Fehlende Fähigkeit zur Organisation

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11.05.2020 16:54
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#1
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Hutze ( gelöscht )

Hallo in die Runde!

Ich bin neu hier. Ich habe eine 12jährige Tochter, die schon eine kleine Odyssee hinter sich hat.

Psychologin ohne Plan, Lehrerin in der Grundschule, der alles egal war, Panikattacken in der 3. Klasse,Kinderarzt der meinte, ich würde ihr das alles nur einreden..
.dann depressive Verstimmungen und Schulverweigerung in der 5. Klasse,
Schulpsychologe, Beratungslehrer etc etc....

Dann dieses Jahr (wie schon lange vermutet) ADS - Diagnose. Allerdings eine seltenere Variante.

Das für mich schlimmste Problem ist im Augenblick:

Sie kann sich überhaupt nicht organisieren! Weder ein wenig, noch überhaupt!
Sie lässt fast jede Schublade offen, Türen bleiben offen... alles bleibt liegen, wo es gerade ist... und genauso sieht es bei ihren Schulsachen aus.
Das kann man täglich 20 mal wiederholen...das bleibt konstant.

Irgendwie haben sie ihre Lehrer wohl immer einfach "mitgeschleift", denn als ich jetzt mit ihr im Homeschooling saß sind mir extreme Wissenslücken aufgefallen von denen ich nicht weiß, wie sie die wieder aufholen will.

Hat hier jemand Tipps wie ausschließlich mit dem Problem des Nicht-Organisieren-Könnens umzugehen ist? Sie macht nur etwas für die Schule, wenn ich genau sage, was sie tun soll und wann und wie lange usw..
Ich überlege schon meine Arbeit hinzuschmeißen, da sie nichts tut, wenn
ich nicht daneben sitze und sie motiviere.
Bin ziemlich am Ende.

Freue mich über Infos und Hilfe
Hitze


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11.05.2020 18:23
#2
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Hallo Hutze,

sei herzlich willkommen in unserem Forum! Schön, dass du zu uns gefunden hast.

Zitat von Hutze im Beitrag #1
ADS - Diagnose. Allerdings eine seltenere Variante.

Bitte definiere näher, was du mit seltener Variante meinst.

Zitat von Hutze im Beitrag #1
Sie macht nur etwas für die Schule, wenn ich genau sage, was sie tun soll und wann und wie lange usw..

Naja, also genau DAVON können die Mamas hier ein Lied singen, gerne auch rückwärts . Hausaufgaben und ADHS-Kinder sind einfach nicht kompatibel.

Zitat von Hutze im Beitrag #1
Ich überlege schon meine Arbeit hinzuschmeißen, da sie nichts tut, wenn ich nicht daneben sitze und sie motiviere. Bin ziemlich am Ende.

So globalglaktisch kann man hier nicht antworten. Nur soviel: Wenn du deinen Job hinschmeißt, wird das nicht viel besser mit Hausaufgaben und Home Learning, du hast dann nur mehr Zeit dafür. Dass du am Ende bist, glaube ich dir sofort. Sei versichert, damit bist du - vor allem derzeit - nicht allein.

Deine Tochter ist zwölf Jahre alt - welche Klasse, welche Schulart?

Gab es tatsächlich keine brauchbare Rückmeldung von den Lehrkräften? Was steht in den Leisungsbeurteilungen der Grundschule? Warst du bei den Elternsprechtagen? Und nein, das ist jetzt kein Mama-Bashing wegen potentieller Versäumnisse. Ich hinterfrage das hier:
Zitat von Hutze im Beitrag #1
Irgendwie haben sie ihre Lehrer wohl immer einfach "mitgeschleift", ...

So geht's ja dann auch nicht.

Odyssee ist wohl eine passende Bezeichnung für die inkompetenten Fachleute, an die ihr in den letzten Jahren geraten seid. Die "Psychologin ohne Plan", was war deren Aufgabe bzw. Therapieziel? Was wurde bezüglich der Panikattacken, der depressiven Verstimmungen, der Schulverweigerung unternommen? Macht sie irgendeine - auch medikamentöse - Therapie?

Zitat von Hutze im Beitrag #1
... ausschließlich mit dem Problem des Nicht-Organisieren-Könnens ...

Ok, ausschließlich ... .

Sich zu organisieren kann man lernen. Kinder (auch Erwachsene ) mit ADHS tun sich hier aber besonders schwer. Bitte setze nicht voraus, dass irgendwas "auf Zuruf" klappt. Das geht so nicht, nicht bei uns.

Mache - ganz allein für dich - eine Liste mit all dem, was deine Tochter an Organisatorischem lernen soll. Dann sortiere die einzelnen Punkte nach Prioritäten. Jetzt brauchst du "nur noch" eine Strategie.

Ich greife mir hier mal wahllos ein Beispiel raus, und zwar das mit den Schubladen. Erkläre deiner Tochter - wichtig: ohne vorausgegangenen Anlass - dass du möchtest, dass sie künftig jedes Mal, wenn sie an Schublade abc dran war, diese auch wieder zumacht. Was immer sie tut, wenn du siehst, dass die Schublade abc offen steht: Rufe sie zu der Schublade abc und bitte sie freundlich und wertschätzend, diese zu schließen. Ignoriere alle anderen offenen Schubladen und alle anderen Dinge, von denen du meinst, das geht so nicht. Das machst du so lange, bis die Schublade abc nicht mehr offen steht.

Lobe sie dafür, dass sie die Schublade jetzt von selbst schließt. Und dann nimmst du Schublade def in Angriff. Rufe sie, wenn Schublade def offen steht; rufe sie auch, wenn Schublade abc "aus Versehen" offen steht. Ignoriere alles andere. Und wenn das mit den beiden Schubladen klappt, nimmst du eine dritte dazu.

Hintergrund dieser Aktion ist, dass in ihrem Gehirn das "Schublade schließen" nicht mit dem vorausgegangenen "Schublade öffnen" verknüpft ist. Sie muss es so lange üben, bis zwischen diesen beiden Punkten eine Verknüpfung entstanden ist, sozusagen eine vierspurige Datenautobahn.

Ich denke mal, das Prinzip ist klar. Es werden sich auch noch andere Mamas melden. ADHS und Hausaufgaben ist hier ein unerschöpfliches Thema.

Liebe Grüße
Susanne

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12.05.2020 08:09
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#3
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Hutze ( gelöscht )

Herzlichen Dank Susanne, für deine schnelle Antwort.

Sie hat mir schon sehr geholfen. Alleine mal das Gefühl zu haben, dass es anderen auch so geht ist echt entspannend!

Auch der Tipp mit dem Schubladen-Training ist sehr hilfreich. So ähnlich hatte ich das zwar versucht, aber wohl zu weit gestreut und nicht konsequent genug.

Mein Mann ist mir leider in dieser Situation auch keine große Hilfe. Er ist einer der ersten, der allein schon an der Diagnose zweifelt! Nur zur Info: Ich habe noch zwei ältere Kinder. Die große hat vor einem Jahr ihr Abitur gemacht und der Mittlere steht gerade in den Abschlussprüfungen in der Realschule.

Die Schulstufe meiner 12-jährigen ist die 6. Klasse Realschule.


Das mit der "selteneren Variante" kam von unserem Kinderarzt.Er meinte damit wohl, dass es wirklich ausschließlich bei der Planung und Organisation auffällt und bei längerer, erforderlicher Aufmerksamkeit.

Außerdem ist bei Ihr aufgefallen, dass sie bei Mathematik ein großes Defizit hat. Dyskalkulie hat der Arzt zwar nicht komplett ausgeschlossen, meint aber, dass es eher unwahrscheinlich ist, da es viel früher hätte auffallen müssen. Er meint, mit viel Nachhilfe könnten wir das hinbekommen. Ich darf jetzt mit Ihr also erst einmal das 1x1 nochmal lernen.

Zum Thema Lehrer:
In der Grundschule gab es eine 3. und 4. Klasse-Lehrerin, die kurz vor der Rente stand und ihren Job einfach nur noch runtergedudelt hat. Lehrplan durch, und wenns irgendwie geht alle Kinder mitziehen.

Es gab in der Klasse meiner Tochter noch 2 besondere Fälle (sehr auffällige Jungs) und ich denke, da wurde sie einfach als "nicht so schlimm" eingestuft. Auch Gespräche mit dieser Lehrerin verliefen oft irgendwie nach dem Motto: Das wird schon.

Die Panikattacken waren in der 3. Klasse. Der Kinderarzt meinte, ich rede Ihr das ein! Nur auf mein Drängen hat er uns an eine Psychiaterin überwiesen. Die meinte damals nur: mehr Schlaf, kein Computerspielen und fast keine Fernsehen und fertig. Da muss ich ehrlicherweise auch zugeben, dass die Panikattacken langsam verschwanden.

In der 5. Klasse dann kam die Schulverweigerung. (Nebenbei war mir ja immer aufgefallen, dass sie Schwierigkeiten mit dem Sich-selbst-Organisieren hat.) Aber wenn sich ein Kind zuhause im Badezimmer einschließt damit es nicht in die Schule muss, hat erst einmal Anderes Vorrang. Als das losging begannen. die Gespräche mit dem Vertrauenslehrer. Der war erst sehr Verständnisvoll. Hat ihr die Möglichkeit eingeräumt auch "mal" zuhause bleiben zu dürfen.(Mit der Verpflichtung am Tag danach zu Ihm zu kommen und mit Ihm zu reden) In der Schule war alles in Ordnung. Sie hat dort Freundinnen und hat keine Probleme im Allgemeinen. Mobbing konnten wir auch ausschließen.

Es wurde trotzdem nicht besser.

Irgendwann saß sie (als sie sich im Badezimmer eingeschlossen hatte) außen am Fensterbrett! Und da bekam ich dann Angst. Und bin mit Ihr direkt zur Kinder- und Jugendpsychiatrischen Klinik.

Dort wurden wir endlich mal ernst genommen! Sie wurde untersucht, und wir hatten einige Gespräche. Der Verdacht viel ziemlich schnell auf ADS/ADHS oder Depression. Zur Testung sollten wir wieder zu dieser Psychologin. Die genau GAR NIX getestet hat. Nur ihren eigenen Eindruck aufgeschrieben hat und ans Klinikum weitergeleitet. (Dort war man relativ erstaunt )

Ich bin neu in der Materie und habe mich halt immer auf die jeweilige Fachkraft verlassen. In der Klinik haben wir uns dann weiter besprochen und beschlossen (Nachdem wir , obwohl wir keine Testung hatten - sehr sicher waren, dass es sich um eine ADHS - Form handelt) eine Medikamentöse Therapie zu starten.

Meine Tochter bekam Strattera. Es wurde ein wenig besser. Besonders die Launen. Aber sehr große Erfolge waren damit noch nicht zu sehen. Meine Tochter wollte diese Tabletten irgendwann nicht mehr nehmen und dann haben wir die Therapie erst einmal abgebrochen.

Es folgte ein Umzug. Und zum Glück das Finden eines privaten! Kinderarztes, der sich mit dem Thema ADHS auskennt, Testungen macht uns sogar Neurofeedback anbietet. Testung wurde gemacht. (Ergebnis siehe oben!)

Dort sind wir nach wie vor und meine Tochter macht gerade eine Neurofeedback- Therapie.

Wenn Ihr noch irgendwelche Ideen habt, die eventuell greifen könnten, bin ich offen für Alles. Wie sieht bei euch die Ernährung aus? Achtet Ihr darauf? Was ist mit Ergotherapie? Wie wichtig kann Psychotherapie sein?

Freue mich auf Infos.

Ganz liebe Grüße

Hitze


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12.05.2020 21:41 (zuletzt bearbeitet: 12.05.2020 21:45)
#4
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Zitat von Hutze im Beitrag #3
Die Schulstufe meiner 12-jährigen ist die 6. Klasse Realschule.

Naja, also nur vom "mitgezogen werden" kommt man nicht auf die Realschule. Ein bisschen Wissen und Können muss ja schon vorhanden sein.

Zitat von Hutze im Beitrag #3
Das mit der "selteneren Variante" kam von unserem Kinderarzt.

Bitte sei so lieb und schau mal im Diagnosebericht nach. Ganz am Anfang stehen Diagnoseziffern. Welche Ziffern stehen da hinter "ICD 10" oder "DSM V"?

Zitat von Hutze im Beitrag #3
Dyskalkulie hat der Arzt zwar nicht komplett ausgeschlossen, meint aber, dass es eher unwahrscheinlich ist, da es viel früher hätte auffallen müssen. Er meint, mit viel Nachhilfe könnten wir das hinbekommen.

Hmmm ... Es gibt einen Unterschied zwischen Nachhilfe bei Kindern, die in Mathe den Faden verloren haben, und Nachhilfe bei Dyskalkulie. Damit erschöpft sich mein diesbezügliches Wissen. Ich hoffe, da kommt noch was von den anderen.

Zitat von Hutze im Beitrag #3
... mehr Schlaf ...

Mehr Schlaf hilft bei so Vielem. Das Problem ist nur, dass es bei vielen Kindern mit ADHS recht schwierig ist, sie zum Schlafen zu bringen. Wie hast du das geschafft?

Zitat von Hutze im Beitrag #3
(Dort war man relativ erstaunt )

Ist das die freundliche Umschreibung von "maßlos entsetzt" ?

Zitat von Hutze im Beitrag #3
Meine Tochter bekam Strattera. ... Meine Tochter wollte diese Tabletten irgendwann nicht mehr nehmen und dann haben wir die Therapie erst einmal abgebrochen.

Zum Glück! Strattera ist ein sehr gutes Medikament für Methylphenidat-Nonresponder. Als Erstmedikation ist es meiner Ansicht (und Erfahrung) nach fahrlässig.

Zitat von Hutze im Beitrag #3
Wie sieht bei euch die Ernährung aus? Achtet Ihr darauf? Was ist mit Ergotherapie? Wie wichtig kann Psychotherapie sein?

Auf die Ernährung sollte man im Allgemeinen schon achten. Aber bitte keinen Zwang bei Tisch! Gemüse ist meist zu grün für unsereins. Nein, es wird eben nicht gegessen, was auf den Tisch kommt. Und nein, die Kinder in Biafra wären auch nicht froh dran (Argument in meiner Kindheit). Akzeptiere es, wenn sie vorübergehend gesundes Essen verschmäht und sich wochenlang von Nutella und Nudeln mit Ketchup ernährt. Ein gesundes Kind "holt sich, was es braucht".

Bring gesundes Essen auf den Tisch; sorge dafür, dass etwas Gesundes für Zwischendurch in greifbarer Nähe ist und miss dem Essen weiter keine große Bedeutung bei.

Ja, ich sehe es gerade ... ich beantworte mal wieder Fragen, die nicht gestellt wurden . ADHS und Ernährung haben so ziemlich gar nichts miteinander zu tun. Essen kann aber zum Nebenkriegsschauplatz werden. Deshalb ... keine große Bedeutung beimessen.

Ergotherapie bei ADHS ... das ist zu 100 % vom Ergotherapeuten abhängig. In der Ausbildung lernt man zu diesem Thema nämlich so ziemlich nichts. Wissen über ADHS müssen sich die Therapeuten überwiegend selbst aneignen. Ergotherapie bei ADHS wird vor allem in Gegenden verordnet, in denen die Psycho- und Verhaltenstherapeuten ausgesprochen rar sind.

Psychotherapie ist SEHR wichtig. Eigentlich sollten Medikamente nicht allein verordnet werden, sondern in Verbindung mit einer Verhaltenstherapie.

Lesen gefährdet die Dummheit


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13.05.2020 12:40 (zuletzt bearbeitet: 13.05.2020 20:13)
avatar  JaNi
#5
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Hallo Hutze,
willkommen auch von mir

Zitat von Hutze im Beitrag #1
Sie kann sich überhaupt nicht organisieren! Weder ein wenig, noch überhaupt!
Sie lässt fast jede Schublade offen, Türen bleiben offen... alles bleibt liegen, wo es gerade ist... und genauso sieht es bei ihren Schulsachen aus.

Ja... das wird nur gaaanz langsam besser. Ich habe es bis heute nicht wirklich im Griff. Es gibt bei mir in der Küche ein Schranktür, die bleibt grds. offen, wenn ich daran war. Irgendwann sehe ich dann die offen Tür und muss jetzt eigentlich nur noch darüber innerlich schmunzeln und schließe sie dann. Ich kriege es trotz wollens nicht hin, diese Tür zu schließen, wenn ich an dem Schrank war. So what...

Zitat von SusanneG im Beitrag #4
Zitat von Hutze im Beitrag #3Die Schulstufe meiner 12-jährigen ist die 6. Klasse Realschule.Naja, also nur vom "mitgezogen werden" kommt man nicht auf die Realschule. Ein bisschen Wissen und Können muss ja schon vorhanden sein.

Den Gedanken hatte ich auch. Dann wäre das auch schob viel früher aufgefallen.
Bei meinem Kind war es auch so, dass ee aufgrund seiner schulischen Leistungen lange nicht auffiel. Das passierte erst in der 6. Klasse im Gymnasium. Es bekam ebenfalls mit 12 Jahren seine ADHS Diagnose, nachdem wir vorher ganz ähnlich auch an leider unfähige Fachleute geraten sind, die eine ADHS sogar ausschlossen...

Mit Beginn der 7. Klasse begann dann auch die medikamentöse Therapie mit Methylphenidat und seitdem läuft es ganz gut.
Vor allem was die eigene Organisation angeht. Plötzlich wurden so gut wie nie mehr Unterrichtsmaterialen zu Hause vergessen, die Hausaufgaben standen jetzt im Hausaufgabenheft und nach der Schule kam mein Kind selbst auf die Idee, sich an die Hausaufgaben zu setzen...

Zitat von SusanneG im Beitrag #4
Zitat von Hutze im Beitrag #3Dyskalkulie hat der Arzt zwar nicht komplett ausgeschlossen, meint aber, dass es eher unwahrscheinlich ist, da es viel früher hätte auffallen müssen. Er meint, mit viel Nachhilfe könnten wir das hinbekommen.Hmmm ... Es gibt einen Unterschied zwischen Nachhilfe bei Kindern, die in Mathe den Faden verloren haben, und Nachhilfe bei Dyskalkulie. Damit erschöpft sich mein diesbezügliches Wissen. Ich hoffe, da kommt noch was von den anderen.


Mein Kind hatte in Mathe auch riesige Lücken (zum Glück aber keine Dyskalkulie) und stand in der 8. Klasse dann auf vier und mit der Mathelehrerin auf Kriegsfuß. Grds. ist eine Vier kein Problem, aber ich wusste, dass das nicht alles ist, was es in Mathe drauf hat. Mein Kind meinte dann, es alleine hinzukriegen. Als dann zu Beginn der 9. Klasse die ersten Fünfen und Vieren in Mathe kamen habe ich mich auf die Suche nach einer geeigneten Nachhilfe gemacht. Ich fand dann einen sympathischen Lehramtsstudenten (mittlerweile Referendar), der zu einer Probestunde kam und mir gleich durch seine ruhige und freundliche Art geeignet erschien. Mein Kind mochte ihn zum Glück auch und bekam nun jeden Samstag 90 Minuten Nachhilfe in Mathe. In der Woche wäre es nach dem Schulpensum dafür nicht mehr aufnahmefähig gewesen.

Jetzt ist es in der 10. Klasse und hat die Nachhilfe noch bis zu den übernächste Woche stattfindenden MSA Prüfungen.
Ab der 11. Klasse wird es wieder gut alleine mit Mathe zurechtkommen. Mein Kind meinte erst vor ein paar Tagen zu mir, dass ihm Mathe jetzt sogar Spaß macht. (Als erfreulicher Nebenbefund steht es jetzt in Mathe zwischen Eins und Zwei.) Alleine hätten wir das nicht schaffen können. Am meisten freut mich, dass seine Selsbtzweifel und die Matheunlust übwerwunden sind. Das war mir mein Erspartes wert.

Versucht es ggf. mit Nachhilfe und lasst vielleicht vorher auf Dyskalkulie testen, um Sicherheit zu haben. Aus eigener Erfahrung sind leider gerade die Eltern oft nicht die besten Nachhilfelehrer...
Es braucht jemanden, der in jeder noch so nervigen Situation ruhig, gelassen und zuversichtlich bleibt. Wenn es mit der Chemie zwischen Schüler und (Nachhilfe)Lehrer nicht stimmt, geht oft nicht viel. Andersherum wirkt ein (Nachhilfe)Lehrer, der dem Kind mit ADHS sympathisch ist oft Wunder.

Ansonsten gefällt mir Susannes Schubladen Beispiel sehr gut. Ich rufe heute noch mein nun schon 16jähriges Kind zurück, weil es mal wieder den leeren Joghurtbecher samt Deckel, der ggf. auch noch auf dem Couchtisch klebt , vergessen hat zurück. Mittlerweile kannn ich da ganz ruhig bleiben, muss mich ja nur an meine offene Schranktür in der Küche erinnern.

LG JaNi

Umwege erhöhen die Ortskenntnis.


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15.05.2020 10:34
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#6
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Hutze ( gelöscht )

Danke JaNi auch an Dich für die Lieben und aufbauenden Worte.
Manchmal hilft einfach schon jemand, der einfach nur sagt: bei uns ist es auch so :-)

Eine Tolle Entwicklung hat dein Kind da hingelegt! Sehr ermutigend!
Besonders beeindruckend fand ich dann noch den Joghurtbecher-Schluß :-) Ich bin auch mittlerweile schon viel ruhiger damit geworden.

Aber es gibt eben Tage, da schlaucht dieses ständige wiederholen.

Deshalb: schön, nicht alleine zu sein!


Danke von Herzen.

Hitze


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15.05.2020 10:50
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#7
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Hutze ( gelöscht )

Hallo SusanneG und danke nochmal!

Zitat von SusanneG im Beitrag #4
Naja, also nur vom "mitgezogen werden" kommt man nicht auf die Realschule. Ein bisschen Wissen und Können muss ja schon vorhanden sein.



Ich habe ja auch nie behauptet, dass sie nix weiß ;-) Das ist ja gerade das Drama, dass sie schlau genug war, dass es wahrscheinlich zu wenig aufgefallen ist, dass sie eigentlich gar nicht richtig was mitbekommen hat. ... :-( Sie konnte sich da irgendwie durchmogeln. Aber Tatsache ist, dass sie extreme Lücken noch aus der 4. Klasse hat. (Das hat mir mittlerweile auch eine Nachhilfelehrerin bestätigt- ist also nicht nur ein subjektives Mama-Empfinden)

. :-)
Zitat von SusanneG im Beitrag #4
Bitte sei so lieb und schau mal im Diagnosebericht nach. Ganz am Anfang stehen Diagnoseziffern. Welche Ziffern stehen da hinter "ICD 10" oder "DSM V"?


Den Diagnosebericht kann ich erst am Montag einsehen. Der Kinderarzt, der die Testung gemacht hat meinte, dass sie ADS hat. Ohne H ;-)

Zitat von SusanneG im Beitrag #4
Mehr Schlaf hilft bei so Vielem. Das Problem ist nur, dass es bei vielen Kindern mit ADHS recht schwierig ist, sie zum Schlafen zu bringen. Wie hast du das geschafft?


Es hilft wirklich sehr, abends so wenig Bildschirm wie möglich vor den Augen zu haben. (Auf jeden Fall eine Stunde vor dem Schlafengehen nix mehr!) Außerdem habe ich das Glück, dass sie gefallen daran gefunden hat jeden Abend mit mir zu meditieren. (Einfach nur mit einer App - 10 Minuten am Abend) und das fährt sie auch runter. Weder Lesen, noch Vorlesen helfen da. Sie kann selbst nicht an einem Buch bleiben und wenn ich ihr vorlese dann quatscht sie immer dazwischen... :-D

Zitat von SusanneG im Beitrag #4
Ist das die freundliche Umschreibung von "maßlos entsetzt" ?

Jep :-) Allerdings haben sie versucht es sich nicht anmerken zu lassen .

[quote="SusanneG"|p3088323]ADHS und Ernährung haben so ziemlich gar nichts miteinander zu tun. Essen kann aber zum Nebenkriegsschauplatz werden. Deshalb ... keine große Bedeutung beimessen.



Ich habe mich mit dem Thema letzte Woche eben auch nochmal auseinander gesetzt. Da wir damals aus der Klinik den Hinweis bekommen haben uns mehr in Richtung mediterrane Diät zu orientieren, da das hilfreich sei.
Da habe ich nochmal rumgegondelt und auch mit einem Arzt telefoniert, der gerade Forschungen zu dem Thema leitet. (Da gehe ich jetzt mal nicht näher drauf ein, sonst wird's zu lang ;-) ) Er meinte, dass sie da noch keinen Konkreten roten Faden erkennen, allerdings schlagen 40% der ADHS/ADS Kinder total drauf an. 60% allerdings überhaupt nicht.


Ich danke dir sehr für deine Antwort.

liebe Grüße
Hutze
Zitat von SusanneG im Beitrag #4
Naja, also nur vom "mitgezogen werden" kommt man nicht auf die Realschule. Ein bisschen Wissen und Können muss ja schon vorhanden sein.


Zitat von SusanneG im Beitrag #4
Bitte sei so lieb und schau mal im Diagnosebericht nach. Ganz am Anfang stehen Diagnoseziffern. Welche Ziffern stehen da hinter "ICD 10" oder "DSM V"?

Zitat von SusanneG im Beitrag #4
Mehr Schlaf hilft bei so Vielem. Das Problem ist nur, dass es bei vielen Kindern mit ADHS recht schwierig ist, sie zum Schlafen zu bringen. Wie hast du das geschafft?

Zitat von SusanneG im Beitrag #4
Ist das die freundliche Umschreibung von "maßlos entsetzt" ?


Zitat von SusanneG im Beitrag #4
ADHS und Ernährung haben so ziemlich gar nichts miteinander zu tun. Essen kann aber zum Nebenkriegsschauplatz werden. Deshalb ... keine große Bedeutung beimessen.


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16.05.2020 00:15
#8
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Zitat von Hutze im Beitrag #7
Der Kinderarzt, der die Testung gemacht hat meinte, dass sie ADS hat. Ohne H ;-)

Bitte nicht böse sein, falls ich genervt rüberkomme. Der Eindruck könnte stimmen. Es betrifft überhaupt nicht dich. Es betrifft diejenigen, die den Begriff "ADS ohne H" ins Spiel bringen. Und ja, Gebetsmühle Susanne schreibt es gerne auch zum drölfzigsten Mal ...

ADS - im Amerikanischen ADD - steht für das Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom. Dieser Begriff wurde in Deutschland bis 2004 verwendet. Damals beschloss man, sich der neuen amerikanischen Schreibweise anzupassen.

ADHS - im Amerikanischen ADHD - steht für die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitäts-Störung und wird seit 2004 in Deutschland regelmäßig verwendet - jedenfalls sollte er das.

Ich habe rein gar nichts dagegen, wenn jemand sagt, derdiedas hat ADS. Ich selbst habe mich ein paar Jahre lang gesträubt, diesen neuen Begriff zu verwenden; vor allem an den Artikel "die" konnte ich ich ums Verplatzen nicht gewöhnen. Ich dachte, es sei eine Modeerscheinung und geht wieder vorbei. Dem war aber nicht so. Irgendwann habe ich das realisiert und bei einer recht umfangreichen Anzahl von Artikeln ADS gegen ADHS ausgetauscht. Kein Problem für Word? ADS in ADHS nicht; problematisch wird es, weil ein anderer Artikel davorsteht. Das hat mich wochenlang beschäftigt und bedarf keiner Wiederholung.

ADS - also nur ADS und nichts drumrum - ist völlig ok. Alte Begriffe werden noch jahrelang verwendet.

Begriffe wie "ADS, nicht ADHS", "ADS ohne H", "ADHS ohne H", sofern sie zur Unterscheidung von ADHS gebraucht werden, sind einfach nur falsch. Ich weiß nicht, wer es "erfunden" hat, aber es hält sich hartnäckig - leider nicht nur bei Betroffenen und deren Eltern, sondern auch in Kliniken und bei Ärzten und Therapeuten. Die Hyperaktivität muss nicht unbedingt in den Beinen sitzen, der Bienenschwarm im Kopf ist garantiert hyperaktiv, bei uns allen.

Ich weiß, ich bin ein Besserwisser. Ich werfe mal eine Frage in den Raum: Wenn ADS ohne und ADHS mit Hyperaktivität bedeutet, wie war das dann bis 2004, als es den Begriff ADHS in Deutschland noch gar nicht gab? Wurde gar die Hyperaktivität erst 2004 entdeckt?

Im Schriftlichen wird häufig das Kürzel "AD(H)S" verwendet. Hier stellt sich auch noch die Frage, wofür das "S" in AD(H)S steht und welcher Artikel zu verwenden ist.

Zitat von Hutze im Beitrag #7
Er meinte, dass sie da noch keinen Konkreten roten Faden erkennen, allerdings schlagen 40% der ADHS/ADS Kinder total drauf an. 60% allerdings überhaupt nicht.

Definiere "schlagen darauf an". Sind sie dann weniger impulsiv oder aufmerksamer?

Bitte falle nicht auf Heilserbringer, dubiose Therapien und haltlose Versprechungen herein. Deine Tochter hat eine ADHS. Hilf ihr, lass sie behandeln. Die leitliniengerechte Therapie besteht aus drei Säulen: Elterntraining, Medikation und Psychotherapie.

Lesen gefährdet die Dummheit


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16.05.2020 21:26
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#9
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Hutze ( gelöscht )

Hallo Susanne und entschuldige, dass ich dir Ärger verursacht habe.

Also mir ist es eigentlich komplett wurscht wie es heisst und ob es überhaupt einen Namen braucht.
Ich will Hilfe für mein Kind. Vielleicht hat der Arzt es auch so genannt, weil er meinte dann verstehe ich es besser!

Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass sich im Laufe der Jahre Therapieformen oder Therapieansätze verändern.
Aderlass ist ja auch nicht mehr ganz so in Mode. Also versuche ich mich so breit wie möglich zu informieren. Und habe nach der allgemeinen Erfahrung mit Ernährungsformen hier im Forum gefragt.

Ich hätte die Quelle zur Ernährung gerne genannt, habe mich aber an die Regeln halten wollen und keine Namen nennen wollen. (ich dachte, das sollte man hier nicht)

Die Quelle ist jedenfalls seriös.

Ich weiss nicht wirklich warum dir da so der Kragen geplatzt ist. Ich kann nur sagen, dass ich mich in dem Moment als ich das gelesen habe wieder einmal traurig und missverstanden gefühlt habe.

Die Nerven liegen sowieso schon blank. Ich weiss jedoch zu schätzen, dass du deine Erfahrungen mit mir teilst und versuchst mit deiner Meinung einen guten Weg aufzuzeigen.

Manchmal ist reden einfach leichter als schreiben. Vielleicht habe ich mich auch nicht richtig ausgedrückt.

Ich wünschen dir noch ein schönes Wochenende.
LG Hutze


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18.05.2020 19:01
#10
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Hallo Hutze,

möchte dich auch ganz herzlich willkommen heißen - leider habe ich keine Tipps oder dergleichen für dich. Das schlimmste Problem an meinem ADHS sind die Stimmungsschwankungen, zu organisatorischen Fähigkeiten habe ich Gott sei dank keine Probleme.

Ich wünsche dir auf jedenfall das du einen guten Neurologen/Psychiater für deine Tochter bekommst und ich bin mir relativ sicher, dass mit der richtigen Medikation deiner Tochter bereits geholfen werden kann.

Alles Liebe für Dich auf diesen Weg wünscht dir

Dein Phil :)


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