Morgendliches "anschubsen" unter Concerta

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16.12.2007 00:48
#1
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Hallo zusammen,

ich wühle mich ja seit längerem durch die Seiten durch, aber irgendwie hab ich das, was ich suche noch nicht gefunden.

Bei uns ist das Problem, das unser Sohn Morgens einfach nichts mer, also wirklich gar nichts mehr hinbekommt.
Das aufwachen an sich ist schon das größte Problem ( 2 Wecker die im abstand von 10 Minuten klingeln... einer neben dem Bett, der zweite auf dem Schreibtisch... geht trotzdem nicht, er geht wieder ins Bett und schläft weiter...), dann werden gleich die Medies (Concerta und Fevarin) verabreicht (noch im Bett)aber BIS concerta mal beginnt zu wirken, muß Sohnemann schon bald das Haus verlassen.
Er steht um 6 Uhr auf, der Bus kommt um 7:10 Uhr.
Die Wirkung von Concerta setzt etwa gegen 6:45 Uhr ein... eher etwas später und das reicht zeitlich nicht.

Der morgendliche Ablauf war schon immer extrem schweirig. die zurecht gelegte Kleidung (schön der Reihe nach) wird "vermischelt", waschen ect... auf deutsch , eine einzige Katastrophe. alles lenkt ab, oder wird vergessen oder, oder, oder. Hosen falsch herum "Mama da stimmt was nicht, da ist kein Knopf" sind Normalität...

Aber seit Sohnemann so richtig in die Pubetrtät gerutscht ist, klappt nun explizit Morgens absolut gar nix mehr.
Er schläft mir schlichtweg permanent sogar auf dem Toilettendeckel sitzend mit der Hose in der Hand wieder ein.
Momentan stehe ich nur noch neben ihm um ihm zu helfen und ihn zu unterstützen.
Der hund bekommt Zimmerarest, weil sobald der auch noch im Haus rumwuselt, gar nix mehr geht. Der Kleine muß liegen bleiben, bis der Große zumindest angezogen und gewaschen ist ect.
es klappt gänzlich gar nicht mehr allein (komme mir vor als wäre er wieder 2 Jahre alt).

Somit stellt sich nun mal wieder für uns die Frage... kann man concerta irgendwie anschubsen... kurzwirkendes MPH vorschieben?
wenn ja, wieviel?

Der Arzt möchte eigentlich nicht höher gehen mit der Dosierung ( jetzt 54mg Concerta), da Sohnemann noch immer 2 Medikamente bekommt (eines konnten wir absetzen - Risperdal) und sowohl das EKG als auch das Blutbild noch nicht "astrein" sind (verlängerter QT-Intervall und milde Leukopenie).

Dennoch ist es jetzt so, das Sohnemann sich nicht mehr wirklich helfen lassen möchte, es allein aber gänzlich nicht hinbekommt.
Der Kurzzeitwecker der bisher gute Dienste geleistet hat, versagt momentan irgendwie... er bezweckt nur, das Druck aufgebaut wird und sohnemann durch den Druck/Streß noch chaotischer wird...
Die Verhlatenstherapeutin sagt NOCH früher aufstehen bringt nichts, er muß lernen mit dieser starken stunde auszukommen

Hat irgendjemand eine Idee?

liebe Grüße Mel


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16.12.2007 02:03 (zuletzt bearbeitet: 16.12.2007 02:08)
#2
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Hi Melody,

damit die anderen Eltern, deren Kinder "nur stinknormales ADS mit den gängigen Beigaben" haben, jetzt nicht auf dumme Gedanken kommen, muss ich vorab erwähnen, dass ich grundsätzlich gegen Anschubsen bei Concerta bin - das ist im Normalfall einfach nicht notwendig und auch nicht Sinn der Sache!

Doch bei deinem Sohn sieht es etwas anders aus. Dass er morgens so absolut nicht in die Puschen kommt (mit einer 54er!), treibt einen ja irgendwann an den Rand. Deshalb hätte ich drei Ideen anzubieten, von denen du aber zwei davon sorgfältig mit dem Arzt besprechen solltest.

Idee Nr. 1:

Doppelt starker Grüner oder Schwarzer Tee, höchstens drei Minuten ziehen lassen, trinkbar gemacht mit Honig oder braunem Zucker, könnte vielleicht das Einschlafen aufm Klo abkürzen. Aber eben nur vielleicht. Ein Espresso könnte auch helfen, doch zu viel Kaffee tut dem Magen auf Dauer nicht besonders gut. Vom Zeitpunkt her sprechen wir natürlich von 6.00 Uhr, also zum Runterspülen der Medis.

Idee Nr. 2:

Anschubsen mit unretardiertem Ritalin, ein erster Versuch mit 5 mg. Einen Versuch mit 10 mg solltest du in die Ferien oder aufs Wochenende legen. Die Initialdosis von Concerta 54 mg liegt bei 12,6 mg (= 22 %, rechne bitte nach, es ist gleich zwei Uhr *chrchrchr*). Wenn jetzt hoffentlich das Ritalin nach 20 Minuten wirkt und knapp eine halbe Stunde später die Initialdosis von Concerta dazukommt, könnten 10 mg vorneweg zu viel sein, das ist ja fast das Doppelte. Und wenn die Wirkung der Anschubs-Ritalin aufhört, hast du das, was du nicht willst: Ein Auf und Ab.

Idee Nr. 3:

Strattera wird in der Regel abends verabreicht und soll 24 Stunden wirken. Vielleicht könntest du die Concerta-Dosis auf 36 mg herunterfahren und unterstützend Strattera geben. Öhm, umgekehrt wird ein Schuh draus: Erst Strattera einschleichen, dann die Concerta-Dosis runterfahren.

Den Tee-Versuch kannst du gleich am Montag früh machen. Die anderen beiden Vorschläge solltest du ausgiebig mit dem Arzt diskutieren, denn bei 54er Concerta in Kombination mit Tourette liegen mir (noch) keine Erfahrungswerte darüber vor, was passiert, wenn man da noch was "draufpackt".

Hältst du mich auf dem Laufenden?

Neugierige Grüße
Susanne

PS:
Grad fällt mir noch was ein. Kauen regt die Gehirntätigkeit an. An der Tanke (vielleicht auch im Supermarkt, hab ich bloß noch nirgends gefunden) gibt es Koffein-Kaugummis. Bis Sohni im Bad fertig und an Frühstück zu denken ist, schmeckt der nach gar nix mehr und Sohni spuckt ihn freiwillig wieder aus.

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16.12.2007 07:47
avatar  Simone
#3
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Hallo Mel,

jaaaaa, die liebe Pupertät. Dieses Problem haben nicht nur ADHS-ler, sondern alle anderen Kids auch durchzustehen. Und wir freuen uns darauf

Nein, im Ernst: Während der Pupertät ist ja alles am Wachsen. Der eine Körperteil schneller als der andere und leider können da die "Innereien" nicht so mithalten, wie wir es gerne hätten. Deshalb haben die Pupies ja auch oft mit Kreislaufproblemen etc zu kämpfen, und halt auch mit dem morgendlichen "Nichtaufstehenkönnenundweiterschlafenwill". Passend dazu setzt auch noch die Zeit des "IchbindochkeinBabymehrundwillabendsnochnichtinsBett" ein.

Und dann stehen die Jungs auf und können GARNIX mehr, hab ich auch jeden morgen, dieses Theater. Und früher aufstehen bringt nichts. Im Gegenteil. Dann haben die Kids nur noch mehr Zeit zum trödeln.

Jetzt aber zum "Anschubsen": Ich bin auch kein Freund davon, weil man dann oft das Risiko des Auf-und-Abs hat, aber die Ideen von Susanne sind gut und die erste würd ich gleich am Montag testen (mach ich auch, Kind mag ja schon Kaffee). Die beiden anderen musst du vorher wirklich erst mit dem Doc besprechen. Aber das weisst du ja.

Ansonsten hilft glaub nur noch "Geduld und Spucke" wie wir Schwaben sagen. Die Pupertät ist irgendwann vorbei (so in ca 1000 Jahren) und dann sind die Kids auch wieder erträglich.

Also Kopf hoch, du bist nicht allein.

Grüßle
Simone

Nur gemeinsam sind wir stark! - Heute schon die Welt auf den Kopf gestellt?

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16.12.2007 21:21
#4
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Hallo ihr zwei,

danke für die Tips.
Das mit dem Tee werd ich ausprobieren.
Geb euch dann Bescheid ob es besser klappt.

wobei das für mich grad etwas fraglich ist, denn cola z.B. wirkt Gegensätzlich (wissen wir mittlerweile).
Ist bei uns so ne Art Notfallmedikament. Wenn es Abends mal länger dauert und Concerta nicht mehr wirkt.

Von Strattera sind die Ärzte meines Sohnes nicht so wirklich überzeugt.
1. weil er ja schon ein Antidepressiva bekommt (Fevarin) und Strattera wohl auch ein Medie dieser Art sein soll, aber eben nicht wirklich ausreichend gegen die Zwänge wirkt und
2. weil Strattera wohl nicht den durchgreifenden Effekt haben soll wie MPH... und ohne MPH geht bei Sohnemann leider gar nix.
Da kippt uns nicht nur sein ADHS ins Unermeßliche sondern die "Anhängsel" gleich allesamt mit .

Fevarin stabilisiert ihn zwar stimmungstechnisch und hebt auch die Wahrnehmung etwas an, aber leider lange nicht genug.Dafür wirkt es sehr gut bei den Zwängen.
so ähnlich weissagt man es uns bei strattera nur eben in Bezug auf die Zwänge nicht so "der Hit".

puh schwer zu erklären.

Kann man mir folgen?

liebe Grüße Mel
die jetzt mal schauen geht ob noch grüner oder schwarzer Tee im Schrank ist... ansonsten morgen kaufen geht.


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16.12.2007 23:18
#5
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Hi Mel,

jaaa, ich kann dir folgen. Lies noch mal: Stattera rein und nur ein Drittel MPH raus. Meinetwegen (und wenn der Arzt das auch so sieht) brauchst du die MPH-Dosis auch gar nicht runterfahren. Guck mal auf der Packung nach, was für eine Sorte Antidepressivum dieses Fevarin ist. Strattera ist ein selektiver Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI). Wenn Fevarin das gleiche ist, dann ist der Strattera-Vorschlag natürlich Quatsch. Wenn Fevarin aber ein SSRI oder ein SSNRI (das zweite "S" steht für Serotonin) oder gar was ganz anderes ist, dann könnte man darüber nachdenken. Vielleicht braucht er ja gar nicht so viel Strattera, so dass er mit 10 oder 18 mg schon hinkommt.

Aaah, da fällt mir was ein. Ich bekam auch mal ein SSRI als Antidepressivum - da hab ich den Popo überhaupt nicht mehr vom Sofa weggekriegt. Der Psychiater sagte was von paradoxer Reaktion. Könnte es sein, dass Bubi aufm Klo schläft, weil er auf das Fevarin mit permanenter Müdigkeit reagiert?

Jetzt zu: Cola wirkt gegensätzlich. Klar, weiß ich; Tee auch. Gucken wir also mal genauer hin, woher die motorische Unruhe kommt, wenn abends die Concerta nicht mehr wirkt. Dein Sohn hat zwölf Stunden lang Höchstleistungen vollbracht. Jetzt ist er k.o., doch ins Bett gehen kommt natürlich nicht in die Tüte. Erstens wäre das eine vernünftige Handlung, und das geht ja schon mal gar nicht. Zweitens ist er dazu zu müde. Also wird rumgezappelt (das macht übrigens jeder normale Mensch oder jeder normale ADler - beobachte dich mal selbst, wenn du ein Schlafdefizit hast). Jetzt kommt die Cola und siehe da, es geht wieder.

MPH beruhigt NICHT, es putscht auf. Cola (und alles, was Koffein enthält) beruhigt auch NICHT, es putscht auf. Doch wenn der Körper müde ist und im Kopf tost der Bienenschwarm, dann hilft sowohl MPH als auch Koffein, den Körper nochmal so weit wach zu kriegen, dass man den Weg ins Bett schafft (abends) oder, jetzt kommt die Morgenversion, den Körper überhaupt so weit wach zu kriegen, dass man vom Klo wieder aufsteht, sich wäscht, die Zähne putzt etc.

Selbstverständlich kannst du den Tag statt mit Tee auch mit Cola beginnen. Das hab ich aus zwei Gründen nicht vorgeschlagen. Erstens kannst du Cola nicht "doppelt stark" machen, du brauchst also mehr davon und im Bus pinkeln müssen streben wir ja auch nicht an; zweitens schreien dann wieder alle besorgten Mamas laut auf, man kann die Kids doch nicht ständig mit Cola abfüllen (selbst die, die um die "therapeutische Wirkung" von Cola wissen, machen sich Sorgen wegen dem Zucker).

Jetzt geh mal Tee kaufen, und bring auch gleich ein paar Koffein-Kaugummis mit. Manches kriegt man eben nur durch Versuch und Irrtum raus.

Viele Grüße
Susanne



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22.12.2007 23:20
#6
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sooo, also kleiner Zwischenstandsbericht.

Schwarztee trinkt er nicht, Kaffee auch nicht.
Hab dann Eisteee genommen evtl wär auch noch der lösliche Zitronentee auf Schwarteebasis denkbar.
Das trinkt er, weiß ich.

also mit Eistee gleich am Morgen im Bett nen großen Becher voll, ist es ETWAS besser.
Scheint also der richtige Weg zu sein.
Was meint ihr? den löslichen Zitronentee sehr stark machen und das probieren???
aber erst wenn wieder Schule ist

liebe Grüße Mel


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23.12.2007 01:28
#7
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Hi Mel,

wenn der Zitronentee auf Schwarzteebasis ist, dann nimm den (jedenfalls jetzt im Winter). Obacht: Doppelt stark ist dann auch doppelt so viel Zitrone und doppelt so viel Zucker . Versuche lieber, den löslichen Zitronentee mit selbstgebrautem (doppelt starkem) Schwarztee zu verlängern.

Eistee ist in der Regel auch auf Schwarztee-Basis. Doch für den Eistee aus der Packung gilt das gleiche wie für Cola: Du kannst ihn nicht "doppelt stark" machen - es sei denn, du machst ihn selbst. Geht schnell und ganz einfach, bedarf nur der Vorbereitung. Wie? Für den vorgesehenen Zweck sollte man das Rezept ein bisschen abwandeln:

Vorbereitung:
Doppelt starken Schwarzen Tee aufbrühen, drei Minuten ziehen lassen, in Eiswürfelbehälter einfüllen, einfrieren. Falls die Geschmacksrichtung Aprikose gewünscht wird, zwei getrocknete Aprikosen über Nacht in Wasser einweichen.

Zubereitung:
Doppelt starken Schwarzen Tee aufbrühen und drei Minuten ziehen lassen. Drei bis vier Tee-Eiswürfel und einen Teelöffel aus Metall in ein Teeglas geben, mit dem frisch aufgebrühten Schwarzen Tee auffüllen, süßen. Für Eistee Aprikose das Einweichwasser der getrockneten Aprikosen zugeben. Für Eistee Zitrone einen Schluck Zitronensaft zugeben.

Aber gib dich keinen Illusionen hin - Bubilein erkennt sofort, dass das nicht DER Eistee ist, den er sonst kriegt. Und er wird auch die Verlängerung beim Zitronentee merken. Also auch wieder so eine Sache, die sich nur durch Versuch und Irrtum rausfinden lässt.

Aaah, grad fällt mir was ein. Hast du schon auf dem Beipackzettel von Fevarin nachgeguckt, ob das ein SSRI ist? Jetzt hast du mich nämlich neugierig gemacht.

Viel Erfolg beim Teekochen und viele Grüße
Susanne


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23.12.2007 22:04
#8
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Hallo susanne,

na das werd ich doch mal ausprobieren mit dem Tee kochen.
Vielleicht bekomm ich ja ne Mischung hin die ihm schmeckt.
Danke für die Rezepte. Zitronengeschmackt wünscht der "Herr" immer und bei Allem.
Ja klar merkt bubilein, das es nicht DER Tee ist, der merkt das SOFORT, auch wenn ich mal was "verdünne", eben wegen dem Zucker

und ja, du hast Recht.
Fevarin ist ein SSRI( Fluvoxaminmaleat oder so ähnlich ist der Wirkstoff, da gibt es zwei die sehr ähnlich klingen deshalb wirble ich es ab und an durcheinander) . Er bekommt es hauptsächlich wegen der Zwänge. Netter Nebeneffekt ist die Stimmungsstabilisierung, aufpassen müssen wir allerdings weil es "hibbelig" macht und die Hyperaktivität anschubst.
Sohnemann reagiert äußerst sensibel auf das Zeug. Wir müssen gaaaanz langsam in 12,5 mg Schritten alle 4-5 Tage auf- bzw abdosieren, sonst kippt uns die Wirkung ins Gegenteil ( zuerst was die Stimmung angeht,er wird weinerlich, SEHR weinerlich, dann wird er äußerst hyper und letztendlich verstärkt es durch die Unruhe die Tics UND auch die Zwänge).
Kürzlich hatten wir mal die "Billigvariante" bekommen... die Trägerstoffe waren anders... himmel hilf, ich dachte ich bin im Tollhaus.
Am 3.Tag merkte ich, da stimmt was GAR nicht mehr.
Am 5.Tag waren wir ALLE mit den Nerven am Ende.
Der kinderarzt weigerte sich das Originalprodukt zu verschreiben, weil er das billigste auf dem Markt befindliche Produkt verschreiben muß.
Der Facharzt war auf Kongress, also hab ich die Krankenkasse eingeschalten,beschrieben und erklärt und die haben dann angeordnet, das "aut item" angekreuzt werden MUSS, zumindest bis der Facharzt wieder da ist und weiter entscheiden kann.
Aber auch der Fachararzt blieb dabei, Sohnemann MUSS das Original erhalten, da er eben so hypersensibel auf das Zeug und die verschiedenen Trägerstoffe reagiert.

kleiner Excurs in ne andere Richtung. sind wir schon "off topic" ?

liebe Grüße und schöne Weihnachtszeit wünscht euch allen

Mel


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01.01.2008 02:17
#9
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Hi Mel,

boah ey, das ist mir ja noch gar nie passiert!!! Seit Tagen frage ich mich, wann du denn endlich mal nachguckst, was für eine Sorte Medi dieses Fevarin ist, und gerade jetzt sehe ich, dass deine Antwort schon seit einer Woche im Forum steht!!! Da muss mich wohl uns' Admin irgendwie ausgetrickst haben ...

Fevarin ist also ein SSRI, und bei mir hat ein anderes SSRI-Medi dahingehend gewirkt, dass ich erstens bloß noch auf dem Sofa rumgelegen bin und den Popo überhaupt gar nicht mehr hochgekriegt habe (trotz Dosis-Erhöhung bei Ritalin) und zweitens am Telefon im Gschäft so dermaßen flapsig rumargumentiert habe, dass mich mein Scheff mehrmals ernsthaft kopfschüttelnd verwarnt hat (würde bei Sohni die Pause-Story erklären).

Öhm, wenn ich als Träumer mit dem Popo aufm Sofa kleben bleibe, heißt das, dass ein Hyperaktiver (auf eben jene zusätzliche Müdigkeit) mit Zappeligkeit reagiert. Das erklärt jetzt so manches! DAS ist es, was ich bei "unseren" Medis als Nebenwirkungen verstehe und wo man in jedem Einzelfall sorgfältig abwägen muss, ob die Wirkung so wichtig ist, dass man die Nebenwirkung billigend in Kauf nehmen kann.

Sprich mal den Facharzt auf diese neue Weisheit an und frage ihn, ob er vielleicht eine bessere Idee hat.

Ach, und die Kiste mit den billigeren Generika, die kennen wir zur Genüge. Deshalb macht uns doch diese Festbetragsregelung so unleidlich. Trägersubstanzen und Galenik spielen eben eine viel größere Rolle, als die Krankenkassen auch nur ahnen. Hach, einmal so einen Krankenkassensesselfurzer im Gesprächskreis - und dann eine richtig saftige Diskussion über die durchaus nennenswerten Unterschiede von Medis mit dem Wirkstoff MPH ... für dieses Ziel übe ich schon seit Jahren, pro GK mindestens eine Dreiviertelstunde!

Viele Grüße
Susanne


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01.01.2008 14:22
#10
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Hi Mel,

mit diesem thread haben wir mal wieder gezeigt, wie man ob so vieler interessanter Details den Fokus aufs falsche Detail setzt und recht schnell vom eigentlichen Thema abkommen kann. Wir haben so ziemlich alle Aspekte von Bubileins Medikation beleuchtet und über Tee-Rezepte gefachsimpelt. Doch jetzt hab ich mal das gemacht, was ich meinen Schulkindern zum Thema Aufsatz immer geraten habe: Bevor du umblätterst, wirf noch mal einen Blick auf das Thema.

Unser Thema heißt "morgendliches Anschubsen unter Concerta"; das diesem Thema zugrundeliegende Problem ist, dass Bubilein vor Wirkeintritt der Concerta so absolut und überhaupt gar nicht in irgendwelche Puschen kommt und stattdessen aufm Klo wieder einschläft, mit der Hose in der Hand.

Mein Lieblingsreferent würde jetzt sagen: "Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen, meine Damen und Herren. Diejenigen, die sich ein Urteil über Ihre Erziehungsfähigkeit erlauben, wecken morgens ihre eigenen Kinder und sehen ihnen gemütlich bei einer Tasse Kaffee zu, wie sie ins Bad spazieren, sich anziehen, frühstücken, ihre Vesperbrote einpacken und sich spontan vollkommen rechtzeitig auf den Schulweg machen. Sie selbst, meine Damen, Sie stehen morgens früher auf, räumen die restliche Familie aus dem Weg, stehen mit der Uhr in der Hand neben Ihrem pubertierenden ADSler - ja, was machen Sie denn, wenn der Sie nicht mehr im Badezimmer duldet, solange er drin ist? - tippen ihn auf die Schulter, sagen die Zeit an, sagen, was als nächstes drankommt, stopfen trotz Protestgeschrei das Pausenbrot in den Rucksack und wenn er dann endlich vor der Haustür lostrabt, schicken Sie Ihr morgendliches Stoßgebet gen Himmel, dass der Schulbus nicht schon hinter der nächsten Ecke verschwunden ist. Mehr als einmal tiiief durchatmen können Sie nicht, jetzt kommt der weggeräumte Rest der Familie dran - Mann, Kinder, Hund - meine Damen, haben Sie denn heute schon einen Kaffee trinken können, der Ihnen ein bisschen Power gibt? Jetzt sind endlich alle aus dem Haus und Sie wenden sich dem allmorgendlichen Chaos in Bad, Küche, Flur und Kinderzimmer zu. Wenn Sie sich dann in Ihrer Wohnung wieder frei bewegen können, ohne über die allmorgendlichen Hinterlassenschaften Ihrer Familie zu stolpern, haben Sie endlich die Möglichkeit, sich ein Tässchen Kaffee zu gönnen. Rein kräftemäßig sind Sie, meine Damen, jetzt an dem Punkt, an dem sich Mütter normgesteuerter Kinder den Nachmittagskaffee einschenken. Doch Ihr Tagwerk, meine Damen, ist noch lange nicht erledigt, dies war nur der Auftakt. Sobald Ihr ADSler wieder zuhause eintrifft, sind Ihre bereits verbrauchten Kräfte erneut voll gefragt. Eltern normgesteuerter Kinder haben abends um sechs, halb sieben, Feierabend und widmen sich ihren Hobbies. Haben Sie noch Hobbies, meine Damen?"

... und ich höre mich förmlich ein "sach etz blooß nix" ins Ohr meiner Vortrags-Nebensitzerin raunen ...

Kehren wir nach dieser Hommage an meinen Lieblingsreferenten wieder zu Mels Alltag (öhm, Alltags-Morgen) zurück. Wie lange, meinst du, hältst du das noch durch??? StiNo-Mütter neigen hier zu dem (bei StiNo-Kindern durchaus praktikablen) Rat, Bubilein auflaufen zu lassen. Blöder Rat. Denn du weißt genau, an wem die Folgen hängenbleiben. Halten wir also mal fest: Du machst diesen Affentanz nicht, um deinem Bubilein alle Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen und ihn ihn Watte zu packen - nein, dieser Affentanz dient allein DEINEM Überleben, denn DU weißt, was welche Lässlichkeit an Folgen produziert und DU weißt auch, wer diese Folgen auszubaden hat; nämlich niemand anderes als DU SELBST.

Wir müssen also nach einer Lösung suchen, die DEINE Kräfte schont. Vergessen wir mal all die naheliegenden Möglichkeiten, die auf die Mithilfe anderer Familienmitglieder (wie in StiNo-Familien durchaus üblich) bauen. Und vergessen wir mal jegliches Anschubsen, das dir morgens noch mehr Stress beschert. Wir nehmen jetzt den Fokus weg vom bisherigen Frühmorgens-Ritual, wechseln die Perspektive und basteln an einem vollkommen neuen Ritual. Doch bevor du gleich bei 1. laut aufschreist und nicht weiterliest, überwinde dich und lies auch den Rest. Du hast noch fünf Tage Zeit, die Vorteile und die Nachteile abzuwägen.

1.
Stelle deinen Wecker auf 45 Minuten früher.

2.
Statt um sechs Uhr bringst du Bubilein um 5.15 Uhr seine Concerta mit stinknormalem Eistee, Zitronentee oder Cola (kein Firlefanz mit doppelt stark), guckst zu, wie die Kapsel in Bubilein verschwindet und lässt ihn weiterschlafen (im Bett schläft es sich bequemer als aufm Klo).

3.
Jetzt machst du dir für dich ganz allein einen Kaffee, Tee, Kakao - was immer du willst -, schnappst dir die Zeitung oder ein Buch oder sonstwas zum Lesen, schlürfst dein Getränk und genießt die momentane Ruhe. Sammle jetzt die Kraft, die du in den nächsten zwei Stunden locker wieder verpulverst.

4.
Pünktlich um sechs Uhr holst du drei mal gaaanz tiiieeef Luft. Dann gehst du Bubilein wecken. Dabei machst du alles (auch die übrigen Medi-Gaben) genau so wie bisher auch. Beobachte genau, ob sich irgendetwas verbessert hat, denn inzwischen sollte die Concerta wirken. Lass Bubilein keinesfalls merken, dass du am Morgenritual irgendetwas verändert hast oder verändern willst. Dass er die Concerta früher kriegt und nochmal im Bett weiterschlafen darf, das kriegt er ja mit, das lässt sich nicht verheimlichen. Lass dir dafür ein gutes Argument einfallen (z.B. der Hund muss jetzt früher raus, sonst muss ich Pfützen aufwischen; ich muss um fünf ein Medi einnehmen, dann kann ich dir deins auch gleich geben - irgendwas, was ab jetzt für eine gewisse Zeit jeden Tag so sein wird).

5.
Notiere deine Beobachtungen schriftlich und nimm diese Notizen zum nächsten Facharzt-Termin mit. Frage den Arzt, ob es sein kann, dass Bubilein aufgrund des SSRI (Fevarin) so sackmüde ist, dass er aufm Klo weiterpennt, und was er davon hält, wenn man die SSRI-Dosis ein bisschen senkt und stattdessen ein niedrig dosiertes SNRI (das muss ja nicht zwangsläufig Strattera heißen) dazugibt. Sollte der Arzt meinen, jetzt gehts ja besser mit der früheren Gabe von Concerta, dann frag ihn gleich, wann du diese dir jeden Morgen fehlende Stunde Schlaf denn nachholen sollst.


So, Mel, bist du hier unten angekommen, ohne in Ohnmacht zu fallen? Glaub mir, ich weiß, du hast keinen Schlaf zu verschenken. Und eine Dreiviertelstunde früher aufstehen, das ist ein ziemlich gemeiner Vorschlag für jemanden, der ohnehin ein Schlafdefizit hat (davon gehe ich aus). Doch wenn du es ausprobierst, wirst du feststellen, dass der Vorschlag an sich gar nicht so furchtbar blöd ist. Wie bisher jeden Morgen um sechs von Null auf Hundert - nicht mal die von mir neidvoll bewunderten Lerchen halten das durch, die schaffen sich nämlich durch ihr früheres Aufstehen die notwendige Zeit, um den Tag etwas weniger hektisch angehen zu lassen. Und belastete Mamas schöpfen nicht nur Kraft aus Schlaf - sie schöpfen auch Kraft aus der Ruhe vor dem Sturm. Und wenn dann dieser Sturm ob der inzwischen eingetretenen Wirkung der Concerta nicht mehr ganz so heftig ausfällt wie bisher, dann hast du eigentlich doppelt profitiert.

Versuch und Irrtum - was dabei rauskommt, weißt du erst, wenn du es ausprobiert hast. Ich wünsche dir den erhofften Erfolg.

Viele Grüße
Susanne


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