tierisch am ende. Also bekam er es wieder....Nun wurde ein viel zu hoher Puls festgestellt,denn ganzen Tag über bei 120-130 und das selbst unter einer halben Dosis :-( Also sofort weg lassen.
Heute ist der erste Tag ohne und ich warte schon darauf das die Schule anruft,denn da hatte er die Tage schon Probleme mit der halben Dosis,stiftet Unruhe,Ärgert die anderen und hört nicht auf die Lehrerin :-( Jetzt hatte ich gestern mit der Oberärztin gesprochen und die hatte uns ans Herz gelegt in Stationär einzustellen :-( Da wir schon so vieles versucht haben und er leider ohne sehr schlimm durchdreht ...gestern hatte ich dann ein langes Gespräch mit meinem Mann und bis heute morgen waren wir auch der Meinung wir schaffen das,aber nun ist alles anders,wir können es einfach nicht,wir können doch unseren 7 Jährigen nicht einfach weg geben :-(
Die Familie leidet schon sehr unter der ganzen Sache,die große bekommt ständig schlimme Schläge von ihm ab,der kleine wird auch geschubst und geärgert,auf mich hört er gar nicht mehr groß und lacht mich auch,selbst beim Papa fällt es ihm schwer zu hören. Langsam bin ich echt am ende,was ist richtig und was nicht? Wie sieht es in 5 Jahren mit ihm aus? Er soll demnächst auch eine auf ihn persönlich eingestellt Psychotherapie bekommen,obs wirklich hilft weiss ich nicht,ich hoffe nur noch! Ich weiß das er all das nicht möchte wenn er so durchdreht,aber es ist verdammt schwer !!!
Hat jemand ähnliche Erfahrung gemacht? Was hat euch geholfen?
Danke fürs lesen und herzliche Grüße
kidajo
Liebe Kidajo,
herzlich willkommen in unserem Forum! Ich habe Deinen Realnamen durch Deinen Forumsnick ersetzt. Es ist sehr wichtig, so anonym wie nur möglich zu agieren. Im offenen Forum kann jeder (wirklich jeder) mitlesen, auch Tante Google ist immer dabei. Bitte achte daher auf Deine Privatsphäre, damit nicht irgendein "wohlmeinender Nachbar" Rückschlüsse auf Euch ziehen kann.
Zu Deiner eigentlichen Frage kann ich aus eigener Erfahrung leider nichts beitragen (mein Sohnemann läuft weitestgehend geräuschlos auf niedrig dosiertem Medikinet) - aber ich bin sicher, dass Du noch Antworten bekommst. Ihr seid ja schon eine Weile mit dem Thema ADHS beschäftigt, daher kennst Du wahrscheinlich schon die Seite unseres Verband ADHS Deutschland e.V., auf der Homepage findest Du nicht nur Literaturhinweise, Linklisten oder Veranstaltungen, sondern auch sehr viele Selbsthilfegruppen, vielleicht ist ja eine in Deiner Nähe dabei. Das hat den Vorteil, dass Du direkt von regionalen Erfahrungen profitieren könntest.
Ich wünsche Euch alles Gute!
LG
vom pi
Hallo kidajo,
auch von mir ein herzliches willkommen im Forum!
Uff, da hat es Euch ja richtig prall erwischt! Störung des Sozialverhaltens, Methylphenidat hilft nicht, Elvanse muss abgesetzt werden, Tagesklinik, eventuell stationäre Aufnahme - das alles kostet richtig viel Kraft. Auf die nächste Selbsthilfegruppe als erste Anlaufstelle hat Pi ja bereits hingewiesen. Geh hin zum nächsten Gruppenabend, danach geht es dir besser, ganz bestimmt.
Du schreibst, Methylphenidat funktioniert nicht. Welche Medis habt Ihr denn inzwischen ausprobiert? In welcher Dosierung? Und was genau funktioniert nicht? Kann es denn sein, dass die Erwartungshaltung zu sehr auf "lieb sein" abstellt? Methylphenidat macht weder lieb noch klug und es stellt auch nicht ruhig. In den Fortbildungen hören wir immer wieder: "Wenn man Methylphenidat sehr hoch dosieren muss, behandeln wir damit nicht nur ADHS." Bei Deinem Sohn liegt noch eine Störung des Sozialverhaltens vor. Die sollte natürlich auch behandelt werden. Aber nur mit Medis kommt man da nicht weit. Hier hilft Verhaltenstherapie.
Um Deinen Sohn, seine ADHS und die Störung des Sozialverhaltens besser verstehen und ihn unterstützen zu können, ist ein ADHS-spezifisches Elterntraining hilfreich. In der Selbsthilfegruppe kann man Dir sagen, wer das anbietet. Oft weiß das auch die Krankenkasse.
Zitat
... wir können doch unseren 7 Jährigen nicht einfach weg geben :-(
Das würde ich auch nicht tun. Wozu auch? Nur um ihn medikamentös einzustellen? Setze dich bitte mit niedergelassenen Ärzten, Kinder- und Jugendpsychiater, Therapeuten und Elterntrainern in Verbindung. Es könnte dich weiterbringen, wenn auch aus einer anderen Perspektive mal auf die Problematik deines Sohnes geschaut wird.
Viele Grüße
Susanne
Hallo,
und sorry das ich jetzt erst zum schreiben komme,war viel los die letzten Tage hier :-(
Das mit der Gruppe ist sehr schwierig,mein Mann arbeitet und ich habe noch den kleinen,der leider zu niemanden geht,er ist ständig an mir dran und da dies Gruppen alle abends sind....bleibt mir also nur dieses Forum ;-)
Methylphenidat hat an und für sich geholfen,nur hatten wir zu krasse höhen und tiefen,da man diese ja am Tage immer mal wieder nachgeben sollte,waren die Phasen dazwischen zu schlimm. Alles andere wie Ritalin und wie die nicht alle hießen haben ihn sehr schlimm Aggressiv gemacht. Anfangs war es vielleicht so das wir die Vorstellung hatten von wegen er bekommt Tabletten und ist ein lieber Junge,aber mittlerweile machen wir große Unterschiede. Können ADHS von ungehorsam sehr gut unterscheiden,von daher ;-)...
Seit heute bekommt er nun Strattera und nachdem was ich alles gerade gelesen habe,bekomme ich echt Angst. Er soll eine Woche lang 10mg,dann 18mg und dann 25mg bekommen.Jetzt hat er heute mittag damit angefangen und prompt eine Stunde später fingen Kopfschmerzen an,waren dann einkaufen,dabei wäre er schon fast eingeschlafen (im Auto war er dann weg) dann nach hause und zu hause hat er bis eben auch nur geschlafen,was man so gar nicht von ihm kennt. Ich hoffe dieses legt sich noch und er muss nicht mehr so leiden.
So eine Verhaltenstherapie bekommt er jetzt bald für ein Jahr lang,da sind wir schon ganz gespannt drauf!
LG
Hallo kidajo,
schade, dass du nicht in eine Selbsthilfegruppe gehen kannst. Bei mir in der Gruppe waren ein paarmal Mamas mit ganz kleinen Kindern dabei und einmal ein achtjähriger Junge. Das hat eigentlich gut funktioniert. Dennoch ist es schwierig. Deshalb gibt es ja auch unser Forum.
Dass bald die Verhaltenstherapie beginnt, ist gut. Elterntraining wäre noch wichtig. Da ist aber wieder das Problem der Kinderbetreuung. Bist du denn Mitglied im ADHS Deutschland e.V.? Schau mal auf unserer Website nach. Unsere Mitglieder können den ElternCoach kostenlos nutzen. Der ElternCoach ist ein Online-Elterntraining.
Zitat von kidajo im Beitrag #4
... Methylphenidat hat an und für sich geholfen,nur hatten wir zu krasse höhen und tiefen,da man diese ja am Tage immer mal wieder nachgeben sollte,waren die Phasen dazwischen zu schlimm. Alles andere wie Ritalin und wie die nicht alle hießen haben ihn sehr schlimm Aggressiv gemacht. ...
Du verwirrst mich. Methylphenidat ist der Wirkstoff. Medikamente mit dem Wirkstoff Methylphenidat heißen z.B. Ritalin, Medikinet, Equasym, Concerta. Diese Medikamente gibt es unretardiert, da muss man oft zwei- oder dreimal am Tag eine Tablette geben; oder retardiert, davon genügt meist eine Kapsel täglich.
Du schreibst von Höhen und Tiefen und von Phasen dazwischen. Das verstehe ich nicht so ganz - vor allem nicht, was du mit den "Phasen dazwischen" meinst. Wenn Du Ritalin unter "alles andere" einsortierst, was war dann das Methylphenidat, das du ausprobiert hast? Und wie war da die Dosierung?
Zitat von kidajo im Beitrag #4
Seit heute bekommt er nun Strattera und nachdem was ich alles gerade gelesen habe,bekomme ich echt Angst. Er soll eine Woche lang 10mg,dann 18mg und dann 25mg bekommen.
Das ist richtig, Strattera muss man "einschleichen". Der Wirkstoff in Strattera ist Atomoxetin. Wenn eine Behandlung mit Methylphenidat in unterschiedlichen Darreichungsformen nicht zu befriedigenden Ergebnissen führt, ist ein Wechsel zu Strattera sinnvoll. Bei Strattera kann man erst nach mehreren Wochen sagen, ob es etwas bringt oder nicht. Während der Aufdosierung kommt es schon mal zu Kopfschmerzen oder Müdigkeit. Wenn dies mehrere Tage lang anhält, solltest du das mit dem Arzt besprechen. Mir fällt auf, dass du Strattera mittags gibst. Hat das der Arzt so empfohlen? Strattera gibt man morgens oder - sofern es im Einzelfall sinnvoll ist - abends.
Wenn du Fragen hast, stelle sie. Dafür sind wir da.
Viele Grüße
Susanne
Hallo kidajo!
von mir auch noch Willkommen im Forum und meine Zustimmung zu all dem, was SusanneG schon geschrieben hat.
Mir fiel noch auf, dass du schreibst,
Zitat
nachdem was ich alles gerade gelesen habe,bekomme ich echt Angst.
Ja, ich nehme an, du hast Beipackzettel gelesen: die können echt ganz schön heavy sein: aber immer klar machen, dass diese eigentlich nicht geschrieben sind, um den Patienten zu informieren, sondern um die Pharmaindustrie zu schützen vor Schadensersatzforderungen, falls da Nebenwirkungen auftreten sollten.
Wenn amn im Vergleich mal Zettel von Kopfschmerztabletten liest ( wenn man es denn tut!!), das ist meistens auch nicht besser. Und das frei verkäufliche Paracetamol kann falsch angewendet sehr schnell gefährlich und schädigend sein. Niemand gibt seinem Kind bedenkenlos Medis und dass die bei ADHS unter das Betäubungsmittelgesetz fallen, ist auch nicht gerade vertrauenserweckend. Aber die Medikament werden ja nur unter ärztlicher Überwachung gegeben, die Kinder müssen regelmäßig zur Untersuchung und zum Blutbild... da wird ja schon geguckt.
Natürlich gibt es Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit oder Einschlafprobleme, fehlender Apetit usw. ... aber ist es nicht auch eine Überlegung, dass man diesen Problemen veilleicht noch eher entgegenwirken kann als einem total verkorksten Familienleben, einem Kind, dass auch darunter leidet, immer anders zu sein und anzuecken, das in der Schule nur Negativerlebenisse hat statt mal ein Lob zu bekommen, das trotz aller Bemühungen in Schule und Familie doch immer wieder mit seiner Umwelt in Konflikt gerät???
Verhaltenstherapie ist natürlich wichtig, aber viele Kinder profitieren davon nur, wenn sie unter Einfluss von Medis daran teilnehmen: sonst stehen sie sich selbst im Weg, die Therapie auch anzunehmen und die Anregungen dort aufzunehmen, zu verarbeiten und im Alltag umzusetzen, was eh schon schwer ist.
Du schreibst, dass mit Elvanse einiges besser war, dass aber medizinische Gründe dagegen sprachen. Schade, aber erinnere dich daran, wie euer Zusammenleben da war.
Ich glaube ja fest, dass mein Sohn lieber so ist, wie er unter der Wirkung von Medis erscheint. Ich bin mir ganz sicher, dass das aufmüpfige und oppositionell einestellte Wesen, das er ohne Medis zeigt, eigentlich nicht er selber ist. Da steht er sich selbst im Weg, da spielt ihm sein Hirn Streiche.
Anderes Beispiel: ich habe gerade eine neue Brille bekommen (Gleitsicht) : da brauchte ich auch einige Tage zur Gewöhnung: auch Kopfweh kam vor: aber jetzt noch 4 Woche, trage ich sie von morgens bis abends, weil ich viel besser sehe und mein Hirn und mein Kopf sich an die veränderte Aussicht und Blickrichtung gewöhnt hat. Da musst ich durch: mein Mann hat schon die zweite Gleitsicht: jedesmal braucht er einige Wochen zu Gewöhnung ...
Was ich meine: sich bitte von Beipackzetteln und Internetinfos keine Angst machen lassen, in Absprache mit Ärzten zuversichtlich in die Behandlung starten und auch erstmal geduldig weiter durchziehen.
Alles Gute
FaVe
Hallo,
uns ein großes danke an euch,hier habt mir wirklich mut gemacht weiter zu machen :-)
Nochmal kurz zu den Medis: Anfangs hatte er Ritalin und Medikinet Retard bekommen und drehte davon noch mehr auf,zeigt also genau das gegenteil,dann bekam er Methylphenidat 10,10,5mg über den Tag verteilt und da gab es einfach zwischendrin diese "höhen und tiefen" und gegen abend wurde es dann wieder ganz schlimm,er ging auf seine Geschwister los und drehte vollkommen ab :-( deshalb musste ein andere lösung her,also Elvanse welches leider auf sein Herz geht und deshalb sind wir jetzt bei Strattera gelandet. Das mit den Kopfschmerzen hat sich auch wieder gelegt,jetzt ab Freitag bekommt er eine erhöhung und muss 18mg nehmen,denke dann gibts wieder kopfweh...Ohne Medis geht es bei Ihm leider gar nicht,wollten es versuchen ,doch er steht sich selbst sehr im Weg,ist ein absolut anderer Junge und sagt dann oft das er gar nicht weiss warum er dann so schlimm ist,warum er zuschlägt ohne Grund ect. (er ist sehr aggressiv ohne Medis). Auch in der Schule ist es seit einführung von Attentin sehr schwer,hatte erst vorhin ein Gespräch mit der Lehrerin das er sehr unruhig ist und einen großen bewegungsdrang hat,was natürlich sehr schwer im Unterricht ist.
Ich Entschuldige mich nochmal fürs durcheinander schreiben und für kurze Sätze,aber mein ganz kleiner nimmt mich voll eine hier ;-)
Danke nochmal an alle!!!!!
LG
Zitat
absolut anderer Junge und sagt dann oft das er gar nicht weiss warum er dann so schlimm ist,warum er zuschlägt ohne Grund
Ja, eure Situation ist schwierig, ein Dein Sohn will ja selber anders sein!!! Das ist schon mal eine richtig gute Grundlage, und das ist was, was Du Dir auch immer wieder klar machen musst: unsere Kinder wollen nicht ADHSler sein, sie machen das nicht extra.
Ganz im Gegenteil: sie sind eigentlich ganz liebebedürftige Wesen und leiden auch unter der angespannten Situation und daran, dass sie ständig wieder anders sind, ohne zu wissen, warum!!!
Grüße FaVe
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