Rebound Medikinet Adult

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04.01.2020 19:07
avatar  TimO ( gelöscht )
#1
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TimO ( gelöscht )

Hallo zusammen,

ich bin neu im Forum und möchte mich kurz verstellen bevor ich mit der Türe ins Haus falle.:)
Ich bin 31 Jahre jung und habe seit etwa 4 Monaten die Diagnose ADS/ADHS.
Ich bin schon eine ganze Zeit in Behandlung, auch aufgrund einiger Komorbiditäten und erhoffe es mir hier im Forum auf ein paar hilfreiche Antworten zu stoßen.

Nun mine Frage:
Hat jemand Erfahrungen mit dem Rebound-Effekt unter der Behandlung mit Medikinet Adult Retard?
Ich nehme derzeit Morgens und Mittags je 10 MG. Eine Stunde nach der ersten Einnahme geht es mir relativ gut, konzentriert, entspannt, Ruhe im Kopf, stabil. Nach 3 Stunden in etwa meine ich die Wirkung fällt ab, ich werde dann grundlos für etwa eine Stunde traurig. Danach geht es wieder Berg auf und so weiter.

Kennt das jemand von seiner Einnahme?

Ich freue mich über eure Antworten und hoffe das Thema ist hier richtig :)


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04.01.2020 22:18
#2
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Hallo TimO, sei herzlich willkommen in unserem Forum!

Was du schilderst, würde ich jetzt nicht als Rebound bezeichnen. Es ist aber gut geeignet, die Wirkungsweise von Medikinet adult zu erklären.

Du nimmst eine Kapsel Medikinet adult ein und speziell bei dir dauert es etwa eine Stunde, bis die Wirkung der sofort freisetzenden Pellets eintritt. MPH hat eine Halbwertszeit von etwa drei Stunden. Das heißt, der Wirkpegel halbiert sich etwa alle drei Stunden und rutscht irgendwann unter den therapeutisch wirksamen Wert - bei dir ist dieser Punkt bereits nach drei Stunden erreicht. Was du jetzt spürst, ist kein Rebound, sondern das ganz normale Ende der Wirkzeit.

Eigentlich sollten drei, vier Stunden nach Einnahme die retardierten Pellets den Wirkstoff freisetzen. Da aber bei dir zwischen Einnahme und verspürter Wirkung eine ganze Stunde liegt, dauert es auch eine Stunde, bis der freigesetzte Wirkstoff der retardierten Pellets seinen Job macht. Du schreibst "dann geht es wieder bergauf". Stimmt. Ganz genau so isses. Und dann geht's mit dem selben Fleiße wieder an die ... zweite Kapsel Medikinet adult.

Und wo sitzt jetzt das Problem? Weiß ich noch nicht, es gibt zwei Optionen.

Medikinet adult ist darauf angelegt, dass nach etwa 20 Minuten eine Wirkung eintritt, die drei bis vier Stunden lang anhalten soll. Der retardierte Anteil wird zu einem Zeitpunkt freigesetzt, zu welchem die erste Freisetzung gerade noch so noch im therapeutisch wirksamen Bereich ist und nach 20 Minuten seine Wirkung entfaltet. Theoretisch. Hier sehe ich zuerst mal das Problem, dass bei dir die Wirkung gut eine halbe Stunde zu spät einsetzt.

Man kann es auch andersherum anpacken. Die Dosis könnte zu niedrig sein, deshalb spürst du erst später eine Wirkung, die nicht lange genug anhält, um keine Lücke bis zum Wirkungseintritt des retardierten Teils entstehen zu lassen. Einen Versuch wäre es wert.

Und jetzt der übliche Disclaimer: Nein, man kann durch eine Erhöhung der Dosis nicht die Wirkdauer verlängern. Man kann mit einer Erhöhung der Dosis aber erreichen, dass der Wirkspiegel nicht zu früh unter den therapeutisch relevanten Wert fällt. Länger als vier Stunden kann man die Wirkdauer aber nicht verlängern, da ist dann einfach Ende Gelände.

Kann eigentlich noch irgendjemand meinem Geblubber folgen? Vielleicht kann das ja jemand ins Deutsche übersetzen.

Öhm ... nur um meine Neugier zu befriedigen ... welcher Zeitraum liegt zwischen der Einnahme der ersten und der zweiten Kapsel? Und was hast du im Magen, bevor du die Kapsel nimmst?

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04.01.2020 23:24
avatar  TimO ( gelöscht )
#3
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TimO ( gelöscht )

Hi SussaneG,

herzlichen Dank für die freundliche Begrüßung und die rasche Antwort.
Ja das mit dem was im Magen haben ist ganz Interessant, das Frühstück fällt bei mir manchmal aus hole ich dann aber nach. Hierzu konnte ich aber bisher wenig unterschied feststellen.

Deine Fragestellung ist interessant und ich versuche Sie mal bestmöglich zu beantworten.
Erste Einnahme 10Mg 8.00Uhr (nüchtern), zweite Einnahme 10Mg um 13.00Uhr (nach dem Mittagessen).

Ich finde deine Theorie mit der Dosierung spannend aus folgenden Gründen:

Du beschreibst den Sachverhalt genau wie es sich anfühlt, quasi immer nach Wirkungsende des unretardierten MPH im Übergang zum retardierten "fehlt" mir die Wirkung.
Wichtig, die gesamt Wirkungsdauer des Medikinet ist für mich in Ordnung 6-8Stunden. Nur der Übergang ist für mich schwierig.

Vielleicht ist es einen Versuch wert die morgendliche Dosis etwas zu erhöhen, bin ja noch neu hier und habe des Öfteren auch schon gelesen das die Dosisfindung etwas Zeit in Anspruch nimmt. :)

Nur so eine Frage wie würde Sich ein zu viel des Medikaments auswirken? Mir wurde gesagt ich würde das schon merken


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04.01.2020 23:31
#4
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Zitat von TimO im Beitrag #3
Vielleicht ist es einen Versuch wert die morgendliche Dosis etwas zu erhöhen,

Bitte nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt! Du kannst ja nur verdoppeln, das könnte zu viel sein.

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04.01.2020 23:42
avatar  TimO ( gelöscht )
#5
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TimO ( gelöscht )

Da gebe ich dir natürlich recht. Ich werde das beim nächsten Termin ansprechen.


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04.01.2020 23:57
#6
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Zitat von TimO im Beitrag #3
wie würde Sich ein zu viel des Medikaments auswirken? Mir wurde gesagt ich würde das schon merken

Ja, das würdest du merken. Ohne Medis hast du keinen Bock. Mit einer Überdosierung hast du sowas von gar keinem Bock auf irgendwas - nix sehen, nix hören, nix sagen - ab ins Bett, Rollladen runter. Und dann muss man einfach warten, bis der Anfall nach 4 / 8 / 12 Stunden (je nach Medi) vorbei ist.

Alternativ kann es auch sein, dass du wie getrieben in der Gegend rumtigerst, hibbelig wirst, dein Herz pocht, dein Blutdruck rauf geht. Auch dann - siehe oben - ab ins Bett, Rollladen runter und warten, bis der Anfall vorbei ist.

Wirf einen Blick in den Beipackzettel. Wenn die dort beschriebenen Symptome auftreten, sollte man umgehend einen Arzt zu Rate ziehen.

Siehe oben: Du wirst es merken.

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05.01.2020 13:14
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#7
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TimO ( gelöscht )

Zitat von SusanneG im Beitrag #6
Zitat von TimO im Beitrag #3
wie würde Sich ein zu viel des Medikaments auswirken? Mir wurde gesagt ich würde das schon merken

Ja, das würdest du merken. Ohne Medis hast du keinen Bock. Mit einer Überdosierung hast du sowas von gar keinem Bock auf irgendwas - nix sehen, nix hören, nix sagen - ab ins Bett, Rollladen runter. Und dann muss man einfach warten, bis der Anfall nach 4 / 8 / 12 Stunden (je nach Medi) vorbei ist.

Alternativ kann es auch sein, dass du wie getrieben in der Gegend rumtigerst, hibbelig wirst, dein Herz pocht, dein Blutdruck rauf geht. Auch dann - siehe oben - ab ins Bett, Rollladen runter und warten, bis der Anfall vorbei ist.

Wirf einen Blick in den Beipackzettel. Wenn die dort beschriebenen Symptome auftreten, sollte man umgehend einen Arzt zu Rate ziehen.

Siehe oben: Du wirst es merken.



Das mit dem Beipackzettel ist ja immer so eine Sache, mittlerweile lese ich diese sogar. :)
Ich danke dir für die Erfahrung, es gibt mir Sicherheit wie damit umzugehen wäre. Zum Glück ist das nie vorgekommen außer ein paar übliche NW wie trockene Haut und leichten Juckreiz.

Könnten es den auch einfach nur sein dass das Medikament wirkt wie es soll und die Stimmungsschwankungen und die Traurigkeit während der "Wirkungsdauer" einfach noch Altlasten sind, die etwas ungeschönter hervortreten?

Habe das heute nochmals beobachtet und die Stimmungsschwankungen sind doch eher unregelmäßig zu beobachten. Also losgelöst von retardiert und unretardiert, ich hoffe das ist so verständlich. Finde e etwas schwer zu beschreiben.

Kann das jemand so bestätigen oder hat ähnliche Erfahrungen mit der Einnahme von MPH gemacht?


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05.01.2020 13:17
#8
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Zitat von TimO im Beitrag #3
Ja das mit dem was im Magen haben ist ganz Interessant,

Das mit dem "was im Magen haben" gilt in dieser Form nur bei Medikinet retard bzw. adult und hat natürlich einen Grund.

Eine Kapsel Medikinet retard / adult enthält Pellets mit dem Wirkstoff Methylphenidat. Die Hälfte dieser Pellets setzt den Wirkstoff sofort frei. Die andere Hälfte ist mit einem magensaftresistenten Lack beschichtet. Diese Pellets sollen also den Magen passieren und erst im Darm den Wirkstoff freisetzen. Der Zeitpunkt der zweiten Freisetzung hängt also davon ab, wie schnell die Pellets im Darm sind. Ein gutes Frühstück bzw. Mittagessen bildet die Grundlage dafür, dass die retardierten Pellets erst nach etwa drei Stunden im Darm ankommen. Ist nur ganz wenig bis nichts im Magen, flutschen die Retard-Pellets einfach nur so durch - es ist ja nix da, was sie aufhalten könnte.

Vor diesem Hintergrund solltest du mal beobachten, ob, und falls ja, wann und wie, sich ein Unterschied im Mageninhalt hisichtlich der Wirkung des retardierten Anteils bemerkbar macht.

Deine Beobachtungen dürfen durchaus von der beschriebenen Norm abweichen. Das ist nur Theorie. Die Praxis zeigt auch mal andere Ergebnisse. Nur als Beispiel (und nicht zum Nachmachen!) sei hier ein Bekannter von mir erwähnt, bei dem es genau umgekehrt war: Mit Frühstück war die Wirkung nach zwei Stunden alle, ohne Frühstück erst nach drei bis vier Stunden. Das lässt sich erklären, würde hier aber den Rahmen sprengen.

Zitat von TimO im Beitrag #3
Erste Einnahme 10Mg 8.00Uhr (nüchtern), zweite Einnahme 10Mg um 13.00Uhr
Zitat von TimO im Beitrag #3
Wichtig, die gesamt Wirkungsdauer des Medikinet ist für mich in Ordnung 6-8Stunden.

Wenn die gesamte Wirkdauer sechs bis acht Stunden beträgt, weshalb nimmst du dann schon nach fünf Stunden die zweite Kapsel ein?

Zitat von TimO im Beitrag #3
Nur der Übergang ist für mich schwierig.

Japp, seh ich auch so. Wie experimentierfreudig ist dein Arzt?

Wichtig: Bitte immer nur EINEN Parameter ändern! Soll heißen, erst, wenn du genau den Unterschied zwischen vollem und leerem Magen beobachtet hast und der Zeitraum zwischen Einnahme und Wirkungsbeginn immer noch eine ganze Stunde beträgt, solltest du einen Versuch mit sofort freisetzendem (also nicht retardiertem) Medikinet durchführen.

Sofort freisetzendes Medikinet ist eigentlich so wie der nicht retardierte Anteil der Pellets in Medikinet retard (adult), "uneigentlich" besteht es aber nicht aus vielen einzelnen Pellets, sondern der Wirkstoff ist in eine Tablette gepresst. Es kann durchaus sein, dass nicht der Wirkstoff selbst, sondern die Verarbeitung in einzelnen Pellets für den langen Zeitraum bis zum Wirkungseintritt ursächlich ist.

Der kleinste Unterschied in der Galenik kann große Unterschiede in der Wirkung hervorrufen. Beispiel? Hier, ich! Sofort freisetzendes Ritalin wirkt bei mir nach 20 Minuten, Equasym nach 60 Minuten, Medikinet ... öhm ... länger als 18 Jahre, denn vor 18 Jahren habe ich die erste Medikinet genommen und auf den Wirkungseintritt warte ich noch immer .

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05.01.2020 13:31
#9
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Zitat von TimO im Beitrag #7
Kann das jemand so bestätigen oder hat ähnliche Erfahrungen mit der Einnahme von MPH gemacht?

Immer wieder nett, diese Fragestellung. Bitte entschuldige mein breites Grinsen. Deine Frage ist durchaus berechtigt. Doch nach knapp 15 Jahren Forum bin ich mir in einem Punkt ganz sicher: MPH wirkt bei jedem anders!

... Sorry, ich muss später weiterschreiben, mein Tablet spinnt (passt zu mir) ...

Neuer Versuch ...

Es sind mehrere Parameter, die hier mitspielen: Zusatzstoffe, Art der Retardierung, Ess- und Schlaf-Gewohnheiten, Tagesablauf, Bedarfe, Dosierung, Alter, Erwartungen des sozialen Umfelds, eigene Erwartungshaltung, artgerechte Haltung (oder eben genau das nicht) und alle, die ich jetzt vergessen habe .

Eben weil es da wesentlich mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten gibt, betreiben wir dieses Forum. Wir nehmen uns Zeit, erklären die Unterschiede, finden Lösungen.

Lesen gefährdet die Dummheitozia


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05.01.2020 13:50
#10
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Zitat von TimO im Beitrag #7
Das mit dem Beipackzettel ist ja immer so eine Sache, mittlerweile lese ich diese sogar. :)


Beipackzettel ... hmmm ... Ich lese da "Wie wirkt xyz", "Wie wird xyz eingenommen" und "Wechselwirkungen". Mehr muss ich erst mal nicht wissen. Wenn dann nix Außergewöhnliches geschieht, war es das auch mit dem Beipackzettel.

Zitat von TimO im Beitrag #7
Könnten es den auch einfach nur sein dass das Medikament wirkt wie es soll und die Stimmungsschwankungen und die Traurigkeit während der "Wirkungsdauer" einfach noch Altlasten sind, die etwas ungeschönter hervortreten?

Wie heißen denn die Altlasten? Depressionen? Angst, Zwang, PTBS, PS ...? Du beobachtest dich gerade genauer, weil du wissen willst, was Medikinet mit dir macht. Es kann durchaus sein, dass dir da auch die eine oder andere "Kanalratte" (Erinnerungen, die du verdrängt hast) in die Quere kommt.

Führe ein Medi-Tagebuch (Uhrzeit, Wirkung an/aus, Schlaf wann, wie?) und schaue dir diese Notizen in einer Woche noch einmal an. Kann sein, du siehst dann ein Muster.

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