ADS Neuling im Forum
Hallo zusammen,
ich würde mich zunächst gerne Vorstellen bevor ich mit meinen Fragen und Sorgen beginne.
Andreas heiße ich und bin 32 Jahre jung. Allerdings bin ich noch ledig und Kinderlos. Beruflich arbeite ich als Informatiker in einer Unternehmensberatung und bin da eigentlich recht zufrieden und erfolgreich. Nur mein Privatleben gestaltet sich in letzter Zeit doch relativ schwierig. Seit vorgestern stelle ich mir die ernsthafte Frage, ob ich vielleicht mit ADS gesegnet bin oder nicht.
Da ich momentan auf der Arbeit bin und relativ wenig Zeit habe, wollte ich mal fragen, ob ich mich an jemanden mit etwas mehr Erfahrung wenden kann und in Ruhe meine Vergangenheit analysieren kann. Leider gibt es (noch) keinen Fachmann in unmittelbarer Nähe (Raum Gummersbach).
2 Bücher sind bereits bestellt und Internetseiten und Foren(soweit es die Zeit zugelassen hat) habe ich angelesen.
Das war es erstmal in Kürze. Ich werde bei Bedarf heute abend noch etwas ausführlicher berichten oder schon auf Fragen Eurerseits antworten. Ein Blick auf den Selbstcheck hat auf jeden Fall ergeben, daß ich deutlich häufiger "oft" ankreuzen mußte.
Vielleicht kommt bald mehr Licht ins Dunkel und kann vielleicht auch mit jemandem reden, der eine fundierte Diagnose stellen kann.
LG
Andreas
Hallo Andreas,
zuerst einmal ein herzliches Willkommen hier im Forum. Ich hoffe, du fühlst dich hier wohl und gut aufgehoben.
Auch wenn die meisten von uns betroffene Eltern sind, gibt es doch auch einige, die selbst ADHS haben bzw deren bessere Hälften damit gesegnet sind.
So, und jetzt kommen schon die ersten Fragen, weil wir sind hier alle sehr neugierig und hinterfragen alles.
- Wie kommst du darauf, dass du selbst ADHS haben könntest?
- Welche Auffälligkeiten hast du bei dir selbst beobachtet, die darauf schließen lassen?
- Welcher Selbst-Check war das?
Am besten suchst du dir einen Gesprächskreis in deiner Umgebung, die können dir mit Sicherheit fachkundige Spezialisten (jaja, doppelt gemoppelt) nennen. GKs findest du unter http://www.adsev.de oder unter
http://www.adhs-deutschland.de
In Antwort auf:
Welcher Selbst-Check war das?
Ich weiß nicht, ob ich das schreiben darf?! Den hatte ich von einer Privaten Seite und war von "OptiMind"
In Antwort auf:
Wie kommst du darauf, dass du selbst ADHS haben könntest?
Nun eigentlich hatte mich jemand gefragt, ob bei mir als Kind mal ADS diagnostiziert wurde, was ich mit ein wenig Unsicherheit verneint hatte. Nachdem ich mich allerdings mit den Symptomen in der Kindheit und im Erwachsenendasein beschäftigt hatte, ist jetzt aus dem unsicheren Nein ein unsicheres Ja geworden. Es gibt aber noch eine weitere Ursache, die mich überhaupt dazu gebracht hat, sich mit mir auseinanderzusetzen. Eine bereits wieder zerbrochene Liebe hat Gedanken und Emotionale Schwankungen in mir verursacht, die ich zwar schon kannte, aber nie so sehr als Schwäche und Makel angeprangert wurde...bis heute. Da sind noch ein paar andere beweggründe, aber dazu später (zu Hause) mehr.
In Antwort auf:
Welche Auffälligkeiten hast du bei dir selbst beobachtet, die darauf schließen lassen?
Hm, wo fang ich an? Und welche Symptome sind wichtig?
Ich war in der Grundschule einer der Unzuverlässigsten, hatte Lese- und Schreibstörungen(die ich bis heute habe) während ich in Mathe immer Reckenrechenkönig war. Auf der Realschule war ich absoluter Einzelgänger und hatte in keinem Fach irgendwelche Probleme außer in Deutsch und Englisch. Besonders auffällig war dabei, daß ich im Theoretischen Teil der Grammatik 1-2 stand aber nahezu nichts davon wirklich umsetzen konnte in Aufsätzen. In der Ausbildung war ich eigentlich ganz gut, bis auf die Abschlußprüfung, die ich mit 4 gerade so bestanden hatte.
Danach bin ich mit 19 ausgezogen. Ich hatte bis zu meiner zweiten WG eine absolute Müllhalde als Wohnung/Zimmer und war auch nicht in der Lage da etwas dagegen zu tun. Natürlich kann das auch einfach ein Mangel an Selbständigkeit sein, kann ich aber momentan nicht wirklich gut beurteilen. Momentan sieht meine Wohnung eigentlich ordentlich aus, wobei ich seit November alleine lebe und mir viele Gewohnheiten aus meiner letzten langen Beziehung sehr weiterhelfen.
Die für mich schlimmsten Erlebnisse in den letzten Wochen waren die Gedanken und Bilder, die ich auch schon vorher häufiger hatte und als einfache Tagträume abgestempelt hatte. Einige Schlagwörter zu den Gedanken und Handlungen in der Zeit: Unüberlegtheit, Eifersucht, Ungeliebtheit, totaler Verlust des Selbstvertrauens, Angreifbarkeit, Vorwurfsvoll und Stimmungsschwankend. Allerdings kann das auch eine ganz normale Reaktion auf ein Mißverhältnis von Liebe sein...ich weiß es leider nicht.
Es gibt noch sehr viel mehr, was mir dazu einfallen könnte aber das ganze zu sortieren ist nicht so einfach, vielleicht reicht das ja erstmal als erste Antwort. ;)
LG
Andreas
Hallo Andreas,
ich weiss jetzt nicht, ob du diesen Anbieter des Checks nennen darfst (Susanne?), aber er ist mir bekannt.
Dieser Check ist wirklich nur ein Check um "mal so eine Richtung zu bekommen". Vom Grundsatz her spricht nichts dagegen, aber er ersetzt keine ausführliche Diagnostik.
Die "Erfinder" dieses Systems sind sehr bekannte Ärzte/Psychologen auf dem Gebiet des ADHS, von Frau Dr. habe ich letztes Jahr einen Vortrag anhören dürfen, der sehr ausführlich, verständlich und gut war.
Es wurden übrigens auch Bücher von den beiden veröffentlicht. Ich weiss jetzt allerdings nicht, ob ich diese hier nennen darf. Auf der "alten" Homepage war eine Bücherliste auf der diese Bücher auch drauf waren.
Deshalb Hilfe @ Susanne oder Andrea.
Hi Simone,
auf unserer alten Bücherliste war "Aust-Clauss/Hammer" mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit drauf. Ob das Erwachsenenbuch drauf war, weiß ich nicht - es soll dich aber nicht daran hindern, Titel und Verfasser hier reinzuschreiben.
Hi Andreas,
so ein Selbst-Check ist ein zweischneidiges Schwert. Auch wenn man unverhältnismäßig oft das "Syndromtypische" ankreuzt, muss man noch lange kein ADS haben. Allerdings sind viele Kreuzchen dort, wo man sie nicht haben will, durchaus ein Grund, das Ganze mal zu hinterfragen.
A propos fragen: Was erwartest du als Erwachsener von einer ADS-Diagnose??? Sorry, ich muss diese Frage so provokant stellen, denn bekanntlich führen ja verschiedene Wege zum Ziel. Was willst du machen, falls du ADS hast? Und was bedeutet es für dich, falls du kein ADS hast?
Jedenfalls ist es gut, wenn du dich mit dieser Thematik auseinandersetzt. Man lernt nie aus. Und dies ist schon mal ein erster Schritt in die richtige Richtung. Ich bin gespannt, was ich später noch von dir zu lesen bekomme.
Viele Grüße
Susanne
Danke zunächst für die Tipps zum Thema Literatur! :)
Ich bin schon dabei, einen Arzt für eine Diagnose zu finden. Der Test war nur einer von vielen Hinweisen, denen ich nachgegangen bin. Der Auslöser für meine Suche nach möglichen Erklärungen(nicht nach Ausreden - ganz wichtig) ist zum Einen eine Gescheiterte Beziehung und zum Anderen ein Hinweis einer Krankenschwester, die einige Züge meines Verhaltens ungewöhnlich fand.
In Antwort auf:
A propos fragen: Was erwartest du als Erwachsener von einer ADS-Diagnose??? Sorry, ich muss diese Frage so provokant stellen, denn bekanntlich führen ja verschiedene Wege zum Ziel. Was willst du machen, falls du ADS hast? Und was bedeutet es für dich, falls du kein ADS hast?
Zunächst zum Thema Provokation: ich finde die Fragen berechtigt und somit als völlig in Ordnung. :)
Ich erwarte von einer ADS Diagnose Klarheit über mich und meine Vergangenheit. Es gibt so viele Dinge, die ich als "normal" empfunden habe und die allesamt auf eine mögliche ADS Symptomatik schließen lassen. Ich habe vor 3 Wochen um eine Psychotherapie gebeten und einige Vorgespräche geführt. Grund dafür ist eine äußerst schlimme Beziehung, die zum Glück vor 4 Wochen von Ihr beendet wurde. Ich habe leider viele Dinge gemacht, die ich bis jetzt nicht 100%ig erkären kann: Eifersuchtsanfälle, Angstzustände, Gefühlsausbrüche, Stimmungsschwankungen in extremster Form. Ich hatte schon einige Beziehungen und habe mich so bisher noch nicht erlebt. Sollte ich ADS haben gäbe es für dieses Verhalten INCLUSIVE der ganzen Dinge aus der Vergangenheit eine Erklärung. Sollte ich kein ADS haben erkläre ich mein Verhalten aus der Beziehung erstmal weiter ganz gewöhnlich mit übertriebener "liebe", aber die ganzen anderen Dinge bleiben. Dafür habe ich immernoch die Möglichkeit beim Psychotherapeuten in meiner Vergangenheit zu graben.
Letztendlich versuche ich für mich, diese schlimmen Gefühle, die ich in dieser Beziehung hatte zu verstehen und damit umzugehen, daß ich sie kontrollieren kann.
Mit allen anderen Dingen, wie abgebrochene Ausbildung, abgebrochenes Studium, Leseschwächen, Interpretationsschwächen in der Schule, Chaos in Tagesablauf und Wohnung bin ich bisher eigentlich immer ganz gut fertig geworden! ;)
Ich hoffe ich konnte nochmal einen kleinen Einblick in meine Situation geben. Fragen (auch provokante) helfen mir, mögliche Informationslücken zu schließen also zögert nicht, einfach weiterzufragen! :)
LG
Andreas
Hi Andreas,
keine Sorge - ich frag dich so lang Löcher in den Bauch (wenn es sein muss, auch provokant), bis ich dir eine Marschrichtung aufzeigen kann.
Zu: "Dafür habe ich immernoch die Möglichkeit beim Psychotherapeuten in meiner Vergangenheit zu graben."
Psychotherapeuten unterscheiden sich in drei grundsätzlich unterschiedliche Gruppen:
- die Systemiker *
- die Analytiker *
- die psychologischen Psychotherapeuten
*)
Diese beiden Gruppen haben bestimmt in anderen Bereichen ihre Berechtigung - bei ADS allerdings sind sie kontraproduktiv. Sie werden auch aller Wahrscheinlichkeit nach kein ADS diagnostizieren, denn nach ihrer Lehre gibt es kein ADS. Da sind einfach nur die Eltern schuld. Dies betrifft nicht nur ADS; die Eltern sind auch schuld bei Autismus, Schizophrenie etc.
Die psychologischen Psychotherapeuten jedoch sind in der Lage, ADS nicht nur zu diagnostizieren, sondern auch zu therapieren. Schau also bitte genau hin, um welche Sorte Therapeut es sich handelt, bevor du irgendwo einen Termin ausmachst. Denn zur Aufarbeitung deiner letzten Beziehung könntest du vielleicht schon mal eine Therapie ins Auge fassen. Dies allerdings solltest du erst in Angriff nehmen, wenn die Diagnose steht (ADS oder nicht ADS - der Therapieansatz ist unterschiedlich).
Alternativ kannst du zum Thema "Beziehungskisten" auch ein sehr treffsicher geschriebenes Buch lesen: Lass mich, doch verlass mich nicht (Cordula Neuhaus). Bestenfalls erspart dir dieses Buch den Therapeuten; ganz sicher aber wird es dir die Augen öffnen für das, was schiefgelaufen ist, und warum.
Zu: "Ich bin schon dabei, einen Arzt für eine Diagnose zu finden."
Das siehst du völlig richtig, bei Erwachsenen stellt in aller Regel ein Arzt eine ADS-Diagnose - und zwar ein Facharzt für Psychiatrie. Ausnahmen, bei denen der Hausarzt eine ADS-Diagnose stellt, bestätigen die Regel.
Zu den Fachärzten für Psychiatrie ist Ähnliches zu bemerken wie zu den Psychotherapeuten: drei Gruppen, zwei davon kontraproduktiv. Schau also auch hier genau hin, ob du einen Hinweis auf die Zugehörigkeit zu einer bestimmten "Lehre" findest.
Zu Risiken und Nebenwirkungen ortsansässiger Psychiater und Psychotherapeuten lesen Sie die Praxisschilder und fragen Sie den Leiter des ebenfalls ortsansässigen Gesprächskreises (bzw. Selbsthilfegruppe) oder dessen Stellvertreter .
Zu: "Eifersuchtsanfälle, Angstzustände, Gefühlsausbrüche, Stimmungsschwankungen in extremster Form."
Klardoch, klassische ADS-Symptome; wie "abgebrochene Ausbildung, abgebrochenes Studium, Leseschwächen, Interpretationsschwächen in der Schule, Chaos in Tagesablauf und Wohnung" auch. Und wärst du jetzt ein zappeliger kleiner Grundschulbub, würde ich heftigst mit dem Kopf nicken und deinen "Verdacht auf ADS" theoretisch erst mal bestätigen. Aber du bist kein Grundschulbub, deswegen müssen wir hier die Perspektive wechseln.
Deinen Beschreibungen ist zu entnehmen, dass es sich definitiv um eine Selbststeuerungs- und Impulskontroll-Schwäche handelt - Kernsymptomatik bei ADS. Doch es gibt noch andere "Störungen im Neurotransmitterbereich", die genau die gleiche Kernsymptomatik aufweisen (und die man teilweise erst bei Erwachsenen diagnostizieren kann). Also Obacht: Nicht alles, was nach ADS aussieht, ist tatsächlich ADS!
Und: NEIN, ich werde hier nicht die anderen Störungen im Neurotransmitterbereich mit gleicher Kernsymptomatik aufzählen ihr braucht also gar nicht danach zu fragen!
Tschuldigung, Andreas, das war grad eine vorbeugende Maßnahme, adressiert an alle Mitleser. Denn mitunter kann ich potentielle Rückfragen Dritter schon riechen, bevor mein Beitrag im Forum steht .
Kommen wir zurück zu meiner Eingangsfrage, die ist nämlich immer noch nicht so ganz beantwortet: "Was fängst du damit an, wenn du eine ADS-Diagnose hast?"
Ich sag dir auch, weshalb ich so hartnäckig frage. Vor eine Therapie hat der liebe Gott die Diagnose gesetzt. Doch vor jegliche Psychotherapie hat unser Gesundheitssystem den Antrag auf Kostenübernahme gesetzt. Dies solltest du wissen, bevor du eine Psychotherapie startest. Der Psychologe "darf" drei mal auf Kosten der Solidargemeinschaft mit dir sprechen - versuchsweise, sozusagen. Dann muss beim Kostenträger (Krankenkasse) ein Antrag auf Übernahme der Behandlungskosten gestellt werden. Es wäre daher sachdienlich, wenn du dich zuerst um die Diagnostik kümmerst und eine potentielle Psychotherapie durch den Diagnostiker "anleiern" lässt.
Die Bewältigung deiner letzten Beziehung scheint irgendwie im Vordergrund zu stehen (vielleicht täusche ich mich, dann korrigiere mich bitte). Du schreibst ja auch, mit all den anderen Unwägbarkeiten wärst du ganz gut fertig geworden. Und jetzt kommt sie wieder, die berühmt-berüchtigte provokante Fragerei von Susanne:
Wenn dir irgendjemand genauestens aufgedröselt hat, weshalb sich deine letzte Beziehung in Rauch aufgelöst hat, was machst du dann??? Sind dann deine Fragen bezüglich ADS erledigt? Schiebst du dann all die Sächelchen, mit denen du bisher so gut fertig geworden bist, wieder zurück in die Schublade mit dem Aufkleber "Aufschieberitis"?
Und es geht noch provokanter: Wird es sich bei deiner nächsten Beziehung um eine Frau mit Helfersyndrom handeln, die aus reinem Selbsterhaltungstrieb dann all deine Problemchen für dich regeln wird???
In diesem unserem Forum schreiben verhältnismäßig viele Mamas (daraus darfst du gerne schließen, dass wir uns freuen, wenn mal ein Mann hier auftaucht und Fragen stellt ). Vielen Beiträgen lässt sich zwischen den Zeilen entnehmen, dass das primäre Familienproblem darin liegt, dass bei Papa ein unbehandeltes ADS vorliegt. Zahlreiche Familien sind genau DARAN zugrunde gegangen, nicht etwa an der inzwischen eingeleiteten Therapie fürs schwierige Kind. Was glaubst du wohl, weshalb so überdurchschnittlich viele ADS-Kinder allein erziehende Mamas (@ Frankenstein: und Papas ) haben?
Was ich damit sagen will, ist: Es reicht nicht, zu wissen, dass man ADS hat. Es reicht auch nicht, eine vergangene Beziehung psychisch aufzuarbeiten. Der Riesenaufwand mit Diagnostik und dem ganzen PiPaPoh bringt nur dann etwas, wenn du auch bereit bist, etwas zu verändern. Und um etwas zu verändern, musst du immer bei dir selbst beginnen.
Ooops, hoffentlich hab ich dich jetzt nicht vergrault. Das lag nicht in meiner Absicht.
Viele Grüße
Susanne
wow! Zunächst DANKE für die wirklich zahlreichen wichtigen Informationen und Hinweise! :)
Ich versuche mal einige weitere Antworten zu geben.
Zum Thema Therapeuten:
Ich habe bisher 2 Termine bei einer Psychotherapeutin wahrgenommen, die die Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie als Spezialgebiet wahrnimmt. Ist das diese Form? Ich habe jetzt noch einen weiteren Termin bei einem Therapeuten, der auch gleichzeitig Facharzt für Psychotherapeutische Medizin ist und nach dem gleichen Ansatz arbeitet. Meines Wissens (ich habe bei der Krankenkasse nachgefragt) kann ich sogar 5 Termine wahrnehmen, bevor ich eine Therapie beantragen kann. ;)
Zu meinen "Symptomen":
Ich sehe vollkommen ein, daß gewisse Dinge auch andere Gründe und Ursachen haben können. Ich bin da noch nicht so erfahren, kann nicht auf fundiertes Hintergrund- und Erfahrungswissen zurückgreifen. Zur Zeit engagiere ich mich nur massiv, meine Fehler und Störungen zu erklären und diese mit Hilfe von Therapie und Coaching zu beheben. Ich wäre wahrscheinlich nie auf die Idee gekommen etwas an mir zu ändern, wenn ich diese verkorkste Beziehung nicht geführt hätte. Dafür bin ich im Übrigen meiner Ex-Freundin nach wie vor dankbar. Ob sie in der momentanen Situation gut für mich ist waage ich zu bezweifeln. ;)
zum Thema "Was ist wenn..." und "Beziehungsbewältigung":
Ich bin auf der Suche nach Erklärungen und nach einem Weg mein Verhalten zu korrigieren. Dazu bin ich jetzt mehrere Wege beschritten.
1. Habe ich eine Therapeutin aufgesucht um etwas über mich und meine Vergangenheit herauszufinden. Das habe ich auch schon während der Trennungsphase gemacht und einige schlimme Dinge in meiner Vergangenheit entdeckt. Ich nenne mal das extremste Beispiel, was ich dabei entdeckt habe: ein Verdrängungsmechanismus in mir hat sämtliche Erinnerungen an meine ältere Schwester in der Zeit, als sie noch zu Hause gewohnt hat, vollkommen ausgelöscht. Vielleicht, weil sie von meiner Mutter und von meinem Vater regelmäßig geschlagen wurde? Ein Thema, bei dem ich auch jetzt wieder tränen in den Augen habe.
2. suche ich Hilfe in Foren wie diesen, um mögliche Erklärungen für mein Verhalten zu finden. Ich habe auch schon viele Anhaltspunkte, aber die wirklichen Antworten muß ich mir natürlich bei den Ärzten holen.
3. habe ich mich für einen "Konfliktmanagement" Kurs angemeldet, um dort auch nochmal die Instrumente und Werkzeuge gezeigt zu bekommen, die ich mir im Falle von Störungen hinzuziehen kann...also wie in der Medizin Symptome bekämpfen aber nicht die Ursache! Aber es ist auch einer der Wege... ;-)
Wie Du an o.g. Beispiel gesehen hast, geht es mir nicht so sehr um die Bewältigung der Beziehung. Das ist eigentlich eher der Auslöser für das alles. Hinzu kommt, daß die Mutter der Frau sehr aufmerksam und nebenbei Krankenschwester mit viel Erfahrung ist. Durch ihre Beobachtungen bin ich überhaupt erst auf viele Mißstände in mir gekommen. Bisher war es so, daß ich alles auf meine Mutter oder auf meinen Vater geschoben und mit den Schultern gezuckt und es hingenommen habe. Das würde ich sehr gerne beenden. Nur müßte ich halt erstmal genau wissen was mit mir los ist. Im übrigen hat meine Mutter früher Vieles schöngeredet und mich "zu verspielt" genannt. In meinen Zeugnissen steht tatsächlich(hab gestern nachgesehen), ich könne mich nicht lange auf eine Sache konzentrieren und wäre sehr leicht ablenkbar. Klar, es ist Vergangenheit und nicht die Gegenwart - aber wichtig für mögliche Erklärungen, die ein weiteres Vorgehen ermöglichen.
Du hast mich nicht vergrault, im Gegenteil!!! Ich finde es super, wie Du Deinen Standpunkt vertrittst auch im Interesse Vieler. Und wenn es immernoch ungeklärte Fragen gibt, werde ich wieder und wieder versuchen eine Antwort zu geben. ;-)
Herzliche Grüße
Andreas
PS.: ich bin mir jetzt nicht so sicher ob ich auf alles eingegangen bin, was Du geschrieben hast. Sonst bitte nochmal einen kurzen hinweis dazu! ;)
Hi Andreas,
schön, dass ich dich nicht vergrault habe! Boah ey, fünf "Probetermine" darf man jetzt beim Therapeuten haben? Wow! Naja, mitunter passen meine Infos gut zu mir - wir sind beide schon veraltet .
Tiefenpsychologie, Analyse und Sigmund Freud kommt alles aus dem gleichen Topf und ... (siehe *) im vorigen Beitrag). Was hast du davon, wenn du Erinnerungen an deine Vergangenheit ausgräbst, auf die du aus gutem Grund einen Deckel draufgemacht hast? Wir haben hier schon öfter (bei Kindern) die Erfahrung gemacht, dass sie dann, wenn sie eine tiefenpsychologisch-analytische Therapie durchlaufen haben, erst recht und furchtbar dringend eine Verhaltenstherapie brauchen - und das über etliche Jahre und leider nicht immer erfolgreich.
Bitte frage dich in einer ruhigen Stunde, ob du WIRKLICH alle aus gutem Grund verdrängten Erinnerungen wieder aufleben lassen willst. Hältst du das aus???
Coaching - hast du da eine Anlaufstelle? Zum Thema Coaching haben häufig Systemiker "interessante" Angebote. Wenn's dumm läuft, bist du hinterher entweder arbeitslos oder pleite - wenn's saudumm läuft, beides.
ADS gibt es schon immer (vielleicht hätte unsere Spezies ohne ADS gar nicht in dieser Form überleben können), doch erst die heutige Gesellschaft grenzt Menschen mit ADS so gnadenlos aus. Das Unwort "Modediagnose" hat durchaus seine Berechtigung, wenn auch vor anderem Hintergrund. ADS zu diagnostizieren ist erst "modern" geworden, als es für die Betroffenen keinen anderen Ausweg mehr gab.
Dadurch ist ein "Markt" entstanden. Die eigentlichen Kostenträger (nämlich die, die von der Solidargemeinschaft der Krankenversicherten oder vom Steuerzahler finanziert werden) ziehen sich nach und nach aus der Verantwortung zurück und überlassen die Betroffenen ihrem Schicksal. Sie wollen nicht wahrhaben, dass sie ein Vielfaches des Geldes, das sie durch die Nicht-Behandlung von ADS angeblich eingespart haben, Jahre später für die gleichen Menschen ausgeben, bloß eben für andere Leistungen (Entzug, Strafvollzug, Kuraufenthalt, stationärer Aufenthalt, Hartz IV - um nur einige zu nennen). Für alle, deren Geldbeutel es zulässt, gibt es dadurch jetzt einen Haufen Angebote. Manche sind seriös, die meisten sind jedoch günstigenfalls Humbug, in weniger günstigen Fällen äußerst kontraproduktiv.
Der langen Rede kurzer Sinn: Mit ADS-Patienten kann man einen Haufen Kohle verdienen - außer man ist Arzt oder Verhaltenstherapeut, die zahlen nämlich nur drauf.
Hin und wieder bin ich etwas bissig. Das ist keine meiner Grundeigenschaften, eigentlich bin ich sehr friedfertig. Doch seit über zwölf Jahren muss ich mit ansehen, wie unsere Gesellschaft mit denen umgeht, ohne die sie sich gar nicht so innovativ weiterentwickeln könnte. Und das macht mich mitunter stinkesauer.
Ich sehe, ich bin ziemlich vom Thema abgeschweift. Es wäre auch kürzer gegangen: Hüte dich vor allem, wo "tiefenpsychologisch", "analytisch" oder "systemisch" draufsteht. Du tust dir damit wirklich keinen Gefallen.
... Gedankensprung ...
Meine Fragerei hatte einen ganz bestimmten Hintergrund. Erstens wollte ich dich in die richtige Richtung schubsen (womit ich offensichtlich zu spät gekommen bin), zweitens wollte ich dich vorsichtig mit der Möglichkeit vertraut machen, entsprechende Medikamente einzunehmen. Doch weder ein analytisch noch ein systemisch orientierter Psychiater (Psychologe) wird dir diese Medikamente verordnen (empfehlen). Denn ohne Medis kann er sehr viel mehr an dir verdienen.
So, jetzt lass es mal sacken. Dann suche die nächste Selbsthilfegruppe auf (http://www.ads-ev.de oder http://www.adhs-deutschland.de) und lass dir dort ADS-kompetente Diagnostiker und Therapeuten nennen.
Viele Grüße
Susanne
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