Hat jemand Erfahrung mit Tagesklinik

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31.01.2015 15:10
avatar  Julie ( gelöscht )
#1
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Julie ( gelöscht )

Liebes Forum,

ich wollte mich kurz vorstellen.

Ich bin Mutter eines Sohnes, der mittlerweile 10 Jahre alt ist und die 4. Klasse besucht. Er hat schon einen Schulwechsel hinter sich. ADHS-Diagnose haben wir seit ca. 3 Jahren. Seit Sommer 2014 bekommt er Strattera, wobei ich im Hinblick auf Hibbeligkeit und Impulsivität überhaupt keine Änderung feststellen konnte. Die 2monatlichen Übersichten über Sozial- und Lernverhalten waren jeweils eine drei, gelegentlich rote Einträge im Hausaufgabenheft.

Kurz vor den Halbjahreszeugnisses, bekamen wir eine Übersicht für Dez/Jan. über die sog. Kopfnoten, in denen er nun eine 4 hatte. Was uns überraschte, denn es hatte in den ganzen zwei Monaten keinen einzigen neg. Eintrag im HA-Heft gegeben.

Die Klassenlehrerin, die wir daraufhin ansprachen, meinte, es liefe seit nach den Weihnachtsferien schlecht. Er sei nicht bei der Sache, störe den Unterricht, ärgere andere Schüler.

Wir baten darum, dass alles was an Fehlverhalten auftritt, wirklich auch eingetragen wird, damit wir Bescheid wissen. Die Situation hat sich dann in der letzten Woche so zugespitzt, dass er jeden Tag gleich mehrere Einträge im Heft hatte und am Donnerstag eine Klassenkonferenz einberufen wurde mit dem Ergebnis, dass er eine Androhnung bekommen hat, wenn sich sein Verhalten nicht ändert, dass er dann 5 Tage von der Schule verwiesen wird.

Das schlimme ist,dass unser Sohn sein Verhalten gar nicht als schlimm einordnet.

Die Begründung der Schule ist "bewußtes Stören im Unterricht". Das sieht unser Sohn nicht so, da er den Unterricht nicht bewußt störe. Er steht oft auf, kann sich nicht zurückhalten, wenn Zurückhaltung geboten ist und hat ein wahnsinnigen Gerechtigkeitssinn. Seine Teilnahme am Unterricht ist oft äußerst dürftig, er langweilt sich häufig.

Wir hatten vor im Dezember nach Absprache mit den Ärzten versucht, zusätzlich Ritalin dazu zu geben, damit die Impulsivität und Hyperaktivität etwas gedrosselt werden.

Ihm ging es aber darunter so schlecht, dass er erst recht nicht dem Unterricht folgen konnte (Kreislaufprobleme, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen usw.), so dass wir das Mittel wieder absetzten.

Wir sind eigentlich kurz davor, eine tagesklinische Behandlung in Erwägung zu ziehen. Ich weiß nicht, ob Strattera überhaupt was bringt. Zumindest nichts, was seine Impulsivität und Unruhe redziert.

Hat jemand Erfahrung mit einer Tagesklinik? Wir sind im Moment echt ratlos.

Zu Hause läuft alles recht gut, auch der Psychologe, bei dem unser Kind seit einiger Zeit in Behandlung ist, ist total zufrieden. Aber die Schule ist im Moment Horror.

Liebe Grüße Julie


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31.01.2015 22:58 (zuletzt bearbeitet: 31.01.2015 22:59)
avatar  FaVe
#2
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Hallo Julie!

Willkommen im Forum!

Leider kann ich mangels Erfahrung auf Deine Frage nach der Tagesklinik nicht antworten, hoffe aber, dass sich da noch jemand findet.

die Situation stellt sich ja echt dramtisch dar: das Verhalten in der Schule ist ein Problem dort.

Ich finde gut, dass Ihr durch Einträge im Hausaufgabenhft erfahrt, was läuft. Aber wenn vor Weihnachten die Sach einigermaßen lief und erst seit Weihnachten Störungen vorliegen, finde ich die Klassenkonferenz ein ziemlich scharfes Geschütz, vor allem mit Androhung von Schulverweis, und das gleich 5!!! Tage. Da reicht meiner Erfahrung nach Fehlverhalten im Unterricht normalerweise nicht aus. Da war ja wohl lange Zeit eine Drei angesagt. Warum hat sich das denn so plötzlich so sehr dramatisiert????

Wann hat er denn die Schule gewechselt? Ist die jetztige sChule vielleicht auf Grund dessen besonders kritisch?

Habt Ihr gleich als erstes Strattera bekommen? Meistens wird zuerst mit einem MPH-Präparat behandelt, also Ritalin, Medikinet. Dein Bericht, dass er dieses so schlecht vertragen hat, ist allerdings bemerkenswert. Hallo, an alle alten Hasen: MPH und Strattera gleichzeitig möglich, aber könnte das auch zu den körperlichen Problemen geführt haben?

Habe irgendwo im Forum gelesen, das Strattera weniger die Konzentration als das Verhalten beeinflusst, aber das scheint ja hier gerade gar nicht zu funktionieren. Komisch.

MPH-Präparate haben unterschiedliche Trägersubstanzen, so dass nicht alle bei jedem wirken. Hat jemadn Erfahrung, ob auch diese Nebenwirkungen davon abhängi sein könnten?

Wenn Sohni das Verhalten nicht schlimm einordnet, aber bei einem Psychologen in Behandlugn ist: was meint der denn dazu? Weiß der von den Schulproblemen?

Wie gesagt, Tagesklinik habe ich keine Ahnung, kenne aber mehrere, die gute Erfahrungen mit einer ADHS-spezifischen Kur gemacht haben.

Euch viel Kraft und alles Gute
FaVe

Wahnsinn ist erblich,
.... man kann ihn von seinen Kindern bekommen


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04.02.2015 12:20 (zuletzt bearbeitet: 04.02.2015 20:34)
avatar  Andi 7 ( gelöscht )
#3
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Andi 7 ( gelöscht )

Hallo,
bei meinem inzwischen 12jährigen Sohn haben wir vor 4,5 Jahren 3 Monate Tagesklinik gemacht. Die Diagnose hat dort hat sich hinterher als komplett falsch herausgestellt. Uns wurde in der Tagesklinik gesagt, er leide an einer kindlichen Depression und ADHS könne aufgrund des IQ-Tests und der Beobachtungen ausgeschlossen werden. Er wäre tiefgreifend und umfassend lernbehindert, würde die Förderschule nie verlassen können, verfüge nur über eine ausreichende Alltags-Intelligenz und eine medikamentöse Behandlung wäre ausgeschlossen (kein Methylphenidat, da ja "lernbehindert").
Wir haben dann nach 3 Monaten Rückkehr in die Förderschule mit allen Problemen wie vorher (alles waren ADHS-Symptome) den Mut gehabt eine ambulante Praxis - Kinder-/Jugendpsychiater - um Überprüfung der Diagnose om BKH zu bitten. Folgendes hat sich ergeben und seitdem ereignet:
IQ im Durchschnittsbereich (anderer Test / Wahrnehmung zwar unterdurchschnittlich aber dafür Sprachverständnis 117), Behandlung seit März 2011 mit Medikinet, Wechsel auf die normale Regel-Grundschule nach 1 Jahr Behandlung, in der 4. Klasse Notenschnitt für Realschule erreicht, Spielfreunde erstmals in unserem kleinen Ort gefunden, zwar wegen Tics und weniger Belastbarkeit nicht auf Realschule sondern Mittelschule, aber eindeutig gute Noten, keine Probleme in der Klasse, lernt motiviert. Wir waren also bei der Tagesklinik des BKH ganz ganz falsch beraten.
Im Bekanntenkreis wurde ein Junge mit 7 Jahren nach Tagesklinik stationär ins BKH aufgenommen, das war eine riesige Belastung für das Kind. Ich kann Tagesklinik nicht empfehlen, andere sind vielleicht gut beraten gewesen, wir leider nicht!


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04.02.2015 21:04
#4
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Zitat von Julie im Beitrag #1
Wir sind eigentlich kurz davor, eine tagesklinische Behandlung in Erwägung zu ziehen. Ich weiß nicht, ob Strattera überhaupt was bringt. Zumindest nichts, was seine Impulsivität und Unruhe redziert.

Hat jemand Erfahrung mit einer Tagesklinik? Wir sind im Moment echt ratlos.


Hi Julie,

jede Klinik ist anders, auch jede Tagesklinik ist anders (jedenfalls hoffe ich das). Bekannte von mir gaben ihre Tochter in eine Tagesklinik, dort wurde die Medikamentengabe verändert (OHNE! Rücksprache mit den Eltern). Das Mädchen verhielt sich unerwartet (ich will es hier nicht näher beschreiben), die Tagesklinik wollte die Verantwortung nicht tragen und wies sie in die Kinderklinik ein, die dann endlich mal die Eltern informierte. Die Eltern kannten dieses Verhalten und konnten damit umgehen, sie nahmen ihre Tochter wieder mit. Auf die Frage, weshalb Methylphenidat nicht gegeben wurde, sagte man in der Tagesklinik, man dachte, sie nimmt so viele Medikamente, da kann man das MPH bestimmt weglassen. Gehts noch? Damit war das Thema Tagesklinik gegessen.

Strattera ... hmmm ... Also, bei ADHS ist Methylphenidat das Mittel der ersten Wahl. Gibt es einen Grund, weshalb Strattera verordnet wurde?

Viele Grüße
Susanne

Wenn ein chaotischer Schreibtisch ein Anzeichen für einen chaotischen Geist sein soll, was sollen wir dann von einem leeren Schreibtisch halten? -Albert Einstein-

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05.02.2015 12:25
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#5
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Julie ( gelöscht )

Vielen Dank für deine Antwort. Sagen wir mal so: die beiden dreien hatte er in den ersten Monaten im neuen Schuljahr da dachten wir noch es läuft ganz gut. Auch dank strattera. Im letzten Schuljahr hatte er auch zwei vieren in den sogenannten Kopfnoten. Aber ohne Medikamente und neue Schule. Die alte hatte er auf dringende "Empfehlung" der Schule gewechselt. Er hatte dort schon mal medikinet bekommen. War dort aber so wesensverändert dass wir es wieder abgesetzt hatten. Der Psychologe ist über die aktuelle Lage informiert. Nächster term ist aber erst Ende Februar. Also noch ewig hin.

Lg Julie


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05.02.2015 12:30
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#6
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Julie ( gelöscht )

Vielen dank für Eure Antworten,

da kann man ja furchtbare Erfahrungen machen in einer Tagesklinik.Das müssen wir uns noch gut überlegen, glaube ich.

Noch einmal eine Antwort an Dich, Susanne:

Unser Sohn hat schon mal Medikinet bekommen (in der alten Schule), war dort aber so "wesensverändert", dass wir das Medikament wieder abgesetzt hatten.

Daher der neue Versuch ab letztem Sommer mit Strattera.

LG Julie


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05.02.2015 16:34
avatar  Andi 7 ( gelöscht )
#7
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Andi 7 ( gelöscht )

Hallo Julie
hoffentlich findet ihr den richtigen Weg. Vielleicht ist Tagesklinik in eurem Fall die einzige Option? Nachdem "Ritalin" nicht wirkt, was wäre denn das Ergebnis eines Aufenthalts in der Tagesklinik?

Möchte ergänzen zu meiner Schilderung Tagesklinik-Erfahrung:
Der Ablauf und die kleine Gruppe sind so sehr strukturiert, dass viele Symptome bei meinem damals 7-jährigen Sohn nicht mehr auftraten. Die Anforderung des normalen Alltags mit Busfahrten, Schule, Hausi sind nicht gegeben! Er passte sich deshalb sehr gut an, machte mit, der Unterricht in der Schule für Kranke war sehr leicht und viel kürzer.

Er hat durch die 3 Monate leider 3 Monate Mathe-Stoff versäumt, da man ihn ja als lernbehindert eingestuft hatte. Diesen Stoff habe ich ein halbes Jahr später unter Behandlung mit Medikinet privat nachgeholt (lernen mit Mama in den Oster-, Pfingst-, Sommerferien - das war viel Aufwand).

Bitte genau nachfragen bei Beratung in Tagesklinik, was das Ziel der teilstationären Behandlung wäre. Denn eine Diagnose gibt es ja schon bei euch.

Alles Gute!!!


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08.02.2015 20:53 (zuletzt bearbeitet: 08.02.2015 21:06)
avatar  Anyes
#8
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Hallo Julie,
puncto Tagesklinik, kann ich auch meinen Senf dazu geben.
Leider waren unsere Erfahrungen auch überhaupt nicht gut - was nicht heißen soll, dass die Klinik schlecht war. Es war halt nicht das richtige für meinen Sohn.
Ich habe mich für die Tagesklinik "bequatschen" lassen und zwar in den Sommerferien zwischen der 5. und 6. Klasse. In den Ferien aus dem Grund, dass ich meinen Sohn auf keinen Fall aus seinem Schulkollektiv rausholen wollte. In der Schule lief nämlich alles super und zu Hause so wie so ...es ging nur darum, dass mein Sohn leichte Zwänge hatte - meine Beschreibung hat dem Arzt wahrscheinlich nicht gereicht und er wollte meinen Sohn unbedingt längere Zeit beobachten.
Das Ende vom Lied war, dass mein Sohn während des Aufenthalts Komplet zusammengebrochen ist und seit dem gingen die Zwänge erst richtig los.
Nach einer Woche habe ich den Aufenthalt abgebrochen, danach haben sich die Zwänge wieder auf "das erträgliche" reduziert.
Zur Zeit hat mein Sohn (der mittlerweile in der 9. Klasse ist) wieder einen Rückfall. Uns wurde sofort wieder die Tagesklinik angeboten, was wir danken abgelehnt haben

So und jetzt hätte ich noch eine Frage an dich wegen dem MPH. Ihr habt nur Medikinet und keinen anderen MPH Präparat probiert? Warum nicht? Vielleicht verträgt er gut Ritalin, oder Concerta ...manchmal musst man mehrere ausprobieren.
Strattera war bei meinem Sohn auch ein Reinfall - er konnte sich gar nicht konzentrieren und war Autoagressiv damit.
LG Anyes



Es kann nicht früh genug darauf hingewiesen werden, daß man die Kinder nur dann vernünftig erziehen kann, wenn man zuvor die Lehrer vernünftig erzieht.
Erich Kästner


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08.02.2015 20:55 (zuletzt bearbeitet: 08.02.2015 20:56)
avatar  AndreaA
#9
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Hallo Julie,
ich denke jede Tagesklinik ist anders. Unser Zwerg Nase ist gerade in einer Tagesklinik und bis jetzt (4. Woche morgen) gefällt es ihm gut (besser als die Schule). Auch wir fühlen uns dort gut aufgehoben. Wir haben pro Woche mindestens 2-3 Termine dort. Eltern-Kind-Gruppe, Elterngruppe, Einzelgespräche, Video und Videoauswertung, Hospitationen bzw. Therapie mit Kind. Die Therapeuten und Ärzte sind sehr nett und freundlich und geben eine Menge gutes Feedback. Kann mich bis jetzt wirklich nicht beschweren.
Liebe Grüße
Andrea


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08.02.2015 21:08
#10
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Zitat von AndreaA im Beitrag #9
Unser Zwerg Nase ist gerade in einer Tagesklinik und bis jetzt (4. Woche morgen) gefällt es ihm gut (besser als die Schule). Auch wir fühlen uns dort gut aufgehoben.

Na, das liest man doch mal gerne!

Wenn ein chaotischer Schreibtisch ein Anzeichen für einen chaotischen Geist sein soll, was sollen wir dann von einem leeren Schreibtisch halten? -Albert Einstein-

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