Beginn mit Medikation-welches Vorgehen am Besten?
Hallo,
unser Sohn, 14 Jahre, bekam im letzten September seine ADHS Diagnose. Wir konnten direkt mit der Medikation beginnen. Zunächst wurde Medikinet retard über 5er Schritte bis 35mg hochtitriert. Wir als Eltern konnten keine Veränderungen feststellen, unser Sohn sagte immer, er merkt nichts. Da er 38kg wiegt, war das die Maximaldosis. Jetzt versucht man es mit Equasym retard 20mg. Beim ersten mal, war er ganz verzweifelt, weil das Medikinet, dem er keine Wirkung zugeordnet hat, vielleicht doch besser sei. Er würde gar nichts merken.
Auch hier können wir keine Veränderung des Verhaltens feststellen.
Jetzt wurde schon angedeutet, dass er dann wohl andere Probleme hätte, wenn er nicht auf die Medikamente anspricht.
Aber ich finde das Vorgehen so unsystematisch und frage mich, ob es einen optimalen oder besseren Weg der einleitenden Medikation gibt?
Wir haben so lange gehadert, ihn diagnostizieren zu lassen, weil wir Angst vor den Medikamenten hatten. Nach dem wir aber so weit sind, möchte ich die Flinte ungern zu früh ins Korn werfen.
Kann mir Jemand Empfehlungen, Hinweise oder Tipps geben?
Gibt es hier die Möglichkeit, eine Empfehlung für Ärzte, Therapeuten zu bekommen?
Lieben Dank bis hierher
Hallo Mariols,
herzlich Willkommen hier im Forum. Das ist die normale Vorgehensweise, dass erst Medikinet langsam hochdosiert wird.
Da diese Frage öfter mal kommt, steht ein Artikel dazu auf unserer Website. Vielleicht magst du ihn dir mal durchlesen.
https://www.adhs365.de/adhs/medikamente/...nt-wirkt-nicht/
Dann noch die Frage, wann hat dein Sohn das Medikinet genommen. Vorm Frühstück nach dem Frühstück, während des Frühstücks?
Viele Grüße
Andrea
Hallo Andrea, vielen Dank für die Antwort.
Ich hab mir den Text eben hinter dem Link durchgelesen.
Wäre es denn aber nicht sinnvoller mit einem interessierten Präparat zu beginnen, im festzustellen, ob das Kind überhaupt auf das MPH anspricht? Oder welche Dosis die richtige sein könnte?
Er nimmt die Medis zum Essen, wo auch feste Nahrung, wie ein Toast zugehört.
Warum oft mit retardierten Medis angefangen wird, weiß ich nicht.
Wenn das Kind (oder Erwachsene) auf ein Medikament mit Wirkstoff MPH nicht reagiert, heißt es nicht, dass der Wirkstoff nicht hilft. Das kann an der Galenik des Medikaments liegen.
Wenn es dich interessiert hier einmal ein Link zum Kartoffelmüsli. Kartoffelmüsli
Es gibt bei uns in der SHG Kinder die gut auf Medikinet reagieren, aber gar nicht auf Concerta oder die auf Methylphenidathydrochlorid von Neuraxpharm reagieren aber nicht auf Ritalin (alles Beispiele).
Deshalb ist es immer erst ein ausprobieren mit den verschiedenen Medis.
Medikinet sollte nach einem reichhaltigen Frühstück genommen werden. Andere Medis können auch vor dem Frühstück genommen werden. Wie das mit Equasym aussieht, weiß ich gerade nicht. Da können dir aber Andere bestimmt mehr dazu schreiben.
Viele Grüße
Andrea
Hm, genau weiß ich das auch nicht, wohl aus Sorge vor Missbrauch des unretardierten MPH. Könnte ja auf dem Schulhof vertickt werden...
Ich selbst habe auch mit Medikinet retard/adult meine individuelle Dosierung gefunden. Da es in 5mg Schritten erhöht werden kann, ist das wohl nach dem unretardierten MPH die zweitbeste Lösung.
Bei mir klappte es aber gut, bemerkte bald die Wirkung, die es hatte. Der volle Bauch, wie Andrea schon schreibt, ist dabei wichtig. Je gehaltvoller, desto besser, eine Banane oder ein Joghurt reichen nicht aus.
Hast du mal den Link, den Andrea genannt hat, angeschaut.
Einen der drei Gründe wird es bei deinem Sohn auch haben, nur welcher bleibt herauszufinden.
LG, JaNi
Zitat von AndreaA im Beitrag #7
Medikinet sollte nach einem reichhaltigen Frühstück genommen werden. Andere Medis können auch vor dem Frühstück genommen werden. Wie das mit Equasym aussieht, weiß ich gerade nicht. Da können dir aber Andere bestimmt mehr dazu schreiben.
Auch Equasym retard nach dem Essen nehmen, auch wenn der Beipackzettel ggf. noch immer was anderes sagt. Vor drei Jahren war es noch so, aber die Wirkungsdauer hat sich bei Einnahme nach dem Essen erheblich verlängert und wurde auch von der Ärztin so empfohlen. Weiß nicht, was im aktuellen Beipackzettel steht.
Grds. wirkt bei
mir nur unretardiertes MPH gut auf leerem Magen. Retardiertes MPH (habe selbst einige probiert) wirkt besser und länger nach dem Essen.
Zitat von Mariols im Beitrag #1
Wir als Eltern konnten keine Veränderungen feststellen, unser Sohn sagte immer, er merkt nichts.
Den Link zu "Medis wirken nicht" hat Andrea ja schon gepostet.
Zitat von Mariols im Beitrag #1
Da er 38kg wiegt, war das die Maximaldosis.
Vergiss das Gewicht! MPH wird nach Bedarf dosiert! Die Tageshöchstdosis steht im Beipackzettel, weil dieser weniger eine Patienteninformation, vielmehr ein juristisches Dokument ist (bei Haftungsfragen zB).
Zitat von Mariols im Beitrag #1
Auch hier können wir keine Veränderung des Verhaltens feststellen.
Welche Veränderung erwartest du?
Zitat von Mariols im Beitrag #1
Jetzt wurde schon angedeutet, dass er dann wohl andere Probleme hätte,
Ja, klar, er hat wohl andere Probleme - nämlich, dass er auf die ersten beiden MPH-Medis nicht anspricht. Wie auch? Beide enthalten Maisstärke. Diese beiden Medis funktionieren bei mir auch nicht. Vielleicht ist das ja der Grund.
Zitat von Mariols im Beitrag #1
Aber ich finde das Vorgehen so unsystematisch
Es mag unsystematisch ausschauen, doch es ist leider so üblich.
Zitat von Mariols im Beitrag #1
einen optimalen oder besseren Weg der einleitenden Medikation
JaNi hat es bereits erwähnt ... Titrierung mit unretardiertem MPH ist durchaus sinnvoll und war früher üblich. Heutzutage ist es modern, gleich mit den Retard-Medis zu beginnen - frag mich nicht, weshalb.
Üblich ist heute, mit Medikinet retard zu beginnen, dann Ritalin LA, dann Equasym retard. Die meisten Ärzte geben hier auf und gehen von einem Non-Responder aus. Die kompetenteren Ärzte machen dann noch einen Versuch mit Kinecteen oder Concerta, welche sich deutlich von den ersten drei unterscheiden.
Die passende Medikation zu finden ist wie das Stochern im Nebel. Lass deinen Sohn mal einen Text abschreiben (so vier bis acht Zeilen, das reicht schon), dann gib ihm das Medi. Eine Stunde später soll dein Sohn den gleichen Text nochmal abschreiben. Sieht man da Unterschiede?
Mach bitte nicht alles am Verhalten fest - das ist hier der am wenigsten geeignete Indikator. Achte auf die Feinmotorik, die Schusseligkeit, ob er sich mehr merken kann, ob er weniger schnell an die Decke geht und wie er mit Nebengeräuschen umgeht.
Um wieder auf die Medis zurückzukommen: Ich würde als nächstes mein Glück mit Kinecteen versuchen.
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