Startschuss medikamentöse Einstellung

20.03.2022 02:23
#1
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Hallöchen liebe Leute
Wie versprochen halte ich Unsere Selbsthilfegruppe für Erwachsene über meine medikamentöse Einstellung vom Methylphenidat oder Medikinet-adult bei ADHS auf den laufenden.

Auch wenn ich meine Hausaufgaben gemacht habe und mit der Medikation direkt Anfangen könnte, finde ich keine Praxis die noch neue Patienten aufnimmt. Meine Diagnose, Therapie-Strategie, Neuro-MRT, EEG, EKG, Labor usw. alles liegt jetzt schon länger vor. Eigentlich benötige ich nur noch das Rezept und die empfohlene Start-Dosis.

Mit 54 Jahren ohne Medikamente und nen Rucksack voll ADHS-Selbsterfahrung sollte ich also keine Termine mehr in einer Praxis benötigen die anderen Patienten großartig die Zeit stehlen würden. Ich führe bereits wegen meiner COPD und dem verpflichtenden Reha-plan (DMP) meiner Kasse mehrere Gesundheitstagebücher. Da würde eins mehr für den Medikations- Verlauf auch nix mehr verkomplizieren. Es könnte also alles von der jeweiligen Praxis für die Überwachung zur Eindosierung bei mir als PDF angefordert werden usw. sogar Video-Chats wären ja möglich, blablabla Babapapa...

So wie sich meine Bemühungen entwickeln befürchte ich das ich wohl zusammengefasst keine wirkliche Hilfe mehr bekommen werde. Jedenfalls nicht so schnell wie es aus gesundheitlichen Gründen sein sollte, besonders weil ich nicht weiter die gleiche Bewältigungsstrategie der letzten 40 Jahre Anwenden kann und will (siehe Vorstellung Jens).

Fazit:
Sicher ist, das ich durch das legen vom "ADHS-Ei" die Kostenbilanz meiner ADHS ordentlich geändert habe. Alle Praxen haben Ihr Geld Verdient und ich stehe jetzt da wie Bestellt und nicht abgeholt. Immerhin habe ich ein Feedback von einer Praxis bekommen die ich aus einer Liste vom Gesundheitsamt habe. Und dort wunderte sich die Praxis darüber das meine Neurologie oder Psychologie Praxis nicht schon längst die Einstellung vorgenommen hatte. Mich stattdessen aber versucht zu einer weiteren Praxis zu Überweisen...

Ich habe natürlich sofort einen Termin mit der Neurologie gemacht und für Ende April auch einen bekommen. Ich bin gespannt was dort als Grund für die Ablehnung die Einstellung zu Übernehmen genannt wird.

Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit, bis irgendwann nach dem 25. April


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20.03.2022 16:39
#2
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Zitat von Jens.Neurodiversity im Beitrag #1
..., finde ich keine Praxis die noch neue Patienten aufnimmt.

Ja, es ist zum Weinen! Die medizinische Versorgung Erwachsener mit ADHS ist unter aller Xxx! Die psychotherapeutische Versorgung ist auch nicht besser .

Zitat von Jens.Neurodiversity im Beitrag #1
Eigentlich benötige ich nur noch das Rezept ...

Tja ... eigentlich. Uneigentlich ist dieses Rezept an so viele Vorschriften gebunden, die Ärzten hier mitunter die Hände binden.

Zitat von Jens.Neurodiversity im Beitrag #1
... sollte ich also keine Termine mehr in einer Praxis benötigen die anderen Patienten großartig die Zeit stehlen würden.

Das sieht dein potentieller Arzt vielleicht genauso - so ganz im Geheimen. Laut denken darf er das aber nicht, sonst hat er ein Problem.

Zitat von Jens.Neurodiversity im Beitrag #1
... befürchte ich das ich wohl zusammengefasst keine wirkliche Hilfe mehr bekommen werde. Jedenfalls nicht so schnell wie es aus gesundheitlichen Gründen sein sollte, ...

Jetzt gib nicht auf. Was kannst du am wenigsten gut? Geduld haben? Dann mach genau das .

Zitat von Jens.Neurodiversity im Beitrag #1
Alle Praxen haben Ihr Geld Verdient und ich stehe jetzt da wie Bestellt und nicht abgeholt.

Ein Zustand, den du ändern solltest. Notfalls musst du deine Krankenkasse mit ins Boot holen. Irgendwas geht immer.

Zitat von Jens.Neurodiversity im Beitrag #1
Immerhin habe ich ein Feedback von einer Praxis bekommen die ich aus einer Liste vom Gesundheitsamt habe. Und dort wunderte sich die Praxis darüber das meine Neurologie oder Psychologie Praxis nicht schon längst die Einstellung vorgenommen hatte.

Das wäre jetzt meine Frage gewesen. Bei wie vielen Fachärzte für Psychiatrie (und anderer Berufsbezeichnungen auf diesem Fachgebiet) hattest du dich bereits vorgestellt? Und mit welcher Begründung haben die jeweils die medikamentöse Therapie nebst Einstellung verweigert?

Zitat von Jens.Neurodiversity im Beitrag #1
... sofort einen Termin mit der Neurologie gemacht und für Ende April auch einen bekommen ...

Geht doch!

Ich will das mal zusammenfassen. Die relevanten Fachärzte unterliegen derart vielen Vorschriften, dass sie bei der Behandlung von Erwachsenen mit ADHS weder freie Hand haben noch angemessen entlohnt werden. Deckelung und Regress heißen die Gründe, weshalb man als Erwachsener mit ADHS kaum einen Termin bekommt. Ohne mindestens einen jährlichen Termin beim Facharzt darf der Hausarzt die weitere Verordnung von MPH nicht übernehmen. Hinzu kommen weitere Vorschriften bei der Verordnung von MPH.

O'Ton meines Psychiaters: "Wenn ich die drei Verträge mit den Pflegeheimen nicht hätte, könnte ich mir meine ADHS-Patienten nicht leisten." Auf unwillige Ärzte zu schimpfen, die sich an dir und deiner ADHS bereits eine goldene Nase verdient hätten, ist nicht fair und ganz weit weg von der Realität.

Obwohl es gegen meine Überzeugung ist, gibt es noch die Option einer ADHS-Ambulanz, die es in vielen großen Kliniken gibt.

Ich bin mal gespannt, was du uns Ende April berichten kannst.

Lesen gefährdet die Dummheit


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30.05.2022 13:09
#3
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Zitat von SusanneG im Beitrag #2
Auf unwillige Ärzte zu schimpfen, die sich an dir und deiner ADHS bereits eine goldene Nase verdient hätten, ist nicht fair und ganz weit weg von der Realität.


Wohl war, wie ich jetzt auch durch Gespräche mit meinen Ärzten herausgefunden habe...

Jetzt aber erst mal Hallöchen liebe Leute

Wie schon im letzten Beitrag von mir angekündigt hat mir meine Neurologie-Praxis auf meine Bitte hin das Resept für "Medikinet adult" mit der 10mg "Beginner" Dosis ausgestellt. Jetzt könnte ich eigentlich den nächsten Schritt machen und Ausprobieren ob eine Medikation bei mir überhaupt genügend Vorteile bringt.

Tja, Pustekuchen...!

Ich bin noch nicht komplett mit der "Nebenwirungen vs. Vorerkrankungen" Auswertung vom Beipackzettel fertig, aber weit genug um erstmal den Anker zu Werfen und mit meiner HzV-Praxis (Hausärztliche-Zentral-Versorgung) einen Besprechungstermin zu vereinbaren, bevor ich mir das ADHS-Medikament Einwerfe.

Ich führe also gerade mit mind. drei von meinen fünf inneren Sabotören eine Diskussion,

- dem Kritiker,
- dem Katastrophisierer,
- dem Vermeider

Deshalb habe ich mich erstmal in einer ADS/ADHS-Selbsthilfegruppe in meiner Region Vorgestellt und eingelebt.

Ich habe jetzt eine Entscheidung für mich getroffen und meine Bewältigungsstrategie hat sich zu der vom Sommer 2021 glücklicher Weise bestätigt. Das bedeutet für mich persönlich also das ich mit 54 Jahren, einer COPD mit z.Z. nur noch 50-60% Leistungsfähigkeit der Lunge und einer komplexen PTBS, schon im Sommer 2021 die richtigen Schritte eingeleitet habe und dazu eine Bewältigungsstrategie festgelegt hatte.

Nach 40 Jahren als Heimkind zweier Einrichtungen und anschliesender Strassenkind Kariere verlange ich jetzt nur noch Inklusion!

Bisher habe ich meine Schule & Ausbildung sowie meinen Beruf ausschließlich mit Cannabis/Haschisch bedarfs "Medikation" (Konsum) "abgearbeitet" und 40 Jahre lang immer versucht mehr aus mir zu machen als ich bin. Eine dauerhafte Einnahme von Medikamenten jeglicher Art ist mir sowieso an keiner Stelle meines Lebensweges wirklich Empfohlen worden.

- Um auf die COPD passend zu reagieren werde ich bis Ende Sommer 2022 auf Vaporizer (max. 170°C) bedarfs Cannabis-Konsum Umstellen.
- Für die bedarfs Medikation zur ADHS habe ich ja jetzt das "Medikinet adult" im Schrank.
- Die kPTBS wird, wie bereits geplant zum Jahreswechsel, mit der Pschologie-Praxis, die auch das Feststellungsverfahren zu ADHS durchgführt hat, abgearbeitet.

Im Sommer 2023 wird sich also zeigen ob meine persönliche Bewältigungs-Strategie sich positiv auf meine Gesundheit ausgewirkt hat. Daten dazu werden sowieso über mein Curaplan (DMP Disease Management Programm) meiner Gesundheitskasse Erfasst. Und Daten Sammeln ist damit für mich persönlich mal von Vorteil.

Zum Schluss möchte ich noch meine Quellen die mir z.Z. bei meinen Entscheidungen helfen erwähnen. Ganz oben steht jetzt der Kontakt zur Selbsthilfegruppe und die GFK vom Rosenberg hatte ich ja schon erwähnt. Neu dazu gekommen ist Eckard Tolle sein Hörbuch "Jetzt-Die Kraft der Gegenwart" und Allen Carr seine Nichtraucher Tipps z.B. auf YT.

Spätestens im August werde ich also Berichten wie gut ich mit der Umstellung und dem Medikinet zurecht komme.


Ich hoffe das ich nicht wieder gegen Foren-Rules verstoßen habe und das der Mod sich dann nicht so dolle ärgert...


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30.05.2022 21:23 (zuletzt bearbeitet: 30.05.2022 21:32)
#4
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Hi Jens, schön, dich wieder zu lesen!

Zitat von Jens.Neurodiversity im Beitrag #3
"Medikinet adult" mit der 10mg "Beginner" Dosis

Medikinet adult 10 mg würde ich jetzt nicht unbedingt als "Beginner-Dosis" bezeichnen; das wäre Medikinet adult 5 mg. Vielen reicht das schon mit 10 mg. Und nein, es geht nicht nach Gewicht !

Zitat von Jens.Neurodiversity im Beitrag #3
Ich bin noch nicht komplett mit der "Nebenwirungen vs. Vorerkrankungen" Auswertung vom Beipackzettel fertig, ...

Das ist ja nicht der erste Beipackzettel, den du liest. Du weißt ja, bei den Nebenwirkungen steht so ziemlich alles drin, auch wenn das nur 1 aus 1.000.000 betrifft oder die Nebenwirkung gar nicht so unbedingt auf MPH zurückzuführen ist. Bekannte Nebenwirkungen, die auch bei den meisten auftreten, sind Appetitlosigkeit und eine Erhöhung des Blutdrucks um durchschnittlich 4 mmHg. Was man hier auch auf dem Schirm haben sollte, ist der Augeninnendruck. Lass den bitte mal rein vorsorglich überprüfen, kostet 20 Euro. Vor Beginn der Medikation wäre das sinnvoll, weil du dann einen Vergleichswert hast. Nebenwirkungen, die man als "Unwohlsein" bezeichnen könnte, vergehen meist nach zwei, drei Wochen wieder.

Wichtig zu lesen wären die Wechselwirkungen.

Manche Vorerkrankungen stehen aus dem gleichen Grund da wie die Nebenwirkungen: zur Absicherung des Pharmazeuten. Welche Vorerkrankungen du hier Ernst zu nehmen hast, weißt du selbst.

Bitte bespreche alles, was mit Wechselwirkungen und Vorerkrankungen zu tun hat, zuerst mit dem Arzt, der dir MPH verordnet hat. Der sagt dir dann schon, wenn du darüber mit einem anderen Facharzt sprechen solltest. Erwarte nicht, dass ein Arzt, der nicht Psychiater oder Neurologe ist, sich mit Methylphenidat auskennt. Wenn du ihm erst erklären musst, was MPH ist, kann er dir auch nichts zu Wechselwirkungen sagen. Schlimm ist, wenn er was zu MPH sagt, aber leider keine Ahnung davon hat.

Nein, das ist kein Ärzte-Bashing. Der Chirurg weiß auch nicht, wie man einen Grünen Star behandelt. Ein Arzt mit einem anderen Fachgebiet kann sich nicht auch noch in fremden Fachgebieten perfekt auskennen.

Zitat von Jens.Neurodiversity im Beitrag #3
- dem Kritiker

Das innere Kind. Höre deinen inneren Kritiker an, aber gib ihm nicht zu viel Raum.

Zitat von Jens.Neurodiversity im Beitrag #3
- dem Katastrophisierer,

Dem begegnest du am besten durch Austausch in der Selbsthilfegruppe oder im Forum. Da hilft nur Reden.

Zitat von Jens.Neurodiversity im Beitrag #3
- dem Vermeider

Haha, den kenne ich auch recht gut. Vermutlich nicht nur ich. Stichwort: To-Do-Liste (Handy, Block, Zettel - egal). Täglich mehrmals nachsehen und Erledigtes mit Hochgenuss durchstreichen.

Und nein, ich verwechsle hier nicht Prokrastination mit Vermeidung. Vermeidung hat damit zu tun, dass man eine Tätigkeit nicht in Angriff nehmen will, weil da der innere Vermeider dazwischenquatscht. Also ab damit auf die To-Do-Liste. Da darf auch mal "telefonieren" oder "einparken" stehen (so, jetzt weißt du auch, was ich so gerne vermeiden möchte).

Zitat von Jens.Neurodiversity im Beitrag #3
Deshalb habe ich mich erstmal in einer ADS/ADHS-Selbsthilfegruppe in meiner Region Vorgestellt und eingelebt.

Das hast du gut gemacht!

Zitat von Jens.Neurodiversity im Beitrag #3
Nach 40 Jahren als Heimkind zweier Einrichtungen und anschliesender Strassenkind Kariere verlange ich jetzt nur noch Inklusion!

Verständlich. Darf ich fragen, wo du überall inkludiert werden möchtest? Alles auf einmal klappt eher nicht.

Zitat von Jens.Neurodiversity im Beitrag #3
Bisher habe ich meine Schule & Ausbildung sowie meinen Beruf ausschließlich mit Cannabis/Haschisch bedarfs "Medikation" (Konsum) "abgearbeitet" und 40 Jahre lang immer versucht mehr aus mir zu machen als ich bin.

Freunde dich mit dir selbst an. Du musst nicht mehr aus dir machen, als du bist. Sei einfach mal du. Mit dieser Bedarfsmedikation nimmst du in so manchem Kreisverkehr die falsche Ausfahrt (bildlich gesprochen).

Zitat von Jens.Neurodiversity im Beitrag #3
- Um auf die COPD passend zu reagieren werde ich bis Ende Sommer 2022 auf Vaporizer (max. 170°C) bedarfs Cannabis-Konsum Umstellen.

Eine COPD ist bei einer ADHS durchaus mal dabei. In aller Regel vertragen sich die COPD-Medis mit der ADHS-Medikation - sicher weiß das nur ein Arzt. Mit dem Cannabis-Vaporizer habe ich so meine Schwierigkeiten. Bei einer ADHS ist das kontraproduktiv. Cannabis macht genau das Gegenteil von Methylphenidat. Inwiefern sich beides verträgt, kann ich dir nicht sagen. Frage den Psychiater explizit danach.

Zitat von Jens.Neurodiversity im Beitrag #3
- Für die bedarfs Medikation zur ADHS habe ich ja jetzt das "Medikinet adult" im Schrank.

Medikinet adult ist keine Bedarfsmedikation. Wer Erfahrung mit ADHS-Medikamenten hat, kann bei geeigneten Lebensumständen sofort freisetzendes MPH als Bedarfsmedikation einsetzen. Bei einer Erstmedikation mit einem retardierten MPH-Medi ist das völliger Quatsch. Nimm es (nach den Anweisungen des Arztes) oder nimm es nicht. Aber bitte nicht bei Bedarf!

Zitat von Jens.Neurodiversity im Beitrag #3
- Die kPTBS wird, wie bereits geplant zum Jahreswechsel, mit der Pschologie-Praxis, die auch das Feststellungsverfahren zu ADHS durchgführt hat, abgearbeitet.

Die Therapie der kPTPS könnte mit MPH erfolgreicher sein.

Zitat von Jens.Neurodiversity im Beitrag #3
Ich hoffe das ich nicht wieder gegen Foren-Rules verstoßen habe

Nicht wirklich. Alles gut. Wir können da eben nicht unbedingt kompetent antworten.

Lesen gefährdet die Dummheit


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