Auch neu hier

19.01.2016 21:26
avatar  Schneefrau75 ( gelöscht )
#1
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Schneefrau75 ( gelöscht )

Hallo, ich lese schon seit einiger Zeit hier im Forum und muss sagen, es tut einfach gut zu wissen, dass man doch nicht so allein ist mit seinen Problemen.
Daher würde ich uns gerne vorstellen:
Unser Sohn ist 11, wir haben seine ADHS-Diagnose allerdings erst vor ca.einem Dreivierteljahr erhalten. Und das auch erst, nachdem wir unseren Kinderarzt gewechselt haben. Unseren vorherigen Arzt haben wir mehrfach darauf angesprochen, aber da hieß es nur, dass ein Kind, das so ausdauernd mit Lego spielt kein ADHS haben kann..., letzte Aussage war dann: Dem haben Sie nur keinen Respekt beigebracht!! Wir waren zur Erziehungsberatungsstelle, aber da hatten auch immer nur wir Eltern Termine und man hat halt Vorschläge erhalten, wie man "besser" erzieht. Mit unserem Sohn hat dort auch keiner je gesprochen. Tja, und dann bei der letzten U haben wir unseren neuen Kinderarzt auf die Probleme mit unserem Sohn angesprochen, der hat uns umgehend eine Kinderpsychologin empfohlen, um abzuklären, ob ADHS oder irgendetwas anderes vorliegt. Nach diversen Tests und Terminen erhielten wir dann die Diagnose.
Jetzt kennen wir zwar die Ursache für sein Verhalten, aber damit richtig umzugehen, fällt doch immer noch schwer.
Er erhält mittlerweile Equasym Retard 30. Damit scheint es jetzt in der Schule besser zu laufen. Das Feedback seitens der Lehrer ist allerdings recht mager. Vorher bekam er Ritalin Retard 20, dann 30. Die Nachmittage insbesondere die Hausaufgaben sind trotzdem meist sehr anstrengend.
Ich habe hier schon viel von Elternkursen gelesen. Kann mir jemand sagen, wer so was anbietet? Wir wohnen im Großraum Lübeck, aber die Eltern Gruppe in Stockelsdorf befindet sich zur Zeit wohl im Umbruch?!
Das Verhältnis zwischen mir und meinem Sohn ist mittlerweile einfach nur noch angespannt, ich weiß nicht wirklich, wie wir aus dieser Negativ-Spirale rauskommen können.Mein Nervenkostüm ist mittlerweile fast aufgebraucht. Man darf mich schon gar nicht mehr mitleidig ansehen, dann laufen die Trânen.Ich kann ihm den Rückhalt, den er braucht kaum noch bieten. Unser Sohn hat zwar regelmäßig Termine beim Psychologen, aber mehr wohl um ihn zu stärken, aber gibt da nichts anderes? Irgendwelche Therapien oder so, damit er lernt nicht sofort immer so "auszuticken"? Am meisten leidet er darunter, dass er kaum noch Freunde hat,da er die meisten mit seinem Verhalten verprellt hat.
Wer hat Erfahrungen mit Mutter-Kind-Kuren? Bringen die was? Wenn ja, welche Klinik ist empfehlenswert?
Hoffe, es ist nicht zu lang und zu durcheinander geworden, würde mich über Antworten oder ggfls .Rückfragen freuen.


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19.01.2016 23:10
#2
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Hallo Schneefrau,

herzlich willkommen in unserem Forum! Schön, dass du zu uns gefunden hast!

Zitat von Schneefrau75 im Beitrag #1
Ich habe hier schon viel von Elternkursen gelesen. Kann mir jemand sagen, wer so was anbietet?

Du meinst Elterntraining? In erster Linie wird das von den Therapeuten der Kinder angeboten. Du kannst auch mal bei deiner Krankenkasse nachfragen. Bist du Mitglied im ADHS Deutschland e.V.? Wenn ja, kannst du an einem kostenlosen Online-ElternCoach teilnehmen.

Zitat von Schneefrau75 im Beitrag #1
Unser Sohn hat zwar regelmäßig Termine beim Psychologen, aber mehr wohl um ihn zu stärken, aber gibt da nichts anderes?

Verhaltenstherapie ... gerne als Gruppentherapie, schließlich soll ja das Sozialverhalten trainiert werden.

Zitat von Schneefrau75 im Beitrag #1
Mutter-Kind-Kuren? Bringen die was?

"Bringen die was" kommt auf den Einzelfall an. Bei einer Mutter-Kind-Kur in einer ADHS-kundigen Klinik gibt es therapeutische Angebote für Mutter und Kind und mitunter auch sowas wie ein Elterntraining. Es ergibt aber nicht viel Sinn, wenn du mit einer Kur anfängst und die ambulante Versorgung zuhause ist nicht gewährleistet.

Lass den Kopf nicht hängen. Von den anderen Mamas hier im Forum kommen bestimmt auch noch Tipps.

Viele Grüße
Susanne

I am who I am. Your approval is not needed.

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20.01.2016 00:09
avatar  AndreaA
#3
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Hallo schneefrau 75,
herzlich willkommen in diesem Forum.
Wenn es bei Zwerg Nase und mir mal wieder gar nicht läuft, nehme ich mir einen Zettel und schreibe ALLE seine positiven Eigenschaften auf. Das hilft mir und abends beim Gute Nacht sagen, sage ich ihm ALLE positiven Sachen die mir eingefallen sind (von du hast heute toll gespielt bis du kannst dieses und jenes total gut). Zum Schluss sage ich ihm dann immer das ich ihn ganz doll lieb habe. Das hilft dann Zwerg Nase auch.
Das mache ich übrigens auch bei Großsohn. Der hat zwar nichts, kommt jetzt aber in die Pubertät.
L. G.
Andrea


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20.01.2016 10:46
avatar  lupa
#4
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Hallo Schneefrau75,

auch von mir ein herzliches Willkommen!

Was aus Deinem Posting sehr deutlich wird: Sohnis Verhalten ist "schwierig", das belastet euer Verhältnis zueinander und Du leidest z.Zt. sehr unter der Situation und wünscht Dir dringend Hilfe / Unterstützung / Entlastung.

Um dabei irgendwie hilfreich sein zu können, wäre es aber wichtig, mehr über Sohns Verhalten zu erfahren. Du deutest es leider nur an, was da so schwierig ist:

Zitat
Dem haben Sie nur keinen Respekt beigebracht!!
... auf die Probleme mit unserem Sohn angesprochen, der hat uns umgehend eine Kinderpsychologin empfohlen...
Jetzt kennen wir zwar die Ursache für sein Verhalten, aber damit richtig umzugehen, fällt doch immer noch schwer.
Die Nachmittage insbesondere die Hausaufgaben sind trotzdem meist sehr anstrengend.
... damit er lernt nicht sofort immer so "auszuticken"? Am meisten leidet er darunter, dass er kaum noch Freunde hat,da er die meisten mit seinem Verhalten verprellt hat.


Bitte beschreibe das Problemverhalten deines Sohnes genauer:
Was genau tut er (oder eben auch nicht)?
Wie äußert sich die unterstellte "Respektlosigkeit"?
Womit genau fällt es dir schwer umzugehen?
Was macht die HA - Situation so anstrengend? (und welche Schule und / oder Klasse besucht er?)
Wie sieht es aus, wenn er "austickt"?
Womit hat er die Freunde verprellt?
Und nicht zu letzt: Wie geht es Sohn denn eigentlich selbst dabei?

Je genauer Du die Situation beschreibst, um so besser können wir gemeinsam Erfahrungen, Tipps, Ideen zusammentragen, die Dir vielleicht einen Schritt weiterhelfen.

Ich freue mich auf ein Wieder - lesen ...

Liebe Grüße
lupa

Earth is flat, pigs can fly and ADHD doesn't exist..

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24.01.2016 22:44
avatar  Schneefrau75 ( gelöscht )
#5
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Schneefrau75 ( gelöscht )

Hallo lupa!

Danke für deine Antwort. Ich werde versuchen deine Fragen zu beantworten.

Ich finde, das ist alles schwer in Worte zu fassen. Ich glaube, unser größtes Problem ist es, das sich das jetzt schon seit Jahren so aufgestaut hat.
Gefühlt diskutieren wir mit ihm, seitdem er sprechen kann.
Er reagiert halt nicht, wenn wir ihm was sagen bzw. Ihn rufen. Er hält sich nicht an Absprachen und lügt uns dann noch an.
Wobei ich den Eindruck habe, das es bei mir noch schlechter funktioniert, als wenn mein Mann ihm was sagt.
Riesenprobleme gibt es auch beim "Medienkonsum". Lt. seiner Ärztin sollte er max.1 Std. am Tag mit Handy, Fernsehen, PC etc.verbringen.
Das mag er überhaupt nicht akzeptieren. Da kann ich mehrfach sagen, dass Schluss ist, aber da kommt immer nur " gleich".
Dann nehme ich ihm das Gerät weg oder schaltet aus. Da wird dann rumgebrüllt, mit Türen geknallt o.ä., er beschimpft uns
Anderes Beispiel: Wir haben auch noch eine 4-jährige.Die ist ein ziemlicher Morgenmuffel, mag morgens nicht mal angesprochen werden.
Und da wird dann so lange gestichelt, bis sie dann brüllt und mir der bis der Kragen platzt.
Es sind hält diese ganzen Kleinigkeiten, die einen so zermürben.

Hausaufgaben funktionieren halt nur, wenn ich mich wirklich daneben setze und immer wieder auffordere weiterzumachen.
Aber ich arbeite auch zur Zeit jeden Vormittag und muss halt nebenbei auch noch mal was zu Hause tun. Unserer Kurzen
gebenüber habe ich eh schon ein schlechtes Gewissen, weil ich sie so lange im Kindergarten lasse. Aber wenn die sie auch
noch beim Hausaufgaben machen dabei ist, klappt das gar nicht.
Er geht in die 5. Klasse eines Gymnasiums. Im Zuge der ganzen ADHS-Testerei wurde ja auch der IQ getestet. Und da hat sich
halt gezeigt, dass er doch weit über Durchschnitt liegt. Dadurch bekommt er wohl trotz aller Störungen genug im Unterricht mit, um
mit ganz passablen Noten duch die Schule zu rutschen (zumindestens bisher, aber die Anforderungen sind ja deutlich höher als in der Grundschule, schauen wir mal,
diese Woche gibts ja das erste Zeugnis).

Warum er so wenig Freunde hat? Ich weiss nicht wirklich, was z.B. in der Schule passiert. Er erzählt darüber gar nix. Wir fragen: Wie wars?
Antwort generell: Gut.
Und dann ruft nachmittags die Klassenlehrerin an...
(Dies geschah allerdings vor allem während der Grundschulzeit, das meiste auch bevor er begonnen hatte Medikamente zu nehmen.
Leider sind aber alle Jungs aus seiner Grundschulklasse, die aufs Gymnasium gekommen sind, wieder in seiner Klasse gelandet und da war der Streß wohl
schon vorprogrammiert.
Aber es schafft nun mal keine Freunde, wenn er, weil seine Klassenkameraden ihn nicht mitspielen lassen wollen, deren Karten alle vom Tisch fegt...

Wie es ihm selbst dabei geht? Ich weiß es nicht. Er redet mit uns da überhaupt nicht drüber. Er geht regelmässig zum Psychologen, dort wird er uns als sensibel und
feinfühlig beschrieben, aber hier zu Hause merke ich da gar nichts von. Da merkt er nicht, wenn er den Bogen mal wieder total überspannt, er hat auch shceinbar
kein schlechtes Gewissen. Hier kann die schlimmste Stimmung sein, und zwei Minuten später ist er wieder oben auf, während ich noch weinend auf dem Sofa sitze.


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24.01.2016 23:31
#6
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Zitat von Schneefrau75 im Beitrag #5
Wobei ich den Eindruck habe, das es bei mir noch schlechter funktioniert, als wenn mein Mann ihm was sagt.

Gut beobachtet! Kinder mit ADHS bevorzugen eine tiefere Stimme. Versuche, deine Stimme zu senken. Es kann gut sein, dass du dann besser zu ihm durchdringst.

Zitat von Schneefrau75 im Beitrag #5
Dann nehme ich ihm das Gerät weg oder schaltet aus. Da wird dann rumgebrüllt, mit Türen geknallt o.ä., er beschimpft uns

Das wundert mich nicht. Gerät wegnehmen ist Strafe und Strafe muss mit dem Delikt zu tun haben. Dein Sohn weiß nicht, was genau du hier bestrafst. Eine Stunde Medien am Tag ist verdammt wenig. Ärzte und Therapeuten haben da gut reden - die müssen ja nicht in den restlichen 23 Stunden für ihn sorgen.

Bitte sprich mal in Ruhe (und weit weg von irgendeinem gegebenen Anlass) mit ihm darüber, weshalb Medienkonsum schädlich ist. Frage ihn dann, wie viel Medienkonsum in seinen Augen richtig wäre. Wenn dieser Zeitraum irgendwie akzeptabel ist, sei mal probeweise damit einverstanden. Vereinbare mit deinem Sohn, wie du einforderst, dass er das Gerät jetzt ausschaltet. Halte dich an diese Vereinbarung.

Zitat von Schneefrau75 im Beitrag #5
Wir fragen: Wie wars?
Antwort generell: Gut.
Und dann ruft nachmittags die Klassenlehrerin an...

Menschen mit ADHS können nach einem Ereignis nicht berichten, wie es war. Es ist zwecklos, danach zu fragen. Warte ein paar Stunden. Mit einem angemessenen zeitlichen Abstand kann er darüber sprechen, was in der Schule war. Auch die Frage "wie wars?" ist äußerst schwierig zu beantworten. Was willst du denn hören? Stelle Fragen, die ihm zeigen, was genau dich interessiert.

Zitat von Schneefrau75 im Beitrag #5
er hat auch shceinbar kein schlechtes Gewissen.

Aber auch nur scheinbar! Das schlechte Gewissen ist der ständige Begleiter von Kindern mit ADHS. Bitte informiere dich detaillierter über das Störungsbild ADHS, damit du deine Erwartungen und dein Verhalten anpassen kannst. Es wird dir wesentlich besser gehen, wenn du weißt, warum es so ist, wie es ist.

Viele Grüße
Susanne

I am who I am. Your approval is not needed.

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