Mit meinem Latein am Ende

15.08.2007 16:02
avatar  usawerner ( gelöscht )
#1
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usawerner ( gelöscht )

Hallo,

jetzt bin ich mit meinem Latein langsam am Ende.

Meine Kurze hat ja ausser dem Aufmerksamkeitsdefizit erheblich Probleme mit der Gramatik - es scheint, als ob sie das Formulieren verschachtelter Saetze nicht hinkriegt. Dazu kommt, dass sie sehr schlecht liest - allein im Stillen so gut wie gar nicht und wenn meine Frau oder ich dabei sitzen und sie laut liest bleibt sie an diversen Stellen haengen. Wenn wir dann "weiterhelfen" geht' s wieder ein Stueck weit bis sie wieder haengen bleibt. Wir haben letztes Schuljahr mit einem Lesefoerderprogramm angefangen (ca. die letzten 3 Monate des Schuljahres), das sah am Ende schon nach ganz gutem Fortschritt aus.
Zum den Schwierigkeiten beim Lesen kommt auch, dass sie gaaaaaaaanz langsam schreibt - das ist eher ein Malen als ein Schreiben.

Kurzum, wenn da jetzt in der 2ten Klasse Textaufgaben hinzukommen, kriegen wir definitiv noch mehr Probleme - weil ja dann der Text nicht verstanden wird. Obwohl sie in Mathe eigentlich gut ist.

Hat jemand von Euch eine Idee, wie wir da noch mehr helfen koennen, oder was da ausser dem ADS noch daneben sein koennte?

Gruesse

Werner

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15.08.2007 22:45
avatar  doppelherz ( gelöscht )
#2
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doppelherz ( gelöscht )

Hallo usawerner,

dieselben Erlebnisse wie du jetzt mit deiner "Kurzen" hast, kenne ich sehr gut von meiner Einzigen. In der Grundschule war sie auch extrem langsam, im Lesen, Schreiben, Rechnen...Auch in der Grammatik war es schlimm. Das Schlimmste war, dass wir immer wieder von Neuem anfingen. D.h. konnte sie addieren und subtrahieren, ging es noch. Kam aber multiplizieren und dividieren dran, konnte sie nicht mehr subtrahieren und addieren. Beim Lesen und Schreiben genau dasselbe, kamen neue Woerter hinzu, waren die alten Woerter vergessen. Nur die, die immer wieder kamen, blieben haengen. Wir uebten jeden Tag mehrmals die verschiedenen Rechenarten. Ebenso war es mit dem Lesen und Schreiben. Das war furchtbar anstrengend.
Erst als bei ihr mit 12 Jahren ADS mit Teilleistungsstoerung im auditiven Bereich diagnostiziert wurde und sie MPH bekam, wurde vieles besser. Es war viel angenehmer (fuer beide Seiten), trotzdem ist sie langsamer als andere in ihrem Alter. Was hilfreich ist: Sie hat 2 wunderbare positive Eigenschaften: Ausdauer und Willen, d.h. die ihr gestellten Aufgaben auf jeden Fall zu erledigen, egal wie lange es dauert.
Ich stelle immer wieder fest ohne staendiges Ueben und das wirklich viel haeufiger, als bei Nicht-ADS´lern, geht es nicht.
(Bei mir war und ist das als Schwerhoeriger ohne ADS auch so, ohne Ueben komme ich nicht weit und ohne die Menschen, die es ehrlich mit mir meinen und mich auf vieles hinweisen, waere ich nicht so weit).
Die wichtigste Eigenschaft, die wir als Eltern benoetigen ist Geduld und gleichzeitig, unsere Kinder auch mit ADS notfalls mit Hilfsmitteln (Tabl.), ein Leben in der Normalitaet zu bieten. Denn so koennen sie auch als Erwachsener im Alltag und Berufsleben so selbststaendig wie moeglich sein.Das ist oft gar nicht leicht, manchmal moechte man alles hinschmeißen.

Was auch lange Zeit fuer meine Tochter hilfreich war, die Texte, die sie las, laut sich vozulesen. Natuerlich geht dies in der Schule nicht, aber zu Hause durfte sie es. Danach sollte sie uns den Inhalt des Textes wiedergeben. Das nahm viel Zeit in Anspruch, aber es hat geholfen. Sie bekam Selbstsicherheit und Bestaetigung, dass sie auch etwas richtig verstanden hatte.

Ganz wichtig war es auch in den Ferien fast jeden Tag etwas in diese Richtung zu foerdern, in dem man Uebungen mit alltaeglichen Dingen verbindet. Das mache ich heute noch, aber ich benoetige es kaum noch.

Auch das Zehnfingersystem lernen am PC leistete seine Dienste. Es gibt ganz tolle Programme fuer Kinder. Meine Einzige war und ist sehr begeistert am PC. Heute tippt sie glaube ich schneller als ich.

Natuerlich muss ich auch oft Motivator und Treiber sein,denn von sich aus haette meine Tochter jeden Tag ihre Traeume geaeussert, aber waere nie zum Ziel gekommen. z. B. nach den Hausis sich mit Kindern auf der Strasse treffen und spielen.

Oje, das ist jetzt aber ein langer Text, aber vielleicht kannst du die eine oder andere Anregung finden.

Gruessle

doppelherz


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15.08.2007 22:50
#3
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Hi Werner,

das klingt sehr nach Dyslexie. Frag doch mal in der Schule nach, ob es entsprechende Förderprogramme gibt. Wenn nicht, frag dort nach, wo deine Tochter in Behandlung ist. Oder nimm Kontakt mit der amerikanischen Elterninitiative auf, die sollten dir weiterhelfen können: http://www.chadd.com.

Viele Grüße

Susanne


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15.08.2007 22:59
avatar  usawerner ( gelöscht )
#4
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usawerner ( gelöscht )

Hallo doppelherz,

vielen Dank fuer die Anregungen. Ich hab jetzt erst mal mitgenommen, dass es uns nicht alleine so geht. Meine bessere Haelfte ist manchmal der Verzweiflung nahe - insbesondere dann, wenn ich mal wieder auf Dienstreise bin und sie mir der Kleinen alleine ist (und das bin ich seit wir hier in den USA sind viel oefter als in Deutschland).

Wenn ich Dich richtig verstanden habe, ist die Haupttherapie uebern, ueben und nochmals ueben. Die Kleine ist mit den Medis auch merklich besser - ich denke schon alleine deshalb, weil die Konzentrationsfaehigkeit deutlich besser ist.

Meine Hauptsorge ist eigentlich immer, dass sie ja moeglichst eine uebliche Schullaufbahn und danach eine Ausbildung absolvieren muss. Ich hab das Gymnasium als Schulform eigentlich schon aufgegeben - hab aber keine rechte Idee, was man von den Kleine erwarten darf.

Gruss

Werner

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16.08.2007 11:51 (zuletzt bearbeitet: 16.08.2007 11:51)
avatar  ailixia ( gelöscht )
#5
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ailixia ( gelöscht )
Hallo!
Ich möchte dir ein paar Sachen von mir erzählen.Ich habe ja auch eine Teilleistungstörung dazu.
Vieleicht kannst du daraus etwas für deine kleine positiv nutzen!
Seid ich Medikamente nehme,hat sich einiges gebessert.
Bei einigen Sachen,habe ich auch den Umgang damit gelehrt.
Ich habe irgendwann auch gelehrnt meine Kräfte(u.a.Energie) einzuteilen und
damit auch meine Grenzen besser einzuschätzen.
Ich habe heute immer noch Schwierigkeiten,mir neue Wörter,bzw.Fremdsprachen zu lernen.
Ich habe sehr lange gebraucht um richtig lesen zu lernen.
Ich kann bis heute,kein 1x1 auswendig.
Ich habe mir dann irgendwann meine eigene Rechentechnik entwickelt.
Ich habe in Mahtearbeiten,wenn ich einen Taschenrechner nehme meistens eine gute Note gehabt.
Wenn ich den Taschenrechner nicht habe/hatte brauche ich für jede Aufgabe extrem lange!
Ergebniss Note 5!
Was mir eben heute bei neuen Schreibweisen oder Sprachen besonders auffällt.
Ich habe ja vor ein paar Jahren noch mal eine andere Ausbildung(Erwachsene)gemacht!
Da ist mir besonders aufgefallen,das ich den Inhalt von Texten sehr gut wiedergeben konnte.
Aber ich war nicht in der Lage,bestimmte Fakten herauszufiltern oder diese zu lernen.
Ich habe es zum Beispiel mal versucht Englich zu lernen.
Die meisten Sachen hatte ich recht schnell im Kopf,dann war ich eine Woche krank,
und ich habe nichts mehr gewusst.Als wenn ich noch nie ein engliches Wort gesprochen hätte.
Dann habe ich mich wieder soweit hochgearbeitet,das ich in der schriftlichen Prüfung eine 4 hatte,
kam zur Mündlichen,war sooooooo aufgeregt,und konnte nicht mal mehr bis 10 zählen.
Bis zur 2 kam ich gerade.
Ich habe dann,weil die anderen Noten alle 2-3 waren,aus Mitleid vom Prüfer eine 5 bekommen,
damit ich nicht durchfalle.
Ich brauche seeeeeehr viele Wiederholungen,damit ich mir diese Sachen auch über längere Zeit behalte kann.
Ich habe zum Beispiel für den Führerschein,ein Jahr Fahrschule gemacht!
So jetzt esse ich Mittag!Mehr schreibe ich jetzt nicht,sonst wird mir das zu lange!
Bis bald,Ailixia!

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16.08.2007 15:52 (zuletzt bearbeitet: 16.08.2007 15:53)
avatar  usawerner ( gelöscht )
#6
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usawerner ( gelöscht )
Hallo Ailixia,

es ist schoen zu hoeren, dass es doch Wege gibt, die Situation zu meistern. Augenscheinlich gehoert auch ganz schoen Willenskraft des Betroffenen dazu, fuer viele Dinge andere Loesungswege zu suchen.

Es ist fuer mich, als jemandem der diese Einschraenkung selbst nicht hat, manchmal sehr unklar zu erkennen wo denn das Problem der Kleinen im Moment genau liegt. Meine Grosse ist im Vergleich zur Kleinen ein Ueberflieger, sie sollte eigentlich eine Klasse ueberspringen - dann waere sie richtig platziert. Man neigt ja als Eltern auch immer ein bisschen dazu die Leistungen eines Kindes in Form von Erwartungen auf das andere Kind zu uebertragen. Ich denke das war wohl in der ersten Zeit der Grund, warum unsere Hilfe nicht gerade sehr effektiv war - ich hab mir immer gedacht; das wird schon noch.

Was mir bei meiner Kleine auffaellt ist, dass sie eine sehr ausgepraegte Sozialkompetenz hat. Sie sorgt sich um andere oft mehr als um sich selbst. Vielleicht kann sie das in ihrer Zukunft ja mal nutzen. Aber bis dahin scheinen wir noch ueber einige Huerden springen zu muessen - ich werd auf jeden Fall mit ihr springen.

Danke fuer Deine Antwort, sie hat mir wirklich geholfen wieder etwas mehr zu verstehen.

Gruss

Werner
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16.08.2007 20:18
avatar  ailixia ( gelöscht )
#7
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ailixia ( gelöscht )

Hallo Werner!
Schön wenn ich dir etwas weiterhelfen konnte.
Meistens können die Kinder(meiner Meinung nach),
einige Situationen nicht so gut beschreiben,bzw Hintergründe erklähren.
Ich habe als Erwachsener erst angefangen,aus meinen Erfahrungen zu lernen.
Aber das mit der älteren Schwester kenne ich.
Meine Schwester ist 2 1/2 Jahre älter und als schlechtesten Notendurchschnitt hatte sie 1,2
(aber nur,weil ich sauer war und ihr wichtigstes Buch,einige Tage vor ihrer Arbeit versteckt hatte).
Sonst hatte sie immer 1,0 !!!
Für mich,war das schlimmste,das ich immer mit ihr verglichen wurde.
Ich habe gelehrnt und gelehrnt,und bin nicht weitergekommen.
Dann musste meine Schwester mit mir üben,weil sie ja so gut war.
Irgendwann habe ich sie dafür gehast,obwohl sie ja gar nichts dafür konnte.
Nun kommt dazu,das ich ja sowieso sensibler bin und eher alles auf mich beziehe usw.
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Was mir bei meiner Kleine auffaellt ist, dass sie eine sehr ausgepraegte Sozialkompetenz hat. Sie sorgt sich um andere oft mehr als um sich selbst. Vielleicht kann sie das in ihrer Zukunft ja mal nutzen.

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Das ist genau,das was ADSler ,unter anderen,so sympatisch macht.
Ich habe allerdings sehr lange gebraucht,um auch manchmal(eher selten)nein sagen zu können.
Ich habe aber immer alle Lebewesen versucht zu retten
(Schnecken,Regenwürmer,kranke Vögel,alle traurigen Tiere und Menschen).
Irgendwann hatte ich dann mein Meerschweinchen.
Bis bald,Ailixia!






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19.08.2007 00:07
avatar  doppelherz ( gelöscht )
#8
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doppelherz ( gelöscht )

Hallo Werner,

ich will dir noch etwas Hoffnung machen wegen der Schullaufbahn deiner Tochter.
Meine Tochter ist von der 5. Klasse Realschule in die 6. Klasse Gymnasium gekommen. D.h. sie hat nochmals (sie hatte viele Prüfungen gemacht in der Grundschule, weil es ihr innigster Wunsch war aufs Gymnasium zu gehen) eine Aufnahmeprüfung auf dem Gymnasium gemacht und bestanden. Seit dem ist sie auf dem Gymnasium im guten Mittelfeld und kommt nach den Ferien in die 9.Klasse. Aber ohne MPH würde sie wahrscheinlich nur mit ach und krach die Hauptschule schaffen.

Bestimmt gibt es in den USA auch spezielle Schulen für ADHS´ler, so wie es hier in Deutschland ein paar Schulen gibt oder entstehen (z.b. Eulennest). Allerdings habe ich viel zu wenig Ahnung davon.

Viele Grüße
aus dem Schabenländle

doppelherz


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