Hallo erstmal

25.09.2014 19:25
avatar  Aquene34 ( gelöscht )
#1
avatar
Aquene34 ( gelöscht )

Guten Abend Zusammen,

freue mich, dass meine Anmeldung nun geklappt hat und möchte mich erstmal kurz vorstellen.

Bin eine 34jährige alleinerziehende Mama eines 6jährigen Sohnes bei dem vor einer Weile ADHS diagnostiziert wurde.
Die Diagnose wurde damals, meiner Meinung nach, ziemlich schnell erstellt...es gab keine physische Untersuchung, nur ein paar Fragebögen und Tests, insgesamte Dauer betrug ca. 1,5 Stunden. Aufgrund dessen war ich bisher eher skeptisch, wollte evtl. auch die Diagnose nicht wahrhaben...habe sogar daran gezweifelt ob es nun ADHS wirklich gibt usw.
Der erste Kinderpsychiater riet mir also direkt nach seiner Diagnose zur medikamentösen Einstellung noch vor der Einschulung und meinte andere Versuche zu starten wäre sinnlos wenn nicht als Grundlage erstmal die Medikation stehen würde.
Daraufhin suchte ich nach einem zweiten Kinderpsychiater für eine zweite Meinung und evtl. anderen Behandlungsmöglichkeiten. Dort gab es bisher einen ersten Vorstellungstermin mit Kind,Fragebögen für Vater und Mutter, Fragebogen für Erzieherin und Lehrerin.
Der zweite Termin zur Besprechung ist schon am 08.10., dann werde ich sehen wie es dort weitergehen kann.

Weiterhin habe ich mir ein Rezept für Ergotherapie bei meiner Hausärztin erbettelt...da bei Kinderpsychiater und Kinderarzt kein Durchkommen war.
Diese 10 Stunden Ergo liefen sehr gut und meinem Sohn ging es damit auch wirklich gut; nur leider kann ich ein Folgerezept nun nur durch einen Facharzt bekommen, also ist dort erstmal Ende.

Was für mich nun Alles verändert hat, und mich auch ehrlich gesagt geschockt hat....ist die jetzige Situation:
Mein Sohn ist am 16.09. in eine Regelgrundschule eingeschult worden, und es läuft wirklich schlecht.
Bisher ist er noch motiviert und hat Spass an der Schule, aber er hält den Unterricht nicht durch, steht auf, läuft herum im Klassenzimmer,redet dazwischen, gibt unschöne Kommentare ab, setzt sich unter seinen Tisch usw.
Am härtesten trifft mich die Tatsache dass er massives oppositionelles Verhalten an den Tag legt. Gar nicht unbedingt den anderen Kinder gegenüber, sondern den Lehrkräften.Er gibt freche Antworten, schmeisst mit Kraftausdrücken um sich wenn er wütend wird, ist absolut respektlos.
In den ersten paar Tagen war ziemliches Chaos was das Busfahren betraf und ich dachte ok....das hat ihn aus der Bahn geworfen, darauf reagiert er jetzt so...aber es scheint nicht nur daran zu hängen.

Einen Antrag auf einen Schulbegleiter hatte ich schon vor den Sommerferien gestellt, vom JA wurde mir aber gesagt dass er erstmal in die Schule kommen muss um zu sehen wie es läuft. Nun hoffe ich darauf, dass es hier evtl. weitergeht.

Ein erstes gemeinsames Gespräch mit Lehrerin, Dame vom sonderpädagogischen Dienst und einer Dame von der Erziehungsberatungsstelle die ich dazu gebeten hatte gab es schon.

Leider habe ich hier noch Niemanden in meinem Umfeld der sich mit ADHS auskennt, und somit eigentlich Niemanden der die Situation ein wenig verstehen kann.
Habe ein sehr gutes Verhältnis zu meiner Mutter und hab ihr vom Schulbeginn und den Problemen erzählt...und sie meinte, ich müsse jetzt hart durchgreifen und sofort Sanktionen setzen für sein Verhalten in der Schule. Sie meinte am besten wäre wohl direkt komplettes Fernsehverbot und Taschengeld streichen...und erst wieder etwas nachgeben wenn er sich in seinem Verhalten den Lehrern gegenüber bessert.

Doch inzwischen bin ich mir unsicher ob das der richtige Ansatz wäre...es ist ja nicht so, als hätte ich erst jetzt mit Erziehungsversuchen begonnen.
Ich bin prinzipiell Jemand der Wert auf höflichen, respektvollen Umgang legt und versuche das eigentlich auch schon immer meinem Kind zu vermitteln...aber naja...es scheint irgendwie kein Lernerfolg einzusetzen, auch nicht durch Konsequenzen.
Mein Sohn ist ein schlaues Kerlchen (meiner Meinung nach :-) ), und man kann in ruhigen Momenten sehr gut und auf Verstandesebene mit ihm sprechen...aber ist er dann in der Situation, ist das Alles wie weggefegt.

So...das war schon ein bisschen viel...eigentlich wollte ich mich doch nur kurz vorstellen!
Aber zur Zeit ist mein Kopf so voll von dem Thema, dass es wohl einfach schon raus musste. ^^

VG,

Aquene


 Antworten

 Beitrag melden
25.09.2014 23:42 (zuletzt bearbeitet: 25.09.2014 23:47)
#2
avatar

Hallo Aquene,

herzlich willkommen im Forum des ADHS Deutschland e.V.! Es liest sich so, als ob du ein ganz normales Kind mit einer ganz normalen ADHS hast. Nichts von all dem, was du schilderst, ist uns fremd - gar nichts.

Zitat von Aquene34 im Beitrag #1
Die Diagnose wurde damals, meiner Meinung nach, ziemlich schnell erstellt...es gab keine physische Untersuchung, nur ein paar Fragebögen und Tests, insgesamte Dauer betrug ca. 1,5 Stunden.

Durch eine physische Untersuchung kann man keine ADHS feststellen. Sie dient nur dem Ausschluss anderer Ursachen. Gewiss, 1,5 Stunden ist relativ kurz. Doch dies allein ist kein Grund, die ADHS-Diagnose infrage zu stellen.

Zitat von Aquene34 im Beitrag #1
Der erste Kinderpsychiater riet mir also direkt nach seiner Diagnose zur medikamentösen Einstellung noch vor der Einschulung und meinte andere Versuche zu starten wäre sinnlos wenn nicht als Grundlage erstmal die Medikation stehen würde.


Nach all dem, was du weiter unten schilderst, hatte der erste Kinderpsychiater mit dieser Aussage wohl Recht.

Zitat von Aquene34 im Beitrag #1
Weiterhin habe ich mir ein Rezept für Ergotherapie bei meiner Hausärztin erbettelt...da bei Kinderpsychiater und Kinderarzt kein Durchkommen war. Diese 10 Stunden Ergo liefen sehr gut und meinem Sohn ging es damit auch wirklich gut; nur leider kann ich ein Folgerezept nun nur durch einen Facharzt bekommen, also ist dort erstmal Ende.

Bei einer ADHS ohne "Beigaben" ist eine Ergotherapie nicht der richtige Ansatz. Wurden denn auch Teilleistungsstörungen diagnostiziert, Probleme mit Motorik oder Gleichgewicht?

Zitat von Aquene34 im Beitrag #1
aber er hält den Unterricht nicht durch, steht auf, läuft herum im Klassenzimmer,redet dazwischen, gibt unschöne Kommentare ab, setzt sich unter seinen Tisch usw. Am härtesten trifft mich die Tatsache dass er massives oppositionelles Verhalten an den Tag legt. Gar nicht unbedingt den anderen Kinder gegenüber, sondern den Lehrkräften.Er gibt freche Antworten, schmeisst mit Kraftausdrücken um sich wenn er wütend wird, ist absolut respektlos.

Siehe oben, der erste Kinderpsychiater war auf der richtigen Spur.

Zitat von Aquene34 im Beitrag #1
Einen Antrag auf einen Schulbegleiter hatte ich schon vor den Sommerferien gestellt, vom JA wurde mir aber gesagt dass er erstmal in die Schule kommen muss um zu sehen wie es läuft. Nun hoffe ich darauf, dass es hier evtl. weitergeht.


Eine ADHS alleine ist kein Grund, einen Schulbegleiter bewilligt zu bekommen. Kann es denn sein, dass außer der ADHS noch einige Begleiterkrankungen vorliegen?

Zitat von Aquene34 im Beitrag #1
Leider habe ich hier noch Niemanden in meinem Umfeld der sich mit ADHS auskennt,

Dafür hast du jetzt uns .

Zitat von Aquene34 im Beitrag #1
... hart durchgreifen und sofort Sanktionen setzen für sein Verhalten in der Schule. Sie meinte am besten wäre wohl direkt komplettes Fernsehverbot und Taschengeld streichen...und erst wieder etwas nachgeben wenn er sich in seinem Verhalten den Lehrern gegenüber bessert.

Sorry, aber das ist echt Quatsch! Wenn eine Sanktion tatsächlich irgendeine Besserung bewirken soll, muss sie in direktem Zusammenhang zur Tat stehen. Zusammenhänge zu Fernsehen und Taschengeld kann ich keine sehen.

Und wie geht es jetzt weiter?

Schau mal auf unserer Website www.adhs-deutschland.de nach einer Selbsthilfegruppe in erreichbarer Nähe - und dann gehe dort hin.
Besorge dir ein Buch zur ADHS, am besten einen der Klassiker: "Das ADHS-Buch" von Elisabeth Aust-Claus und Petra-Marina Hammer oder "Das hyperaktive Kind und seine Probleme" von Cordula Neuhaus.
Höre bei allen guten Ratschlägen auf deinen Bauch und ziehe nichts durch, wovon du nicht überzeugt bist.
Hüte dich generell vor Ratschlägen - denn Ratschläge sind auch Schläge.
Frage uns, denn hier im Forum bekommst du am schnellsten brauchbare Antworten.
Lies dich durch das Forum ... deine Fragen wurden hier allesamt schon mehrfach gestellt und beantwortet.
Denke über eine Mitgliedschaft im ADHS Deutschland e.V. nach. Für € 40,00 Jahresbeitrag kannst du am Online-ElternCoach teilnehmen, hast Zugang zu den Mitglieder-Webseiten und den Mitglieder-Foren, bekommst dreimal im Jahr eine informative Vereinszeitschrift und vieles andere mehr.

Sei versichert, du bist nicht allein.

Viele Grüße
Susanne

Wenn ein chaotischer Schreibtisch ein Anzeichen für einen chaotischen Geist sein soll, was sollen wir dann von einem leeren Schreibtisch halten? -Albert Einstein-


 Antworten

 Beitrag melden
26.09.2014 10:34 (zuletzt bearbeitet: 26.09.2014 10:39)
avatar  smilla
#3
avatar

Hallo Aquene!

Als ich Deinen Beitrag gelesen habe kam mir sofort die Gedanken: Kenn ich, kenn` ich, kenn` ich!!
Da hat Susanne vollkommen Recht: Normale ADHS, wie aus dem Bilderbuche eben!

Ich kann das mit einem Schmunzeln sagen (aber auch nicht immer und auch nicht SCHON immer!!) Denn als selber Mama mit ADHS im Haus
verstehe ich Deine Angst und Zweifel sehr gut. Wie auch alle anderen hier!!

Ich habe früher auch geglaubt ADHS gibt es nicht! Bis sie dann bei uns zugeschlagen hat, mit all den Problemen, Selbstzweifeln, schier unüberwindbaren Mauern...

Also es sind ja generell einige an der Diagnose beteiligt. Kurz mal gucken reicht da nicht, aber es scheint ja seinen Lauf zu nehmen und Du hast ja auch bald das Gespräch!
Was natürlich schlimm ist, ist die Situation in der Schule. Das war bei uns genauso, nach cirka zwei Monaten ging plötzlich alles drunter und drüber und ich hatte eine Flatrate zur lieben Schule!!

Das war dann auch der Punkt an dem wir uns für Medikamente entschieden haben. Der Druck wurde für unser Kind einfach zu groß und heute sehe ich es so: Ich würde sie, wie viele hier, gerne nicht geben müssen. Aber mein Kind bekommt dadurch eine Chance dabeizusein! Und den größten Teil des Vormittages UND ICH WERDE NICHT MÜDE DASS IMMER WIEDER ZU SAGEN, AUCH WENN ES IMMER WIEDER HEISST WIR WÜRDEN UNSERE KINDER BETÄUBEN (!!),
den größten Teil muss er ganz alleine hinkriegen. Und das ist auch mit Medis für einen ADHS- Kind noch eine große Herausforderung, so ein Schulvormittag!!

Einen Schulbegleiter, den wirst Du wahrscheinlich mit einer "Nur ADHS" nicht bewilligt kriegen! Jedenfalls ist das bei uns so. Da wirst Du schon am Anfang locker belächelt und gefragt ob Du überhaupt wüsstest dass die eh überall gestrichen werden! Nunja, dass könnte ja bei Euch möglich sein, ist ja überall anders!
Geht denn bei Euch dem Beantragen eines Schulbegleiters auch ein Fördergutachten vorraus?

Die eigene Mutter, jaja, das ist so ein Thema! Ich habe lange Zeit die Begegnung meines Kindes mit meiner Familie gemieden weil keiner ihn verstanden hat! Ein ADHS-Kind braucht extrem feste Strukturen und liebevolle aber kosequente Erziehung. Das ist nicht immer leicht, weder für Dich, noch für Dein Kind! Denn Konsequenz schwört Ärger hervor uuuuuuuund...schwups! Da geht es schon wieder los!!

Doch Du solltest ihn positiv verstärken. Macht er was gut, wird er belohnt! Harte Strafen, die oftmals völlig zusammenhangslos erteilt werden, mit denen werdet ihr nicht sehr weit kommen. Dann kriegt er nur noch mehr das Gefühl nicht gut genug zu sein!!
Ich selber könnte mein Kind oft genug zum Mond schießen, aber trotzdem will ich dass er weiss dass er zu Hause sicher ist und uns vetrauen kann!
Denn woanders ist das den meisten Leuten eben egal, wie es sich fühlt!!

Hol`Deine Mutter mit ins Boot. Versuche Verständnis für Dein Kind zu schaffen!! Auch wenn er mal total nervt, wenn die Leute wissen wie er tickt, können sie anders reagieren! Mach Dich schlau und sehe ob Du vielleicht eine Selbsthilfegruppe in Deiner Nähe findest! Das hilft sehr!!

Und um Schluss: Durchhalten!!
Lass`Dich nicht unterkriegen!

die smilla


 Antworten

 Beitrag melden
27.09.2014 12:13 (zuletzt bearbeitet: 27.09.2014 12:15)
avatar  FaVe
#4
avatar

Hallo!

Auch von mir Herzlich Willkommen im Forum: Platt gesagt, wir kennen uns aus!

"in ruhigen Momenten kann man mit ihm reden" ....
diese Situation kenn ich auch nur zu gut: da sind die Kinder vertändig, einsichtig, können aus ihrem eigenen Scheuklappenblick raus, können meine Aussagen nachvollziehen ...
Bei uns wurden diese Momente mit Medikamenten häufiger: noch heute ist es so, dass morgens direkt nach dem Aufstehen vor mir ein völlig eigensinniges und egozentrisches Kind steht: oppositionelles Verhalten, respektlos: gehört zum Spekturm dazu.

Ich denke, eigentlich ist mein Sohn so, wie in diesen einsichtigen Momenten, ansonsten steht er sich selbst im Weg.

Ich habe festgestellte, dass in Momenten, wo er "spinnt" Androhungen vn Konsequenzen bei uns gar nichts bringen: ich wiederhole stur, was ich von ihm möchte: z.b. setz dich an den Tisch!!!

Damit können er und ich uns auf das Wesentliche der Situation konzentrieren: vielleicht erreiche ich auch, dass in seinem Kopf ein Bild davon entsteht, was gerade erforderlich ist. Überredungsversuche, Argumente und Drohungen von Konsequenzen lenken ab, auch langwieriges Fernsehverbotsdrohung wäre bei uns völlig kontrproduktiv. Du schreibst, du erziehst ja nciht seit gerade: wahrscheinlich ist also irgendwo schon vorgekommen, dass Belohnungen oft besser wirken als Bestrafungen: aber bei ADHSlern kann auch die Aussicht auf Belohnung oft nicht das erwünschte Verhalten hervorrufen.

Wie Susanne schon schreibt: lies dich hier durch, versuche Dich zu informieren, unsere Homepage bietet auch einiges ...

Warum hast du schon vor den Ferien einen Antrag auf Schulbegleitung gestellt? (Schließe mich smilla an, dass das wohl eher nicht genehmigt wird): Ich schließe auf eine anstrengede Vorgeschichte im Kindergarten u.ä.???
Außerdem reagieren ADHSler auf Veränderungen auch gerne mit unangepasstem Verhalten: und die Einschulung ist eine große Veränderung!!! völlig neue Situation, neue Kinder, Lehrer, Bus, lernen stattt spielen ... meine Erfahrung : braucht eine Weile, bis sich das einspielt. Das ist für Dich gerade kein Trost. Wie ist Dein Gespräch mit Lehrerin und Damen vom Amt bzw. Erziehungsberatung gelaufen? Wie hat denn die Lehrerin reagiert und welche Ansichten hat sie? Gerade in diesser Beziehung drücke ich dir echt die Daumen.

So, viel Kraft und Struktur
FaVe
also:

Wahnsinn ist erblich,
.... man kann ihn von seinen Kindern bekommen


 Antworten

 Beitrag melden
27.09.2014 16:12
#5
avatar

Hallo Aquene 34,

ich habe auch zwei Jungs im Grundschulalter. Der ältere (9) hat vor einem Jahr die Diagnose ADS (ohne H) bekommen und der jüngere (7) wird im Moment gerade getestet. Die Tests werden/wurden bei uns in einem Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ) durchgeführt. Der Vorteil ist, dass dort Kinderärzte, Kinderpsychologen und Ergotherapeuten Hand in Hand arbeiten. Ohne die Empfehlung der Ergotherapeutin vom SPZ hätte unser Kinderarzt uns auch kein Rezept für eine Ergotherapie gegeben. Vielleicht arbeitet Dein Kinderpsychologe ja auch mit einem Ergotherapeut zusammen der euch eine Empfehlung ausstellen kann.

Da man bei einem Kind das gerade erst eingeschult wurde ja noch keine Teilleistungsschwäche feststellen kann, vermute ich dass es bei deinem Sohn vorwiegend um motorische Probleme geht. Mein Großer hatte bereits im Kindergarten Ergo. Gerade was die Feinmotorik angeht hat ihm die Ergo sehr viel gebracht. In den ersten beiden Schuljahren hatte er dann aber auch ziemliche Probleme mit dem Lesen lernen und der Arbeitsgeschwindigkeit. Obwohl ich da schon vermutet habe dass er ADS hat wollte ich es zuerst auch nicht wahrhaben – und vor allem keine Medikamente geben. Erst als in der dritten Klasse dann gar nichts mehr ging (der neue Klassenlehrer hat ein anderes Arbeitstempo vorgelegt) habe ich ihn auf ADS testen lassen. Zusätzlich zu den Medikamenten wurde ihm aber auch gleich eine Verhaltenstherapie empfohlen. Den Therapieplatz muss man sich aber selbst suchen und die Wartelisten sind lang. Es hat ein dreiviertel Jahr gedauert bis wir einen Platz hatten. Die Zeit dazwischen hat er dann auch mit Ergotherapie überbrückt. Diesmal mit Schwerpunkt auf die Konzentration und das Lesen. Der Ergotherapeut hat ihn auch auf LRS getestet, dafür war er aber nicht schlecht genug . Seine Lesefähigkeiten haben sich aber in dem dreiviertel Jahr deutlich verbessert (erster Lesetest 5, später Zweier und Dreier).

Die Ergo hat ihn beim Lesen lernen sicher sehr unterstützt, aber ohne Medis hätte er vermutlich gar nicht erst die notwendige Konzentration aufbringen können um es richtig zu lernen. Genauso wie das Erlernen des 1x1. Die schnellen, guten Schüler können die Reihen auswendig. Er hat sich das alles immer mühevoll errechnet, weil der Übergang der Reihen vom ständig überforderten Kurzzeitgedächtnis ins Langzeitgedächtnis nicht geklappt hat. Das ausrechnen hat natürlich immer viel zu lang gedauert. Was haben wir gepaukt! Es war zum verzweifeln! Erst als er die Medis bekam war er in der Lage sich die Zahlen langfristig zu merken.

Bei der Suche nach einem Platz für eine Verhaltenstherapie hat mir eine Therapeutin den Tipp gegeben mal beim Ergotherapeut wegen so einem speziellen Training anzufragen dessen Namen ich jetzt leider vergessen habe. Der Ergotherapeut meinte aber dass er da nur etwas anbietet was eigentlich speziell auf Kinder mit oppositionellem Verhalten zugeschnitten wäre, was ja bei meinem Sohn kein Schwerpunkt war (soll nicht heißen das es nicht auch vorkommt ). Vielleicht wäre das ja aber was für euch.

Seit zwei Monaten hat mein Großer jetzt Verhaltenstherapie und deshalb haben wir die Ergo eingestellt (wäre zu viel geworden). Dafür wird der kleine Bruder in zwei Wochen damit anfangen. Obwohl er vor der Einschulung relativ unauffällig war, hatte er in der ersten Klasse dann dieselben Schwierigkeiten wie sein großer Bruder. Die Diagnose ADS liegt bei ihm zwar noch nicht vor, aber das SPZ hat uns schon mal eine Empfehlung für die Ergo ausgestellt, damit wir möglichst wenig Zeit verlieren. Es ist gut dass Du Dein Kind schon so früh hast testen lassen. Vielleicht erspart ihr Euch damit einigen Kummer was das Lernen angeht.

Was das Verhalten Deines Sohnes im Unterricht angeht, so erinnert mich das stark an einen Klassenkameraden meines älteren Sohnes. Bei ihm hatte ich auch schon immer den Verdacht dass er ADHS hat. Die Mutter hat jedoch immer behauptet die Lehrerin wäre schuld. Sie hätte ihren Sohn einfach nicht im Griff. Was soll ich sagen – ab der dritten Klasse war dieser Junge plötzlich ein Musterschüler. Ob es nun wirklich nur am Lehrerwechsel lag, oder ob da auch Medis oder Therapien im Spiel waren weiß ich nicht. Ich will Dir damit nur sagen – mach Dir deswegen nicht zu viele Sorgen. Dein Sohn ist ja nun auch erst gerade mal zwei Wochen in der Schule. Viele Kinder müssen sich da erstmal daran gewöhnen still zu sitzen, nicht dazwischen zu rufen ect. Mit seinem respektlosen Verhalten will er vielleicht testen wie weit er bei der Lehrerin gehen kann. Aber da muss sie sich schon selbst wehren.

LG Zaubermaus


 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!