bin die Neue - komme jetzt öfter...

25.09.2015 13:24
#1
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... und habe sicherlich gaaaanz viele Fragen aber erstmal möchte ich meine Familie und mich vorstellen.

Wir sind in Normalfall zu dritt, mein Mann (44), unsere Tochter (8) und ich (47) - ab und an, eher selten zu Besuch mein Sohn aus erster Ehe (fast 19). Dazu zählen wir noch zahlreiche Tiere, wie einen Hund, zwei Katzen, sowie einen Stall voll mit Kaninchen zu unserer Familie. Wir wohnen in einer kleinen Gemeinde außerhalb einer großen deutschen Stadt und genießen mittlerweile seit 6,5 Jahren das Landleben.
In den letzten 2 Jahren hatten wir jeweils für 10 Monate zusätzlich noch einen Austauschschüler bei uns - auch diese Beiden zählen nun zu unserer Familie dazu, auch wenn der Kontakt nur noch per skype oder dergleichen besteht.

Nun mal zu unserem Problem, weshalb ich mich entschieden habe hier bei euch Rat und vielleicht auch mal Trost zu suchen. Es geht ums Töchterlein. Sie ist unser Nesthäkchen und was glaube ich viel wichtiger ist, sie war kein Unfall, wie man vielleicht annehmen könnte auf Grund des Altersunterschieds von 10 Jahren bei meinen Kindern. Ich wollte schon immer ein zweites Kind nur leider mein Ex-Mann nicht. Eigentlich hatte ich mich auch damit bereits abgefunden aber wie das Leben so spielt, Trennung und neue Partnerschaft und damit auch das heißersehnte 2. Kind.
Das ich auch 10 Jahre älter geworden war, bemerkte ich eigentlich schon in der Schwangerschaft. Sie war schön und ohne Komplikationen und doch anders. Auch die Geburt, vollkommen ohne Probleme - nur was danach kam und immer noch ist... och menno, versteht mich nicht falsch, ich liebe meine Tochter abgöttisch und könnte mir ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen aber wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich mich heute nicht mehr für ein Kind entscheiden.

Sie war ein Schreibaby, einzig an meiner Brust konnte sie friedlich sein... dabei hatte ich teilweise das Gefühl sie saugt nicht nur die Milch sondern mich aus. Tagsüber kaum geschlafen, nachts noch viel weniger. Essen vom Löffel gar nicht - ich habe den Brei dann dünner gemacht und in eine Flasche mit Breisauger gefüllt. Gestillt habe ich fast ein Jahr lang und vom Gefühl her würde ich sagen auch dieses Jahr ausschließlich, denn vieles ab dem 6. Monat landete in ihren Haaren oder im Müll.
Ich war damals bei einer Schreiambulanz - wirklich geholfen werden konnte mir da auch nicht. Alle Ratschläge verpufften bei meiner Kleinen.

Es wurde mit der Zeit etwas besser und irgendwie schaffte ich es auch wieder Vollzeit arbeiten zu gehen. Was von Anfang an gut geklappt hat war der Kindergarten... oder Krippe wie es ja bei den ganz Kleinen noch heißt. Keine Probleme mit der Eingewöhnung und auch nicht mit den anderen Kindern... bis auf ihre Bissigkeit.
Wieder einmal war der Gang zu einer psychologischen Beratungsstelle angesagt. Für mich selber war es schrecklich... immer hetzen von der Arbeit nach Hause, Kind holen und zur Beratungsstelle. Wenn wir Abends zurückkamen war sie so müde, dass sie im Auto eingeschlafen ist und zu Hause drehte sie dann wieder am Rad. Meine Nerven dabei im tiefsten Kellergeschoß. Gebracht hat auch das nicht viel - sie sei eben ein sehr aufgewecktes Kind hieß es abschließend.

Während der Kindergartenzeit gab es mal hier mal da Probleme aber nichts was ich nicht abtun würde, sie ist halt ein aufgewecktes Kind. Irgendwann klappte es auch mit dem Durchschlafen, sie war relativ schnell sauber und auch sonst war sie immer fröhlich und zu allem Unsinn zu gebrauchen.
Was mir schon immer aufgefallen war, ist eine gewisse Tolpatschigkeit. Sie kann z.B. nicht abschätzen wann ein Glas voll ist, kippt immer weiter bis es überläuft. Alles immer huschdibuschdi-schnellschnell, was sie bisher an Tellern und Tassen und anderen zerbrechlichen Gegenständen kaputt gemacht hat, ist kaum zu beschreiben. Gläser werden umgeworfen bei dem Versuch an den Salzstreuer heranzukommen usw. usf. Logischerweise kommt es dann zum Geschimpfe meinerseits und Tränen ihrerseits. Hinterher tut es uns beiden sehr leid.

Jetzt ist sie in der 3. Klasse und von Anfang an fiel ihr der Schulalltag schwer. Gar nicht mal das Aufstehen und dorthin gehen aber eben 45 Min im Unterricht still sitzen, zuhören und das Gehörte umsetzen. Gleich in der 1. Klasse gab es Gespräche mit der Klassenlehrerin. Ich sprach sie damals schon darauf an, könnte es in Richtung ADHS gehen. Nein -das sind normale Anfangsschwierigkeiten bei einigen Kindern, das gibt sich, machen sie sich mal keine Sorgen und üben sie mit ihrem Kind zu Hause.
Wenn man das aber bei jedem Eltern-Lehrer-Gespräch hört, fragt man sich 1. wann soll man denn noch üben und vor allem 2. habe ich als Mutter versagt...
Endlich jetzt zum Ende des 2. Schuljahres hat der Klassenlehrer den Vorschlag gemacht, die Schulpsychologin soll sich mal in den Unterricht setzen und sie beobachten. Ein anschließendes Gespräch ergab ich habe eine Pippi Langstrumpf zu Hause. Macht was ihr gefällt!!
Wir hatten dann noch einige Termine bei ihr und haben auch noch weitere aber alles deutet doch sehr stark auf ADHS hin... vor allem mit H, was ja wohl bei Mädchen eher selten der Fall ist, wie ich jetzt überall gelesen habe.

Nach einigen Tagen um die Botschaft erstmal zu verinnerlichen und zu verstehen, habe ich jetzt einen Termin bei einer Kinderpsychologin gemacht. Ich habe noch keine Ahnung was da alles auf uns zukommen mag aber ich bin froh, dass mal endlich nicht gesagt wird ich bilde mir das nur ein. Ach Quatsch, sagte selbst mein Mann noch vor einiger Zeit... mach dich mal nicht verrückt, sie veralbert uns nur... sie kann doch und stellt sich nur quer.
Nein kann ich jetzt sagen, sie veralbert uns nicht, sie kann nicht wie sie gerne möchte und ärgern möchte sie uns ganz sicherlich nicht.

Wie ging es euch nach der Diagnose (die wir ja im Moment noch nicht mal haben)?
Wie geht man mit der Umwelt um? mit den Freunden die man mal hatte, die sich abgewandt haben, weil man ein so unmögliches Kind hatte?
Was sage ich meinen Eltern? Meinem Sohn - der auch deshalb nur selten zu uns kommt, weil seine Schwester so nervt?

Ich könnte schon wieder heulen... warum nur habe ich nicht eher auf meinen Bauch gehört und mich eher um Klarheiten bemüht. Vieles hätten wir wahrscheinlich schon in der Kindergartenzeit angehen können.

Jetzt werde ich mal ein wenig weiter durchs Forum geistern und gucken was ihr anderen so zu berichten habt.

Vielen Dank fürs Lesen und vielleicht auch für ein paar Antworten.


LG
Mona Lisa (war übrigends eine Katze die wir mal hatten)


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25.09.2015 23:09
#2
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Hi Mona Lisa,

herzlich willkommen in unserem Forum! Schön, dass du zu uns gefunden hast. "...komme jetzt öfter ..." ist für uns die größte Freude - deshalb machen wir ja dieses Forum.

Nur kurz zum Altersabstand: meine Große und meine Kleine sind 15 Jahre auseinander. Ich weiß definitiv, wovon du redest. Die von dir beschriebenen Gefühle kenne ich und teile sie.

Was du beschreibst, ist uns hier nicht fremd. Es muss aber nicht alles ADHS sein, auch wenn es so aussieht. Bitte lass jetzt erst mal die Psychologin ihre Arbeit machen. Eine fundierte Diagnose ist die Grundlage für die nächsten Schritte. Rein vorsorglich sei erwähnt, dass "nix" oder "keine ADHS" nichts mit deinen Beobachtungen oder deiner Qualifikation als Mutter zu tun hat. Die beiden Begriffe sind nur der Anlass, ganz deutlich die Frage "was isses dann?" zu stellen. Denn "nur lebhafte" Kinder müssen nicht zwangsläufig zahlreiche ADHS-Symptome zeigen.

Die Kiste mit dem Salzstreuer und den umgeworfenen Gläsern kannst du schon mal vorab vom Augenarzt abklären lassen. Es könnte ja sein, dass sie es nicht richtig sieht. Öhm, ich bin Oberschussel und übersehe auch gerne mal was - so einiges, könnte man sagen. Seit einem Jahr habe ich kein räumliches Sehvermögen mehr. Ich wusste früher gar nicht, dass man auf zwei so völlig verschiedene Arten schusselig sein kann .

Ich habe deinen Beitrag mehrmals durchgelesen und kann deine Situation - vor allem die Situation deiner Tochter - sehr gut nachempfinden. Für uns hier ist "normal", was du schilderst - nur die anderen haben damit Schwierigkeiten . Pippi Langstrumpf in der Schule ist ein Thema für sich. Hierzu werden sich bestimmt noch einige Mamas melden. Du hoffst auf Antworten. Also dann ...

Zitat von Mona Lisa im Beitrag #1
Wie ging es euch nach der Diagnose (die wir ja im Moment noch nicht mal haben)?

Vor der Diagnose ist alles durcheinander. Nach der Diagnose atmet man erst mal richtig durch und lässt es sacken. Ich habe mich damals sehr erleichtert gefühlt, weil ich endlich wusste, dass die Kleine das eine oder andere tatsächliche Problem hat und ihr "Anecken" nicht auf meine oft unterstellte Unfähigkeit als Mutter zurückzuführen ist.

Zitat von Mona Lisa im Beitrag #1
Wie geht man mit der Umwelt um?

Erst mal gar nicht. Wie man Kinder erzieht, wissen die Leute am besten, die keine Kinder haben. Das ist bei ADHS nicht anders. Alle haben eine Meinung und keiner hat Ahnung. Was du haufenweise bekommst, sind Ratschläge ... und Ratschläge sind eben auch Schläge.

Nein, du sollst die Diagnose nicht unter den Teppich kehren, ganz und gar nicht. Doch wenn die Diagnose gestellt ist, weißt du nicht viel mehr als das, was da drinsteht. Du weißt noch nicht, welche Therapie erfolgt und wann du einen Therapieplatz kriegst. Um aufklärende Gespräche führen zu können, solltest du aber schon ein bisschen mehr wissen, sonst hast du gleich Land unter.

Es gibt Menschen, mit denen willst du darüber sprechen. Sprich mit ihnen; erzähle ihnen, was du bisher weißt und was vermutlich unternommen wird. Es gibt auch Menschen, mit denen du nicht so unbedingt über ADHS und schon gar nicht über die ADHS deiner Tochter sprechen möchtest. Das brauchst du auch nicht, lass es einfach bleiben. Immer wieder werden Menschen von sich aus auf dich zukommen (Lehrkräfte zum Beispiel) und das Thema ADHS (oder: das Verhalten deiner Tochter) ansprechen. Frage genau, was sie wissen wollen, und beantworte ihre Fragen. Lass dich bitte nicht dazu verleiten, einen Vortrag über ADHS zu halten. Da hört dir nämlich niemand zu .

Zitat von Mona Lisa im Beitrag #1
... mit den Freunden die man mal hatte, die sich abgewandt haben, weil man ein so unmögliches Kind hatte?

Freunde, die sich wegen deinem unmöglichen Kind von dir abwandten, waren nie deine Freunde. Sie waren bloß Bekannte. Frage dich aber bitte, ob es im einen oder anderen Fall auch so gewesen sein kann, dass du selbst dich freiwillig zurückgezogen hast, weil es irgendwie schwierig wurde. Diese Freundschaften lassen sich dann auch wiederbeleben - vielleicht kann man sie ja anders gestalten als bisher. Aber nimm dir bitte nicht zu viel auf einmal vor - nicht zu viele Freundschaften gleichzeitig und nicht zu viel Verständnis erwarten.

Zitat von Mona Lisa im Beitrag #1
Was sage ich meinen Eltern?

Gute Frage! Was hast du ihnen denn bisher gesagt? Es lässt sich kaum einschätzen, wie Großeltern reagieren, wenn man sagt, ihre Enkel hätten ADHS. Sei darauf gefasst, dass es früher keine ADHS gab, da gabs ein paar hinter die Löffel und dann hat das geklappt mit den Hausaufgaben. Du musst da bloß mal durchgreifen ... Andererseits - als ich noch einen Gesprächskreis hatte, haben bei mir öfter mal Omas (und sogar Opas) angerufen und gefragt, was da Sache ist und wie man sinnvoll helfen oder unterstützen kann. Einige kamen sogar in die Selbsthilfegruppe. DAS ist übrigens der ultimative Tipp, wenn tatsächlich Interesse besteht, mehr und vor allem Nützliches über ADHS zu erfahren.

Zitat von Mona Lisa im Beitrag #1
... Meinem Sohn - der auch deshalb nur selten zu uns kommt, weil seine Schwester so nervt?

Hat er das gesagt? Oder ist das eher so ein Gefühl von dir? Sprich mit ihm. Erkläre ihm, dass bei Kindern, die so ticken wie seine Schwester, alles so lange gut ist, bis ein Dritter dazukommt. Frage ihn, ob er sich vorstellen kann, mal ne Stunde lang etwas alleine mit seiner Schwester zu unternehmen (Mathe üben, Eis essen gehen, Rad fahren, Spaghetti kochen ...).

Zitat von Mona Lisa im Beitrag #1
Ich könnte schon wieder heulen...

Wir sind da.

Viele Grüße
Susanne

Verstehen ist Glückssache - Missverständnis ist das Normale.

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26.09.2015 00:30
avatar  lupa
#3
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Hallo Mona - Lisa,

herzlich willkommen bei uns im Forum, schön dass Du hergefunden hast!

Zitat
nur was danach kam und immer noch ist... och menno, versteht mich nicht falsch, ich liebe meine Tochter abgöttisch und könnte mir ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen aber wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich mich heute nicht mehr für ein Kind entscheiden


Sei gewiss, diese ambivalenten Gefühle zwischen der Liebe zu Deinem Kind einerseits und der Wut auf seine (vermutete) ADHS - Problematik andererseits, kennen wohl alle hier. Es sind nicht unsere Kinder, mit denen wir kämpfen, es ist ihre ADHS!

Zitat
Jetzt ist sie in der 3. Klasse und von Anfang an fiel ihr der Schulalltag schwer. Gar nicht mal das Aufstehen und dorthin gehen aber eben 45 Min im Unterricht still sitzen, zuhören und das Gehörte umsetzen. Gleich in der 1. Klasse gab es Gespräche mit der Klassenlehrerin.


Ja, DAS kenne ich SEHR gut! Meine Kinder (beide betroffen) sind mittlerweile in Klasse 4 und 6. Und mit beiden hatte ich ab Klasse 1 regelmäßige Lehrergespräche (die leider immer ICH einfordern musste! ). Und wer das nicht selber kennt und erlebt hat, der kann sich gar nicht vorstellen, wie belastend das ist!

Zitat
Ich sprach sie damals schon darauf an, könnte es in Richtung ADHS gehen. Nein -das sind normale Anfangsschwierigkeiten bei einigen Kindern, das gibt sich, machen sie sich mal keine Sorgen und üben sie mit ihrem Kind zu Hause.


Siehst Du, genau das meine ich. Wir Mütter haben da meist ein ganz gutes Gespür dafür, dass mit unserem Kind etwas nicht stimmt. Aber als "Nur - Mutter" wird man natürlich erst mal nicht erst genommen und die Schule versucht es erst mal auszusitzen. (Aber wenn es ihnen dann zu bunt wird, dann sollen wir Mütter bitte ganz schnell etwas unternehmen! )

Zitat
Wenn man das aber bei jedem Eltern-Lehrer-Gespräch hört, fragt man sich 1. wann soll man denn noch üben und vor allem 2. habe ich als Mutter versagt...


Ja, wir sollen, wollen und müssen mit unseren Kindern i.d.R. mehr üben als andere, aber trotzdem bleiben es Kinder ... und keine Lernmaschinen. Auch unsere Kinder haben ein Recht auf Spielen und Freizeit. Wichtig ist, dass Kind sich daran gewöhnt, regelmäßig etwas zusätzlich zu machen. Das dürfen aber unter der Woche auch gerne nur 10 min "extra" sein.
Und "Nein!", Du hast als Mutter ganz sicher nicht versagt, denn die Schulprobleme Deines Kindes haben weder etwas mit Deiner Erziehungskompetenz zu tun, noch mit Kindis oft unterstellter Faulheit oder "nicht - wollen".

Zitat
Endlich jetzt zum Ende des 2. Schuljahres hat der Klassenlehrer den Vorschlag gemacht, die Schulpsychologin soll sich mal in den Unterricht setzen und sie beobachten. Ein anschließendes Gespräch ergab ich habe eine Pippi Langstrumpf zu Hause. Macht was ihr gefällt!!
Wir hatten dann noch einige Termine bei ihr und haben auch noch weitere aber alles deutet doch sehr stark auf ADHS hin...


Na, immerhin hat der Klassenlehrer Initiative ergriffen ... besser spät als nie! Und immerhin hat die Schulpsychologin etwas gesehen ... und offensichtlich etwas mehr, als nur ein aufgewecktes Kind.
Ja, vieles von dem, was Du beschreibst, könnte schon zu einer ADHS passen. Genau kann man das aber in jedem Fall erst nach einer gründlichen, fachgerechten Diagnostik sagen. Mit eurem Termin bei der Kinderpsychologin seid ihr also auf dem richtigen Weg!
Dazu zwei Fragen: ist das tatsächlich eine Psychologin oder eine Kinder - u. Jugendpychiaterin? Und hat sie Erfahrung in Sachen ADHS - Diagnostik?

Zitat
Nein kann ich jetzt sagen, sie veralbert uns nicht, sie kann nicht wie sie gerne möchte und ärgern möchte sie uns ganz sicherlich nicht.


Toll, dass Du jetzt schon so weit bist, so entschieden dagegen zu halten. Und sollte sich die Verdachtsdiagnose bestätigen, liegst Du da vollkommen richtig. Kein Kind mit ADHS steht morgens auf, um seine Eltern u./od. Lehrer vorsätzlich zu ärgern!

Zitat
Wie ging es euch nach der Diagnose?


Bei Kind 1 ging es mir ähnlich wie Dir. Ich war schon lange vorher der Überzeugung, dass da etwas "nicht stimmt" und dachte in Richtung ADHS. Auch ich wurde damit nicht ernst genommen. Auch bei uns war gleich das erste Schuljahr die Hölle. Und so habe ich die Diagnose regelrecht herbeigesehnt. Denn damit wusste ich endlich, worüber man da eigentlich spricht und konnte anfangen, gezielt nach Erklärungen und Hilfestellungen zu suchen. Das stochern im Nebel der Vermutungen war endlich vorbei! Für mich eine riesige Erleichterung!

Zitat
Wie geht man mit der Umwelt um? mit den Freunden die man mal hatte, die sich abgewandt haben, weil man ein so unmögliches Kind hatte?
Was sage ich meinen Eltern? Meinem Sohn - der auch deshalb nur selten zu uns kommt, weil seine Schwester so nervt?


Das sind schwierige Fragen, auf die es keine allgemeingültigen Antworten gibt. Mir hat es am Anfang gut getan, darüber zu sprechen. Allerdings: ist es erst mal ausgesprochen, lässt es sich nicht mehr zurück nehmen. Und Außenstehende können sich leider kaum vorstellen, wie sich die Herausforderung ADHS im täglichen Leben anfühlt. So bleibt am Ende doch oft nur das Gefühl des nicht - verstanden - seins übrig.
Innerhalb der Familie halte ich persönlich "Geheimnisse" für eher schwierig. Die angestrengte "Geheimhaltung" kann eine ganz eigene Dynamik entwickeln. Offenheit und den Versuch, die ganze Familie im Prozeß des "gemeinsamen Wachsens am Problem" miteinzubeziehen, halte ich für die bessere Alternative. Natürlich hängt das aber auch davon ab, wie euer familiäres Verhältnis sonst insgesamt so ist.

Zitat
Ich könnte schon wieder heulen ... warum nur habe ich nicht eher auf meinen Bauch gehört und mich eher um Klarheiten bemüht. Vieles hätten wir wahrscheinlich schon in der Kindergartenzeit angehen können.


Die Heul - Phasen gehören leider immer wieder dazu ... das kennen wir alle. Aber dafür gibt es ja dieses Forum hier! Da gibt es immer ein offenes Ohr, eine hilfreiche Antwort und ein bißchen Herzenswärme!
Und ja ... vielleicht hättet ihr manches eher angehen können. Aber es war, wie es war und es gab sicher Gründe dafür. Also hadere nicht mit Dir! Die Vergangenheit läßt sich nicht mehr ändern. Du brauchst Deine ganze Kraft jetzt für den Blick nach vorn und die Aufgaben, die da auf Dich und Deine Tochter warten.
Du hast die Dinge jetzt in Angriff genommen. Das ist eine mutige, richtige und notwendige Entscheidung! Also sei stolz auf Dich und geh Deinen Weg Schritt für Schritt weiter! Und Deine Tochter ist (erst) 8 Jahre alt. Das ist immer noch früher, als bei vielen anderen Kindern.

Wünsche Euch für euren Weg alles Gute und freue mich auf´s wieder - lesen.

lupa

Ja, ich bin durchgeknallt und nein, ich kann mich nicht mal eben zusammenreißen.

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27.09.2015 09:12
#4
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Vielen lieben Dank für eure Worte . Alleine das hilft mir schon jetzt mit meinem Gefühlschaos mehr klarzukommen.

Was meinem Mann und mir aufgefallen ist, seit der Vermutungsäußerung der Schulpsychologin gehen wir wohl unbewusst etwas anders mit unserer Tochter um. Und wir stellen kleine minimale Veränderungen fest. Aber diese Tatsache irritiert mich aber auch schon wieder.

Mit meinem Sohn hatte ich gestern ein Mutter-Sohn-Gespräch. Ich habe ihm von den Problemen seiner Schwester erzählt. Ganz erstaunt war ich, als er sagte: "hab ich auch schon gedacht" . Bin immer wieder verblüfft wie reif er schon ist und wie sensibel. Tja bisher sind Bruder/Schwester/ Aktionen eher selten. Auch weil wir eben getrennt wohnen. Mal gucken demnächst hat er ein eigenes Auto und wird öfter und einfacher zu uns kommen können.

Meine Mutter ist so ein Problem für sich... da wird es noch ein hartes Stück arbeit werden ihr zu erklären was mit ihrer Enkelin so los ist. Früher wurde das halt mit nem ordentl. Klaps auf den Allerwertesten geklärt...kann mich noch gut dran erinnern...
Ich denke da warte ich erstmal die Diagnose ab. Ihr muss man das schwarz-auf-weiß vorlegen. Danach wird sie mich mit allem zuschütten was sie darüber in ihrer Tageszeitung finden kann .
Meine Eltern sind schon etwas älter...Mutter ist 80 und mein Papa 86. Er ist leider schon etwas dement und sie hat da so auch ihre Probleme mit... wir ja auch.

Die Psychologin die ich herausgesucht habe ist Kinder- und Jugendpsychiaterin und zumindest laut Internet hat sie sich auf ADHS spezialisiert. Ist hier im ländlichen nicht so einfach was zu finden. Wäre gerne in eine andere Praxis gegangen... die ist nur fürs Kind alleine nicht zu erreichen und auch so sehr weit weg (pro Strecke rund 40km m. Auto). Wenn ich dann nach der Arbeit da noch hin soll ist das einfach nicht zu schaffen.

Zeit ist bei uns sowieso immer so ein Thema. Aber dazu später mehr... jetzt ist mein Akku leer (schreibe v. Handy).

Einen schönen Sonntag noch
Mona Lisa


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27.09.2015 23:38
#5
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Zitat von Mona Lisa im Beitrag #4
jetzt ist mein Akku leer (schreibe v. Handy)

Pass auf dich auf, Mona Lisa. Noch ist es nur der Akku vom Handy. Achte bitte auch auf deinen eigenen Akku.

Zitat von Mona Lisa im Beitrag #4
..., gehen wir wohl unbewusst etwas anders mit unserer Tochter um. Und wir stellen kleine minimale Veränderungen fest.

Deine Beobachtung ist richtig - kein Grund, irritiert zu sein. Schau mal in den alten Thread von stubbe .

Zitat von Mona Lisa im Beitrag #4
Mutter-Sohn-Gespräch ... er sagte: "hab ich auch schon gedacht"

Dein Sohn gehört zu der Sorte Menschen, mit denen du über die ADHS deiner Tochter sprechen kannst und sprechen sollst.

Zitat von Mona Lisa im Beitrag #4
Meine Mutter ist so ein Problem für sich... da wird es noch ein hartes Stück arbeit werden ihr zu erklären was mit ihrer Enkelin so los ist. Früher wurde das halt mit nem ordentl. Klaps auf den Allerwertesten geklärt...kann mich noch gut dran erinnern... Ich denke da warte ich erstmal die Diagnose ab. Ihr muss man das schwarz-auf-weiß vorlegen. Danach wird sie mich mit allem zuschütten was sie darüber in ihrer Tageszeitung finden kann .

Deine Mutter wiederum gehört zu der anderen Sorte Menschen. Dränge ihr das Thema ADHS nicht auf, du weißt ja, was dann geschieht, und damit liegst du bestimmt richtig. Du wirst nichts - aber auch GAR NICHTS - erreichen oder verbessern, wenn du jemanden über ADHS aufklären willst, der/die nicht aufgeklärt werden will. Im Gegenteil ... du lieferst nur Munition.

LG Susanne

Verstehen ist Glückssache - Missverständnis ist das Normale.

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28.09.2015 10:02
#6
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Thema Zeit... das ist etwas was ich oder wir eigentlich nie wirklich haben. Zumindest habe ich an manchen Tagen das Gefühl das dem so ist.
Von der Schule bekommt man zu hören, nehmen Sie sich mehr Zeit für ihr Kind, dann wird das schon werden.
Von meinem Arzt (Probleme mit dem Ischias) Sie müssen mehr Sport machen, nehmen sie sich die Zeit dafür.

Ich frage dann immer WANN? Mein Tag in der Woche sieht meistens so aus: 4.40 Uhr Wecker klingelt und bis 5 Uhr bin ich dann spätestens auch hoch. Tiere versorgen, mich selber waschen/anziehen na was man früh im Bad halt so macht, Küche noch ein wenig aufräumen (was vom Vorabend noch liegen geblieben ist), Stullen schmieren, Familie wecken. Danach habe ich dann etwas "Zeit" und gehe mit unserem Hund Gassi. Mein Mann und meine Tochter sind früh ein eingespieltes Team, das meistens gut funktioniert... ich störe da meistens eher. Um 6.30 Uhr verlasse ich dann das Haus und fahre zur Arbeit.
Feierabend ist gegen 15.30 Uhr mal früher mal später... wenn die Straßen es zulassen bin ich so um kurz nach 16 Uhr bei uns im Dorf. Geht der Zeiger schon auf 16.30 Uhr zu hole ich erst unsere Tochter aus dem Hort ab. Ist es erst kurz nach 16 Uhr, hüpfe ich schnell in den Discounter um die wichtigsten Dinge fürs Abendessen zu holen oder was man sonst noch so vergessen hat. Vor 17 Uhr sind wir nicht zu Hause, egal in welcher Reihenfolge ob erst einkaufen oder erst Kind holen und dann einkaufen.
Zu Hause angekommen ist erstmal der Hund wieder dran mit einer größeren Gassirunde. Das machen wir oft zusammen, an anderen Tagen geht sie zu einer Freundin oder die steht schon auf der Straße wenn wir ankommen. Große Hunderunde heißt ich bin mind. 30-45 Min unterwegs. Kurz vor 18 Uhr bin ich dann zurück. Kurz nach der Waschmaschine geguckt und den Trockner geleert. Dann ab in die Küche und Essen machen, da um 19 Uhr ins Bettgehzeit fürs Kind sein muss (lassen wir sie länger auf, gibt es früh Theater). Wenn mein süßes Schneckchen dann endlich für sich alleine in ihrem Zimmer liegt, dann ist meist so 19.30 Uhr (ja ich lese noch vor, wir kuscheln und reden über die Ereignisse vom Tag). Kurze Hunderunde und eigentlich müsste ich dann die Wäsche zusammenlegen usw. Sehr oft, falle ich dann nur noch ins Bett. WANN frage ich mich, soll ich in den 3 Stunden noch für mich selber Sport machen oder mit dem Kind üben?
Klar hab ich einen Mann... der übt mit Töchterlein mittelerweile regelmäßig das kleine 1x1 und andere Dinge. Aber trotzdem ist halt nicht genügend Zeit für mich da. Einziger Ausgleich um runterzukommen ist die Zeit wo ich mit dem Hund in den Feldern bin... könnte ich joggen würde ich es tun, bin aber eher der Joggingmuffel - ich laufe zügig.

Schön war, dass wir in den letzten 2 Jahren unsere Austauschschüler hatten... da hatte ich ein wenig mehr Zeit, da sie sich entweder mit unserer Tochter oder mit dem Hund beschäftigt haben oder auch einfach mal den Staubsauger geschnappt haben und damit durchs Haus getigert sind. Da hatte ich dann tatsächlich mal Zeit z.B. um ein Buch zu lesen oder ein wenig Gartenarbeit zu erledigen.

Im Übrigen bin ich meistens spätestens um 21 Uhr im Bett verschwunden... der Wecker piept so verdammt früh

Und liebe Susanne, wenn mein Akku leer ist, dann meldet sich mein Körper ganz massiv... manchmal so sehr, dass ich tatsächlich einige Tage im Bett verbringe (Fieber oder dergleichen)


Ja mein Sohn ich habe schon einige Male festgestellt, dass die Teletubbies ihm seinerzeit nicht geschadet haben

So und jetzt gehe ich alte Threads lesen und nebenbei ein wenig arbeiten


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01.10.2015 19:04
avatar  FaVe
#7
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Mehr Sport??

Also ich finde, 2x täglich zügig mit dem Hund raus (egal welches Wetter) ... ist das keine Bewegung??? Da bewegen sich andere weniger????

Auch das ist ja eigentlich Zeit mit Dir, natürlich mit Hund, aber kein Telefon, keine Wäsche .. ich hoffe, einfach Natur ... wahrscheinlich auf dem Dorf

Grüße FaVe

Wahnsinn ist erblich,
.... man kann ihn von seinen Kindern bekommen

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