Hat er´s oder hat er´s nun nicht?
Hallo,
ich bin neu hier aber mir brennt natürlich sofort eine Frage auf den Lippen. Bei meinem Kurzen (jetzt 6 1/2) wurde vor einem Jahr im Verlauf einer Entwicklungsdiagnostik der Verdacht auf ADHS geäußert. Dieser Verdacht wurde nun nach einer erneuten (kürzeren) Testung bestätigt und der Arzt meinte "er würde die Therapie auch mit Medikamenten unterstützen wollen".
In der Schule ist der Kurze zwar auffällig seitens der Konzentrationsfähigkeit (manchmal weiss er nicht worum es überhaupt geht), geht da aber auch nicht über Tische und Bänke. Zu Hause ist er zwar anstrengender als seine Schwestern, aber das darf ein Junge doch auch sein, oder?
Jetzt steht wieder ein Kontrolltermin und eine etwaige Entscheidung über Medikamente an und ich bin total unsicher, ob die überhaupt helfen bzw. ob er sie überhaupt braucht.
Was nun?
hier gibt es sicherlich erfahrenere Schreiber und sogar GK-Leiter. Die haben gewiss mehr Ahnung als ich und werden dir gewiss auch noch raten. Aber da ich der erste bin, will ich auch mal meinen Senf hinzugeben.
ADS muss nicht zwangsläufig auch eine Medikamentengabe bedeuten. Eine richtige Therapie ist wichtig. Sollte der Kurze in der Lage sein, diese Therapie ohne Medikamente machen zu können, wäre diese auch ohne Medis möglich. Allerdings ist da die Sache mit den Konzentrationsproblemen. Wenn er sich auf die Therapie nicht konzentrieren kann, bekommt er auch nicht mit, was man von ihm will. Hier greifen die Tabletten. Sie ermöglichen es dem Kurzen, die zu lernenden Sachen von den unwichtigen zu unterscheiden und das richtige aufzunehmen. Also hört sich das nach einem Ja für Medis in deinem Fall an.
Ob er nun ADS hat oder nicht, kann ih natürlich nicht beurteilen. Aber was spricht den gegen die zweifache Feststellung der Ärzte? Woher die Zweifel? Bedenke bitte, das es auch ADS-ler gibt, die Träumerle sind.
Gruß Frankenstein
@ die Gescheiteren
ich hoffe, das ich das mit den Medis richtig verstanden habe.
Boah ey, Frankenstein,
du bist ja geradezu ein Paradebeispiel dafür, was man als fleißiger Forumsteilnehmer in kürzester Zeit alles lernen kann! Jetzt fehlt bloß noch der übliche Tipp für Frischlinge: Nimm Kontakt zum nächsten GK auf. Ansonsten ist deinem Beitrag nix hinzuzufügen *stolzbin*.
Viele Grüße
Susanne
Hi Jamie,
und herzlich willkommen im Forum! Frankenstein hat ja schon alles geschrieben, da bleibt mir nur noch eines hinzuzufügen: Guck bitte unter http://www.ads-ev.de nach einem Gesprächskreis in deiner Nähe und nimm Kontakt auf. Im Gesprächskreis wird man dir genau erklären, was es mit den Medis im Einzelnen so auf sich hat.
Viele Grüße
Susanne
Juhu,
die Zweifel kommen im Grunde daher, dass ich mich die letzten 4 Tage durch das Forum gelesen habe,und immer wieder denke: oh Mann, dagegen sind meine Probleme ja doch ganz kleine Fische.
Ich habe halt auch oft in Büchern gelesen, dass ein Merkmal von adhs ist, dass es in allen Lebensbereichen auftreten muss. In der Schule hat er so seine Probleme, aber die Lehrerin (von der ich sehr viel halte) meint auch, er habe zwar Probleme mit der Konzentration, hibbelig und hyperaktiv käme er ihr aber nicht vor.
Zu Hause geht er auch nicht die Wände hoch, klar haben wir bei den Hausis mehr Probleme als bei seiner Zwillingsschwester, aber nicht so, dass ich völlig verzweifeln würde.
Ich habe jetzt halt Bedenken, dass ich mit Kanonen auf Spatzen schiesse und würde lieber noch einige Zeit mit den Medis warten, andererseits fürchte ich dann den "Absprung" zu verpassen, wenn mein Kleiner zu viele negative Erfahrungen in der Schule sammeln sollte.
Zur Zeit geht er noch gerne in die Schule, sind ja aber auch grad mal 5 Wochen.
Jamie
Hallo!
Acuh wir hatten unsere Zweifel wegen der Medis. Aber auch unser Junior hat kein H in der Diagnose. Nun ist er seit eineigen Monaten eingestellt mit den Medikamenten und wir sind heute echt froh das wir es gemacht haben. Allerdings wurde Bie ihm die Diagnose erst Mitte der zweiten Klasse gestellt und er hatte leider schon eine ganze Menge negative Erfahrungen sammeln müssen.
Gruß Annett
Hallo jetzt muß ich aber auch mein Senf dazu geben.
Zitat:"er habe zwar Probleme mit der Konzentration, hibbelig und hyperaktiv käme er ihr aber nicht vor."
Wenn das die Ärztin, die meinen Sohn diagnostiziert hat hören würde, würde sie die Wände hochgehen
Genau dieser Satz zeugt dafür wie uninformiert (leider immer noch) die Pädagogische Kräfte in unseren Schulen sind.
So einen Satz hat die Lehrerin meines Sohnes auf den Fragebogen zur ADS Diagnose leider auch dazugeschrieben. Nicht nur, dass sie auf dem Fragenbogen überall "NEIN" angekreuzt hat - so nach dem MOTO: "das Kind ist gar nicht da" ( Ich frage mich, warum hat sie mich dann öfter mal in die Schule zum Gespräch eingeladen und sogar zu der Direktorin geschickt hat-weil mein Sohn so auffällig wäre!!!???)
Auf dem Fragenbogen stand: "*Ch. fällt nicht auf durch Unruhe und Hyperaktivität, im Gegenteil er ist sehr ruhig und nimmt am Unterricht nur wenig Teil, er weiß oft nicht um was es im Unterricht geht.Es spricht nichts für ADHS."
Um Gottes willen!!!!! Es spricht doch alles für ADS!! Es ist doch die genaue Beschreibung eines Hypoaktiven ADSler.
Nur die Lehrerin hat leider davon keine Ahnung, dass es so was gibt. Für sie gilt: ADS=Hyparaktiv.(Bzw.hatte keine Ahnung,bis ich sie aufgeklärt habe)
Vor 2 Monaten hatte die Ärztin, die meinen Sohn diagnostiziert hat (ADS Expertin) einen Vortrag hier in der Nähe. Ich bin da selbstverständlich hingefahren und siehe da Mitten im Vortrag, als sie über hypo-ADS berichtete und darüber, wie es an Aufklärung und Weiterbildung bei den Lehrern mangelt, projiziert sie plötzlich einen Text auf die Wand, der mir sehr sehr bekannt vorkam. Es war der Fragebogen meines Sohnes, den ich ihr damals gegeben habe. Sie benutzt den als Abschrekungsbeispiel und appelliert an alle Lehrkräfte sich aus Eigeninitiative mit den Thema ADS auseinander zu setzen im interesse der Kinder.
Aber wie sollen wir bloß die Lehrer dazu bewegen? Ich gebe der Lehrerin meines Sohnes immer und immer wieder Literatur und habe das Gefühl, sie liest es so wie so nicht.
Na ja, aber jetzt bin ich hier vom Thema ab, tut mir Leid, ich musste es jetzt einfach loswerden
schöne grüße Anyes
#8
Hallo Jamie,
als Träumcherchenmutter muss ich da natürlich gleich Laut geben .
Es gibt definitiv auch die Träumervariante, sprich, nicht jedes ADS-Kind ist hyperaktiv ! Und auch nicht jedes Träumcherchen tickt aus.
Meine Mitteltochter ist auch so ein Fall, wir haben viel Zeit verloren, weil wir nicht wußten, dass es diese Variante gibt. Alle haben erzählt, sie sei halt schüchtern und schusselig, sonst nix, wir sollten sie mehr "loslassen". Dass wir trotzdem nicht lockergelassen haben lag an ihren extremen Ausrastern, irgendwann war eben klar, dass das Kind irgend etwas hat.
Ich bin ja selbst betroffen, früher war ich der extreme Träumertyp. Aber ich bin nie im Unterricht aufgefallen, war von vielen Lehrern die Lieblingsschülerin - klar, immer sehr ruhig, notenmäßig problemlos und freundlich. INNERLICH war ich aber gar nicht freundlich, ich war halt schüchtern, und meine bösen Gedanken konnten die Lehrkräfte ja nicht lesen *Glückgehabt*. Niemand wäre bei mir jemals auf die Idee gekommen, dass ich irgend etwas habe, denn Austicker gab es bei mir auch nicht. Zumindest nicht nach außen (und wenn, hätten meine Eltern mich schon ruhiggestellt ), in meinem Inneren sah es ganz anders aus . Was wäre mir erspart geblieben, wenn es damals eine Diagnose gegeben hätte ! So quälte ich mich ständig mit dem Gefühl, völlig plemplem zu sein, denn wie erklärt man die Kombination gute Noten, aber unfähig, den Wochentag zu wissen, ständig zu spät, ständig ohne Hausaufgaben, weil vergessen, immer ohne Plan ?
AD(H)S ist weit mehr als Schusseligkeit. Gerade die Träumerchen haben sehr oft noch weitere Päckchen dabei, sind sehr sensibel, leben es aber nicht so wie viele Hypies dann eben körperlich aus, sondern leiden still. Leider gibt es noch immer jede Menge Kinderärzte und auch Psychologen, die das entweder gar nicht wissen (wollen) oder bezweifeln, wobei es durch die "Unauffälligkeit§ dieser Kinder sicher schwerer zu diagnostizieren ist als bei den Hibbels (vermute ich mal).
Was die Medikamente betrifft: lass dir Zeit mit der Entscheidung, informiere dich gründlich, und dann kannst du es auch einmal versuchen. Auch Träumerchen profitieren von den Medikamenten, denn sie sind dann wacher, eben aufmerksamer, und auch innerlich nicht mehr so labil - eigene Erfahrung und Erfahrung mit Mitteltochter.
Liebe Grüße,
Mandelkern
Hallo zusammen,
vielen Dank schon mal für die vielen Antworten. Ich weiß natürlich auch, dass es unterschiedliche Arten von ads gibt, bis jetzt war bei uns immer die Rede von ads mit Hyperaktivität, ich glaube allerdings, dass L. eher ein Mischtyp ist.
Bin jetzt auf eine andere Sache gestossen worden und zwar auf das Thema "Kryptopyrolurie" (Gott wer denkt sich nur solche Namen aus ?). Das beschreibt die Unfähigkeit des Körpers, bestimmte Vitamine zu speichern. Die werden dann ungenutzt mit dem Urin wieder aussgeschieden. Deswegen wäre dieses Problem auch mit einem einfachen Labor-Urin-Test nachzuweisen.
Hat da jemand schon mal was von gehört. Es handelt sich definitiv nicht um diese phosphatfreie Ernährungsgeschichte, über die ich hier schon oft gelesen habe.
Und ja, ich habe auch schon die "Geschichte einer Mami" gelesen
Liebe Grüsse
Jamie
von Kryptopyrolurie habe ich noch nie gehört. Da müsste man sicherlich mit einem Fachmann sprechen. Allerdings geht es hier sicherlich nicht um Vitaminespeicherung sondern um derer Aufnahme aus der Nahrung. Vitamine kann meines Wissens nach nämlich nicht im Körper gespeichert werden. Ich schau mal unter Kryptopyrolurie nach.
So, das spuckt das Internet aus: KPU=Kryptopyrolurie, Stoffwechselkrankheit bei der Zink + B6 nicht ausreichend resorbiert werden
Dachte ich mir doch, es geht um die Vitamienenaufnahme. Hm, was soll ich dazu sagen? Die Geschichte einer Mama hast du gelesen. Die sagt da schon vieles. Was willst du denn unternehmen, wenn dein Kind dieses Problem hat? Das bei ADS die Ernähnung eine Rolle spielt, das ist mir schon klar. Aber auf welche Nahrungsmittel wirken wie bei welchem Patienten, ist unklar. Willst du es ausprobieren? Willst du das deinem Kind wirklich antun? Denk mal darüber nach und dann erst über Kryptopyrolurie. Überlege dir: Willst du experimentieren oder helfen? Wenn dein Kind Medis braucht und nimmt und eine gute Therapie bekommt, muss es diese Medis ja nicht ewig nehmen. Die Medis sind nur solange nötig, wie das Kind anders keine Informationen nach Wichtigkeit filtern kann. Hat es das Filtern gelernt, braucht es auch keine Medis mehr.
Ich kann verstehen, dass du vor den Nebenwirkungen der Medis Angst hast. Hatten wir, glaube ich alle am Anfang. Aber wiege mal den Nutzen und den Schaden gegeneinander auf. Was tust du dem Kind an, wenn du sie gibst und was, wenn du sie nicht gibst. Wenn du das abgewogen hast, dann entscheide. Sicherlich ist die Entscheidung besonders schwer, weil du sie für jemand anders fällen musst, den du auch noch liebst. Aber um die Entscheidung kommst du nun einmal nicht herum.
liebe Grüße
Frankenstein
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