Frohe Weihnachten!
25.12.2014 02:57

Frühstück an Heiligabend; Göga, Kleinetochter und ich verteilen die Aufgaben. Ich lag eigentlich ganz gut in der Zeit – dachte ich. Kartoffelsalat machen, noch ein paar Geschenke einwickeln, duschen, Kaffeegeschirr einpacken … irgendwas war da noch, was war das bloß? Hmmm, ach, wenn es mir bis zum Abflug um halb drei nicht wieder einfällt, war es nicht wichtig.

Kleinetochter schnappt sich den Einkaufszettel (Kartoffeln, Schnittlauch, Brot, Einwickelpapier und eine Kuchenform für ihre Freundin) und den Autoschlüssel. So, jetzt aber los! Wenigstens ihre Geschenke sollte ich noch einpacken, bevor sie vom Einkaufen zurück ist. Das Telefon klingelt. „Mama, was mach ich denn, damit ich einen Gang reinkriege? Audi und ich stehen an der Kreuzung, hinter mir hupt es und ich kriege keinen Gang rein.“ „Warnblinkanlage einschalten, dem hupenden Hintermann ein hilfloses Lächeln schenken, Audi oben am Armaturenbrett rechts vom Lenkrad streicheln und ihn motivieren, dann tiiief Luft holen und den zweiten Gang einlegen – so hab ich das vorgestern gemacht.“ Ich hörte Geräusche, die mir gar nicht gefielen. „Mama, es geht nicht. Doch, jetzt hat es geklappt! Jetzt ist der zweite Gang drin und geht nicht mehr raus. Sch…! Ich fahr jetzt im zweiten Gang heim, so lange sich Audi überhaupt noch vom Fleck rührt.“ „Wo bist du?“ „Noch hundert Meter ...“

Kleinetochter stellte den Motor ab. Audi roch ein bisschen streng nach Metall verarbeitende Industrie. Jetzt, im Stehen und bei ausgeschaltetem Motor ließen sich die Gänge zwar schalten, aber die Geräusche dabei gruben tiefe Furchen in mein Herz – vor allem aber in meine Trommelfelle und schon mal rein vorsorglich in meinen Geldbeutel. Nichts, aber auch gar nichts sprach gegen einen Getriebeschaden. Hab ich schon erwähnt, dass heute Heiligabend ist?

Kleinetochter bekommt das Auto von ihrem Freund, aber erst in einer Stunde. Ok, dann ändern wir eben den Zeitplan. Erst den Christbaum schmücken, danach einkaufen. Göga und Kleinetochter versuchen, den ziemlich großen Baum in den Christbaumständer reinzufummeln. „Mama, der Stamm ist zu dick für den Ständer!“ Und das, obwohl der Stamm vom Verkäufer mit der Kettensäge bearbeitet wurde. Hmpf. Göga will mir das Schinkenmesser abnehmen. Er ist Marcumar-Patient und sollte sich möglichst nicht in den Finger schneiden. Ich schnappe mir das Schinkenmesser und schnitze den Stamm zurecht. Jetzt passt es.

Kleinetochter holt Christbaumschmuck aus dem Keller und fängt an, den Baum zu schmücken. „Mama, wo ist denn die Lichterkette? Und die Christbaumspitze? Und wo sind die bunten Kugeln?“ „Im Keller?“ „Da hab ich schon nachgesehen, da ist nix mehr.“ Stimmt. In dem Schrank mit dem Weihnachtszeugs ist keine Lichterkette, auch keine Christbaumspitze und keine bunten Kugeln. Wo dann? Ah, da oben im Regal, was ist denn in dem Karton? Treffer. Puh! Alles da!

Der Christbaum ist geschmückt, Freund und sein Auto sind da, Kleinetochter geht einkaufen. Jetzt aber dalli! Ich muss noch … siehe oben: Kartoffelsalat, Geschenke, duschen, Kaffeegeschirr. Ich frage Göga, wann er duschen geht. „Ich brauche noch eine halbe Stunde, dann möchte ich duschen. Wenn Kleinetochter zurück ist, will sie duschen. Es wäre am besten, du gehst jetzt gleich, sonst wird es nachher zeitlich eng.“ „Ok“, meint Göga, „ich geh in einer halben Stunde duschen.“ Gngngnnnn! Halt die Klappe, Susanne. Wenn der Kartoffelsalat fertig ist, gehst du ins Bad – egal, wieviel Uhr es ist.

Natürlich war der Kartoffelsalat genau dann fertig, als Göga ins Bad ging. Hmpf! Geschenke einwickeln, obwohl kaum noch Geschenkpapier im Haus ist? Ok, ich packe erst mal das Kaffeegeschirr zusammen …

Großetochter ist in eine kleinere Wohnung gezogen, ein Teil ihres Hausrats ist bei uns untergebracht. Sie hat zu Kaffee und Plätzchen eingeladen und braucht natürlich ihr Geschirr. So, fertig. Und das Bad ist auch frei. Smartie piepst. Großetochter erinnert mich daran, Kaffeegeschirr und vier Stühle mitzubringen. Stühle! Das war es, was ich erfolgreich verdrängt hatte. Wie kriege ich jetzt vier Stühle in den kleinen BMW von Kleinetochters Freund? Mist! Für solche Zwecke hab ich Audi. Und jetzt, wo ich ihn brauche, lässt er mich wieder mal im Stich.

Viertel nach zwei. Die Geschenke sind eingepackt, Kleinetochter kommt aus dem Bad und ich habe es geschafft, vier Stühle im BMW unterzubringen – so, dass noch drei Leute Platz haben. Wir sitzen tatsächlich kurz nach halb drei im Auto und fahren mit Kaffeegeschirr und Stühlen zu Großetochter.

So, jetzt kann das Christkind kommen.

Ich wünsche Euch allen ein frohes Weihnachtsfest und geruhsame Feiertage.

Informationen zu diesem Artikel
  • Erstellt von: SusanneG
    Kategorie: User-Blogs
    25.12.2014 02:57:00 Uhr

    zuletzt bearbeitet: 25.12.2014 02:57
  • 1 Kommentare
Kommentare
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26.12.2014 08:34

Loriot hätte seine Freude daran gehabt ... und ich auch! Danke, Susanne!
Und wenn dann alle gemeinsam glücklich unter´m Christbaum sitzen, dann ist doch am Ende alles gut.
FROHE WEIHNACHTEN!

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