Toleranz für "besondere Kinder"

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09.09.2011 08:11
avatar  smilla
#1
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Hallo! Ich bin neu hier und im Moment ziehmlich deprimiert! Mein Kind ist sechs Jahre und gerade zur Schule gekommen. Mit drei Jahren fing alles an schwierig zu werden. Er konnte sich nicht gut in eine Grupp einfügen, war agressiv, hat gebissen, gehauen und so weiter. Dann sind wir in einen Kindergarten gekommen mit einer sehr kleine Gruppe. Super, dachte ich. War aber eher schwierig, weil sie eben aus 14 "perfekten", bastelbegeisterten Kinder bestand und aus meinem! Also: Wechsel in den Integrationskindergarten! Das war auch super. Er hat sich da toll entwickelt und es wurde fast normal, das alles. Bis jetzt! Jetzt ist er in der Schule. Braucht eben wieder länger sich einzufinden als die anderen! Und wenn ich eines in dn letzten Jahren gelernt habe dann ist es die Tatsache, dass Kinder nicht anders sein dürfen und keine Zeit bekommen. Sie müssen ganz schnell funktionieren! Ich habe unheimliche Angst dass alles jetzt von vorne losgeht! ADHS ist bei ihm nicht diagnostiziert worden, aber ich lese soviel, dass ich mir da nicht so sicher bin!
Nach Ergotherapien, Schulvorbereitungen, Intelligenztests, Sozialkompetenztraining, SPZ-Besuche und allem, was uns so ans Herz gelegt wurde und was wir auch immer artig getan haben (obwohl ich oft schreien wollte: STOPP! GE


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09.09.2011 08:19
avatar  smilla
#2
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Oh, da habe ich falsch gedrückt! Naja jedenfalls nach dem ganzen Kram weiss ich nicht, ob er und auch wir das als Familie nochmal hinbekommen. Und ich frage mich, wie lange jetzt wieder rungedocktert werden soll...Jetzt denke ich an Medikamente um es ihm einfacher zu machen! Aber irgendwie nervt mich eines total: liest man im Internet darüber heisst es NEIN! TU DAS NICHT!! DAS IST GANZ GANZ SCHLECHT! GIB IHM ZEIT, LIEBE, HALT...Liest man die Zeitungen steht da: Kinder können heute kaum noch Kinder sein!Das muss sich ändern! Ja, ich sehe das oft auch so! Er kriegt Zeit von uns, Halt und auch ganz viel Liebe! Aber bitte, was nützt mir das, wenn ier auf unserem Scheissdorf jeder redet, ihm eben keine Zeit gibt und sich lieber das Maul zerreisst? Es nutzt ihm doch leider nicht wenn nur wir an ihn glauben! Und ich fühl mich immer so alleine gelassen...wo sind denn andere denen es so geht? Ich weis nicht wieviel man eigentlich aushalten muss und ob warum es nicht irgendwen mal gibt, der sagt, es ist ok wenn Du darüber nachdenkst, ihm was zu geben, weil du dir schlicht und einfach Sorgen u dein Sohn machst!!


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09.09.2011 08:39
#3
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Hallo smilla,

herzlich willkommen hier. Viele Eltern empfinden das Gleiche wie Du und ich glaube, nur solche Eltern können einander auch wirklich verstehen. Hier im Forum wirst Du Menschen finden, die Ähnliches erlebt haben wie Du, ich wünsche Dir einen guten Austausch.

So wie Du Eure Situation beschreibst, werden Medikamente wohl sehr hilfreich sein, und falls Du Dich zu einer Diagnose durchringen kannst, brauchst Du jemanden, der sich gut auskennt. Schau doch mal, ob es in Deiner Umgebung einen Gesprächskreis gibt, in dem Du andere Mütter/Väter findest, die Dir helfen können, kompetente Diagnostiker in Deiner Nähe zu finden.
http://www.ads-ev.de/index.php/gespraechskreise

Grüßle
mama4kids


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09.09.2011 13:16
avatar  lupa
#4
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Hallo smilla,

schön, dass Du hergefunden hast - ich denke, hier findest Du viele andere, die wissen und nachempfinden können, wovon Du sprichst und wie sich das anfühlt ...

Mein "Großer" (jetzt 8 J.) wurde vor zwei Jahren eingeschult und wir steuerten direkt in die "Kathastrophe". Die Leistungen waren miseralbel, keiner wusste so recht, warum, denn eigentlich ist er ein ganz helles Köpfchen. Alles üben und lernen schien umsonst zu sein. Kind wurde immer frustrierter, glaubte nicht mehr an sich, saß emotional total "im Loch", hatte keine Freunde, reagierte auf die ganze Situation mit extremen Wut - und Heulausbrüchen usw. Ich machte mich mit Sohni auf einen langen und dornigen Weg der Diagnostik (der uns fast das gesamte Schuljahr gekostet hat). Die Familie wäre an der ganzen Situation fast zerbrochen. Es war sehr, sehr schwierig und anstrengend.

Das alles hilft Dir jetzt erst mal auch nicht weiter, ich weiß ... ich will Dir nur sagen: Du bist nicht allein! Wir sind viele und die Geschichten sind sich oft ähnlich. Auch die Probleme mit dem Sch...dorf kommen mir sehr bekannt vor ...

Irgendwann kam dann endlich die Diagnose, die Medikamente, ich rang mich zu einer Klassenwiederholung für Sohni durch und schulte ihn letztes Jahr ein zweites Mal ein. Und - ich hatte schon fast nicht mehr dran geglaubt - die Dinge entwickelten sich wieder zum Positiven. Z.Zt. ist es relativ entspannt.
Jetzt kommt Sohn in die zweite Klasse und Töchterchen (von der wir mittlerweile wissen, dass sie mit der gleichen Problematik zu kämpfen hat) wird eingeschult. Es bleibt also spannend ...

Was Deine Frage nach den Medikamenten betrifft:
Voraussetzung für eine mögliche Medikation ist unbedingt eine gründliche und kompetente Diagnostik. Wenn die Diagnose steht, muss über eine Medikation sehr individuell entschieden werden.
Die vielen Vorurteile, die man so über die Medikamente hört und liest, halte ich allerdings für "Blödsinn". Und wer nicht selber betroffen ist und jeden Tag mit der Situation lebben muss, der sollte sowieso lieber still sein und sich raus halten ...
Ich kann Dir sagen, dass uns die Medikamente sehr geholfen haben - und ich denke, viele andere hier werden Dir das ähnlich bestätigen. Für uns war die Medikation der Grundstein zur positiven Veränderung und ich möchte heute nicht mehr darauf verzichten. Hast Du übrigens "Die Geschichte einer Mutter" hier im Forum schon gelesen ...?

Ich schicke Dir eine große Portion Verständnis und ganz viel Kraft für die nächste Zeit! Lass Dich nicht unter kriegen und kämpfe mit und für Dein Kind! Am Ende lohnt es sich immer!

Liebe Grüße

lupa


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09.09.2011 13:45
avatar  lupa
#5
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Hallo smilla,

Du hast eine PN von mir.

Gruß

lupa


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09.09.2011 17:51
avatar  smilla
#6
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Hallo, ich nochmal!
Ich bin jetzt seit vier Jahren mit meinem Sohn beim SPZ. Und solange suche ich schon nach Leuten, denen es ähnlich geht wie uns! Und so lange habe ich auch kaum welche getroffen! Wir haben in unserer Umgebung leider nur eine Selbsthilfegruppe für ADHS-ler, die schon erwachsen sind! Mir fehlt einfach der Austausch, jemand der sagt, das wird schon! Ihr macht das gut! Als mein Sohn auf ADHS untersucht worden ist, habe ich mich richtig auf das Ergebnis gefreut! Man könnte fast sagen, wir hätten es willkommen geheissen. Endlich mal was Greifbares. Aber dann wurde es ausgeschlossen und ich stehe wieder mit diesen Wahrnehmungsstörungen alleine da! Tja, welcher Mutter eines perfekten Kindes kann ich erklären dass er das gar nicht möchte, jemanden hauen wenn es ihm alles zu viel wird?
Es tut einfach mal gut zu sehen dass wir eben nicht alleine sind! Das schlimme is ja auch, dass oft die eigene Familie nicht hinter einem steht! Wie oft habe ich in den vergangenen Jahren gehört: Man, du tust mir immer so leid!
Scheisse, ich will nicht dass ich ihnen leid tue. Ich liebe meinen Sohn auch weil er so ist! Quirlig und wissbegierig, kreativ und liebenswert! Ich will gar kein normales Kind! Ich will einfach dass es mehr Leute akzeptieren dass er nun mal so ist und ich mir nicht immer nur anhören muss was ich alles falsch mache! Danke für Eure offenen Ohren!! smilla


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09.09.2011 20:32
#7
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Schreib Dir nur die Finger wund - wir sind da!


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09.09.2011 21:17
#8
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Hallo Smilla,

willkommen im Forum.

Als ich deinen Text gelesen habe, war ich wirklich dankbar, dass meine ADS'ler über dieses Alter hinaus sind. Denn Kindergarten und Grundschulzeit, und das noch teilweise ohne gesicherte Diagnose, aber als grünes Männchen unter lauter perfekten Dorfmüttern mit Wunderkindern, das war eine recht schwierige Phase.

Anfangs habe auch ich mich gegen Medis gewehrt, ich hatte das Gefühl, ich muss meinen Kindern Medikamente geben, um sie für diese Sch***schule passend zu machen, nur deswegen. Aber so ist es nicht, und wenn ihr eine Diagnose habt (hier schließe ich mich den anderen an: Lass dir eine Adresse geben, viele hier haben einen ziemlichen Irrweg hinter sich *seufz*), und wenn Medis nötig werden, dann solltest du auch gut aufgeklärt werden und möglichst ein Elterntraining und eine Verhaltenstherapie stattfinden.

Es ist schon noch ein weiter Weg, aber es wird besser, je mehr Informationen man hat und je mehr man sich mit anderen Betroffenen austauschen kann. Wenn kein Gesprächskreis für dich erreichbar ist, dann schreib einfach hier, hier versteht man dich.

Alles Gute wünscht
Mandelkern


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09.09.2011 22:15
#9
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Hallo smilla!

Auch ich bin ganz neu hier angemeldet, habe schon öfter hier gestöbert und bin auch schon länger Mitglied (das war doch mal `ne Frage...).

Ich möchte dir Mut machen, weiter nach einem guten Arzt und einer sicheren Diagnose zu suchen! Das ist vor allem
für dein Kind wichtig. Es ist oft nicht einfach, jemand passenden zu finden. Es gibt auch viele Ärzte, die nicht viel drüber wissen.

Ich denke, uns allen wäre es auch lieber unsere Kinder ohne Tabletten in die Schule zu schicken, aber da müsste sich die Schule und das Denken der Lehrer und Eltern ändern.

Gehe deinen Weg - lass dich nicht von den Anderen durcheinander bringen. Andere wissen sowieso immer alles besser... nachdem ich damals für mich entschieden habe, dass das der richtige Weg für meine Kinder ist, habe ich mich auch von niemand mehr beeinflussen lassen.

Du kannst dir vielleicht vorstellen, was ich zu hören bekam, wenn ich erzählt habe, dass ich mit meinem 14jährigen! noch Hausaufgaben mache... Kurz vor der Hauptschulprüfung wollte er nicht mehr, was ich akzeptiert habe und er hat den Abschluss mit einer Belobigung geschafft und dann auch seine Ausbildungsprüfung zum Werkzeugmechaniker mit 2,3. Und hat als einziger Azubi in der Firma einen Festvertrag bekommen. Da haben sich die ganzen Nerven und die Zeit gelohnt. Kinder von den Anderen haben z.T. keine Ausbildung ... Ich habe ihm einen guten Start ermöglicht und was er jetzt daraus macht, ist seine Sache.

Auch meine Tochter ist ihren Weg gegangen, sie war schon in der 5. Klasse, als sie diagnostiziert wurde - sie war auf dem Weg in eine Schul-Depression wurde da festgestellt. Wäre es besser gewesen, keine Tabletten, dafür nachher Antidepressiva??

Es tut immer gut, wenn man jemand hat, mit dem man sich austauschen kann.

Wenn ich manchmal höre, was für Unsinn erzählt wird von Leuten, die mit dem Thema gar nichts zu tun haben... Aber da können wahrscheinlich alle hier Geschichten erzählen.

Ich wünsche dir viel Kraft!

Liebe Grüße

ponycarmum


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09.09.2011 22:33
#10
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Zitat von ponycarmum
Wenn ich manchmal höre, was für Unsinn erzählt wird von Leuten, die mit dem Thema gar nichts zu tun haben... Aber da können wahrscheinlich alle hier Geschichten erzählen.

Wie groß ist eigentlich die Speicherkapazität vom Server unseres Forums

... fragt sich
Susanne


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