Verhaltensprobleme in der Schule - Zur Frage der Medikation

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06.02.2016 17:35 (zuletzt bearbeitet: 09.02.2016 08:16)
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#11
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Hallochen schon wieder,

habe den freien Samstag mal zum Nachlesen in anderen Beiträgen wegen Dosierung, Präparate und Wirkstoffen genutzt.
Bin noch nicht ganz sicher, alles richtig verstanden zu haben.

Zitat
Es geht hier um die retardierten Pellets, die sich im Magen umso schneller auflösen, je weniger drin ist. Ein Frühstück verzögert die Freisetzung des Wirkstoffs in der Regel so lange, bis die Wirkung des unretardierten Teils aufhört.


Also ich dachte, wir müssen laut Beipackzettel immer VORHER die Medis nehmen. --- Werde ich mal ändern.
Dann überlege ich: da wir definitiv zu kurz in der Wirksamkeit von MPH 30mg retard sind, wäre doch ein Wechsel z.B. zu Neuraxpharm sinnvoll?? Sohni ist 8 Jahre, 132cm und 26kg. Wir brauchen auf jeden Fall eine längere Wirkdauer als 4h...oder stärkere 5.-8.Stunde, gern länger.
Oder doch andere wie Elvanse oder oder...???
Wieviel dann jeweils?
Ich würde das gerne mit unserem Doc nochmal besprechen, er wechselt zwar nicht gerne,lässt sich aber vielleicht auf einen gezielten Versuch ein (basierend auf Euren vielen Gesprächen und Erfahrungen) ...
Wäre ja toll!
Bis später dann!

Hoffnungsvoll...Raffel


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06.02.2016 18:57 (zuletzt bearbeitet: 09.02.2016 08:17)
#12
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Zitat von Raffel im Beitrag RE:Raffel II: "Medifrage"
Also ich dachte, wir müssen laut Beipackzettel immer VORHER die Medis nehmen. --- Werde ich mal ändern.

??? Steht das so im Beipackzettel? In welchem Beipackzettel? Ich dreh gleich am Rad! Was genau steht dort?

Zitat von Raffel im Beitrag RE:Raffel II: "Medifrage"
..., wäre doch ein Wechsel z.B. zu Neuraxpharm sinnvoll??

Das war auch mein erster Gedanke. Allerdings ... dein Fliegengewicht wiegt nur 26 kg, der Arzt wird ihm vermutlich nicht mehr verordnen als 36 mg. Und wenn er jetzt 30 mg braucht, dann ist das zu wenig; er braucht bei Concerta oder Neuraxpharm 54 mg.

Zitat von Raffel im Beitrag RE:Raffel II: "Medifrage"
stärkere 5.-8.Stunde,

Probiere jetzt erst mal das mit dem Frühstück aus. Ich meine, es hieß, das Frühstück solle Fett enthalten, aber möglichst wenig Milch. Und ja, ich weiß, dass das jetzt nicht mehr im Beipackzettel steht. Weshalb nicht? Keine Ahnung, ich kann darüber bloß den Kopf schütteln.

Zitat von Raffel im Beitrag RE:Raffel II: "Medifrage"
Oder doch andere wie Elvanse oder oder...??? ... Wieviel dann jeweils?

Immer langsam, eins nach dem anderen. Erst mal ein Nutellabrot zum Frühstück, danach dann die Medis. Wenn das nicht reicht, kannst du das auch nochmal mit Ritalin LA probieren (also MIT Frühstück). Auch ein Versuch mit Equasym retard wäre sinnvoll - hier ist die Freisetzung (über semipermeable Membranen) völlig anders als bei Ritalin LA und Medikinet retard. Nächste Stufe: mit dem Kinderarzt die Dosierung von Concerta oder Neuraxpharm besprechen. Wenn er bei 54 mg nicht mitgeht, kannst du den Versuch gleich knicken.

Mal ne Zwischenfrage: Bist du ganz sicher, dass das Medi in den ersten vier Stunden so wirkt, wie es soll?

Erst wenn bei Methylphenidat die Karten ausgereizt sind, sollte man nach Alternativen wie Strattera, Attentin oder Elvanse greifen. Für Attentin und Elvanse ist meines Wissens sogar Voraussetzung, dass zuvor eine Medikation mit MPH fehlgeschlagen ist. Deshalb: Bitte zuerst ALLE MPH-Medis ausprobieren, bevor an einen Wechsel des Wirkstoffs gedacht wird.

I am who I am. Your approval is not needed.


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06.02.2016 19:19 (zuletzt bearbeitet: 09.02.2016 08:17)
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#13
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Ich hatte auch an Equasym retard 30 mg gedacht. Die anderen Retard - Medis (Medikinet, Ritalin) haben eine Freisetzung von 50 : 50% pro Ausschüttung. Bei Equasym sind es 30 : 70%, d.h. der größere Teil der Wirkstoffmenge kommt mit der zweiten Ausschüttung, entsprechend ist die Wirkung am späten Vormittag und in den Nachmittag hinein (HA) stärker. Ist halt die Frage, ob Sohn die 30 % am Morgen dann reichen. Wäre aber mal einen Versuch wert.

Habe mit meinen Kindern selber Erfahrungen mit Equasym retard. Wir fahren gut damit.

LG
lupa

Earth is flat, pigs can fly and ADHD doesn't exist..


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07.02.2016 00:03 (zuletzt bearbeitet: 09.02.2016 08:17)
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#14
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Danke, Ihr seid super!

Frage 1: warum soll man erst alle MPHs ausreizen? Was ist "schlecht " bei den anderen..? (Wie errechnet sich die Verteilung in der Dosierung/den Dosierungen?)

Frage 2: wie ist das nun mit der Milch? Sohni hatte Tränen in den Augen, als ich heute Abend vorsichtig vorschlug, sie mal wegzulassen... "...aber ich kann doch mein Müsli nicht ohne Milch essen...??!!!" Reichen 20min Abstand? (Das könnten wir im Schulalltag gerade so schaffen.

LG
Raffel


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07.02.2016 08:13 (zuletzt bearbeitet: 09.02.2016 08:17)
avatar  lupa
#15
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Zitat
Wie errechnet sich die Verteilung in der Dosierung/den Dosierungen?)


Naja, bei 30 mg Medikinet retard (50:50%) hast Du eben bei der ersten Ausschüttung 15 mg und bei der zweiten ebenfalls.
Bei 30 mg Equasym retard (30:70%) hast Du bei der ersten Ausschüttung 9 mg wirksam, bei der zweiten 21 mg.
War das Deine Frage? Oder habe ich Dich jetzt falsch verstanden? Dann frag bitte noch mal ...

Zitat
Frage 2: wie ist das nun mit der Milch? Sohni hatte Tränen in den Augen, als ich heute Abend vorsichtig vorschlug, sie mal wegzulassen... "...aber ich kann doch mein Müsli nicht ohne Milch essen...??!!!"


Da kommen mir ja auch gleich die Tränen ... armer Sohni! Ich glaube, er muss sein Müsli nicht ohne Milch essen.
Habe jetzt extra mal die Beipackzettel aus meinen beiden Medikinet - Packungen rausgekramt. Dort steht:

Zitat von Medikinet
Üblicherweise wird Ihr Arzt die Behandlung mit einer niedrigen Dosis von 5 mg Methylphenidat einmal oder zweimal täglich zum Frühstück und Mittagessen beginnen und diese schrittweise nach Bedarf erhöhen.

[...]

Sie bzw. ihr Kind sollten die Medikinet Tabletten mit ausreichend Wasser schlucken. Falls erforderlich, können die Tabletten halbiert werden. Nehmen Sie die Tabletten zu oder nach einer Mahlzeit.

[...]

Die Einnahme von Medikinet zusammen mit Nahrungsmitteln kann helfen, Bauchschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen zu lindern.



Zitat von Medikinet Retard
Nehmen Sie Medikinet Retard am Morgen mit oder nach dem Frühstück ein. Dies ist sehr wichtig, um eine ausreichend verzögerte Freisetzung zu erreichen. Die Kapseln können als Ganzes mit Wasser eingenommen werden.
Alternativ können Sie die Kapseln öffnen, ihren Inhalt auf eine kleine Menge (Esslöffel) Apfelmus oder Joghurt streuen und sofort einnehmen. Auch in diesem Fall soll natürlich noch weitere Nahrung verzehrt werden. ... Die Kapseln und deren Inhalt dürfen nicht zerkleinert oder zerkaut werden.



Den Beipackzettel von Equasym habe ich leider gerade entsorgt (die Biester stören immer so in der Packung ). Habe also gegooglet:

Zitat von Equasym retard
Equasym Retard sollte morgens vor dem Frühstück verabreicht werden. Die Kapseln können als Ganzes mit Flüssigkeit geschluckt werden. Alternativ kann die Kapsel geöffnet, der Kapselinhalt auf eine kleine Menge (Esslöffel) Apfelmus gestreut und dann unverzüglich verabreicht werden. [...] Im Anschluss an die Einnahme des Kapselinhalts zusammen mit dem Apfelmus sollte Flüssigkeit, z. B. Wasser, getrunken werden. Die Kapseln und deren Inhalt dürfen nicht zerstoßen oder zerkaut werden.



(Anmerkung: die fetten Hervorhebungen sind von mir. Die Unterstreichung bei Medikinet retard steht so im Beipackzettel)

Wie Du siehst: Nirgendwo ein Wort darüber, dass man die Medikamente nicht mit Milch nehmen dürfte. Bei Medikinet retard wird der Joguhurt sogar als mögliche Einnahmeform explizit erwähnt. Ich denke also nicht, dass Sohnis Milch zum Müsli ein Problem darstellen sollte.

Und aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich sagen:
Zu Beginn unserer Behandlung mit Medis habe ich unseren Arzt extra nach dem Milch - Thema gefragt. Er sagte mir damals in Bezug auf MPH - Tabletten (ein Generikum, nicht retardiert), dass das kein Problem sei.
Und Sohn nimmt nun schon seit 3 Jahren täglich sein Medikinet retard mit Müsli und Milch ... und es gibt keinerlei Probleme.

Liebe Grüße und einen schönen Sonntag

lupa

Earth is flat, pigs can fly and ADHD doesn't exist..


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07.02.2016 09:08 (zuletzt bearbeitet: 09.02.2016 08:17)
avatar  Raffel
#16
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Guten Morgen,

danke und erleichtert! Ohne Milch- was für eine Katastrophe wäre das...

Danke für die "Rechnung " mit den Verteilungen. Wie wäre der dann bei Neuraxpharm 54mg? 18:18:18? Wäre das eine gute Alternative?

Ich habe beim Einschlafen noch lange überlegt. Was mir eingefallen ist: wir hatten damals schlimme Einschlafprobleme. Daher haben wir irgendwann versucht, die Medis so früh wie möglich (und auch vor dem Frühstück) zu nehmen. -

Dann noch das andere Problem mit der Dosierung. Unser Doc meint, er wäre ausreichend eingestellt. Zum Beispiel die HA am Nachmittag (gegen 14h) erledigt er immer (!) problemlos (!), auch bei großem Lärm (!).
Das Problem ist seiner Meinung nach eher eine sich aufschaukelnde Gruppendynamik in der Klasse (mehrere "aktive" Jungs), die ab ca 11h für die Lehrkraft nicht mehr zu händeln ist.
Helfen die Medis Euren Kindern auch beim "Nicht-Mit-Hochdrehen"??

LG
Raffel


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07.02.2016 12:08 (zuletzt bearbeitet: 09.02.2016 08:17)
avatar  lupa
#17
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Hallo Raffel,

Zitat
Wie wäre der dann bei Neuraxpharm 54mg? 18:18:18? Wäre das eine gute Alternative?



Also, noch mal der "Rundumschlag":

Es gibt

- unretardierte MPH - Präparate, kurzwirksam (z.B. Medikinet, Ritalin, div. Generika): Wirkzeit ca. 3 - 4 Std.

- retardierte MPH - Präparate, mittellang wirksam (z.B. Medikinet retard, Ritalin LA, Equasym retard): Wirkzeit ca. 5 - 8 Std.

- retardierte MPH - Präparate, lang wirksam (z.B. Concerta, MPH Neuraxpharm): Wirkzeit ca. 10 - 12 Std.

Der Wirkstoff bei all diesen Präparaten ist der Gleiche: Methylphenidat. Die Unterschiede in der Wirkdauer ergeben sich durch die unterschiedliche "Bauart". Ansonsten unterscheiden sich die Produkte noch in der verwendeten Trägersubstanz (das ist Susannes Spezialgebiet).

Zitat
wir hatten damals schlimme Einschlafprobleme. Daher haben wir irgendwann versucht, die Medis so früh wie möglich (und auch vor dem Frühstück) zu nehmen.


Vorsicht! Wenn ihr schon bei Medikinet retard mit Einschlafproblemen zu kämpfen hattet und die Einnahme deshalb extra so weit wie möglich vorgezogen habt, dann rate ich von einem Präparat mit noch längerer Wirkdauer (s. Deine Frage nach MPH Neuraxpharm) ab. Dann schläft Sohn vermutich gar nicht mehr.

Zitat
Warum soll man erst alle MPHs ausreizen? Was ist "schlecht " bei den anderen..?


MPH ist eben der angezeigte Wirkstoff zur Behandlung einer ADHS.
Da es aber Betroffene gibt, die auf MPH - Präparate nicht reagieren ("Non - responder"), gibt es Alternativen zum Ausweichen.

Alle im Folgenden angeführten Zitate stammen aus dem Aufsatz
"ADHS - praktische Erfahrungen mit medikamentöser Therapie" von Dr. Klaus Skrodzki

Zitat von Dr. Skrodzki
Beim größten Teilder Patienten sehen wir unter dieser individuellen Einstellung mit MPH eine gute Wirkung. Sprechen Patienten, trotz sonst optimalem Therapieregime und genügend langer Behandlung, nicht ausreichend gut an, sind andere medikamentöse Maßnahmen zu überlegen.



Mögliche Alternativen sind:

- Attentin (Tabletten), Wirkstoff: Dexamfetaminsulfat, Wirkzeit ca. 6 - 8 Std.

Zitat von Dr. Skrodzki
Gerade bei Kindern und Jugendlichen mit sehr hyperaktiv - aggressivem Verhalten ist mit Dexamphetamin häufig eine bessere Symptomkontrolle zu erreichen. Die Einzel - und Tagesdosis liegt im Allgemeinen bei etwa zwei Drittel der MPH - Dosis.



- Elvanse (Kapseln), Wirkstoff: Lisdexamfetamin, Wirkzwit ca. 9 - 13 Std.

Zitat von Dr. Skrodzki
... was bedeutet, dass die wirksame Substanz erst im Erythrozyten in die aktive Substanz umgewandelt wird. Das hat mehrere Vorteile: An - und Abfluten der Wirksamkeit verläuft langsamer und weniger abrupt. Die Wirksamkeit hält bis zu 12 Stunden an. Nachteil kann sein, dass durch die längere Wirkung noch weniger gegessen wird, die Gewichtsabnahme und Verlangsamung des Wachstums stärker ist und auch Einschlafstörungen möglicherweise vermehrt auftreten



- Strattera (Kapseln), Wirkstoff Atomoxetin, Wirkzeit 24 Std.

Zitat von Dr.Skrodzki
Atomoxetin ist ein Noradrenalin - Wiederaufnahmehemmer, nicht über BtM - Rezept zu verordnen und anders einzustellen. ... Die Wirkung ist kaum vor 4 - 6 Wochen zu erwarten, hält aber etwa 24 Stunden an (Spiegelbildung). Zur Verbesserung der Aufmerksamkeit wirkt Atomoxetin weniger stark als MPH, hat aber oft gute Wirkung auf die Emotionalität - besonders bei Jugendlichen. Da Atomoxetin gelegentlich etwas müde machen kann, ist manchmal die abendliche Gabe von Vorteil.



An den Alternativ - Präparaten ist also per se nichts besser oder schlechter. Es sind andere Wirkstoffe, die am Gehirn an anderen Rezeptoren anlagern und eine entsprechend andere Wirkung hervorrufen.

Liebe Grüße

lupa

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07.02.2016 16:39 (zuletzt bearbeitet: 09.02.2016 08:18)
#18
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Erst mal ein dickes Dankeschön an lupa . Boah, warst du fleißíg! Es ist alles richtig, was du schreibst. Nur um Missverständnisse zu vermeiden sollten wir bei einem einheitlichen "Wording" bleiben. ICH weiß, dass DU weißt, wovon du schreibst. Ich weiß im Zweifel auch, was du damit meinst. Korrekturen oder Richtigstellungen durch mich sind daher ausschließlich "kosmetischer Natur".

Zitat von Raffel im Beitrag RE: Schulbegleitung und trotzdem später Gymnasium?
Ich habe beim Einschlafen noch lange überlegt. Was mir eingefallen ist: wir hatten damals schlimme Einschlafprobleme. Daher haben wir irgendwann versucht, die Medis so früh wie möglich (und auch vor dem Frühstück) zu nehmen. -
Zitat von lupa im Beitrag RE: Schulbegleitung und trotzdem später Gymnasium?
Wenn ihr schon bei Medikinet retard mit Einschlafproblemen zu kämpfen hattet und die Einnahme deshalb extra so weit wie möglich vorgezogen habt, dann rate ich von einem Präparat mit noch längerer Wirkdauer (s. Deine Frage nach MPH Neuraxpharm) ab.

Die Möglichkeit, dass die Einschlafprobleme mit den Medis zusammenhängen, bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Medis spätabends noch wirken oder sich stundenlang ein Rebound austobt. Doch um hier mehr dazu sagen zu können, sollten wir noch folgendes wissen:

Um welche Uhrzeit steht Sohni wochentags / am Wochenende auf?
Wann nimmt Sohni seine Medis ein?
Um welche Uhrzeit ist die Wirkung spürbar zu Ende?
Wie äußert sich das Ende der Wirkzeit?
Wie ist Sohni zwei Stunden danach "so drauf"?
Um welche Uhrzeit soll Sohni ins Bett? / wann geht er tatsächlich ins Bett?
Um welche Uhrzeit soll Sohni einschlafen? / wann schläft er tatsächlich ein?


Das sind zehn Fragen. Nur wenn wir alle zehn Antworten bekommen, können wir mehr dazu sagen.

Zitat von Raffel im Beitrag RE: Schulbegleitung und trotzdem später Gymnasium?
Dann noch das andere Problem mit der Dosierung. Unser Doc meint, er wäre ausreichend eingestellt.

Das finde ich auch.

Zitat von Raffel im Beitrag RE: Schulbegleitung und trotzdem später Gymnasium?
Helfen die Medis Euren Kindern auch beim "Nicht-Mit-Hochdrehen"??

Theoretisch ja, praktisch kommt es immer auf die jeweiligen Besonderheiten des Einzelfalls an. Man kann mich auch reizen und provozieren, wenn ich ausreichend Medis genommen habe.

Zitat von Raffel im Beitrag RE:Raffel II: "Medifrage"
warum soll man erst alle MPHs ausreizen? Was ist "schlecht " bei den anderen..? (Wie errechnet sich die Verteilung in der Dosierung/den Dosierungen?)

Wie lupa schon schreibt, an den anderen Medis ist nichts schlecht. Sie setzen eben woanders an.

Bei ADHS ist das Medikament der ersten Wahl nach wie vor Methylphenidat. Es blockiert die Dopamin-Rezeptoren und hemmt dadurch die Wiederaufnahme von Dopamin - somit steht im synaptischen Spalt mehr Dopamin zur Verfügung.

Selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer wie Strattera und Guanfacin hemmen - wie der Name schon sagt - die Wiederaufnahme von Noradrenalin.

Amphetamin (Amphetaminsulfat, Attentin, Elvanse) wirkt im Gegensatz zu Methylphenidat stärker noradrenerg denn dopaminerg. Es ist kein reiner Wiederaufnahmehemmer, sondern bewirkt primär eine verstärkte Ausschüttung von Noradrenalin und Dopamin. In Wikipedia steht dazu: "Lisdexamfetamin ist eine synthetisch hergestellte Substanz aus der Stoffgruppe der Amphetamine mit stimulierender Wirkung. Es wird als Arzneistoff verwendet zur Behandlung von ADHS bei Kindern und Jugendlichen ab 6 Jahren, die auf die Therapie mit Methylphenidat unzureichend angesprochen haben. Lisdexamfetamin unterliegt in Deutschland dem Betäubungsmittelgesetz.[2] Der G-BA sieht einen Zusatznutzen gegenüber Atomoxetin als "nicht belegt"." (Unterstreichungen sind von mir.)

Der ADHS liegt in erster Linie eine Dopamin-Problematik zugrunde, deshalb setzt das Medikament der ersten Wahl auch beim Dopamin an. NUR wenn das nicht funktioniert, versucht man eine Verbesserung beim Noradrenalin zu erreichen. Bei MPH-Non-Respondern ist das durchaus sinnvoll.

Zwei Dinge möchte ich hier nicht unausgesprochen lassen: Vergleichen wir mal nur die Nebenwirkungen untereinander, sieht man, dass die potentiellen Nebenwirkungen von Methylphenidat keinesfalls schlimmer sind als die potentiellen Nebenwirkungen der anderen zur Verfügung stehenden Medikamente. Außerdem ist zu bedenken, dass bei Patienten, die gut auf MPH ansprechen, durch die Gabe von alternativen Medikamenten nicht nur Chancen, die sie mit MPH nutzen könnten, genommen werden, sondern auch auf lange Sicht unerwünschte Veränderungen der Persönlichkeit stattfinden können. Zu letzterem gibt es meines Wissens noch immer keine Studien - diese "Weisheit" fußt nach wie vor auf eigenen Beobachtungen in verschiedenen Kinderarztpraxen und in der Selbsthilfe - ist also subjektiv.




Zitat von Raffel im Beitrag RE: Schulbegleitung und trotzdem später Gymnasium?
Danke für die "Rechnung " mit den Verteilungen. Wie wäre der dann bei Neuraxpharm 54mg? 18:18:18?
Zitat von lupa im Beitrag RE: Schulbegleitung und trotzdem später Gymnasium?
Es gibt

- unretardierte MPH - Präparate, ...
- retardierte MPH - Präparate, mittellang wirksam ...
- retardierte MPH - Präparate, lang wirksam ...

STOPP! Was lupa hier schreibt, ist vollkommen richtig, wenn man weiß, wie sie es meint. Lasst uns also jetzt bitte mal in den Kosmetik-Salon gehen ...

Zuerst einmal - und das gilt für ALLE Medis (nicht nur für ADHS-Medis):

Es gibt Präparate, die den Wirkstoff (welchen auch immer) sofort freisetzen. Man nennt sie "sofort freisetzend", "unretardiert", "nicht retardiert" oder "IR" (= immediate release = sofortige Freisetzung). Bei den MPH-Medis handelt es sich hierbei um Ritalin (IR), Equasym (IR) sowie um Medikinet (IR) und alle Generika von Medikinet (IR). Bei allen unretardierten MPH-Medis handelt es sich um Tabletten.

Es gibt Präparate, die den Wirkstoff (welchen auch immer) vollständig oder teilweise verändert und/oder verzögert freisetzen. Wenn es "pressiert", setzen wir da einfach ein "retard" hinter den Handelsnamen des Medikaments; das ist nicht falsch, nur unvollständig. Bei den MPH-Medis handelt es sich hierbei um "Ritalin SR" (SR = sustained release = verzögerte Freisetzung), "Ritalin LA" (LA = long acting), "Medikinet retard" (oder MediKid), "Equasym retard", "Concerta" und "Methylphenidathydrochlorid Neuraxpharm" (bittebitte lasst es uns mit "MPH HCL Neurax" abkürzen ).

Nur ein einziges MPH-Präparat setzt den gesamten Wirkstoff verzögert frei: Ritalin SR. Bei näherem Hinsehen ist also nur Ritalin SR ein reines Retard-Präparat. (Und nein, wir diskutieren hier nicht auch noch über SR! Wer das will, möge bitte ein neues Thema eröffnen.)

Bei allen anderen von uns gerne als Retard-Medi bezeichneten MPH-Präparaten handelt es sich um Kombi-Präparate. Bei diesen Kombi-Präparaten werden ein sofort freisetzender und ein verzögert freisetzender Anteil in einem Medikament kombiniert. Bei den Kombis handelt es sich in der Regel um Kapseln.

Jetzt kommt der Unterschied, den lupa so schön herausgearbeitet hat: Wirkdauer 6 bis 8 Stunden / Wirkung länger als 8 Stunden.

Bei "Ritalin LA" und "Medikinet retard" beträgt das Verhältnis des sofort freigesetzen Wirkstoffes zum verzögert freigesetzen Wirkstoff 50:50. Man hat sozusagen "zwei gleich große Portionen" - die zweite wirkt, nachdem die erste alle ist. Maximale Wirkdauer ist demnach 8 Stunden - mehr geht bei 50:50-Freisetzung einfach nicht.

Bei "Equasym retard" (30:70), "Concerta" (28:72) und "MPH HCL Neurax" (27:73) ist der Anteil des verzögert freigesetzen Wirkstoffes größer als der "Sofort-Anteil". Die Retardierung wird also nicht - wie oben - einfach durch eine Beschichtung der hälftigen Pellets erreicht, sondern dadurch, dass der verzögert freigesetzte Anteil den Wirkstoff sukzessive freisetzt, also über einen Zeitraum von sechs bis acht Stunden.


Das alles und noch viel mehr findet man auch im Kartoffelmüsli und in zahlreichen Threads im Medi-Forum. Außerdem hat unser Forum eine Suchfunktion. Falls es darüber hinaus noch Fragen gibt: Eröffnet damit bitte ein neues Thema.

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07.02.2016 18:41 (zuletzt bearbeitet: 09.02.2016 08:18)
#19
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Schnell noch was zum Thema Milch ...

Für ALLE Medis gilt: Medis nicht mit Milch und nicht mit Grapefruitsaft einnehmen!

Weshalb der Beipackzettel von Medikinet retard geändert wurde, weiß ich nicht - werde mich aber schlau machen. Vorerst nur soviel: Wenn das Frühstück aus einer riesengroßen Tasse Kaba und sonst nix besteht, dann ist das doof. Da kannst du die Tabletten mit noch so viel Wasser einnehmen - was im Magen ist, ist trotzdem "nur" Milch. Es war und ist die Rede von einem Frühstück. Das darf auch Milch enthalten, aber eben nicht nur Milch. - ohne Gewähr -

Viele Grüße vom Klugscheißer

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