Methylphenidat-Spiegel

18.07.2019 21:02
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#1
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Nina04 ( gelöscht )

Hallo!

Zuerst einmal danke für die prompte Aufnahme.

Meine Kinderärztin (die ein bekennender Ritalin-Gegner ist und sehr unglücklich darüber, dass ich ihr mit meinen drei die Bilanz verhagele) hat kürzlich eine Blutabnahme gemacht, und um den Kindern die zusätzliche Spritze zu ersparen habe ich sie gebeten, die erforderlichen Werte für die Medi-Kontrolle mit zu machen. Sie wollte dringend noch einen Methylphenidat-Spiegel bestimmen, und um des lieben Friedens willen habe ich dem zugestimmt. Jetzt bin ich total verunsichert.

Meine KÄ war der Meinung, man könne ein Kind doch nicht vernünftig einstellen, wenn man den Wert nicht bestimmt, ich hielt dagegen, das würde über Verhaltensbeobachtung laufen und bin auch immer noch der Meinung, das ist gängige Praxis.
Mit unserer Tochter haben wir irgendwie immer das Gefühl, das mit den Medikamenten passt nie so ganz. Man merkt eine deutliche Wirkung, aber im Vergleich zum deutlich älteren Bruder bekommt sie schon immer eine vergleichsweise hohe Dosis. Trotzdem empfinde ich sie immer noch oft als unkonzentriert und abwesend. Augenblicklich bekommt sie (12 Jahre, etwas über 30 kg) 36 mg Kinecteen in Kombination mit 10 mg Ritalin unretardiert am Morgen, weil sie meint, in der Klasse sei es ihr wieder zu laut, sie merke oft nicht, wenn der Lehrer sie anspricht... Seit der Erhöhung des Anstupsers von 5 auf 10 mg meint sie, es sei besser.

Heute kam ein Brief mit den Laborergebnissen der KÄ mit der dringenden Bitte um Rückruf. In den Ergebnissen waren zwei Werte dick markiert: Methylphenidat-Spiegel bei 21 µg, damit im ganz oberen Normbereich, Ritalinsäure bei 401 µg. Als Referenzwerte wurden hier angegeben: Talspiegel 10-50µg, Bergspiegel 20-260µg. Da liegt sie deutlich drüber. Leider kann ich mit den Werten so gar nichts anfangen, auch Mr. Google hilft nicht wirklich. Unsere Kinder -und Jugendpsychiaterin ist bis Ende nächster Woche nicht da.

Kann mir irgendjemand eine qualifizierte Hilfe geben? Meine KÄ hat (meines Erachtens nach) nicht wirklich viel Ahnung von MPH und Co. Sonst sind wir aber sehr zufrieden mit ihr und haben im ländlichen Raum leider auch nicht wirklich eine Alternative. Aber ich möchte mich nicht ohne eine eigene Meinung an dieses Gespräch machen.Die Blutabnahme lag um kurz nach 16 Uhr etwas mehr als 9 h nach der Einnahme, weshalb mir dieser MPH-Spiegel auch zu hoch erscheint, allerdings merke ich die Wirkung von Kinecteen tatsächlich bis etwa 17 Uhr, so dass das ja passen könnte. Aber was sagt dieser bombastisch hohe Ritalinsäure-Wert aus?

Ich hoffe, irgendjemand hier kennt sich mit diesen Werten aus und kann mir ein bisschen weiterhelfen. Vielen Dank schonmal an alle, die bis hierher gelesen haben.

LG Nina


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18.07.2019 22:45
#2
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Herzlich willkommen bei uns im Forum, Nina!

Zitat von Nina04 im Beitrag #1
Sie wollte dringend noch einen Methylphenidat-Spiegel bestimmen, ...

Sorry, aber ... ... auf die Idee muss man erst mal kommen! MPH hat eine Halbwertszeit von zwei bis vier Stunden, das heißt, der Plasmaspiegel ändert sich ständig.

Zitat von Nina04 im Beitrag #1
Aber was sagt dieser bombastisch hohe Ritalinsäure-Wert aus?

Ich bin gerade über die Suchfunktion gegangen und habe festgestellt - tadaaah - das war in 14 Jahren Forum die erste Frage zur Ritalinsäure ! Ich sags also lieber gleich: Ritalinsäure war hier nie Thema und mein Wissen zur Ritalinsäure ist begrenzt ... ganz ganz eng begrenzt. Wenn - wie du sagst - die Ärztin keine Ahnung von Methylphenidat hat, finde ich ihren Ansatz, die Plasmaspiegel von MPH und Ritalinsäure zu bestimmen, sehr interessant.

Ritalinsäure entsteht bei der Metabolisierung von Methylphenidat und hat eine Halbwertszeit von etwa acht Stunden. Sie wird also deutlich langsamer abgebaut als MPH. Zu den Referenzwerten ist Tante Google jetzt nicht besonders hilfreich. Wir haben jetzt zwei Möglichkeiten:

1. Ich habe null Ahnung und kann dir leider nicht weiterhelfen.

2. Wir fragen mal @Martin Winkler

Lesen gefährdet die Dummheit


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18.07.2019 23:04
#3
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Ich hatte die Frage bei Facebook schon gesehen und mich gefragt, ob es Verarschung ist.

Die Medikamentenspiegel machen bei Methylphenidat doch überhaupt keinen Sinn. Wenn überhaupt könnte man einen Medikamentenspiegel machen, wenn man einen missbräuchlichen Konsum vermutet.

Bei der kurzen Wirkdauer kann man überhaupt keine Aussage machen, da es kein Spiegelmedikament ist.

Ich würde mal tippen, dass die Kinderärztin einfach NULL-Ahnung hat und man nur einen Rat geben kann :

Weg da !


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19.07.2019 09:33
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#4
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Nina04 ( gelöscht )

Danke für deine Antwort, Susanne.

Das mit der Halbwertszeit ist tatsächlich das einzige, das ich selbst über Ritalinsäure gefunden habe. Sagt mir nur leider gar nichts.

Ich kann dir versichern, bevor ich irgendwo frage, versuche ich selbst, Informationen zu finden, habe mich durch die Leistungsbeschreibungen (ca. 500 Seiten jeweils) von drei Laboren durchgewühlt und ca. 10 h gesucht, genervt und gelesen.


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19.07.2019 09:48
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#5
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Nina04 ( gelöscht )

Nein, Martin, die Frage war keine Verarsche, wie du jetzt gemerkt hast.

Meine Schlussfolgerung nach diversem Suchen nach dem MPH-Spiegel war tatsächlich auch die, dass es da wohl eher um missbräuchliche Nutzung geht.

Am Dienstag hattte ich wegen meines jüngsten Kandidaten ein Erstgespräch mit dem Kinderpsychologen, der auch schon den Großen betreut hat und habe ihn auch darauf angesprochen (das war, bevor die Laborergebnisse reinkamen). Der meinte, ein MPH-Spiegel macht dann Sinn, wenn man vermutet, einen Non-Responder zu haben. Ist keine Veränderung zu merken, obwohl die Dosis eigentlich ausreichen sollte, dann mache es wohl Sinn, in gewissen Abständen einen MPH-Spiegel zu bestimmen, um zu sehen, ob überhaupt ein therapeutisch wirksamer Spiegel aufgebaut wird. Allerding hat er auch gleich eingeräumt, dass er kein Arzt ist und das im Laufe der Zeit nur so aufgeschnappt hat.

Ja, die Kinderärztin hat von MPH null Ahnung, da gebe ich dir recht. Unser Großer war ein echt hartnäckiger Fall, und damals hat sie uns stolz erzählt, in ihrer Praxis gäbe es kein einziges Kind, dass Medikamente nehmen würde, das hätten sie immer anders geschafft. Als ich nach zwei Jahren alternativer Therapien verweigert habe und wir dem Kind endlich MPH gegeben haben, war sie nicht begeistert. Allerdings leben wir hier im Ärzte-Mangel-Gebiet. Die einzige andere Ärztin, die noch Kinder annimmt, ist meines Erachtens nach... naja, bin kein Arzt.Sonst bin ich sehr zufrieden, weil wir in vielen Dingen auf einer Wellenlänge liegen.

Ich habe für mich persönlich jetzt den Schluss gezogen, dass ich die Blutwerte zukünftig ausschließlich von meinem Hausarzt bestimmen lassen werde, so wie ich das eigentlich schon länger halte.

Mit den Laborwerten werde ich mich in zwei Wochen an die behandelnde KJP wenden, die wird mir da hoffentlich Auskunft geben können. Ich hasse Unwissenheit.


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19.07.2019 11:23
#6
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Zitat von Martin Winkler im Beitrag #3
Ich hatte die Frage bei Facebook schon gesehen und mich gefragt, ob es Verarschung ist.


Ich habe die Frage nicht gelesen, muss wohl in einer Gruppe sein, in der ich nicht drin bin. Es würde mich interessieren, was für Antworten da kamen.

Zitat von Nina04 im Beitrag #5
Mit den Laborwerten werde ich mich in zwei Wochen an die behandelnde KJP wenden, die wird mir da hoffentlich Auskunft geben können. Ich hasse Unwissenheit.

Ich hoffe es. Bitte lass uns an der Auskunft teilhaben.

Ich habe jetzt nochmal über den Referenzwert von Ritalinsäure nachgedacht. Ein Referenzwert soll ja anzeigen, wie der Wert bei einem "gesunden" Menschen ist. Davon ausgehend müsste ein Referenzwert von Ritalinsäure ja theoretisch den Wert bei Menschen ohne MPH-Konsum anzeigen - wo auch immer die Ritalinsäure dann herkommt. Wie dem auch sei - der Wert der Ritalinsäure muss in direktem Zusammenhang zur Dosierung von MPH stehen, alles andere ergibt keinen Sinn.

Im Übrigen sagt der Referenzwert nicht unbedingt etwas darüber aus, welcher Wert im Einzelfall erzielt werden soll. Antikoagulanzien zB nimmt man ja, damit der eigene Wert eben gerade NICHT mit dem Referenzwert übereinstimmt.

... der Smiley, den ich fast nie benutze ... @Paul Kannst du uns zum Referenzwert bei Ritalinsäure aufschlauen?

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19.07.2019 12:38
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#7
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Nina04 ( gelöscht )

Zitat von SusanneG im Beitrag #6

Ich habe die Frage nicht gelesen, muss wohl in einer Gruppe sein, in der ich nicht drin bin. Es würde mich interessieren, was für Antworten da kamen.



Naja, nichts, was mir wirklich geholfen hat. Eben, dass Ritalinsäure das Abbauprodukt von MPH ist mit den entsprechenden Halbwertszeiten. Und dass kein Arzt diese Werte jemals abgenommen hat.

Zitat von SusanneG im Beitrag #6
Ich habe jetzt nochmal über den Referenzwert von Ritalinsäure nachgedacht. Ein Referenzwert soll ja anzeigen, wie der Wert bei einem "gesunden" Menschen ist. Davon ausgehend müsste ein Referenzwert von Ritalinsäure ja theoretisch den Wert bei Menschen ohne MPH-Konsum anzeigen - wo auch immer die Ritalinsäure dann herkommt. Wie dem auch sei - der Wert der Ritalinsäure muss in direktem Zusammenhang zur Dosierung von MPH stehen, alles andere ergibt keinen Sinn.



Ein gesunder Mensch müsste da ja gar nichts haben, genau wie beim Spiegel. Das wird zusätzlich unterteilt in Bergspiegel und Talspiegel. Aber selbst den oberen Wert des Bergspiegels überschreitet sie um mehr als 50%

Ich mach mir einfach Gedanken, weil wir medikamentenmäßig sie am schlechtesten unserer Kinder in den Griff kriegen. Eigentlich ist sie (obwohl wir eine deutliche Wirkung bemerken) immer noch sehr verpeilt. Ihre Motzigkeit schiebe ich jetzt einfach mal auf die Pubertät.

Interessanterweise habe ich gerade telefonisch die Werte des mehr als drei Jahre jüngeren Bruders bekommen, der direkt nach ihr Blut abgenommen bekommen hat und das selbe Medikament etwa eine halbe Stunde später nimmt (zwar nur mit 5 mg Ritalin als Starter, aber das ist da ja schon lange draußen um 16 Uhr +x). Da liegt der Spiegel bei 6 µg im Vergleich zu ihren 21....


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19.07.2019 15:25
#8
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Zitat von Nina04 im Beitrag #7
Naja, nichts, was mir wirklich geholfen hat. Eben, dass Ritalinsäure das Abbauprodukt von MPH ist mit den entsprechenden Halbwertszeiten. Und dass kein Arzt diese Werte jemals abgenommen hat.

Ich hab nix Falsches geschrieben und andere sind auch nicht besser! Ich verbuche sowas unter Erfolg!

Zitat von Nina04 im Beitrag #7
Ich mach mir einfach Gedanken, weil wir medikamentenmäßig sie am schlechtesten unserer Kinder in den Griff kriegen.

Ich nehme an, mit einer Diskussion über die Medikation deiner Tochter und wie man diese verbessern kann, können wir dir besser weiterhelfen. Der Unterschied im Plasmaspiegel zeigt ja an, dass bei ihr irgendwas anders ist als bei ihrem Bruder. Mach dazu aber bitte ein neues Fass auf (erstelle ein neues Thema).

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