Medikamente ja / nein

22.05.2014 13:32
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#1
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Markus Nürnberg ( gelöscht )

Hallo,

ich habe ein großes Gewissens Problem. Bei meiner Tochter (6Jahre) besteht der akute verdacht auf ADS (Träumerchen). Sie befindet sich seit ca. 3 Monaten in ambulanter Jugendpsychologischer Behandlung und seit 1. Monat in Ergotherapeutischer Behandlung (1Stunde/Woche). Nach mehreren Gesprächen und Tests zwischen ihr und der Psychologin wurde der besuch einer Tagesklinik und die medikamentöse Behandlung empfohlen. Mit dem Gedanken der Tagesklinik habe ich mich bereits abgefunden. Jedoch habe ich große Gewissensbisse was die Medikamentöse Behandlung betrifft. Im Internet finde ich immer wieder Artikel die gegen die Behandlung mit entsprechenden Medikamenten sprechen. Ins besondere meine ich bei den Nebenwirkungen den Appetitverlust und die depressive
Belastungen bei Einnahme und nachlassen des Medikaments. Meine Tochter ist sehr zierlich und ist so schon sehr wenig. Darum befürchte ich dass durch die Einnahme der Medikamente gar nichts gegessen wird. Weiterhin ist meine Tochter, dadurch das sich meine Frau und ich vor einem halben Jahr getrennt haben, sehr psychisch belastet. Ich habe daher die Befürchtung das beim nachlassen der Medikamente diese Belastungen umso intensiver werden. Ich wäre froh wenn mir jemand der in einer ähnlichen Situation war oder ist seine Erfahrungen mit mir teilen könnte.


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22.05.2014 17:42
#2
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Hi Markus,

herzlich willkommen im Forum! Schön, dass du her gefunden hast.

Jaja, die Medis bei ADHS - je geringer Kenntnisse und Erfahrung sind, desto riesiger ist die Meinung. Bitte lies zuerst mal "Die Geschichte einer Mami" - ganz oben in der Plauderecke.

Zitat von Markus Nürnberg im Beitrag #1
... besteht der akute verdacht auf ADS (Träumerchen) ... wurde der besuch einer Tagesklinik und die medikamentöse Behandlung empfohlen. Mit dem Gedanken der Tagesklinik habe ich mich bereits abgefunden. Jedoch habe ich große Gewissensbisse was die Medikamentöse Behandlung betrifft ...


Also, bei mir wäre es umgekehrt, Tagesklinik wäre für mich erst dann eine Option, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Das ist übrigens kein Rat, sondern eine Meinung - und zwar meine.

Du schreibst von einem ADHS-Verdacht und einer Empfehlung der medikamentösen Behandlung. Sorry, sowas geht GAR nicht! Vor jeglicher Therapie - gleich welcher - bedarf es einer Diagnose. Und falls eine ADHS diagnostiziert wird, informiere dich bitte zuerst über eine Leitlinien konforme multimodale Therapie. Wo? Hier im Forum, zum Beispiel, oder besuche eine Selbsthilfegruppe (www.adhs-deutschland.de). Tausche dich mit anderen Eltern betroffener Kinder aus.

Ach ja, noch was. Jeder Therapie eines Kindes - gleich welcher - müssen beide Eltern zustimmen. Bitte lasse es nicht deine Tochter ausbaden, falls es hierzu Meinungsverschiedenheiten gibt.

Viele Grüße
Susanne

Wenn ein chaotischer Schreibtisch ein Anzeichen für einen chaotischen Geist sein soll, was sollen wir dann von einem leeren Schreibtisch halten? -Albert Einstein-

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22.05.2014 19:20
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#3
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Markus Nürnberg ( gelöscht )

Hi Susanne,

leider finde ich die Geschichte nicht.

Bezüglich der Unwissenheit gebe ich dir vollkommen recht. Ich habe keine Ahnung wie die entsprechenden Medikamente tatsächlich wirken. Von den Ärzten bekomme ich hauptsächlich das positive erzählt und im Internet werden hauptsächlich die Nebenwirkungen besprochen. Das es sicher Ärzte gibt die mit eine ADS Behandlung und Medikamentenverschreibung gutes Geld verdienen können (und die Pharmaindustrie erst recht) kann ich mir sehr gut vorstellen auch wenn ich es der behandelden Ärztin nicht unterstellen möchte. Im Hinterkopf ist es trotzdem wenn man sich den gestiegenen verbrauch von z.B. Ritalin vorstellt.

Das mit der Tagesklinik wurde mir von der Psychologin, der Ergotherapeutin und auch der Klassenlehrerin empfohlen. Und die Argumente sind mir auch einleuchtend. Von durchgängiger Kontrolle über Schulunterricht, Ergotherapie und aufgrund des Umstandes das meine Tochter durch die Trennung psychisch Angeschlagen ist. In der Tagesklinik sollen eben alle Fachgebiete unter einem Haus sein und sich auch auf dem "kurzen Dienstweg" absprechen können. Was sicher kein Nachteil ist im Gegensatz dazu das man vom Psychologen zum Erotherapeuten fährt und dies nur einmal pro Woche.

Bei den Medikamenten habe ich meine größeren Zweifel da ich sicher verstehe das die Medis die Symptome ausblenden und ihr für die Dauer der Wirkung helfen, aber es sicher nicht die Ursache behebt. Wenn das überhaupt möglich ist. Ich sehe mich einfach in einem Zwiespalt, stimme ich der Behandlung zu (meine Ex-Frau befürwortet das) habe ich angst das es zu einem Rebound kommt und ihre Depressionen schlimmer werden. Zudem kann ich die langfristigen Folgen nicht abschätzen. Wenn ich der Behandlung nicht zustimme (meine Meinung, da ich selbst Medikamente nur im äußersten Notfall nehme) wird sie das Klassenziel evtl. nicht erreichen und, wie Kinder halt sind, gehänselt und auf das soziale Abstellgleis geschoben.

Egal für was ich mich entscheide habe ich Angst davor das meine Tochter in ein paar Jahren zu mir kommt und sagt warum hast du das zugelassen oder warum nicht es hätte mir wahrscheinlich geholfen.

Mit dem verdacht auf ADS meine ich, bitte berichtige mich wenn ich falsch liege, das ADS nicht eindeutig diagnostizierbar ist und lediglich über ein Ausschlussverfahren festgestellt wird. Da meine Tochter ja eben auch durch die Trennung belastet ist schließe ich das als Ursache für ihr verhalten eben nicht aus.

mfg Markus


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22.05.2014 21:06
#4
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Hi Markus,

gut, dass wir darüber gesprochen haben ... "Die Geschichte einer Mami" hatte sich verkrümelt. Jetzt ist sie wieder da:

DIe Geschichte einer Mami

Direkt über diesem Thread ist auch noch etwas zu den Medis, was du lesen solltest. Zu allem anderen melde ich mich später noch einmal.

Viele Grüße
Susanne

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22.05.2014 23:17
#5
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Hi Markus,

zuerst mal: Ich finde es super, dass du dich für dieses Thema, das deine Tochter betreffen könnte, interessierst und dass du fragst, was du nicht weißt. Und wenn ich jetzt deinen Beitrag zerpflücke, dann hat das nichts mit dir zu tun, sondern mit dem Schwachsinn, der allerorten verzapft wird und natürlich auch im Internet kursiert.

Zitat von Markus Nürnberg im Beitrag #3
... Das es sicher Ärzte gibt die mit eine ADS Behandlung und Medikamentenverschreibung gutes Geld verdienen können (und die Pharmaindustrie erst recht) kann ich mir sehr gut vorstellen ...


Das kann ich mir nicht vorstellen, so schön das für die Ärzte und die Pharmaindustrie auch wäre. Patienten mit ADHS zu behandeln ist nicht besonders lukrativ. Da ist viel Beratung notwendig, doch die wird erstens nicht angemessen honoriert und ist zweitens gedeckelt. Jeder Arzt muss für sich selbst entscheiden, wie viele ADHS-Patienten er sich leisten kann. Schließlich übt er seinen Beruf aus, um damit Geld zu verdienen. Die "böse" Pharmaindustrie musste aufgrund der Festbetragsregelung die Preise für Medikamente mit Methylphenidat deutlich senken. Davon mal abgesehen verdient die Pharmaindustrie ihr Geld mit der Herstellung und dem Verkauf von Medikamenten und dabei spielt der Anteil der ADHS-Medikamente eine verschwindend kleine Rolle.

Den Anstieg des Methylphenidat-Verbrauchs will ich nicht schon wieder kommentieren müssen - die Schlüsse, die daraus gezogen werden, sind einfach nur ätzend. Naja, ok, wir können drüber reden, wenn du mir eine Statistik über den Verbrauch von Antihistaminen und Grippe-Impfstoffen vorlegst .

Zitat von Markus Nürnberg im Beitrag #3
Bei den Medikamenten habe ich meine größeren Zweifel da ich sicher verstehe das die Medis die Symptome ausblenden und ihr für die Dauer der Wirkung helfen, aber es sicher nicht die Ursache behebt. Wenn das überhaupt möglich ist.


ADHS ist nicht heilbar. Sie ist genetisch bedingt wie rote Haare oder Sichelzellenanämie. Die Halbwertzeit von Methylphenidat beträgt zwei bis vier Stunden. In dieser Zeit wird im synaptischen Spalt die Wiederaufnahme von Dopamin gehemmt. Dadurch funktionieren u.a. Selbstkontrolle und Selbstwahrnehmung besser.

ADHS ist diagnostizierbar, nach DSM IV und ICD 10 - man muss sich halt die Mühe machen. Und wenn die Diagnose steht, kann man auch behandeln. Im Vordergrund steht hier die Verhaltenstherapie, ebenso ein ADHS-kompetentes Elterntraining. Sollten darüber hinaus Medikamente notwendig sein, wäre Methylphenidat das Mittel der ersten Wahl; alles andere sind Alternativen, wenn die erste Wahl nicht funktioniert.

Viele Grüße
Susanne

Wenn ein chaotischer Schreibtisch ein Anzeichen für einen chaotischen Geist sein soll, was sollen wir dann von einem leeren Schreibtisch halten? -Albert Einstein-

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23.05.2014 01:21
#6
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Hallo Markus,

zu Eurer evtl Diagnose kann ich mich nicht äussern. Aber ich denke mal, ihr lasst es abklären. Ich möchte etwas zu den Medikamenten sagen. Die Frage ob ja oder nein, hat sich ganz sicher jeder Vater und Mutter eines betroffenen Kindes mehr als einmal gestellt.
So auch bei uns , mein Sohn (10) ADHS, auch mit 6 diagnostiziert. Was habe ich nicht alles ausprobiert von Bachblüten, über Yoga bis Homöpathie..... Aber natürllich half nichts ! Wie auch, ADHS ist ein Stoffwechselstörung. Einem Diabetiker gibt man Insulin, da wird auch nicht diskutiert. Wenn jemand einen Bluthochdruck hat benötigt er Betablocker ( wirf da mal einen Blick auf den Beipackzettel) . So ist das einfach mit bestimmten Erkrankungen, man kann meist nur medikamentös etwas ändern.

Mein Sohn bekommt seit der 2. Klasse MPH und dadurch ist vieles , viel leichter geworden. Er hat Freunde gefunden, eben weil er nicht mehr so impulsiv ist, er sass still im Unterricht und konnte sich endlich konzentrieren. Aber das schönste für ihn, er wird im Sommer aufs Gymnasium gehen, etwas was immer sein Ziel war. Ich glaube ohne MPH hätte er es wahrscheinlich, trotz seines sehr hohen IQ einfach nicht geschafft.

Und eure Angst, Sorge bzgl dem Essverhalten kann ich auch gut nachvollziehen. Mein Sohn ist auch sehr, sehr schlank. Und hat natürlich unter MPH keinen Hunger. Aber - wir richten unsere Mahlzeiten nach ihm ! Bzw wenn es nicht anders geht, bekommt er Abends sein Mittag. Und in den letzten Sommerferien haben wir Medikamentenpause gemacht und er hat in den Ferien 5 (!) Kilo zugenommen !

Das Medikament hilft dem Kind, nur leider wird das von "Ritalingegnern" nur allzu oft vergessen.

~Lieben Gruss Kayleigh119~

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