Fragen über Fragen...
Hallo zusammen,
wenn man das erste Mal mit dem Thema konfrontiert ist spielt der Kopf echt verrückt... ich kann an gar nix anderes mehr denken...
Vielleicht könnt ihr ja meine Fragezeichen-Suppe etwas sortieren
- Ist ADHS eigentlich eine Diagnose für´s Leben oder kann es sein, dass sich alles mit der Pubertät wieder auflöst?
- wie muss ich mir das einstellen der Medikamente vorstellen? Ich hohl nach Rezept die Tabletten aus der Apotheke und beobachte wie er drauf reagiert oder? Muss man viel rum probieren bis man das richtige gefunden hat? Kann es sein das das Verhalten bei versch. Medikamenten noch schlimmer wird erkenne ich das dann genau?
- wie lange hält normal die Wirkung nach einer Dosis?
- haben die Lehrer in der Schule besondere Pflichten bei ADHS Kindern welche sie beachten müssen?
- gibt es die Möglichkeit eine Mutter-Kind-Kur zu beantragen bei welcher wir dann beide entsprechende Schulungen bekommen und die Medikamente richtig eingestellt werden?
- wie ist die Kostenübernahme? Da mein Mann selbständig ist und privat Krankenversichert, mussten wir die Kinder auch privat versichert. Das muss ich im Detail dann wahrscheinlich mit der Krankenversicherung klären. Bei gesetzl. versichert zahlt das alles die KK oder?
- ich habe gehört es gibt die Möglichkeit Pflegegeld zu beantragen. Wo muss ich da einen Antrag stellen?
Tut mit leid.... Fragen über Fragen... aber ich hoffe ihr könnt in bisschen Licht rein bringen
Herzlichen Dank
smurfette
Hallo smurfette,
erstmal herzlich Willkommen bei uns! Sei Dir sicher, hier versteht Dich so ziehmlich jeder!
Und sei Dir auch sicher, dass die meisten von uns mit sehr ähnlichen Fragen und Ängsten konfrontiert waren oder es noch sind.
Ich weiss noch genau wie es mir ging, als es anfings so schwierig zu werden, dass mein Kopf nicht mehr still stehen konnte:
Kind war im sozialen Aus, wir irgendwie auch, Ängste was wie werden kann, oder was auch nicht! Gedankenspirale, wie machen wir das nur?
Sind wir eigentlich ganz alleine damit? Und wer zum Henker kann uns helfen?
...Merkste was?...Das geht wirklich fast allen so!!
Ich weiss noch, dass in der wirklich schweren Zeit fast unsere Familie daran zerbrochen ist! Wenn es ständig nur negative Sachen zu hören gibt und Du als Eltern vor lauter "dasgehtabernicht" und "sie müssendoch" nicht mehr weisst wo Dir der Kopf steht, dann geht das an die Substanz!
Mein Kind ist jetzt 15 Jahre alt! Und wenn ich Dir eine Tipp geben möchte ist es dieser: HAB NICHT SO VIEL ANGST!!!!
-Alle wollen individuell sein, aber wehe, jemand ist anders-! Ein Spruch, der so war ist, denn leider ist es in unser Gesellschaft zum Lotzen anstrengend, anders zu sein! Für ein Kind und auch für die Eltern! Denn es herrscht soviel Unwissen und Unsicherheit, das werdet Ihr merken. Und kaum einer hat die Möglichkeit, die Ruhe oder die Lust sich mit den "Anderen Kindern" auseinander zu setzen und ihnen zu helfen.
Eine ADHS ist eine Lebensbeigabe, aber sei Dir gewiss, es gibt unterm Strich viele Dinge, die schlimmer sein könnten!!
Die Hyperaktivität kann sich geben, muss aber nicht! Aber es ist ja auch so, dass Dein Sohn älter wird, reifen wird und selbstbewusster. Und so findet man seinen Weg, die ADHS mit durchs Leben zunehmen. Der Eine leichter, der Andere eben etwas problematischer!
Gehe ganz mutig daran, an die Chose und höre auf Dein Bauch! Wenn alles Dir sagen was Du zu tun hast und Du meinst es ist nicht das Richtige, dann lass`es!! Denn die, die es gut machen, die sind behutsam und so, dass Du Dich auf ihre Empfehlungen vertrauenkannst!
Medikation ist nicht so schlimm wie die meisten glauben. Das gefährliche Halbwissen der Leute und deren Gefühl, immer was dazu vomStapel zu lassen und es besser zu wissen, das ist das eigentlich Blöde daran!! Ich mache mir heute große Vorwürfe, so lange gewartet zu haben.
Aber ich kann auch leicht reden, beim Sohn hat das alles ohne Probleme geklappt und es gibt kaum bis keine Nebenwirkungen.
Auch da ist ja jeder anders und auch da gilt wohl: beim einen geht es schnell und gut mit der Einstellung und beim anderen dauert es etwas und man muss mehrereKonstellationen ausprobieren!
ADHS ist so eine Sache und besonders die Situation in der Schule und deren Umgang damit könnte man punktuell sicherlich als
Plutoniumstäbe kurz vor der Kernschmelze bezeichnen!! Jedenfalls bei uns war es so undwenn Du Dich im Forum mal so durchliest, dann
wird Dir schnell klar: It`s not easy!!
Aber auch da der Tipp: Lass Dich nie unterkriegen!! Auch wenn Dein Kind Dinge fabriziert die andere doof finden, wegen denen alle genervt sind und mit den Augen rollen als hätten sie BSE: lasst Euch niiiiiiiiiieeeeee einreden, Dein Sohn wäre böse oder blöd!
Er kann nix dafür! Und es dauert lange, jemanden behutsam zu begleiten und ihm den richtigen Weg zu zeigen (Hallo!! Was ist eigentlich RICHTIG!!)
Kuren, das haben schon viele hier gemacht, es gibt spezielle Kliniken, die besonders die ADHS im Fokus haben. Dazu wird sich sicher jemand melden!
Pflegegeld beantragen, das hört sich für mich erstmal radikal an. Wofür meinst Du, könntest Du sowas verwenden?
Irgendwie schaffe ich es nicht, alles etwas strukturierter zu schreiben, woran das nur liegt? Aber ich hoffe Du kannst trotzdem was mit anfangen. Die richtige Cracks werden sich noch melden, da kriegst Du bestimmt Antworten!!
Erstmal nur noch kurz: ADHS kann auch etwas wirklich Gutes mit sich bringen, so im Nachhinein kann ich das sehen, auch wenn es mich streckenweise fast zum Erliegen gebracht habe!!Glaubt fest an Euer Kind!!Der zweite Sohnist 4 Jahre! Und was auch immer sein Leben ihm bringt, es wird nicht so werden wie beim ersten!!Denn ich habe ihn zu oft angezweifelt weil ich mich einfach nicht getraut habe, laut NEIN
zu sagen!!!
die smilla
smilla herzlichen Dank 😘 Deine Worte tun gut
Ja alles sehr anstrengend und zermürbend und nebenher auch noch Ehepaar zu bleiben ist auch nicht ganz so leicht... Aber wir schaffen das schon... Irgendwie 😅
Auf jeden Fall bin ich froh hier Leute gefunden zu haben die Verständnis haben.
Liebe Grüße
smurfette
Zitat
Liebe smurfette,
ich probiere mal die ein oder andere Frage zu beantworten:
Zitat
wie muss ich mir das einstellen der Medikamente vorstellen? Ich hohl nach Rezept die Tabletten aus der Apotheke und beobachte wie er drauf reagiert oder? Muss man viel rum probieren bis man das richtige gefunden hat?
Ja, genau, aber eigentlich muss nicht mit verschiedenen Medikamenten probiert werden, sondern es muss die richtige Dosis herausgefunden werden, die deinem Kind hilft. Meine Erinnerung ist, dass ich bei meinem Kind schon bei kleinen Dosen eine Änderung im Verhalten festgestellt habe. Üblicherweise werden Medikamente mit dem Wirkstoff Methylphenidathydrochlorid (MPH) verschreiben bei ADHS.
Zitat
wie lange hält normal die Wirkung nach einer Dosis?
Das kommt darauf an, ob dein Kind ein sofort wirkendes oder ein retardiertes Medikament bekommt, dabei gibt es Unterschiede, aber zunächst wird meistens mit einem sofort wirksamen Medikament die Dosis herausgefunden.
Lies mal hier:
Grundsätzliches zu Medikamenten
Kartoffelmüsli
da sind die aus unserer Sicht wichtigsten Fakten zu dem Thema zusammen gefasst.
Zitat
haben die Lehrer in der Schule besondere Pflichten bei ADHS Kindern welche sie beachten müssen?
Lehrer sind ein besonderes Thema: Sie müssen gar nix: man kann einen Nachteilsausgleich beantragen, das wäre verpflichtend: aber hier haben wir die verschiedensten Erfahrungen mit Lehrern gemacht: ganz verständnisvolle, die auf die Kinder eingehen, Ignoranten, die ADHS für ein Erziehungsproblem halten, Kritiker, die selber alles besser wissen, solche, die mit uns zusammen gearbeitet haben, solche, denen wir nix gesagt haben.
Wenn Medikamente verschrieben werden, gibt es oft die Aufforderung, dass Eltern und Lehrer Fragebögen ausfüllen.
Zitat
gibt es die Möglichkeit eine Mutter-Kind-Kur zu beantragen bei welcher wir dann beide entsprechende Schulungen bekommen und die Medikamente richtig eingestellt werden
Es gibt einige wenige Kurkliniken, die ADHS behandeln, allerdings wird die erste Einstellung meistens mit Beobachtung des Alltags gemacht. Wenn Ihr wirklich die Diagnose ADHS bekommt und dazu noch gleich eine Verschreibung von Medikamenten, ist die Einstellung im Alltag sinnvoll, da soll es ja wirken. Es kommt allerdings auf vor, dass zunächst über Therapie versucht wird, Körperwahrnehmung, Konzentration und Verhalten positiv zu beeinflussen. Wobei die meisten Kinder mehr von Therapien profitieren,wenn sie mit MPH behandelt werden. Oft bieten die Therapiepraxen ein Elterntraining an, das gehört zur modalen Behandlungsform von ADHS eigentlich immer gemacht werden. Da lernst man den Umgang und eine neue Sicht mit und auf unsere Kinder.
Bei unserer gesetzlichen Krankenversichrung waren die MPH Medikamente kein Problem, z. T. gibt es Zuzahlungen, ich kann mir kaum vorstellen, dass das bei einer gesicherten Diagnose bei der privaten anders sein soll, aber diese Erfahrung kann bestimmt noch jemand anders mitteilen.
Einen Schritt nach dem anderen gehen!
Und traue dich, auch Ärzte und Therapeuten zu fragen: ich gehe immer mit einem Fragenzettel in Termine. Außerdem habe ich immer versucht bei Therapeutenterminen einen Zeitraum zu finden, an dem ich kurz alleine mit dem Arzt reden konnte. Wenn ich mit meinem Sohn vor dem Arzt sitze, reden wir mit dem Kind. Wenn ich über das Kind reden will, dann nicht in seiner Gegenwart.
Grüße FaVe
Zitat von smurfette im Beitrag #1
Vielleicht könnt ihr ja meine Fragezeichen-Suppe etwas sortieren
Dafür sind wir da.
Zitat von smurfette im Beitrag #1
- Ist ADHS eigentlich eine Diagnose für´s Leben oder kann es sein, dass sich alles mit der Pubertät wieder auflöst?
ADHS ist eine neurologische Besonderheit (das Gehirn ist einfach anders verdrahtet). Man wird mit ADHS geboren und behält diese ein Leben lang. Gleiches gilt übrigens für rote Haare und manche andere Harmlosigkeiten.
Zitat von smurfette im Beitrag #1
- wie muss ich mir das einstellen der Medikamente vorstellen?
Indem man klein anfängt und immer nur einen Schritt nach dem anderen tut.
Zitat von smurfette im Beitrag #1
Ich hohl nach Rezept die Tabletten aus der Apotheke und beobachte wie er drauf reagiert oder?
Aus der Apotheke holen wirst du sie schon müssen, aber ansonsten solltest du mal ein bisschen cool bleiben und dich da nicht so reinsteigern.
Zitat von smurfette im Beitrag #1
Muss man viel rum probieren bis man das richtige gefunden hat?
Bei manchen klappt es auf Anhieb, bei manchen muss man rumprobieren. Das gilt im übrigen für zahlreiche andere Medikamente auch.
Zitat von smurfette im Beitrag #1
Kann es sein das das Verhalten bei versch. Medikamenten noch schlimmer wird
Wer sagt denn sowas?
Zitat von smurfette im Beitrag #1
- wie lange hält normal die Wirkung nach einer Dosis?
Die Wirkung von sofort freisetzenden Methylphenidat-Medikamenten ist nach vier Stunden alle, bei retardierten MPH-Medikamenten nach maximal zwölf Stunden.
Zitat von smurfette im Beitrag #1
- haben die Lehrer in der Schule besondere Pflichten bei ADHS Kindern welche sie beachten müssen?
Jein. Lehrkräfte sind unterschiedlich. Manche nehmen das Kind und seine Problematik ernst, manche halten es für schlechte Erziehung. Sei nicht allzu mitteilungsfreudig, bevor du die Lehrkraft einschätzen kannst.
Zitat von smurfette im Beitrag #1
- gibt es die Möglichkeit eine Mutter-Kind-Kur zu beantragen bei welcher wir dann beide entsprechende Schulungen bekommen und die Medikamente richtig eingestellt werden?
Theoretisch ja. Die Frage ist: weshalb jetzt? Ich will jetzt nicht arrogant rüberkommen, aber du solltest es wissen. Wenn es dir "nur" um Informationen und Schulungen und die Medi-Einstellung geht, dann hast du mehr davon, wenn du dich hier durchs Forum liest, ebenso durch unsere Website (klein aber oho!) und die Website des ADHS Deutschland e.V..
Wenn du Fragen hast, stelle sie uns. Und lass dich bitte nicht wuschig machen von Leuten, die zwar viel Meinung, aber null Ahnung haben.
Zitat von smurfette im Beitrag #1
... die Kinder auch privat versichert. Das muss ich im Detail dann wahrscheinlich mit der Krankenversicherung klären.
Welche Details denn? Reiche die Rechnung für die Diagnostik ein und warte, ob sie bezahlt wird. Bei der Diagnostik hatte die private Krankenversicherung bei meiner Tochter dicke Backen gemacht, alles andere wurde bezahlt. Bei den Psychotherapien gibt es fünf probatorische Sitzungen, danach muss man die Weiterbehandlung beantragen. Meistens macht das der Therapeut. Was du selbst beantragen müsstest, ist eine Kur.
Zitat von smurfette im Beitrag #1
- ich habe gehört es gibt die Möglichkeit Pflegegeld zu beantragen. Wo muss ich da einen Antrag stellen?
Echt jetzt? Nur weil bei deinem Sohn eine ADHS diagnostiziert wird, ist er doch noch kein Pflegefall!
Wenn Komorbiditäten dazukommen und der tägliche Mehraufwand für deinen Sohn im Vergleich zu Gleichaltrigen erheblich ist, kannst du bei der Pflegeversicherung (über die Krankenversicherung) einen Antrag auf Feststellung eines Pflegegrades stellen. Da kommt dann ein Gutachter ins Haus um den Mehraufwand zu beurteilen.
Und bevor diese Frage auch noch kommt: Man kann auch einen Antrag auf Feststellung einer Behinderung stellen (beim Landratsamt).
Das Folgende gilt für beide Anträge: "Nur" wegen einer ADHS ist das weder notwendig noch sinnvoll. Was ändert sich dadurch für deinen Sohn? Nix! Was ändert sich für dich? Du bekommst einen Haufen Papierkram an den Hals, bevor du auch nur das winzigste Fitzelchen Vorteil davon hast. Vergiss einfach beides - Pflegegrad und Schwerbehinderung. Sollte das irgendeinen Sinn ergeben, wird dich der Arzt beizeiten darauf hinweisen.
Zitat von smilla im Beitrag #2
Wenn alles Dir sagen was Du zu tun hast und Du meinst es ist nicht das Richtige, dann lass`es!!
Besser hätte ich es nicht formulieren können. Danke smilla .
Zitat von smilla im Beitrag #2
Das gefährliche Halbwissen der Leute und deren Gefühl, immer was dazu vom Stapel zu lassen und es besser zu wissen, das ist das eigentlich Blöde daran!!
Eigentlich ist das unser einziges Problem (sorry, aber so sehe ich das inzwischen). Fakenews und Hetze in den Medien (nein, ich meine nicht Facebook) sorgen dafür, dass alle, aber auch wirklich alle eine Meinung zu ADHS haben - bloß Ahnung hat halt keiner davon. Die Folge ist, dass Eltern verunsichert und Therapien viel zu spät begonnen werden. Das ist unterlassene Hilfeleistung. Eine weitere Folge ist, dass diejenigen, die beruflich mit unseren Kindern zu tun haben, sich davon beeinflussen lassen und den Eltern oft keine große Hilfe sind, eher das Gegenteil.
Seriöse Infos zur ADHS bekommst du von der Selbsthilfe (regionale Selbsthilfegruppen, Webseiten und Foren von Betroffenen) und von den Webseiten der Hersteller der ADHS-Medikamente.
Zitat von smilla im Beitrag #2
lasst Euch niiiiiiiiiieeeeee einreden, Dein Sohn wäre böse oder blöd!
Danke smilla!
Wieso finde ich gerade nicht, wie man auf unsere Webseite kommt? Hmmmm ...
Bitte hier lang: ADHS365.
Hallo smurfette,
auch von mir ein herzliches Willkommen hier. Du hast ja schon ganz viele Antworten auf deine Fragen bekommen. Die unterschreibe ich auch alle genauso (deshalb antworte ich darauf auch nicht nochmal )
Mir fiel beim lesen ein Spruch von Susanne ein, den sie mir (und vielen anderen Usern) geschrieben hat.
Sinngemäß (wörtlich bekomme ich das gerade nicht hin):
Jetzt kümmern wir uns um die Probleme von heute. Um die Probleme der Zukunft kümmern wir uns, wenn sie da sind.
Den Spruch sage ich mir zwischendurch immer mal wieder und hole damit auch gerne mal meinen Mann wieder zurück.
Ich habe mich damals, wie du, auch bevor unser Zwerg die Diagnose hatte, informiert. Hier und in einer realen SHG. Das wäre übrigens auch ein Tipp für dich. Suche eine reale SHG. Die kann dir bei Fragen zu Therapeuten und Ärzte besser helfen.
Aber ich komme vom Thema ab . Ich habe mich aber damit völlig verrückt gemacht.
Ich drücke die Daumen für die Diagnostik.
Viele Grüße
Andrea
Gestern Abend habe ich versucht, deine Fragen zu beantworten. Ich möchte dir aber noch mehr mit auf den Weg geben. Nächste Woche wird dir die Diagnose erklärt, sehe ich das richtig? Ok, also dann ...
Zitat von smurfette im Beitrag Hallo zusammen
Der Lehrer hat uns nun empfohlen ihn auf ADHS testen zu lassen.
Der Lehrer wird fragen, ob eine ADHS-Diagnose gestellt wurde. Bevor du ja oder nein sagst, frage ihn bitte, wie er denn auf ADHS gekommen ist. Wenn er seine Erkenntnisse aus den Medien hat, dann sieht er in deinem Sohn ausschließlich seine Zappeligkeit und Ablenkbarkeit. Es kann auch sein, er hat ADHS-Kinder in seiner Familie. In diesem Fall kannst du auf Verständnis für deinen Sohn hoffen und ganz offen mit dem Lehrer sprechen.
Zitat von smurfette im Beitrag Hallo zusammen
Letzte Woche hatten wir die Untersuchung bei einer Psychologin.
Lese ich das richtig, die Diagnostik erfolgt durch eine PsychOLOGIN? Dann brauchst du dir erst mal keine Sorgen wegen Medikamenten zu machen. Eine Psychologin darf keine Medikamente verordnen, das darf nur ein Arzt. Sie wird dir empfehlen, dich wegen einer Medikation an den Kinderarzt oder einen Kinder- und Jugend-Psychiater zu wenden.
Sollte die Psychologin auch Ärztin sein und den Rezeptblock zücken wollen, sage ihr, du möchtest jetzt erst mal die Diagnose sacken lassen und bis zum nächsten Termin über eine Medikation nachdenken. Das gibt dir Zeit, deine Gedanken zu ordnen und hier nochmal nachzufragen, was es bei einer Medikation zu beachten gibt. Wenn du erst mal ein Rezept in der Hand hast, musst du es innerhalb einer Woche einlösen, da ist also nicht mehr viel Zeit zum Nachdenken.
Und nein, ich möchte dir auf gar keinen Fall eine Medikation ausreden. Ich spüre aber deine Unsicherheit und deine Angst davor, dass du auf alles, was jetzt möglicherweise geschehen könnte, nicht vorbereitet bist. Also lass uns über die Medikation reden, wenn sie tatsächlich ansteht. Nicht alle ADHS-Kinder brauchen Medikamente.
Möglicherweise wird dir die Psychologin eine Verhaltenstherapie vorschlagen. Lass dir von ihr erklären, wie sowas abläuft. Und frage sie, ob in der Verhaltenstherapie auch ein Elterntraining enthalten ist.
Was wird sich durch eine mögliche ADHS-Diagnose ändern? Erst mal nichts. Dein Sohn ist nach wie vor dein Sohn und er ist genau so, wie er immer ist. Also, er hat nach wie vor die gleichen Probleme. Doch jetzt kann man ihm helfen.
Zitat von smurfette im Beitrag Hallo zusammen
Leider hat er so große Probleme still zu sitzen und sein Wissen auf´s Papier zu bringen, ...
Er weiß, dass kaum etwas auf dem Papier steht. Das befriedigt ihn nicht und er will, dass da mehr draufsteht. Dadurch, dass er nicht stillsitzt, sondern sich bewegt, stimuliert er sich selbst. Er macht sich damit "wach", um seine Aufgaben erfüllen zu können.
Zitat von smurfette im Beitrag Hallo zusammen
Durch sein Verhalten hat er sich zum Aussenseiter gemacht.
Er möchte so sein wie alle anderen auch und es gelingt ihm nicht. Das belastet ihn. Was er falsch gemacht hat, merkt er immer erst hinterher oder auch gar nicht.
Du hast damit seine beiden größten Probleme benannt und beide haben den gleichen Grund: Der Botenstoff Dopamin in seinem Gehirn macht seinen Job nicht so richtig. Dein Sohn kann seine exekutiven Funktionen nicht abrufen, deshalb steht nichts auf dem Papier. Er kann Situationen nicht mit dem Altspeicher im Kleinhirn abgleichen, kann Erfahrungen nicht verwerten, deshalb kann er sein Verhalten nicht anpassen.
Und nein, er kann sich nicht mal eben zusammenreißen, seine Aufgaben aufs Papier schreiben und sich seinen Klassenkameraden gegenüber angemessen verhalten. Er KANN es nicht! Und genau hier braucht er Hilfe.
Schau doch mal hier: Susannes Randnotizen
Höre genau zu, was die Psychologin nächste Woche sagt, und sieh zu, dass du schriftliche Unterlagen bekommst, je mehr, desto besser. Und dann schreibe uns hier, was du alles erfahren hast.
Ach ja, noch was ... Wenn die Psychologin zu der Erkenntnis kommt, eine ADHS läge nicht vor, dann frage sie bitte: "Was ist es dann?"
Und noch was ... Ich weiß nicht, woher du deine Informationen hast. Ich weiß nur, dass sie dir nicht gut tun, dich völlig verunsichern und verwirren. Hinterfrage bitte deine Quellen. Deinen Fragen entnehme ich, dass du "den üblichen Verdächtigen" aufgesessen bist. Bitte informiere dich bei der Selbsthilfe und wenn du mehr weißt, durch Fachliteratur.
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